Während der routinemäßigen Ultraschalluntersuchungen, die eine Schwangerschaft begleiten, kommt es häufig vor, dass der Arzt eine Eierstockzyste entdeckt. Die ist zunächst kein Grund zur Beunruhigung.
Eine Zyste am Eierstock (Ovarialzyste) kann bei einer geschlechtsreifen Frau jederzeit auftreten. Viele Zysten kommen und gehen, ohne dass die Frau etwas davon bemerkt. Sogenannte "funktionelle Zysten" entstehen im Lauf eines Zyklus und bilden sich zurück, ohne dass sie Beschwerden machen. Allein die Ultraschalluntersuchungen im Rahmen einer Schwangerschaft, bringen Zysten ans Tageslicht, die sonst unbemerkt geblieben wären. Der hormonelle Status während einer Schwangerschaft begünstigt zudem die Bildung einiger Zystenarten.
Gelbkörperzysten (Corpus-luteum-Zysten) entstehen in der zweiten Zyklushälfte. Der Gelbkörper bildet sich beim Eisprung. Im Gelbkörper werden die Hormone Östrogen und Progesteron gebildet. Findet keine Befruchtung statt, dann bildet sich der Gelbkörper in den Tagen nach dem Eisprung wieder zurück und die Regelblutung wird ausgelöst. Hat eine Befruchtung stattgefunden und besteht eine Schwangerschaft, dann wird das für die Schwangerschaft wichtige Progesteron in den nächsten acht Wochen fast nur vom Gelbkörper gebildet. Progesteron wird deshalb auch als Gelbkörperhormon bezeichnet und sorgt unter anderem für die Aufrechterhaltung der Schwangerschaft. Eine Gelbkörperzyste kann sich aus den Überresten des geplatzten Graaf Follikels nach dem Eisprung bilden. Im Rahmen einer Schwangerschaft schrumpft die Zyste dann nicht, sondern besteht weiter und kann weiter wachsen. Die meisten Gelbkörperzysten bilden sich jedoch im ersten Schwangerschaftstertial von selbst wieder zurück.
Luteinzysten bilden sich bevorzugt bei Frauen, die mit Mehrlingen schwanger sind. Bei einem unerfüllten Kinderwunsch werden Hormone verabreicht, die ebenfalls die Bildung von Luteinzysten fördern: Das ist das Hormon HCG (humanes Choriongonadotropin), das die Entwicklung der Eizellen in den Eierstöcken anregt, sowie die Hormone FSH, LH und Prolaktin, die einen Eisprung auslösen und damit die Chance einer Schwangerschaft erhöhen sollen. Luteinzysten können an beiden Eierstöcken gleichzeitig entstehen. Sie sind ungefährlich und bilden sich mit dem Ende der Hormonbehandlung oder nach der Geburt der Mehrlinge zurück.
Viele Frauen befürchten, dass es sich bei der diagnostizierten Ovarialzyste möglicherweise doch um einen bösartigen Tumor und damit um Eierstockkrebs handeln könnte. Allerdings unterscheiden sich die Ultraschallbilder einer Zyste und eines Tumors deutlich: Während Tumoren eine zerfranste, blumenkohlartige Struktur aufweisen, sind Zysten glatt und haben eine regelmäßige Struktur. Im Fachjargon spricht man auch von einem echoleeren Raum, der im Ultraschall als gleichmäßige schwarze Fläche dargestellt wird.
Eine Schwangerschaft geht mit vielen körperlichen Veränderungen und Symptomen einher, die nicht immer leicht zu deuten sind. Hinweise auf eine Zyste können ziehende Schmerzen im Unterleib sein, Blähungen oder Schwellungen. Wird eine Zyste größer, kann sie auch auf den Darm oder die Blase drücken und Harndrang oder Verstopfung in der Schwangerschaft auslösen. Auch Schmerzen beim Geschlechtsverkehr können von einer Zyste herrühren.
Hat der Gynäkologe eine Zyste festgestellt, wird er diese im weiteren Verlauf der Schwangerschaft zunächst beobachten. Falls die Zyste zu groß wird, oder Schmerzen verursacht, kann es notwendig werden, dass sie operativ entfernt wird. Die Operation wird, soweit es möglich ist, erst zur Mitte oder Ende des zweiten Schwangerschaftstertials durchgeführt. Einerseits, um zu sehen, ob sich die Zyste nicht noch selbstständig verkleinert, andererseits um das Risiko einer Fehlgeburt zu minimieren.
Einen medizinischen Notfall stellt die Drehung einer Zyste dar. Dabei dreht sich die Zyste, die mit einem Stiel am Eierstock verbunden ist, um ihre Achse. Dabei wird die Blutzufuhr zum Eierstock, die durch den Stiel verläuft, gedrosselt, sodass der Eierstock bleibenden Schaden nehmen könnte. Eine Stieldrehung äußert sich durch starke kolikartige Schmerzen, Übelkeit, Erbrechen und Kreislaufprobleme. Sie kann bis zum lebensbedrohlichen Schock führen. In diesem Fall wird sofort operiert – egal in welchem Schwangerschaftsstadium sich die Frau befindet.
In den meisten Fällen geben Zysten in der Schwangerschaft keinen Anlass zur Sorge und verschwinden zum zweiten Schwangerschaftstertial ohne Therapie ganz von selbst.
aktualisiert am 13.11.2018