Defekte im Impulsleitungssystem des Herzens führen zu einer Bradykardie, einer zu niedrigen Herzfrequenz, die sich vor allem im Bedarfsfall einer höheren Herzleistung auswirkt. Dieses Problem ist mit Hilfe eines Herzschrittmachers (HSM) auszugleichen. Das Risiko, dass das Herz seine Leistung bei einer Anforderung nicht anpassen kann, wird durch den Herzschrittmacher gebannt.
Wie intensiv eine sportliche Betätigung in Zukunft ausgeübt wird, ist unter anderem abhängig von der gesundheitlichen Verfassung des Patienten. Liegt ausschließlich ein Sick-Sinus-Syndrom vor (der innere Taktgeber im Herz ist defekt), sind die meisten Sportarten unproblematisch auszuüben.
Mehrere Faktoren entscheiden über die Funktionsfähigkeit eines Herzschrittmachers:
Die Auswirkungen dieser Faktoren erfordern unterschiedliche Einschränkungen bei einigen Sportarten.
Viele Träger von Herzschrittmachern fragen sich, ob starke, ruckartige Bewegungen das Gerät irritieren und in seiner Funktion stören können. Unter bestimmten Bedingungen ist dies tatsächlich der Fall.
Fast alle modernen Herzschrittmacher sind mit Erschütterungs-Sensoren ausgestattet. Diese tragen dazu bei, dass die Herzfrequenz im Bedarfsfall per Elektroimpuls angeregt wird. Viele Erschütterungen signalisieren dem Herzschrittmacher: Die damit ausgestattete Person unterzieht sich einer erhöhten körperlichen Anstrengung und braucht eine erhöhte Herzleistung. Gelegentlich kommt es jedoch zu Störungen: Eine „erschütterungsfreie“ Anstrengung resultiert in Kurzatmigkeit und Leistungsabfall. Umgekehrt können starke, ruckartige Vorgänge verschiedener Art zu einer extrem hohen Herzfrequenz führen.
Der Umgebungs-Luftdruck setzt klare Grenzen für die Benutzer von Herzschrittmachern. Für Touren in Höhen über 5000 Meter liegen schlicht keine Erfahrungswerte vor, um die Funktionsfähigkeit des Gerätes zu garantieren. Letztendlich entscheidet die Gesamtverfassung des HSM-Trägers darüber, ob er sich an Hochalpin-Touren heranwagen will oder nicht. Zusätzliche Herzerkrankungen schließen solche Abenteuer generell aus.
Flugreisen mit Höhen über 10000 Metern sind dagegen keine Gefahr – in den Kabinen der Flugzeuge herrscht Druckausgleich. Der konstante Druck entspricht dem einer Höhe von maximal 2500 Metern.
Extrem riskant ist Tauchen in einer Tiefe von mehr als 10 Metern. Der erhöhte Druck der Wassersäule auf den Organismus führt möglicherweise dazu, dass Körper- und Gewebeflüssigkeiten in den Schrittmacher gelangen. Dieser wird dabei zerstört.
Die Hersteller der verschiedenen Herzschrittmacher garantieren zwischen 5 und 50 Meter gefahrloser Tauchtiefe. Wer das Risiko eingehen möchte, sollte sich diese Information zusätzlich zu einer Bestätigung der Taucheignung beim Kardiologen holen. Auch hier gilt: Wer bereits Taucherfahrung hat, ist gegenüber Anfängern im Vorteil.
Sportarten, die mit heftigen Stößen, Schlägen, Körperkontakt aus einem gewissen Tempo heraus einhergehen, sind für Herzschrittmacher-Träger riskant. Bei Kampfsport, beispielsweise Boxen, kann der eine oder andere Schlag direkt auf dem implantierten Gerät landen. Das kann zu einer schmerzhaften Quetschung oder Verletzung des Umgebungsgewebes führen. Der Schrittmacher selbst wird möglicherweise beschädigt. Selbst bei indirektem Kontakt können die Elektroden für die Reizübermittlung reißen oder brechen – der Schrittmacher wird damit außer Funktion gesetzt. Je nach Art der Abhängigkeit des Patienten vom Gerät verbietet der Arzt bei vielen Betroffenen solche Betätigungen.
Wer schon ein Leben lang Judo, Boxen, Karate und ähnliche Sportarten ausübt, ist dabei in geringerer Gefahr als ein Neuling. Dieser muss naturgemäß viele Schläge einstecken. Bei erfahrenen Sportlern lässt sich der Herzschrittmacher unter dem Brustmuskel in einer stärker geschützten Position implantieren. In der gleichen Situation mit einer solchen Sportart anzufangen, ist möglich, aber riskant.
Wer Squash, Tennis, Badminton oder dem Schießsport frönt, kann den HSM auf der geschützteren Brustseite einsetzen lassen: Rechtshänder tragen das Gerät dann links und umgekehrt. So werden direkte mechanische Einwirkungen oder falsche Signale an die Erschütterungs-Sensoren vermieden.
Zu den extrem riskanten Sportarten zählen Klettern, Drachen- und Gleitschirmfliegen oder Fallschirmspringen: In allen Fällen kann das Geschirr der Ausrüstung auf das Gerät drücken. Bei Pannen oder beim Landen sind starke Rucke und die Erschütterung einzukalkulieren. Auch Anfänger beim Reitsport müssen vermehrt mit Stürzen rechnen, die sich auf die Funktion des Schrittmachers auswirken.
Grundsätzlich ungefährlich und gut geeignet als Wiedereinstieg in ein sportlich aktives Leben sind
Besondere Vorsichtsmaßnahmen und eine spezielle Programmierung erfordern beispielsweise
In diesen Fällen sind Anfänger stärker gefährdet als erfahrene, trainierte Sportler. Stürze, Zusammenstöße und starke Erschütterungen stellen ein Risiko dar. Zusätzliche Einschränkungen der Leistungsfähigkeit gelten, wenn der Patient an weiteren Herzerkrankungen leidet. Eine Überanstrengung kann den Herzmuskel zusätzlich schädigen.
Als extrem riskant einzustufen sind
Über die Leistungsfähigkeit und das individuelle Risiko entscheiden unter anderem
Wie viel die Betroffenen sich zumuten dürfen, sollte immer mit dem behandelnden Kardiologen abgesprochen werden. Grundsätzlich sollten alle Herz-Patienten den Neustart nach der Implantation des HSM langsam angehen. Doch eine übermäßige Schonung und Ängste aufgrund der Herzerkrankung macht der Herzschrittmacher zum Glück überflüssig.
aktualisiert am 27.03.2023