Eingerissene Mundwinkel (Mundwinkelrhagaden) sind lästig und schmerzhaft. Sie können hartnäckig sein und eine ganze Zeit bestehen bleiben oder immer wiederkehren. Sehr oft entzünden sich die Mundwinkel, da sich leicht Krankheitserreger ansiedeln können - es kommt zu verkrusteten Stellen. Eingerissene Mundwinkel entstehen durch Einflüsse wie ständige Feuchtigkeit, trockene, kalte Luft, durch Vitaminmangel (Vitamin B2, Vitamin C) oder durch Infektionen. Schmerzen und Brennen ergeben sich meist bereits durch Berührung und Bewegung, besonders stark ist das Brennen, wenn scharfe Lebensmittel oder Zahncreme an die Stellen gelangen. Sollten immer wieder die Mundwinkel eingerissen sein oder merklich entzündet sein, dann empfiehlt sich der Gang zum Arzt. Medizinische Fachbezeichnungen für das Beschwerdebild sind Cheilitis angularis, Rhagaden oder Perlèche. Im Volksmund wird die Störung auch Faulecken genannt.
Die Mundwinkelrhagaden entstehen aufgrund verschiedener Einwirkungen. Oft besteht nicht eine einzige Ursache für eingerissene Mundwinkel, sondern mehrere begünstigende Faktoren kommen zusammen. Die Rhagaden werden durch klimatische Gegebenheiten wie Trockenheit, Kälte, Feuchtigkeit oder Hitze gefördert. Der Mund ist anfällig gegenüber trockener Heizungsluft. Sind die Mundwinkel zu lange feucht, können die Risse entstehen. Ständiges Ziehen oder Herüberfahren mit der Zunge (Perlèche) fördert rissige Mundwinkel ebenfalls. Schlechter Sitz einer Zahnprothese kann ebenfalls die Ursache sein.
Vitaminmangel steigert die Tendenz zu Mundwinkelrhagaden. Die Stellen werden anfällig durch einen Mangel an Vitamin B2 (Riboflavin) oder Vitamin C. Des Weiteren können ein Eisenmangel oder Zinkmangel (Spurenelemente) aufgerissene Mundwinkel fördern. Manchmal besteht eine Allergie, die zu den Einrissen führt, z. B. eine Kontaktallergie auf bestimmte Kosmetika.
Infektionen sind in vielen Fällen im Spiel. Häufige Erreger für entzündete Mundwinkel, den so genannten Faulecken, sind Bakterien (z. B. Streptokokken), Viren (z. B. Herpes simplex) oder Pilze (z. B. Hefepilze wie Candida albicans).
Hauterkrankungen wie atopische Dermatitis können eingerissene Mundwinkel bedingen. Auch Erkrankungen wie Diabetes mellitus oder Morbus Parkinson, eine Behandlung mit Antibiotika oder eine Schwangerschaft führen in manchen Fällen zu den Erscheinungen.
Anfangs zeigen sich meist trockene Mundwinkel, Schuppen können sich bilden und der Betroffene kann bereits eine vermehrte Spannung an den Stellen spüren. Oft bestehen gleichzeitig zu den Störungen am Mundwinkel auch spröde, trockene Lippen, da die Ursachen dafür sehr ähnlich sind.
Reißt die Haut am Mundrand schließlich ein, dann kommt es zu brennenden Schmerzen. Es kann leicht bluten und im Verlauf bilden sich oft Krusten. In vielen Fällen kommt es zur Entzündung an den Mundwinkeln. Schmerzen und Brennen werden durch scharfe Substanzen wie saure, heiße oder scharfe Speisen und Getränke sowie Zahncremes verstärkt, wenn sie an den Mundwinkel gelangen. Bereits der Kontakt mit Speichel kann schmerzen. Zug an den Mundwinkeln und Berührungen rufen ebenfalls den unangenehmen Schmerz hervor.
Entzündete Mundwinkel mit bestimmten Infektionen können typische Erscheinungen auslösen. So führt ein Herpesbefall zu den charakteristischen Bläschen, eine bakterielle Infektion zu einem eitrigen Befund und eine Infektion mit dem Pilz Candida zu weißlichen Belägen (Soor), die auch meist im Mund zu finden sind.
Die Symptomatik kann einen einzelnen Mundwinkel oder beide Mundwinkel betreffen. Die eingerissenen Mundwinkel heilen oft nur schwierig wieder ab. Sie können danach auch rasch wieder aufreißen.
Bestehen die Beschwerden über längere Zeit oder kommen immer wieder, dann ist eine Abklärung durch den Arzt sehr ratsam. Dieser führt ein Untersuchungsgespräch (Anamnese) durch, um mögliche Ursachen wie z. B. äußere Einflüsse oder Vorerkrankungen zu ermitteln. Im Anschluss erfolgt die genaue Betrachtung der Haut und des Mundes. Der Arzt kann abschätzen, wie der eingerissene Mundwinkel zustande kam und welche Erreger möglicherweise eine Rolle spielen. Infektionen können mit Hilfe von Abstrichen (Mundwinkel, Lippe, Mundhöhle) genauer abgeklärt werden, der im Labor untersucht wird. Zur weiteren Untersuchung können eine Blutentnahme, ein Allergietest oder eine zahnärztliche Beurteilung (Frage nach ungünstigen Prothesen) notwendig sein.
Die Behandlung eingerissener Mundwinkel besteht zum einen in der Bekämpfung der festgestellten Ursache, zum anderen in der Besserung der Symptome und Vermeidung der Auslöser.
Die Mundwinkel heilen besser, wenn sie trocken bleiben. Dazu können Pasten aufgetragen werden, die überschüssige Flüssigkeit aufnehmen. Das reduziert auch die Vermehrung von Krankheitserregern. Betroffene sollten daran denken, nicht mit der Zunge über den Mundrand zu fahren, um sie nicht wieder neu zu befeuchten.
Patienten sollten darauf achten, ihren Mund nicht zu stark und plötzlich zu bewegen. Sie sollten keine sauren oder scharf gewürzten Speisen zu sich nehmen. Sollte eine Allergie bestehen, dann muss die auslösende Substanz (z. B. ein Kosmetikprodukt) gemieden werden.
Ein Vitaminmangel oder Mangel an Spurenelementen als Ursache wird durch Nahrungsersatzmittel oder ähnliche Präparate ausgeglichen, auf längere Sicht sollten Patienten auf die geeignete Ernährung achten.
Pflegemittel wie fettende Lippencremes helfen gegen den schlechten Zustand der Mundränder und Lippen. Gegen die Krankheitserreger werden Wirkstoffe als Bestandteil von Salben aufgetragen, also Antibiotika bei Bakterien, Antimykotika bei Pilzen und antivirale Wirkstoffe bei Viren.
In den meisten Fällen können die rissigen Mundwinkel innerhalb weniger Tage zur Abheilung gebracht werden, sofern die richtige Behandlung gewissenhaft durchgeführt wird und Auslöser verhindert werden. Bei manchen Ursachen wie z. B. Diabetes oder geschwächter Immunabwehr kann sich der Heilungsprozess wesentlich länger hinziehen. Nach überstandenen Mundwinkelrhagaden können diese weiterhin wiederholt auftreten (Rezidive).
Zur Vorbeugung von (erneuten) Einrissen und Entzündungen am Mundrand sollten die gleichen Hinweise beachtet werden wie zur Behandlung bestehender Rhagaden: Der Mundwinkel soll nicht feucht bleiben, Allergieauslöser sollten gemieden werden und eine Ernährung mit ausreichend Spurenelementen und Vitaminen sollte eingehalten werden. Mit geeigneten Pflegemitteln können die Lippen und Mundwinkel widerstandsfähig gehalten werden. Das ist vor allem bei unvorteilhaften Luft- und Witterungsbedingungen ratsam.
aktualisiert am 21.04.2023