Sportler sind im Allgemeinen nicht stärker als Nichtsportler gefährdet, eine echte Eisenmangelanämie zu bekommen. Für einen latenten Eisenmangel (Eisenmangel ohne Symptome) sind sie allerdings anfälliger. Auch eine sogenannte Pseudoanämie tritt häufiger auf. Der Grund hierfür ist, dass sich insbesondere bei Ausdauersportlern als Anpassung an das Training die Menge des Blutplasmas (Blutflüssigkeit ohne die darin befindlichen Zellen) erhöht. Dadurch ist der Anteil der roten Blutkörperchen (Erythrozyten) und des roten Blutfarbstoffes (Hämoglobin) im Vergleich zu Nichtsportlern im Blut niedriger. Diese erniedrigten Blutwerte können auf einen Eisenmangel hindeuten. Es liegt hierbei aber nur scheinbar eine Anämie (Blutarmut) vor.
Der früher häufig verwendete Begriff der Sport-Anämie oder Sportler-Anämie ist zweifach irreführend. Erstens wird der Eindruck erweckt, dass es eine Anämie gäbe, die nur bei Sportlern auftritt. Zweitens handelt es sich bei diesem Phänomen nicht um eine echte Anämie, sondern um eine Pseudoanämie aufgrund eines Verdünnungseffektes im Blut.
Dass Sportler ein höheres Risiko haben, einen Eisenmangel aufzuweisen, hat verschiedene Gründe:
Sportler benötigen ungefähr ein Milligramm Eisen mehr am Tag als nicht sporttreibende Männer und Frauen. Für Menschen aus der Allgemeinbevölkerung wird der tägliche Bedarf an Eisen aus der Nahrung mit 10 bis 15 Milligramm angegeben. Der individuelle Wert hängt unter anderem auch vom Geschlecht und vom Alter ab.
Bei der Pseudo-Anämie liegt nur scheinbar eine Blutarmut vor. Dies liegt an der im Verhältnis zum Blutvolumen reduzierten Zahl von Hämoglobin und Erythrozyten (roten Blutkörperchen). Es handelt sich aber nicht um eine echte Anämie, weil die absolute Zahl dieser beiden Blutwerte im Normbereich liegt. Die Leistungsfähigkeit des Sportlers ist außerdem nicht eingeschränkt. Eine Therapie ist somit normalerweise nicht nötig.
Eine echte Eisenmangelanämie hingegen führt zu Leistungseinbußen und muss behandelt werden. Eine reine Anpassung der Ernährung reicht hier meist nicht aus. Normalerweise werden Eisenpräparate verordnet, um die Anämie zu behandeln. Eine begleitende eisenreiche Ernährung ist dennoch wichtig und sinnvoll.
Swiss Sports & Exercise Medicine, A. Quadri; B. Gojanovic; P. Noack; S. Brunner; A. Huber; S. Kriemler – Eisenmangel bei Sportlern - Neue Empfehlungen zur Abklärung und Therapie: https://sgsm.ch/fileadmin/user_upload/Zeitschrift/66-2018-2/2-2018_1_Quadri.pdf (online, letzter Abruf: 14.07.2022)
spomedial (Ruhr-Uni Bochum) – Eisenmangel und Sport-Anämie: http://vmrz0100.vm.ruhr-uni-bochum.de/spomedial/content/e866/e2442/e9012/e9875/e9938/e9954/index_ger.html (online, letzter Abruf: 14.07.2022)
Deutsche Zeitschrift für Sportmedizin, B. Friedmann – Sportleranämie: https://www.germanjournalsportsmedicine.com/fileadmin/content/archiv2001/heft09/stint_0901.pdf (online, letzter Abruf: 14.07.2022)
aktualisiert am 14.07.2022