Als Emphysem (aus dem Griechischen für „en physao“ – Blase) wird die übermäßige oder an ungewöhnlichen Stellen vorkommende Ansammlung von Luft (oder anderen Gasen) bezeichnet.
Nach dem Ort der Luftansammlung können die folgenden Emphysem-Arten unterschieden werden:
Häufig ist mit dem Begriff Emphysem jedoch das Lungenemphysem gemeint. Landläufig wird für alle Arten von Emphysem außerdem der Ausdruck Luftemphysem verwendet.
Da Emphyseme an verschiedenen Körperstellen und Organen auftreten können, gibt es diverse Ursachen.
Ein Lungenemphysem ist die Folge einer krankhaften Veränderung, eines chronischen entzündlichen Geschehens oder einer Überdehnung des Lungengewebes. Dies endet letztendlich mit einer Zerstörung der Lungenbläschen (Alveolen). Die Wände der Lungenbläschen gehen zugrunde. Ursachen für die chronische Überblähung oder Lungenentzündung sind:
Das Hautemphysem entwickelt sich, wenn aus dem Körperinneren Luft oder Gas unter die Haut gelangt. Nach der Zerstörung von Lungenbläschen kann beispielsweise Luft über den Raum zwischen den beiden Lungen (Mediastinalraum) unter die Haut am Hals gelangen. Zur Zerstörung der Lungenbläschen und einem Riss der Lunge kann es kommen bei
Weitere Ursachen eines Hautemphysems sind Verletzungen am Schädel mit Beteiligung der Nasennebenhöhlen, medizinische Eingriffe oder Infektionen mit Krankheitserregern, bei denen sich Gas im Gewebe bildet.
Als Mediastinalemphysem wird die vermehrte Ansammlung von Luft im Mediastinum bezeichnet. Das Mediastinum ist der mittlere Bereich innerhalb der Brust, der vorne vom Brustbein, hinten durch die Wirbelsäule, oben durch den Hals und unten durch das Zwerchfell begrenzt wird. Es enthält das Herz, einige Lymphknoten sowie Teile von Luft- und Speiseröhre, Aorta und Schilddrüse. Die Lunge gehört nicht dazu, sie liegt an beiden Seiten vom Mediastinum. Zu einer Luftansammlung kann es kommen, wenn Lungenbläschen verletzt werden oder reißen. Wenn Speiseröhre oder Darm reißen, kann dies ebenfalls zu einem Mediastinalemphysem führen. Gründe für die Risse in der Lunge oder im Magen-Darm-Trakt sind zum Beispiel
Krankheitsbilder wie Asthma oder starker Husten können in extremen Fällen ebenfalls Lungenbläschen zum Reißen bringen.
Die Orbita ist die knöcherne Augenhöhle. In ihr liegen das Auge und seine Anhangsstrukturen. Sie wird aus sieben unterschiedlichen Knochen gebildet (Stirnbein, Tränenbein, Oberkiefer, Jochbein, Siebbein, Gaumenbein, Keilbein). Das Orbitaemphysem ist eine Luftansammlung im Gewebe der Augenhöhle. Ursache sind Knochenbrüche im Bereich der Augenhöhle (insbesondere der Wand in Richtung der Mitte) mit Eröffnung der Nasennebenhöhlen. Dies kann bei zahnärztlichen Eingriffen passieren oder durch stumpfe Gewalteinwirkung von außen.
Das Lungenemphysem ist meist Folge einer chronischen Lungenschädigung und -entzündung. Durch die Entzündung kommt es zu einer Überblähung und letztlich Zerstörung der Lungenbläschen (Alveolen). Die Lungenbläschen sind für den Sauerstoffaustausch verantwortlich. Durch die Schädigung der Lungenbläschen wird der Körper schlechter mit Sauerstoff versorgt. Häufig kommt es zu Symptomen wie Atemnot, Husten, erhöhter Infektanfälligkeit und Auswurf. Im fortgeschrittenen Stadium kann es durch den Sauerstoffmangel zur Blaufärbung von Haut und Schleimhaut kommen (Zyanose). Es kann sich ein sogenannter Fassthorax ausbilden. Dabei verändern sich die knöchernen Strukturen des Brustkorbs, so dass der Brustkorb kurz und breit erscheint. Der Allgemeinzustand ist deutlich reduziert, häufig kommt es zur Entwicklung von Herzleistungsstörungen.
Beim Hautemphysem sind knisternde (wie „Schneeknirschen“ klingende) Luftbläschen unter der Haut oder im Weichteilgewebe zu ertasten. Weitere Symptome sind abhängig von Art der Verletzung und können gering oder sehr ausgeprägt sein:
Das Mediastinalemphysem kann sehr starke Schmerzen unterhalb des Brustbeins verursachen. Häufig stehen die Symptome der verursachenden Verletzung allerdings im Vordergrund. Wenn sich zeitgleich ein Hautemphysem entwickelt, kommt es zu oben beschriebenen Beschwerden.
Beim Orbitaemphysem knistert das betroffene Orbitagewebe bei Druck auf die entsprechenden Bereiche um das Auge herum. Teilweise sind die Lider geschwollen und knistern ebenfalls bei Berührung.
Für alle Formen des Emphysems ist das Krankengespräch wichtig, um bereits eine Verdachtsdiagnose zu stellen. Anschließend erfolgt die klinische Untersuchung.
Für das Lungenemphysem werden eine Spirometrie (Ermittlung der Lungenfunktionswerte und des Lungenvolumens) und eine Blutgasanalyse durchgeführt. Bildgebende Diagnostik wie Röntgenaufnahmen oder CT-Untersuchungen des Brustkorbs sichern die Diagnose. Bei jungen oder nicht rauchenden Patienten kann ein Alpha-1-Antitrypsin-Mangel mittels Blutuntersuchung festgestellt werden.
Schwellungen der Haut, die sich durch Druck wegschieben lassen, und das sogenannte Schneeballknirschen bei Berührung sind typisch für ein Hautemphysem. Die Ursache muss ermittelt werden, falls diese nicht offensichtlich ist.
Beim Mediastinalemphysem können mit dem Stethoskop beim Abhören des Brustkorbs knirschende oder rasselnde Geräusche zu hören sein. Zur Bestätigung werden Röntgenaufnahmen angefertigt.
Ein Orbitaemphysem kann oft durch ein Abtasten der Augenlider erfühlt werden. Zeichen eines Bruchs der Augenhöhlenknochen ist neben dem Knistern durch die Luft eine verminderte Beweglichkeit des Auges. Die genaue Diagnose erfolgt über bildgebende Methoden wie Röntgen und CT.
Grundsätzlich müssen Patienten mit Lungenemphysem oder chronischen Lungenentzündungen zur Vorbeugung weiterer Schäden das Rauchen einstellen. Eine Heilung des Lungenemphysems ist nicht möglich. Viele Maßnahmen helfen jedoch, das Fortschreiten zu verhindern oder zu verlangsamen:
Bei einem Hautemphysem kann bei stabilem Allgemeinzustand und leichten Beschwerden nach einer Erstbehandlung bei regelmäßigen ärztlichen Kontrollen abgewartet werden. Die Luft wird vom Körper langsam aufgenommen (resorbiert). Die weitere Behandlung ist abhängig von Ausprägung des Hautemphysems und der auslösenden Ursache.
Das Mediastinalemphysem benötigt keine spezielle Behandlung. Die zugrundeliegende Ursache wird therapiert, damit verschwindet das Mediastinalemphysem in der Regel auch.
Die Behandlung beim Orbitaemphysem beziehungsweise dem Knochenbruch der Augenhöhle kann in weniger schweren Fällen durch Abwarten unter Gabe von Antibiotika geschehen, um Entzündungen durch Erreger aus den Nasennebenhöhlen zu vermeiden. Bei einigen Betroffenen muss eine Operation erfolgen.
Für das Lungenemphysem oder eine fortgeschrittene chronische Lungenenrkrankung (COPD) besteht keine Möglichkeit der Heilung. Die Schäden sind nicht reversibel (lassen sich nicht rückgängig machen). Eine konsequente Vorsorge mit Einhaltung des Rauchverbots, Atemübungen, Befeuchtung der Atemwege durch Inhalation und ausreichend Flüssigkeitsaufnahme verlangsamt das Fortschreiten der Erkrankung und lindert die Beschwerden.
Für alle weiteren Luftemphyseme ist die Prognose abhängig von der zugrundeliegenden Ursache.
Für Patienten, die unter chronischen Lungenerkrankungen, speziell der COPD leiden, können folgende Internetseiten hilfreiche Tipps und weiterführende Informationen geben:
https://www.lungenemphysem-copd.de/pages/public/ueber-uns/regionale-gruppen/unsere-gruppen/index.php
https://www.copd-deutschland.de/
aktualisiert am 11.07.2022