Etwa eine von 70 Frauen erkrankt im Lauf ihres Lebens an Eierstockkrebs, oder wie es in der Fachsprache heißt, einem Ovarialkarzinom. Meist tritt der Krebs bei Frauen ab 60 Jahren auf. Jede zehnte betroffene Frau aber ist unter 45. Kinderlosigkeit, Unfruchtbarkeit der Frau oder eine frühe Menopause (frühe letzte Regelblutung) können ein Ovarialkarzinom begünstigen. Jeder zehnte Eierstockkrebs ist erblich bedingt.
Meist ist die Erkrankung aggressiv und die Prognose ernst. Die Wahrscheinlichkeit, an Eierstockkrebs zu sterben, ist deutlich höher als bei Brustkrebs - obgleich die Diagnose Brustkrebs häufiger gestellt wird. Frauen, in deren Familie Eierstockkrebs vorkommt, sind gefährdet. Einige Frauen - prominentes Beispiel ist die Schauspielerin Angelina Jolie - entscheiden sich deshalb dafür, sich die Eierstöcke vorsorglich entfernen zu lassen. Medizinisch spricht man bei der Eierstockentfernung von einer Ovarektomie.
Da sich deutliche Beschwerden meist erst im Spätstadium der Erkrankung zeigen, bleibt Eierstockkrebs häufig lange unentdeckt. Bei Risikopatientinnen ist eine engmaschige Kontrolle erforderlich. Doch die Angst, dass der Krebs eines Tages ausbricht, bleibt und baut sich von Kontrolltermin zu Kontrolltermin erneut auf.
Unter Medizinern ist die prophylaktische Entfernung gesunder Eierstöcke dennoch umstritten. Durchgeführt wird sie nur, wenn die Familienplanung der Frau abgeschlossen ist.
Um das Krebsrisiko so weit wie möglich auszuschalten, werden nicht nur die Eierstöcke, sondern auch die Eileiter entfernt. Die Operation ist eine radikale Entscheidung, die mehr mit sich bringt als die Tatsache, künftig keine Kinder mehr bekommen zu können. An erster Stelle muss daher eine sorgfältige Aufklärung über die Konsequenzen dieser Operation stehen.
Die Wahrscheinlichkeit, an Eierstockkrebs zu erkranken, wird mit der Ovarektomie drastisch verringert. Durch die Veränderung der hormonellen Situation reduziert sich gleichzeitig das Brustkrebsrisiko. Die Entfernung der Eierstöcke versetzt den weiblichen Körper jedoch von einem Moment zum nächsten in eine sogenannte "chirurgische Menopause". Während der Körper einer Frau sich normalerweise langsam auf die Menopause vorbereitet, wird er nun abrupt in einen völlig neuen hormonellen Zustand versetzt. Die Patientin muss mit Wechseljahrbeschwerden wie Hitzewallungen, Schwindel, Übelkeit, Schlaflosigkeit, verringertem Lustempfinden oder Ähnlichem rechnen. Gleichzeitig steigt auch das Risiko für Osteoporose, Depressionen oder Thrombosen. Eine Hormonersatztherapie ist notwendig. Statistisch gesehen werden rund 65 unnötige prophylaktische Eierstockentfernungen durchgeführt, damit bei einer Frau über 45 Jahren Eierstockkrebs verhindert wird.
Eine Frau, die mit dem Gedanken spielt, sich Eierstöcke und Eileiter vorsorglich entfernen zu lassen, sollte Für und Wider genau abwägen, sich eine fachärztliche Zweit- oder Drittmeinung einholen und sich keinesfalls zu dem Schritt drängen lassen.
aktualisiert am 16.03.2020