Nur zwei Prozent der diagnostizierten Eierstockzysten stellen eine gesundheitliche Gefahr dar. Das heißt, wenn der Arzt bei einer Ultraschalluntersuchung eine Zyste feststellt, ist dies noch lange kein Grund zur Beunruhigung.
In den meisten Fällen verschwinden Eierstockzysten von alleine wieder, ohne dass sie behandelt werden müssen. Dabei handelt es sich um sogenannte "funktionelle" Zysten, die sich bedingt durch die hormonellen Schwankungen im Laufe des weiblichen Zyklus bilden und wieder zurückbilden. Wird eine Zyste im Ultraschall entdeckt, lautet die erste Therapie daher: abwarten, Ruhe bewahren und nach sechs bis acht Wochen erneut kontrollieren.
Neben den funktionellen Zysten gibt es Zystenarten, die sich nicht von selbst zurückbilden. Man spricht dann von Retentionszysten. Sie können zum Beispiel durch zu viele männliche Hormone entstehen. Dann bilden sich viele kleine Zysten entlang des Eierstocks. Diese Symptomatik deutet auf ein Polyzystisches Ovariensyndrom (PCOS) hin. Zwar ist PCOS nicht gefährlich, kann aber dafür sorgen, dass ein Kinderwunsch nicht in Erfüllung geht. Wenn eine Frau mit PCOS nicht schwanger wird, können die Zysten hormonell zum Schrumpfen gebracht oder minimalinvasiv entfernt werden.
Auch Schokoladenzysten, die zum Krankheitsbild der Endometriose gehören, können eine Schwangerschaft verhindern. Wenn sie dem Kinderwunsch im Wege stehen oder andere Beschwerden verursachen, müssen sie ebenfalls operativ entfernt werden.
Bei rund einer von zehn Frauen führen auch gutartige Zysten zu Problemen. Werden Zysten zum Beispiel sehr groß, können sie Schmerzen verursachen, weil sie auf benachbarte Organe drücken. Gefährlich wird das vor allem dann, wenn eine große Eierstockzyste platzt. Das ist nicht nur sehr schmerzhaft, sondern auch gefährlich. Es können beim Platzen der Zyste Blutgefäße verletzt werden. Die Folge sind Blutungen im Bauchraum, die operativ entfernt und gestillt werden müssen, um weitere Komplikationen zu vermeiden. Besonders gefährlich ist die Stieldrehung einer Eierstockzyste: einige Zysten sind mit einem Stiel mit dem Eierstock verbunden. Durch diesen Stiel läuft die Blutversorgung. Bei ruckartigen Bewegungen kann sich die Eierstockzyste um ihren Stiel drehen und damit die Blutversorgung des Eierstockgewebes drosseln oder ganz abschnüren. Um den Eierstock zu erhalten, ist eine sofortige Operation notwendig. Die Symptome einer Stieldrehung sind heftige Unterleibsschmerzen verbunden mit Übelkeit, Erbrechen und Kreislaufproblemen bis hin zu einem Schock. Eine Stieldrehung ist immer ein Fall für den Notarzt.
Frauen nach den Wechseljahren sollten die Diagnose einer Ovarialzyste immer ernst nehmen. Bei Frauen über 40 steigt die Gefahr, dass eine Zyste bösartig ist oder entarten kann. Da Zysten sehr lange keine Beschwerden verursachen, sollte eine Frau in und nach den Wechseljahren regelmäßig eine Ultraschalluntersuchung beim Frauenarzt vornehmen lassen. Für Frauen mit einer genetischen Vorbelastung ist diese Vorsorgeuntersuchung besonders wichtig. Auch die Anzahl der Menstruationszyklen im Leben einer Frau ist ein Faktor, der für die Entstehung von Eierstockkrebs von Bedeutung sein kann. Es gilt: Wenn wenig Zyklen stattgefunden haben, ist auch die Wahrscheinlichkeit an Eierstockkrebs zu erkranken höher. Das heißt, dass Frauen, die spät ihre erste Regelblutung hatten und früh in die Wechseljahre kommen, häufiger von Eierstockkrebs betroffen sind. Eine Hormonersatztherapie in den Wechseljahren kann das Risiko ebenfalls erhöhen. Frauen, die keine Kinder geboren haben, sind gefährdeter als Frauen mit Kindern.
Wird der Tumor in einem frühen Stadium erkannt, bevor er die Möglichkeit hat, Metastasen zu bilden, so sind auch die Heilungschancen gut. Besteht ein Verdacht auf Eierstockkrebs, muss eine Zyste immer operativ entfernt werden.
aktualisiert am 14.03.2020