Diarrhoe (alternative Schreibweise: Diarrhö) bezeichnet in der Medizin einen Durchfall. Nach der gängigen Definition hat ein Mensch eine Diarrhoe, wenn der Stuhlgang häufiger als dreimal täglich geschieht und der Stuhl ungeformt ist. Auch handelt es sich nur dann um Diarrhoe, wenn der ausgeschiedene Stuhl eine gewisse Menge (bei Erwachsenen 250 Gramm pro Tag) überschreitet. Um Durchfall handelt es sich also zunächst noch nicht, wenn bloß sehr häufige Darmentleerungen mit zusammen normaler Stuhlmenge geschehen. Durchfall ist häufig, in Deutschland bekommen 30 Prozent der Bevölkerung einmal im Jahr eine Diarrhoe. Neben der akuten Diarrhoe kann auch eine chronische Diarrhoe bestehen, die so bezeichnet wird, wenn sie über mehr als zwei Wochen geht.
Durchfall ist ein Krankheitsbild, das aus vielen Gründen eintreten kann. Es können banale Ursachen sein, aber es können auch Krankheiten hinter der Diarrhoe stecken, die unterschiedlich schwer sein können.
Lebensmittel wie Hülsenfrüchte, Zwiebeln, Kohl oder Obst in bedeutsamen Mengen führen oft zu kurzzeitigem Durchfall. Auch besteht ein zeitweiser Durchfall manchmal ohne eine spezielle Ursache und ohne dass es zu weiteren Problemen kommt.
Diarrhoe ist ein typisches Symptom einer Infektionskrankheit des Magen-Darm-Trakts. Die möglichen Erreger sind vielfältig. Die Krankheitskeime gelangen in der Regel über den Magen in den Darm und finden dann gute Bedingungen vor, sich zu vermehren. Eine sogenannte Magen-Darm-Grippe oder Gastroenteritis entsteht. Wasser und Sekret wird aus der Darmwand in den Darm ausgeschieden und macht den Stuhl flüssiger, zudem können die Darmwandzellen schlechter Wasser wieder aufnehmen.
Magen-Darm-Grippe mit Durchfall wird häufig durch Viren verursacht. Wenn neben der Diarrhoe ein Fieber besteht, sind häufig Bakterien die Übeltäter.
Häufige Erreger von Magen-Darm-Infekten und Diarrhoe sind:
Medikamente sind in vielen Fällen die Ursache von Durchfall. Neben Abführmitteln können einige psychisch wirksame Medikamente (Psychopharmaka), Antibiotika oder weitere Arzneimittel eine Diarrhoe bewirken. Vergiftungen wie durch giftige Pilze, Arsen, Quecksilber oder Kupfer haben den Durchfall als Symptom.
Nahrungsmittelallergien und Nahrungsmittelunverträglichkeiten lösen Durchfall aus. Bekannt ist beispielweise die Lactoseintoleranz, aber es gibt auch viele andere Lebensmittel, gegen die einige Menschen allergisch oder überempfindlich reagieren. Die Zöliakie (einheimische Sprue) ist eine oft erbliche Erkrankung, bei der eine Überempfindlichkeit gegenüber dem Eiweißstoff Gluten zu Schäden der Darmschleimhaut führt (glutensensitive Enteropathie). Durchfälle sind die Folge.
Chronisch-entzündliche Darmerkrankungen, zu denen der Morbus Crohn und die Colitis ulcerosa gehören, haben als ein wesentliches Symptom eine Diarrhoe.
Viele Menschen leiden an einem sogenannten Reizdarmsyndrom, also an Darmbeschwerden, deren Auslöser mit den ärztlichen Untersuchungsmethoden nicht gefunden werden können. Der Reizdarm beinhaltet sehr oft Durchfall und ist zwar lästig, aber harmlos.
Säuglingsenteritis beziehungsweise Säuglingsdyspepsie bezeichnet eine Erkrankung mit Durchfall, die durch falsche Ernährung des Babys bedingt ist. Eine weitere mögliche Ursache von Durchfällen ist eine Funktionsstörung der Bauchspeicheldrüse (Pankreas-Insuffizienz), so dass nicht genügend Enzyme für die Verdauung zur Verfügung stehen. Darüber hinaus können Durchfälle als Symptom bei Tumoren im Bereich des Darms auftreten. Es kann sich um gutartige Befunde handeln (z. B. Darmpolypen), aber manchmal sind auch bösartige Tumore verantwortlich. Selbst eine Schilddrüsenüberfunktion (Hyperthyreose) kann zu einer Diarrhoe führen, da viele Organvorgänge schneller ablaufen als bei normaler Schilddrüsenfunktion.
Neben diesen Störungen können noch andere Ursachen für die Diarrhoe vorliegen. Der Arzt muss die jeweilige Ursache des Durchfalls feststellen und von anderen Ursachen unterscheiden (Differenzialdiagnose).
Betroffene mit Diarrhoe leiden meist unter einem wiederholten, manchmal unbeherrschbaren Stuhlgang. Der Stuhl ist nicht mehr dick und fest, sondern weich bis flüssig. Der Stuhl kann, abhängig von der Ursache des Durchfalls, auch Schleim, Eiter oder Blut enthalten.
Ein schweres Problem kann der Flüssigkeitsverlust darstellen, den der Abgang von viel wässrigem Stuhl mit sich zieht. Es kann eine Dehydratation (Austrocknung des Körpers, Exsikkose) eintreten. Ebenfalls verlieren Patienten Elektrolyte (Salze) über den Stuhl wie insbesondere Natrium, Kalium, Magnesium und Chlorid. Der Elektrolytverlust kann Erscheinungen wie Krämpfe und Bauchschmerzen verursachen. Schwitzen (bei Fieber) oder Erbrechen verstärkt den Flüssigkeits- und Elektrolytmangel.
Ein anhaltender schwerer Durchfall kann über den Abgang von Flüssigkeit und Elektrolyten zu sehr schwerwiegenden Zuständen bis hin zum Tode führen.
Vor allem Menschen, die ein besonderes Risiko haben, wie Säuglinge oder ältere Patienten, sollten bei starkem Durchfall umgehend ärztlich untersucht werden. Wichtige Hinweise auf die Ursache einer Diarrhoe gibt die Befragung des Betroffenen durch den Arzt, die Anamnese. Der Betroffene gibt dem Arzt Auskünfte über die Symptome, die Dauer der Erkrankung, die Konsistenz des Stuhls, vorherige Erkrankungen und weitere Besonderheiten. Eine körperliche Untersuchung inklusive Abtasten und Abhorchen des Bauches schließt sich an.
Der Arzt kann sich auch den Stuhl des Patienten anschauen, um Hinweise auf die Ursache zu bekommen. Eine Stuhlprobe, die im Labor untersucht wird, dient dem Nachweis eventueller Krankheitserreger im Darm. Dies ist aber in vielen Fällen nicht notwendig. Eine Blutuntersuchung kann sinnvoll sein.
Länger bestehende Durchfälle oder ein Verdacht auf eine schwere Krankheit als Ursache werden abgeklärt durch eine Darmspiegelung (Koloskopie) oder auch eine Magenspiegelung sowie eine Röntgenuntersuchung mit Kontrastmittel.
Mitunter kann beim Verdacht auf erregerbedingte Diarrhoe auch eine Untersuchung von verzehrten Lebensmitteln oder des Trinkwassers angezeigt sein.
Eine Behandlung der Diarrhoe muss beinhalten, dass der Flüssigkeits- und Elektrolytverlust ausgeglichen wird. Ganz besonders muss bei Babys darauf geachtet werden, dass sie bei Durchfall genügend Flüssigkeit erhalten. In schweren Fällen kann eine Aufnahme des Patienten in ein Krankenhaus notwendig werden.
Bei weniger schweren Fällen von Diarrhoe reichen die einfachen Maßnahmen und Hausmittel aus. Bekannt ist beispielsweise der Verzehr von Cola und Salzstangen, was oft den Vorteil hat, dass Patienten (insbesondere Kinder) wieder motiviert sind, überhaupt etwas zu sich zu nehmen. Allerdings besteht bei Cola und Salzstangen auch der Nachteil, dass hauptsächlich Natrium und nicht andere sehr wichtige Salze wie Kalium zugeführt werden und die Cola nicht sonderlich vorteilhaft für die Linderung der Darmbeschwerden ist. Als besser werden richtige Elektrolyt-Getränke und spezielle Lösungen zum Ausgleich des Flüssigkeitshaushalts angesehen, die ohne Rezept in Apotheken erhältlich sind.
Medikamente gegen Diarrhoe werden Antidiarrhoika genannt. Es wird empfohlen, den Durchfall nicht sofort eigenmächtig mit Medikamenten (z. B. Loperamid) zu stoppen, da dies bei Infektionen die Ausscheidung der Krankheitserreger behindern kann. Akute Durchfälle werden vom Arzt oft mit Medikamenten behandelt, die den Darm beruhigen und den Aufbau der Darmflora fördern. Antibiotika werden gegeben, wenn der Verdacht auf eine Infektion mit Bakterien besteht oder diese in einer Stuhlprobe nachgewiesen wurden.
Die Diarrhoe ist (in Europa) in einem großen Teil der Fälle nicht durch eine schwerwiegende Erkrankung bedingt. Meist verschwinden die Symptome nach einigen Tagen, ohne dass es weitere Komplikationen gab. Allerdings können Risikogruppen von Betroffenen (kleine Kinder, ältere Personen, schwangere Frauen) gefährdet sein, insbesondere durch den starken Wasserverlust und Elektrolytverlust. Bei ihnen sollte der Flüssigkeits- und Stoffhaushalt immer gut ausgeglichen werden. Zu beachten bei Durchfall ist außerdem, dass einige Erreger von Darminfektionen meldepflichtig sind.
Weiterführende Informationen
Liste von möglichen Ursachen der Diarrhoe
Letzte Aktualisierung am 03.02.2023.