Eisenmangel kann bei Kindern besonders schwere Folgen haben. Ein ausgeprägter Mangel oder eine Eisenmangelanämie (Blutarmut) können Auswirkungen auf alle Bereiche der kindlichen Entwicklung haben. Eisen wird insbesondere zum Transport von Sauerstoff benötigt. Sauerstoff hat eine zentrale Funktion für die Versorgung aller Organe, auch des Gehirns. Ein starker Eisenmangel oder eine Eisenmangelanämie können beim Kind die normgerechte Entwicklung negativ beeinflussen. Hier kann es zur Beeinträchtigung motorischer (die Bewegung betreffender) und kognitiver (die Wahrnehmung und das Denken betreffender) Fähigkeiten kommen.
Die Ursachen eines Eisenmangels bei Kindern sind vielfältig. Von Blutungen über eine unzureichende Ernährung bis hin zu einem gesteigerten Eisenbedarf während des Wachstums sind verschiedenste Gründe denkbar. Die Therapie ist abhängig von der Ursache und vom Ausmaß des Mangels.
Zu einem Eisenmangel kommt es, wenn mehr Eisen verbraucht wird, als im Körper zum Verfügung steht. Die Ursachen für einen Eisenmangel bei Kindern und Jugendlichen können vielfältig sein. Dazu zählen eine zu geringe Aufnahme über die Nahrung oder aus dem Darm, ein vermehrter Verlust und ein erhöhter Bedarf an Eisen.
Am einfachsten und besten kann Eisen aus Fleisch im Körper aufgenommen und verwertet werden. Aus pflanzlichen Nahrungsmitteln wird weniger Eisen verwertet als aus tierischen. Eine eisenarme, streng vegetarische Ernährung kann bei Kinder und Jugendlichen zu einem Eisenmangel führen. Das gleiche Problem kann bei Säuglingen auftreten, die nur Nahrung aus Kuhmilch erhalten.
Chronisch-entzündliche Darmerkrankungen, Nahrungsmittelunverträglichkeiten oder angeborene Störungen der Eisenregulation sind die häufigsten Ursachen für eine verringerte Eisenaufnahme aus dem Darm.
Ein gesteigerter Verlust von Eisen tritt bei Blutungen auf. Das kann bei Mädchen die monatliche Regelblutung sein. Bei Kindern und Jugendlichen mit einer gestörten Blutgerinnung brauchen Wunden länger, um sich zu verschließen. Hier können schon kleinere Verletzungen zu größeren Blut- und damit Eisenverlusten führen. Auch Darmblutungen können eine Ursache für Blutverluste sein.
In Zeiten des Wachstums und bei Wachstumsschüben wird verstärkt Eisen benötigt. Das Gleiche gilt für den Aufbau von Muskelmasse. Wenn in diesen Phasen nicht genug Eisen zur Verfügung steht, kann ein Mangel entstehen.
Durch einen Eisenmangel kann eine Blutarmut (Anämie) entstehen, da Eisen für die Bildung von Hämoglobin gebraucht wird. Hämoglobin ist der rote Blutfarbstoff in den roten Blutkörperchen (Erythrozyten). Das Hämoglobin ist notwendig für den Transport von Sauerstoff. Die Anämie ist zunächst das sichtbarste Anzeichen für einen Eisenmangel. Eisenmangel und Eisenmangelanämie können jedoch bei Kindern und Jugendlichen Folgen für die gesamte motorische und kognitive Entwicklung haben. Anzeichen für einen Eisenmangel und eine Anämie sind:
Natürlich müssen nicht alle Symptome bei einem Kind oder Jugendlichen auftreten.
Zunächst befragt der Arzt das Kind und seine Bezugspersonen nach möglichen Beschwerden. Eine körperliche Untersuchung kann Aufschluss über Entwicklungsverzögerungen und andere Auffälligkeiten geben. Bei Verdacht auf einen Eisenmangel nimmt der Arzt auch eine Blutuntersuchung vor. Folgende Blutwerte sind wichtig:
Wird über die Blutwerte ein Eisenmangel diagnostiziert, ist die zweite wichtige Aufgabe des Arztes, die Ursache für den Mangel festzustellen. Dann kann eine effektive und gezielte Behandlung einsetzen. Deshalb können weitere Untersuchungen, beispielsweise des Darmes, notwendig werden.
Welche Form der Therapie notwendig ist, hängt vom Ausmaß des Eisenmangels, von den vorliegenden Beschwerden und von der Ursache ab. Das Vorgehen sollte in jedem Fall mit einem Arzt besprochen werden. In vielen Fällen erfolgt zunächst eine Zufuhr von Eisen über Tabletten oder Tropfen, um den Mangel nach und nach auszugleichen. Die Einnahme von Eisenpräparaten kann zu Bauchschmerzen, Verstopfung und ähnlichen Symptomen führen. Wenn solche Beschwerden auftreten, muss die Therapie mit dem behandelnden Kinderarzt besprochen und angepasst werden. Außerdem ist darauf zu achten, dass das Eisen nicht in Kombination mit Milchprodukten eingenommen wird. Sie hemmen die Eisenaufnahme. Vitamin C hingegen unterstützt die Aufnahme von Eisen. In Einzelfällen kann auch eine Eisengabe über die Vene sinnvoll sein. Bluttransfusionen werden nur sehr selten nötig.
Neben der Gabe von Eisen muss die Ursache behandelt werden, um einen erneuten Mangel in der Zukunft zu vermeiden. Liegt eine Darmerkrankung vor, muss diese mit therapiert werden. Ist die Ursache des Mangels eine eisenarme Ernährung, ist eine Ernährungsumstellung angezeigt.
Ob die Therapie anschlägt, kann anhand regelmäßiger Kontrollen der entsprechenden Blutwerte überprüft werden.
Die Prognose ist für die meisten Kinder und Jugendlichen sehr gut. Durch eine entsprechende Behandlung bilden sich die Symptome in der Regel innerhalb von Wochen und Monaten zurück und das Blutbild normalisiert sich wieder. Wichtig ist, dass die Eisenpräparate regelmäßig über einen längeren Zeitraum eingenommen werden. Wenn die Ursache ermittelt und erfolgreich behoben werden konnte, ist ein erneuter Mangel nicht üblich.
Zu bleibenden Schäden kann es kommen, wenn ein Kind im Mutterleib schon einem ausgeprägten und langanhaltenden Eisenmangel ausgesetzt ist oder wenn es in kritischen Phasen seiner Entwicklung einen solche erfährt. Dann kann es zu Fehlentwicklungen des Gehirns mit anhaltenden Minderungen der geistigen sowie auch körperlichen Leistungsfähigkeit kommen.
Springer Link – Anil Gupta – Consequences of Iron Deficiency Anemia: https://link.springer.com/chapter/10.1007/978-981-10-5178-4_7 (online, letzter Abruf: 19.07.2022)
Kinderblutkrankheiten.de, Dr. med. Joachim Kunz – Eisenmangelanämie: https://www.kinderblutkrankheiten.de/sites/gpoh/kinderkrebsinfo/kinderblutkrankheiten/content/e97222/e96941/e96942/e101367/e103858/Eisenmangelanmie.pdf (online, letzter Abruf: 19.07.2022)
Cedars Sinai – Iron-Deficiency Anemia in Children: https://www.cedars-sinai.org/health-library/diseases-and-conditions---pediatrics/i/iron-deficiency-anemia-in-children.html (online, letzter Abruf: 19.07.2022)
NCBI, Nihal Özdemir – Iron deficiency anemia from diagnosis to treatment in children: https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC4462328/ (online, letzter Abruf: 19.07.2022)
AWMF online, Wolfgang Behnisch; Martina Muckenthaler; Andreas Kulozik – Eisenmangelanämie: https://www.awmf.org/uploads/tx_szleitlinien/025-021l_S1_Eisenmangelanaemie_2021-11.pdf (online, letzter Abruf: 19.07.2022)
aktualisiert am 19.07.2022