Medizinisch gesehen ist die Entfernung der Eierstöcke (Ovarektomie) ein unkomplizierter, komplikationsarmer Eingriff. Er wird unter Vollnarkose durchgeführt, dauert eine bis zwei Stunden und kommt meist ohne Bauchschnitt aus. Die Behandlung erfolgt durch eine endoskopische Unterleibsoperation (Laparoskopie) über mehrere kleine Zugänge.
Auch wenn die Operation vergleichsweise harmlos ist, die Auswirkungen sind es nicht. Werden beide Eierstöcke entfernt, ist die Frau nicht mehr zeugungsfähig. In den weiblichen Eierstöcken werden wichtige Sexualhormone wie Östrogen, Progesteron und Androgen produziert. Diese sind, anders als häufig vermutet, nicht nur für die Fortpflanzung notwendig, sondern steuern auch physische und psychische Funktionen im weiblichen Körper.
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Mit der Ovarektomie wird der Körper der Frau in eine vorzeitige Menopause versetzt. Im Normalfall sind die Wechseljahre ein allmählicher Prozess. Die Frauen haben Zeit, sich langsam an die Hormonumstellungen in ihrem Körper zu gewöhnen. Anders die vorzeitige Menopause, die operativ ausgelöst wird. Sie versetzt den Körper von einem Moment zum nächsten in die veränderte Hormonsituation. Die Östrogen- Progesteron und Androgenwerte sinken schlagartig ab. Der plötzliche Hormonmangel lässt dem Körper keine Zeit, sich umzustellen. Wechseljahrbeschwerden wie Schwindel, Hitzewallungen, Migräne oder Übelkeit treten in verstärktem Maße auf. Hinzu kommen psychische Beschwerden wie Depressionen und ein verfrühter Alterungsprozess, der sich mit trockener Haut und Schleimhäuten, Gewichtszunahme oder Haarausfall bemerkbar machen kann. Sexuelle Lust und Orgasmusfähigkeit verringern sich.
Symptome, die nach der Entfernung der Eierstöcke auftreten können, sind:
Um den psychischen und physischen Beschwerden nach einer Eierstockentfernung entgegenzuwirken, wird umgehend mit einer Hormonersatztherapie (HET) begonnen. Häufig kommt eine Kombination aus Östrogen und Gestagen oder Östrogen und Progesteron zum Einsatz. Es können mehrere Monate vergehen, bis die Patientin mit dem für sie richtigen "Hormoncocktail" ausgestattet ist, und ihren Alltag weitgehend beschwerdefrei genießen kann. Trotzdem ist die Gabe von künstlichen Hormonen nicht ohne Risiko, denn in Folge können sich hormonabhängige Tumore entwickeln. Ebenso steigt das Risiko, an Brustkrebs zu erkranken. Für Frauen, die an Brustkrebs bereits erkrankt sind, gilt die Hormonersatztherapie als kontraindiziert.
Wie wichtig die Sexualhormone, die in den Eierstöcken produziert werden, für die Gesunderhaltung des gesamten weiblichen Körpers sind, wurde erst in den letzen Jahren zunehmend anerkannt. Selbst dann, wenn die Eierstöcke in der Menopause ihre reproduktiven (die Zeugung betreffenden) Fähigkeiten einstellen, sind sie doch weiterhin notwendig für die Hormonproduktion.
Chancen und Risiken einer Eierstockentfernung müssen sorgfältig abgewogen werden. Es gibt Befunde, die eine Ovarektomie unumgänglich machen, und dann sollte die Patientin nicht zögern, sich dafür zu entscheiden. Eine Eierstockentfernung aufgrund von Zysten oder eine prophylaktische Ovarektomie muss jedoch kritisch betrachtet werden.
aktualisiert am 01.11.2019