Das Spurenelement Eisen muss unser Körper zwingend und in ausreichender Konzentration über die Nahrung beziehen. Ein Eisenmangel (Sideropenie) ist weiter verbreitet als viele Menschen vermuten. So leiden beispielsweise fast 10 Prozent aller Frauen zwischen der Pubertät und den Wechseljahren irgendwann an den Symptomen einer Eisenmangelanämie. Weltweit leidet ein knappes Drittel aller Menschen an Eisenmangel.
Vor allem in Entwicklungsländern ist die Zahl der Menschen, die an Eisenmangel leiden, sehr hoch. Die ausgeprägte Form des Eisenmangels, die Eisenmangelanämie, ist eine Erkrankung. Sie tritt erst ein, wenn der Körper seine Speicher-Reservoirs vollständig entleert hat.
Die Eisenmangelanämie ist weltweit die häufigste Anämie und die häufigste Mangelerkrankung überhaupt. 80 Prozent aller Anämien sind Eisenmangelanämien.
Bestimmte Gruppen von Menschen sind besonders häufig von Eisenmangel betroffen. Dazu gehören nicht nur Frauen, sondern auch Leistungssportler, Vegetarier, Veganer und Menschen mit bestimmten chronischen Erkrankungen.
Oft ist Eisenmangel ein Zufallsbefund. Die Symptome, die der Eisenmangel verursacht, müssen nicht immer spezifisch sein und beginnen schleichend. Viele Betroffene nehmen gar nicht wahr, dass sich ihr Zustand nach und nach verschlechtert. Müdigkeit und Erschöpfung werden anderen Zuständen (Stress, Lebenszustände) zugeschrieben.
Der menschliche Körper enthält drei bis fünf Gramm Eisen (abhängig von Alter und Geschlecht). Davon sind 60 Prozent im Blutfarbstoff Hämoglobin gebunden. Der Rest verteilt sich auf die Speicherproteine Ferritin (Depot-Eisen), Hämosiderin (eisenhaltiger Proteinkomplex, der auch zum Speichereisen zählt), Transferrin (das Transport-Protein im Blut), Myoglobin (Muskelprotein) sowie auf Enzyme. Bei nur geringfügigen Symptomen eines Eisenmangels liegt eine Sideropenie vor.
Das Hämoglobin, der rote Blutfarbstoff, benötigt Eisen, damit es produziert werden kann. Hämoglobin befindet sich in den roten Blutkörperchen und transportiert den Sauerstoff in unserem Körper. Nur so ist es möglich, jede Zelle im Körper mit Sauerstoff zu versorgen. Bei Eisenmangel wird zu wenig Hämoglobin produziert. Sauerstoff ist unser Lebenselixier und wichtig für
Ein Mangel an Sauerstoff im Körper führt zu Müdigkeit, verminderter Leistungsfähigkeit, Konzentrationsschwäche und allgemeiner Erschöpfung.
Zu einem Mangel an Eisen kommt es aus mehreren Gründen. Die häufigsten Gründe, die einen Eisenmangel hervorrufen, sind Mangelernährung, Blutungen und Eisenverwertungsstörungen bei chronisch kranken Menschen. Ein erhöhter Bedarf an Eisen haben Schwangere, Leistungssportler und Kinder während der Wachstumsphase.
Eine mangelnde Aufnahme von Eisen kann mehrere Gründe haben:
Bei einem Eisenmangel muss auch an eine Blutung gedacht werden. Wichtig ist es, innere Blutungen des Magen-Darm-Traktes auszuschließen.
Einige Symptome sind typisch für eine Eisenmangelanämie. Treten diese Symptome auf, sollten Betroffene ihr Blut auf einen Eisenmangel untersuchen lassen.
Typisch für einen Eisenmangel sind:
Ein Eisenmangel führt auch zu weniger typischen Symptomen, die auch bei anderen Anämie oder Erkrankungen auftreten können. Dazu gehören:
Diese Anzeichen können auf eine ganze Reihe anderer Krankheiten hindeuten. Um herauszufinden, was die Ursache der Symptome ist, wird der Arzt weitere Untersuchungen veranlassen.
Die meisten Eisenmangelzustände werden durch Zufall im Rahmen einer Blutuntersuchung (kleines Blutbild oder großes Blutbild) entdeckt. Lebensumstände, Alter, Geschlecht und Krankengeschichte liefern weitere Hinweise zur Diagnose.
Eisenmangel lässt sich durch die Kombination verschiedener Labor- und Blutwerte feststellen. Es reicht aber nie aus, einen Eisenmangel festzustellen.
Es ist wichtig, die Ursache eines Eisenmangels herauszufinden. Eisenmangel ist keine ausreichende Diagnose.
Ein Eisenmangel zeigt sich nicht sofort, da der Köper Eisen speichert und aus seinen Vorräten Schwankungen ausgleicht. Treten Symptome eines Eisenmangels vor dem Auftreten einer Anämie auf, dann spricht man von einer Sideropenie.
Folgende Werte sind für die Diagnose eines Eisenmangels wichtig:
Abhängig von der Ausprägung des Eisenmangels unterscheidet man drei verschiedene Stadien des Eisenmangels:
Bei einem prälatenten Eisenmangel ist das Ferritin (Serum-Ferritin), als das Depot-Eisen unter dem Normwert. In der Regel treten noch keine Symptome auf.
Bei einem latenten Eisenmangel ist nicht nur das Ferritin, sondern auch das Serum-Eisen erniedrigt. Als Reaktion darauf bildet der Körper mehr Transferrin, das Protein, das für den Transport von Eisen im Blut zuständig ist.
Bei einem manifesten Eisenmangel sind zusätzlich folgende Werte erniedrigt: Hämoglobin-Wert, die Zahl der roten Blutkörperchen und der Hämatokrit-Wert. Gleichzeitig sind MCV und MCH erniedrigt. Man spricht von einer mikrozytären, hypochromen Anämie. Im Anfangsstadium einer Eisenmangelanämie kann die Zahl der roten Blutkörperchen noch im unteren Normbereich liegen.
Sind Hämoglobin und Ferritin erniedrigt, dann beweist das einen Eisenmangel!
Allerdings gibt es auch Konstellationen, bei denen der Ferritin-Wert erhöht sein kann und trotzdem eine Eisenmangelanämie vorliegt. Das kommt bei chronischen Entzündungen vor.
Unter dem Mikroskop stellt man fest, dass die roten Blutkörperchen unregelmäßig geformt (Poikilozytose) und verschieden groß (Anisozytose) sind.
Laborwerte | Prälatenter Eisenmangel | Latenter Eisenmangel | Eisenmangelanämie |
---|---|---|---|
Serum-Eisen | normal | erniedrigt | erniedrigt |
Serum-Ferritin | erniedrigt | erniedrigt | erniedrigt |
Transferrin | normal | erhöht | erhöht |
Hämoglobin (Hb) | normal | normal | erniedrigt |
Hämatokrit | normal | normal | erniedrigt |
MCV | normal | normal | erniedrigt |
MCH | normal | normal | erniedrigt |
Erythrozyten | normal | normal | normal oder erniedrigt |
Eisenwerte | Männer | Frauen* |
---|---|---|
Serum-Eisen | 35-168 µg/dl (40. Lebensjahr) | 23-134 µg/dl (40. Lebensjahr) |
Serum-Ferritin | 34-310 µg/l (16.-50. Lebensjahr) | 22-112 µg/l (16.-50. Lebensjahr) |
* Schwangere Frauen haben einen erhöhten Bedarf an Eisen während der Schwangerschaft.
Der Eisenspiegel unterliegt großen Schwankungen. Der Tageshöchstwert kann dreimal so hoch sein wie der Tagesminimalwert. Die Bestimmung des Serum-Eisens reicht zur Abklärung eines Eisenmangels aus. Zur Überprüfung der Körperspeichereisen muss Ferritin bestimmt werden.
Um einen Eisenmangel zu beseitigen, muss man die Ursache des Eisenmangels finden und diese behandeln. Dazu gehören:
Ursache | Behandlung |
---|---|
Beseitigung von chronischen Blutverlusten | Behandlung von Hypermenorrhoe (verstärkte Monatsblutung) bei Frauen, Behandlung von Magen-, Zwölffingerdarmgeschwüren oder Hämorrhoiden, Behandlung einer Refluxkrankheit, Behandlung von chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen (Morbus Crohn, Colitis ulcerosa) |
Beseitigung ungünstiger Ernährung | Umstellung einer streng vegetarischen oder veganen Kost |
Verbesserung der Eisenaufnahme | Behandlung von Helicobacter pylori, Behandlung eines Malassimilationssyndroms |
Eine Eisenmangelanämie wird durch die Gabe von Eisenpräparaten behandelt. Es reicht in der Regel nicht aus, auf eisenhaltige Nahrung zurückzugreifen. Eisen kann über den Mund (oral) oder über eine Vene (intravenös) verabreicht werden.
Nach Möglichkeit wird das Eisen oral verabreicht und in Form von Kapseln oder Tabletten aufgenommen. Zu beachten ist dabei, dass nur 5-10% der verabreichten Eisendosis auch tatsächlich vom Körper aufgenommen werden. Die Tablette sollte mindestens eine halbe bis ganze Stunde vor oder nach dem Essen eingenommen werden. Auf keinen Fall sollte die Eisengabe mit der gleichzeitigen Aufnahme von Milchprodukten erfolgen. Milchprodukte hemmen die Aufnahme von Eisen. Weitere Lebensmittel, die die Aufnahme von Eisen behindern, sind Kaffee, Tee und Cola.
Eisenpräparate sind nicht leicht verträglich und verursachen bei vielen Menschen ein bis zwei Stunden nach der Aufnahme Magen-Darm-Beschwerden und Übelkeit. Sind die Beschwerden anhaltend, empfiehlt sich die Einnahme der Eisentabletten mit der Nahrung. Allerdings hat das den Nachteil, dass viel weniger Eisen aufgenommen wird. Weitere Nebenwirkungen einer oralen Eisenaufnahme können Verstopfung und Durchfall sein.
Als Nebenwirkung kann sich der Stuhl schwarz verfärben. Das ist unbedenklich und sollte den Patienten keine Sorge bereiten.
Bessern sich die Symptome mit der Zeit nicht, dann sollte ein anderes Präparat ausprobiert werden. Die Einnahme des Eisenpräparats sollte für weitere drei Monate nach Beseitigung der Anämie erfolgen.
Frage | Antwort |
---|---|
Wie viel Eisen wird aufgenommen? | 5 bis 10 Prozent der verabreichten Dosis |
Welche Präparate werden empfohlen? | Zweiwertiges Eisen (50-100 mg) |
Welche Dosis wird verabreicht? | Anfangsdosis 50-100 mg pro Tag |
Wie wird das Eisenpräparat eingenommen? | 30 Minuten bis eine Stunde vor oder nach dem Essen |
Wie lange wird die Therapie durchgeführt? | Insgesamt vier bis sechs Monate, drei Monate nach Beseitigung der Anämie |
Welche Nebenwirkungen treten auf? | Magen-Darm-Beschwerden, Übelkeit, Verstopfung und gelegentlich Durchfall |
Bei einigen Patienten ist es notwendig, das Eisen intravenös zu geben. Das sind Patienten, die eine orale Eisengabe nicht vertragen, bei denen eine orale Medikation nicht ausreichend ist oder die eine Erkrankung haben, die die Eisenaufnahme über den Darm einschränkt. Auch bei Tumorpatienten greift man auf eine Eiseninfusion zurück.
Patienten müssen während einer intravenösen Eisengabe überwacht werden, da es zu gefürchteten allergischen Reaktionen (auch zum allergischen Schock) kommen kann. Besonders häufig davon betroffen sind Patienten, die an allergischen oder immunologischen Erkrankungen wie Asthma bronchiale, Ekzeme oder andere atopischen Erkrankungen (Neurodermitis) leiden.
Auch nach der Verabreichung der Eiseninfusion muss eine Überwachung des Patienten für eine weitere halbe Stunde gewährleistet werden.
Wenn die Vene aus Versehen durchstochen wird und das Eisen in das Gewebe gelangt, können bleibende Hautverfärbungen auftreten.
Wichtig: vor jeder Eiseninfusion sollten die Blutwerte kontrolliert werden. Eine Eiseninfusion sollte nicht leichtfertig erfolgen, da die Nebenwirkungen erheblich sein können.
Während bei vielen anderen Vitalstoffen eine Überdosis schlicht wieder ausgeschieden wird, ist bei der Einnahme von Eisen Vorsicht geboten. Stark nach oben abweichende Eisenwerte können sogar zur Entstehung von Herz- und Gefäßerkrankungen beitragen. Daher sollten hochdosierte Eisenpräparate nicht in Eigenregie und nur unter ärztlicher Kontrolle eingenommen werden.
Erhöhte Eisenwerte gelten als Risikofaktor für Herz- und Gefäßerkrankungen (Arteriosklerose, Herzinfarkt) und Leberschäden. Es gibt Studien, die einen Zusammenhang zwischen einer erhöhten Eisenzufuhr und einem höheren Krebsrisiko vermuten lassen. Die Studienlage ist aber nicht eindeutig.
Ein Eisenpräparat darf unter anderem nicht eingenommen werden
Je früher ein Eisenmangel erkannt wird, umso so besser. Es dauert einige Wochen bis sich eine Eisenmangelanämie bessert. Die Prognose hängt von der verursachenden Erkrankung ab. Kann eine innere Blutung gestillt werden, dann ist die Prognose sehr gut. In der Regel sind Eisenmangel und Eisenmangelanämie gut zu behandeln.
Die empfohlenen Richtwerte von der Deutschen Gesellschaft für Ernährung für die tägliche Eisenaufnahme:
Frauen im gebärfähigen Alter brauchen aufgrund des Blutverlustes während der Monatsblutung mehr Eisen als Männer. Durch die Monatsblutung verlieren Frauen durchschnittlich 50 ml, was einen Verlust von 25mg Eisen entspricht. Erhöht ist der Bedarf an Eisen bei schwangeren und stillenden Frauen. Ganz besonders während der Schwangerschaft sollte man auf eine ausreichende Zufuhr von Eisen über die Nahrung achten.
Im Regelfall werden 5 bis 10 Prozent des in der Nahrung enthaltenen Eisens tatsächlich über den Darm in den Körper. Wer sich abwechslungsreich ernährt, kann die Aufnahmequote entscheidend verbessern.
Auch in echten Mangelsituationen oder während einer Schwangerschaft oder Stillzeit vollbringt der Organismus wahre Wunder bei der Eisenaufnahme.
Oft ist ein verstärkter Appetit oder Heißhunger auf bestimmte Nahrungsmittel ein guter Hinweis auf einen erhöhten Eisenbedarf.
Gute Eisenspender, die gleichzeitig für die Aufnahme wichtige weitere Vitalstoffe und Vitamine liefern, sind beispielsweise
Pflanzliches (zweiwertiges) Eisen kann der Organismus schlechter verarbeiten als dreiwertiges Eisen aus Fleisch oder Fisch. Viele Menschen mögen keine Innereien wie Leber, andere bevorzugen grundsätzlich vegetarische oder vegane Kost. Trotzdem kann der tägliche Bedarf auch ohne tierische Produkte gedeckt werden. Reichlich Obst, Gemüse und Rohkost liefern ausreichend Vitamine mit, die das Aufschließen des Eisens über den Darm verbessern. Gleiches gilt für die beispielsweise in Sauerkraut vorliegende Milchsäure.
Einige sekundäre Pflanzenstoffe (Phytate) sowie Oxalsäure (beispielsweise im Rhabarber oder Spargel) hemmen die Eisenaufnahme. Doch so lange dieses Gemüse nicht im Übermaß genossen wird, besteht keine Gefahr eines Eisenmangels.
Ein Entsafter oder eine Zitruspresse im Haushalt stellen eine gute Versorgung mit dem Eisenaufnahme-Katalysator Vitamin C sicher.
Kaffee oder Tee enthalten zwar Substanzen, die die Eisenaufnahme verhindern. Doch wer nicht mehr als drei Tassen täglich trinkt und zu Mahlzeiten eher ein Glas Wasser bevorzugt, kann dem wirksam vorbeugen. Eine ausreichende Vitamin-C-Versorgung neutralisiert die Aufnahme von zu viel Tanninen (Gerbsäuren) oder Oxalsäure weitgehend.
Phosphathaltige Getränke, beispielsweise Coca Cola, sind kein geeigneter Durstlöscher. Hier empfiehlt sich ein Umstieg auf Kräutertees oder Wasser, am besten kombiniert mit Zitronensaft: Das verbessert den Geschmack und über das Vitamin C die Eisenaufnahmefähigkeit.
Milchprodukte sollten nach Möglichkeit getrennt von eisenhaltiger Nahrung aufgenommen werden. Der Kalzium-Anteil blockiert die Eisenaufnahme.
aktualisiert am 12.07.2023