Eine Embolie (griechisch: „emballo“ für hereindringen, einwerfen) ist der medizinische Fachbegriff für einen Verschluss eines Blutgefäßes durch Material, das über das Blut eingeschwemmt wird. Das Material, das das Gefäß teilweise oder vollständig verlegt, wird als Embolus bezeichnet. Der Embolus ist wasserunlöslich und kann fest (Blutgerinnsel, Gewebe, Tumorzellen), flüssig (Fetttropfen, Fruchtwasser) oder gasförmig (Luft) sein.
Es gibt einen entscheidenden Unterschied zu einer Thrombose. Liegt der Verschluss an der Stelle vor, an dem sich das Blutgerinnsel gebildet hat, dann spricht man von einer Thrombose. Erst wenn sich das Blutgerinnsel ablöst, mit der Blutbahn weiterbefördert wird und ein anderes Gefäß verstopft, spricht man von einer Embolie.
Um ein Blutgefäß zu verstopfen, muss der Embolus größer als der innere Gefäßdurchmesser sein. Sowohl Arterien als auch Venen können von einer Embolie betroffen sein. Symptome und Behandlung sind abhängig von dem betroffenen Gefäß.
Bei einer Embolie kommt es zu einem plötzlichen Verschluss von Blutgefäßen. Unterschiedliche Materialien können die Embolie verursachen. Eine Embolie durch ein Blutgerinnsel tritt bei weitem am häufigsten auf (Thrombembolie).
Ein Blutgerinnsel (Thrombus), das sich beispielsweise durch eine verstärkte Gerinnungsneigung in einem Gefäß bildet, löst sich los und wird mit dem Blutstrom in ein entferntes Blutgefäß abgeschwemmt. Das Gerinnsel verstopft dieses Gefäß. Im Gegensatz dazu kommt es bei einer Thrombose am Ort der Entstehung des Blutgerinnsels zu einem Gefäßverschluss.
Fett, das durch eine Verletzung, beispielsweise bei einer Operation oder offenen Knochenbrüchen, aus dem Fettgewebe gelöst wird, gelangt in den Blutstrom und verstopft ein Gefäß.
Als Komplikation während einer Geburt kann Fruchtwasser mitsamt festen Bestandteilen über die Gebärmutter in den Blutkreislauf der Mutter eindringen und eine Fruchtwasserembolie auslösen.
Bei einer Gasembolie gelangen Gas oder Luft durch Injektionen oder bei der sogenannten Taucherkrankheit (Druckänderung durch zu schnelles Auftauchen) in die Blutgefäße.
Gelöste Tumorteile oder Tochtergeschwülste (Metastasen) können Gefäße verstopfen.
Die Septische Embolie entsteht durch bakterielle Krankheitserreger, zum Beispiel bei Entzündung der Herzinnenhaut (Endokarditis), wenn sich entzündliches Material mit Bakterien von der Herzklappe löst.
Die Fremdkörperembolie kommt zum Beispiel als Komplikation bei medizinischen Eingriffen vor wie beispielsweise durch einen abgerissenen Venenkatheter.
Eine weitere Einteilung erfolgt nach dem betroffenen Gefäß. Sowohl Venen (Blutgefäße, die sauerstoffarmes Blut aus dem Körperkreislauf beziehungsweise sauerstoffreiches Blut aus dem Lungenkreislauf zum Herzen zurück transportieren) als auch Arterien (transportieren sauerstoffreiches Blut vom Herzen in den Körperkreislauf und sauerstoffarmes vom Herzen in den Lungenkreislauf) können von einer Embolie betroffen sein.
Ursache ist fast immer (85 Prozent der Fälle) eine Herzerkrankung (der linken Herzhälfte) wie Vorhofflimmern (60%) und Herzinfarkt mit Thrombosebildung (20%) oder Herzinnenhautentzündung (Endokarditis). Vom Herzen gelangt der Embolus beispielsweise in eine Hirnarterie (was zu einem Schlaganfall führt), in Arterien von Beinen oder Armen oder in die Organe (wie Milz, Nieren, Darm).
In 10 Prozent der Fälle ist ein Aneurysma die Ursache für eine arterielle Embolie.
Die venöse Embolie entwickelt sich in den Venen des großen Körperkreislaufs, am häufigsten in den Beinvenen. Der Embolus gelangt mit dem Blutstrom in das rechte Herz und von hier in die Arterien der Lunge (Lungenkreislauf). Hier besteht die Gefahr eines lebensbedrohlichen Gefäßverschlusses der Lungenarterien (Lungenembolie).
Folgende Faktoren erhöhen das Risiko, dass Blutgerinnsel (Thromben) entstehen, Gefäße verengt werden oder sich der Blutfluss verlangsamt und daraus eine Embolie entsteht:
Die Symptome sind abhängig davon, welches Gefäß betroffen ist. Durch den Gefäßverschluss kommt es zu einer Unterbrechung der Blutversorgung des Gewebes oder Organs, das von dem Gefäß versorgt wird. Folge davon ist ein Funktionsverlust oder Absterben des Gewebes.
Wenn der Blutfluss bei einem Gefäßverschluss durch kleine in der Umgebung liegende Blutgefäße umgeleitet werden kann, verläuft ein Embolus auch ohne Beschwerden. Das Leitsymptom einer Embolie ist der plötzlich einsetzende, peitschenartige starke Schmerz. Je nach Lage des Embolus kann es neben den heftigen Schmerzen außerdem zu weiteren Beschwerden kommen. Für eine Embolie spricht ein bereits bekanntes Herzleiden wie Vorhofflimmern oder Zustand nach Herzinfarkt. Für eine Thrombose sprechen ein lokales Trauma und eine vorliegende periphere arterielle Verschlusskrankheit.
Akuter Arterienverschlussd durch Embolie einer Arterie in Beinen oder Armen, nach den englischen Begriffen auch 6 P genannt:
Embolie einer Lungenarterie (Lungenembolie):
Embolie einer Hirnarterie (Hirnembolie, führt zu einem Schlaganfall):
Embolie der Herzkranzgefäße (führt zum Herzinfarkt):
Embolien der Gefäße der Organe:
In anderen Arterien kann es ebenfalls zu Embolien kommen, zum Beispiel einem Arterienverschluss im Auge, der einen Sehausfall verursacht.
Bei Verdacht auf eine Embolie aufgrund der typischen Symptome erfragt der Arzt in der Krankengeschichte die Lebensgewohnheiten, Vorerkrankungen und andere Risiken. In einer klinischen Untersuchung untersucht er den betroffenen, schmerzenden Bereich genauer.
Bei der Beurteilung zeigt sich kühle, blasse Haut, fehlender oder schwacher Puls. Es folgt eine Ultraschalluntersuchung zur Gefäßdarstellung.
Es erfolgt eine Blutuntersuchung zum Nachweis einer ursächlichen Thrombose (wichtig sind sogenannte D- Dimere), ebenso eine bildgebende Diagnostik wie Röntgenaufnahmen oder Computertomographie (CT) mit Kontrastmitteln. Hauptursache einer Lungenembolie sind Blutgerinnsel der Beine, daher erfolgt eine Ultraschalluntersuchung der Beine, um diese zu erkennen.
Wichtig ist eine Computertomographie zur Unterscheidung, ob ein Gefäßverschluss oder ein Blutung vorliegt. Eine ergänzende Aufnahme erfolgt mit Kontrastmittel zur Gefäßdarstellung und Feststellung des Ausmaßes.
Mittels Abtasten und Abhören des Bauchraums kann der Arzt gegebenenfalls das betroffene Organ lokalisieren. Untersuchungen wie Ultraschall, Röntgen, Angio-CT (Gefäßaufnahme) oder Darmspiegelung sichern die Diagnose.
Bei Verdacht auf eine Embolie muss umgehend ein Arzt aufgesucht werden beziehungsweise ein Notarzt verständigt werden. Verhalten Sie sich ruhig und bewegen Sie sich möglichst wenig, um zu verhindern, dass sich beispielsweise weitere Blutgerinnsel lösen. Wenn eine Embolie nicht umgehend erkannt und behandelt wird, steigt die Gefahr folgender schwerer Komplikationen:
Je nach Schwere des Verlaufs und betroffenem Gefäß kann zunächst eine erste Notfallbehandlung notwendig sein:
Bei stabilen Patienten oder im Anschluss an die erste Notfallbehandlung ist das Ziel der Behandlung, die Durchblutung umgehend wiederherzustellen. Damit lassen sich Folgeschäden vermeiden. Zum Einsatz kommen folgende Maßnahmen:
Nach der ersten Notfallbehandlung und der Wiederherstellung der Gefäßdurchblutung wird die Ursache der Embolie behandelt.
Bei einer Katheterbehandlung oder einem operativen Eingriff kann der Embolus in der Regel erfolgreich entfernt werden. Allerdings kann es zu folgenden Komplikationen kommen:
Die Prognose ist je nach dem betroffenen Gefäß unterschiedlich. Wenn ein Gefäß verstopft und die Blutversorgung durch kleine Blutgefäße in der Umgebung weiter gewährleistet ist, kann die Embolie symptomlos und ohne Folgeschäden verlaufen.
Bei anderen Formen ist entscheidend, ob die Durchblutung zeitnah (in den ersten sechs Stunden) wiederhergestellt werden kann, um Folgeschäden zu vermeiden. Durch einen Katheter oder bei einem operativen Eingriff kann der Embolus meist erfolgreich entfernt werden. Allerdings ist die Gefahr, dass sich erneut eine Embolie bildet, besonders für Betroffene mit entsprechenden Risikofaktoren hoch. Um die Gefahr zu reduzieren, sollten folgende Maßnahmen eingehalten werden:
Leitlinie Diagnostik und Therapie der Venenthrombose und der Lungenembolie: https://www.awmf.org/uploads/tx_szleitlinien/065-002l_S2k_VTE_2016-01.pdf (online, letzter Abruf: 13.07.2020)
Onmeda, Astrid Clasen – Embolie: Wenn plötzlich ein Blutgefäß verstopft ist: https://www.onmeda.de/krankheiten/embolie.html (online, letzter Abruf: 26.05.2020)
Healthline, Brian Krans – Pulmonary Embolism: https://www.healthline.com/health/pulmonary-embolus (online, letzter Abruf: 26.05.2020)
MSD Manual, Victor F. Tapson – Lungenembolie (LE): https://www.msdmanuals.com/de-de/heim/lungen-und-atemwegserkrankungen/lungenembolie/lungenembolie-le (online, letzter Abruf: 26.05.2020)
Schoenenberger, Ronald A. et al.: 2009, Internistische Notfälle (Thieme)
aktualisiert am 13.07.2020