Über 50 Prozent der Menschen mit einer Herzinsuffizienz (Herzschwäche) haben einen Eisenmangel. 10 bis 20 Prozent entwickeln eine Eisenmangelanämie. Schon der Eisenmangel stellt für die ohnehin geschwächten Patienten ein Risiko dar und sollte so früh wie möglich erkannt und behandelt werden. Grund hierfür ist, dass ein Eisenmangel die Beschwerden von Menschen mit einer Herzschwäche noch verstärkt, ihre Leistungsfähigkeit, Lebensqualität und Lebenserwartung reduziert und ihre Prognose insgesamt verschlechtert. Eine regelmäßige Kontrolle der Eisenwerte sollte bei Vorliegen einer Herzschwäche zum Standard gehören.
Es gibt zwei Formen des Eisenmangels, die sich bei Patienten mit einer Herzschwäche entwickeln können: ein absoluter und ein funktioneller Mangel. Bei den meisten Betroffenen handelt es sich um einen funktionellen Mangel, häufig liegen beide Formen auch gleichzeitig vor.
Aus einem nicht erkannten oder nicht behandelten Eisenmangel kann sich eine Eisenmangelanämie entwickeln.
Bestimmt werden in der Regel zwei Blutwerte: das Ferritin und die Transferrin-Sättigung. Hämoglobin wird zusätzlich ermittelt, um neben einem Eisenmangel auch eine Anämie (Blutarmut) feststellen zu können.
Bei Menschen mit einer Herzinsuffizienz wird von einem Eisenmangel ausgegangen, wenn das Ferritin kleiner als 100 Nanogramm pro Milliliter (ng/ml ist) ist. Ebenso handelt es sich um einen Eisenmangel, wenn das Ferritin zwischen 100 und 300 ng/ml liegt und die Transferrin-Sättigung (TSAT) gleichzeitig kleiner als 20 Prozent beträgt. Wird ein bestimmter Hämoglobinwert unterschritten, der unter anderem vom Geschlecht abhängig ist, liegt eine Anämie vor.
Ein Eisenmangel bei Herzinsuffizienz-Patienten sollte unbedingt ausgeglichen werden, auch wenn noch keine Anämie vorliegt. Eisen kann prinzipiell oral, also über den Mund, zugeführt werden oder intravenös, also über eine Vene. Liegt eine Störung der Eisenaufnahme im Darm vor, so kann es sein, dass oral verabreichte Eisenpräparate nicht die gewünschte Wirkung erzielen. Das ist bei vielen Herzinsuffizienz-Betroffenen der Fall. Somit müsste eine größere Menge Eisen eingenommen werden. Das führt aber oft zusätzlich zu Magen-Darm-Beschwerden. Studien konnten zeigen, dass eine intravenöse Gabe von Eisen bei diesen Patienten die eindeutig bessere Wahl ist. Sie führte in den Untersuchungen zu einer deutlichen Besserung der Beschwerden, zu weniger Krankenhausaufenthalten und zu einer Steigerung der Lebensqualität insgesamt.
Die intravenöse Gabe von Eisen birgt das geringe Risiko einer starken allergischen Reaktion. Deshalb müssen die Rahmenbedingungen für eine solche Therapie inklusive möglichem Notfallmanagement immer gegeben sein.
Deutsche Herzstiftung – Herzinsuffizienz? Jetzt Eisen-Wert im Blut testen lassen: https://www.herzstiftung.de/service-und-aktuelles/presse/pressemitteilungen/herzinsuffizienz-eisenwerte-testen (online, letzter Abruf: 18.07.2022)
Springer Link, Peter Stiefelhagen – Herzinsuffizienz: Nicht die Anämie, sondern der Eisenmangel ist das Problem: https://link.springer.com/article/10.1007/s15027-018-1336-9 (online, letzter Abruf: 18.07.2022)
Management & Krankenhaus – Neue ESC-Leitlinien rücken Eisenmangel weiter in den Fokus der Herzinsuffizienz-Therapie: https://www.management-krankenhaus.de/produkte/neue-esc-leitlinien-ruecken-eisenmangel-weiter-den-fokus-der-herzinsuffizienz-therapie (online, letzter Abruf: 18.07.2022)
Arzneimitteltherapie, Karin Rybak – Eisenmange bei chronischer Herzinsuffizienz: https://www.arzneimitteltherapie.de/heftarchiv/2019/04/eisenmangel-bei-chronischer-herzinsuffizienz-ein-verkanntes-problem.html (online, letzter Abruf: 18.07.2022)
AWMF online, Wolfgang Behnisch; Martina Muckenthaler; Andreas Kulozik – Eisenmangelanämie: https://www.awmf.org/uploads/tx_szleitlinien/025-021l_S1_Eisenmangelanaemie_2021-11.pdf (online, letzter Abruf: 18.07.2022)
aktualisiert am 18.07.2022