Eine bestimmte krankhafte Veränderung des Bindegewebes der Hand mit Schrumpfung und Verhärtung wird als Dupuytren-Kontraktur (Dupuytrensche Kontraktur, Morbus Dupuytren) bezeichnet. Die berühmte Zeichnung von Albrecht Dürer (betende Hände) lässt bei genauerer Betrachtung vermuten, dass die Hände des gezeichneten Apostels an einem Frühstadium von Morbus Dupuytren erkrankt sind.
Grundsätzlich ist Mobus Dupuytren eine gutartige, tumoröse (knotige) Erkrankung der Hand. Schon im Jahr 1614 wurde diese Erkrankung vom Arzt Felix Plater im dritten Band seines Werkes "Observationes" beschrieben. Seitdem beschäftigen sich Ärzte und Chirurgen mit der Suche nach der Ursache und der Anwendung geeigneter Therapien.
Schließlich hat Guillame Dupuytren, nach dem diese Erkrankung benannt wurde, die erste Aponeurektomie durchgeführt. Bei dieser Operation werden verdickte Bindegewebsstränge entfernt.
Der Morbus Dupuytren ist eine Erbkrankheit, die vor allem in der nordeuropäischen Bevölkerung auftritt. In Deutschland sind ca. 1,9 Mio. Menschen betroffen. Männer ab dem 50. Lebensjahr sind häufiger betroffen.
Die Erkrankung steht häufig im Zusammenhang mit Erkrankungen der Leber, wie Zirrhose und missbräuchlichen Alkohol- und Nikotingenuss. Ebenfalls kann sie bei bestehendem Diabetes mellitus (Zuckerkrankheit), bei Krampfanfällen (Epilepsie) und bei bestimmten Wirbelsäulenerkrankungen auftreten.
Ebenfalls einen Bezug scheint es mit Morbus Ledderhose zu geben. In 15 Prozent der Fälle tritt Morbus Ledderhose zusammen mit Morbus Dupuytren auf.
In der Regel beginnt die Erkrankung mit der Bildung von Knoten in der Hohlhand. Am häufigsten davon betroffen sind Kleinfinger, dann Ring- und Zeigefinger. Bestimmte Gelenke scheinen häufiger als andere Gelenke befallen zu sein.
Unter dem Mikroskop erkennt man eine veränderte Kollagenzusammensetzung. Diese Verschiebung (von Kollagen I zu Kollagen III) führt zu einer Knoten- und Strangbildung.
Nach und nach kommt es bei der Erkrankung zu einem Schrumpfprozess des Gewebes der Sehnenplatte an der Hohlhand.
Die Diagnose wird durch Beurteilung der Hand gestellt. Unter anderem zeigt sich das Hugh-Johnson-Zeichen, eine Hohlhandfurche mit Hauteinziehung in der Umgebung.
Die Dupuytrensche Kontraktur wird in mehrere Schweregrade aufgeteilt. Die gängigste Einteilung erfolgt nach Tubiana.
Bei Stadium 1 bestehen lediglich knotenartige oder flächenhafte Verhärtungen. In den weiteren Stadien kommt es immer mehr zu einem Zug des Gewebes, so dass sich eine Fehlstellung (Beugung) insbesondere des kleinen Fingers und des Ringfingers ausbildet. Bei sehr starker und langzeitiger Ausprägung (Stadium 4) kann es zu nachfolgenden Gelenkschäden kommen, so dass für die betroffenen Finger keine Streckung mehr möglich ist.
Kontrakturen können auch nach Verletzungen, anderen mechanischen Einwirkungen sowie bei krampfender Lähmung auftreten.
Grundsätzlich kann der Morbus Dupuytren nicht gänzlich geheilt werden, weil der als Teil einer systemischen Erkrankung angesehen werden muss. Eine Behandlung bekämpft nicht die Ursache, sondern die Symptome. Das ist ähnlich wie bei einer operativen Therapie der rheumatischen Hand.
Eine Operation kann aber trotzdem sehr hilfreich sein und die Greiffunktion der Hand bedeutend verbessern. Der richtige Zeitpunkt der Operation spielt eine große Rolle für das Ergebnis. Je früher operiert wird, um so wahrscheinlicher ist es, dass das Ergebnis der Operation zufriedenstellend ist. Wird zu spät operiert, können bleibende Streckdefizite nicht mehr ausreichend behandelt werden.
Im Frühstadium werden Massagen, Schiebenbehandlung und Glucokortikoidinjektionen (Kortison-Spritzen) eingesetzt. Es gibt aber keine wissenschaftlichen Beweise, dass die Behandlungen auf die Erkrankung einen Einfluss nehmen. Als Therapie profiliert hat sich die Röntgenbestrahlung (Radiotherapie). Diese scheint das Wachstum zu hemmen und ein Fortschreiten der Erkrankung über Jahre hinweg zu verlangsamen oder gar zum Stillstand zu bringen.
Es gibt zwei mininmalinvasive Eingriffe, bei denen versucht wird, den Dupuytren-Strang durchzutrennen. Dabei muss sehr genau gearbeitet werden, um umliegende Strukturen (Arterien und Nerven) nicht zu verletzen. Die Komplikationsrate beider Eingriffe ist sehr gering und die Eingriffe können ambulant durchgeführt werden.
Verglichen mit der chirurgischen Therapie ist die Rezidivrate (Wiederauftritt der Beschwerden, bzw. der Krankheit) deutlich höher.
Aktuell scheinen die Krankenkassen diese Therapie noch nicht zu bezahlen.
Die Operation des Morbus Dupuytren ist einer der häufigsten handchirurgischen Eingriffe überhaupt und kann ambulant, zum Beispiel mit einer Plexus-Anästhesie, durchgeführt werden.
Oftmals wird eine so genannte Blutleere vorgenommen. Dabei wird eine Manschette um den Arm gelegt, um die Blutzufuhr auszuschalten. Damit wird eine bessere Übersicht während des Eingriffes ermöglicht.
Bei der Operation wird der befallende Dupuytren-Strang radikal entfernt. Das bedeutet, die bindegewebige Veränderung wird herausgeholt, dabei wird sie von Nervensträngen, Adern und Sehnen getrennt. Sehnengewebe, Weichteile, Arterien und Nerven müssen unbedingt geschützt werden und dürfen nicht verletzt werden. Aus diesem Grund erfolgt dieser Eingriff häufig mikrochirurgisch (mit Mikroskop). Bei diesem Eingriff wird nicht das komplett erkrankte Gewebe entfernt, sondern nur das Gewebe, das die Bewegungseinschränkung und Kontraktur verursacht. Das Ziel ist es, die Streckfähigkeit zu verbessern.
Diese Operation ist immer noch der Gold-Standard, also die standardmäßig empfohlene Operation.
Leider können bei der Operation Hautdefekte entstehen, die eine plastische-chirurgische Behandlung erfordern (sog. Z-Plastiken).
Ist die Dupuytrensche Kontraktur schon so weit fortgeschritten, dass ausgeprägte Gelenkveränderungen bestehen (Stadium 4), kann eventuell nur eine Amputation eines oder mehrerer Finger die Funktionalität der Hand weitgehend bewahren. Das kommt natürlich nur in sehr seltenen Fällen vor.
Nach der Operation werden die Wunden regelmäßig behandelt. Am zweiten Tag nach der Operation wird der erste Verbandswechsel vorgenommen und die Drainagen entfernt. Die Fäden werden ungefähr zwölf Tage nach der Operation entfernt. Bereits sehr früh erhält der Patient Physiotherapie, um Streckübungen durchzuführen. Eine Ruhigstellung der Hand nach der Operation bringt keine Vorteile und ist nicht empfehlenswert.
Umgebende Strukturen können bei dem Eingriff verletzt werden, insbesondere wenn sie mit dem veränderten Gewebe verbacken sind. Es kann zu Blutungen, Nachblutungen und Blutergüssen kommen. Bei Nervenschädigung kann es unter anderem zu Taubheitsgefühl kommen, was oftmals wieder verschwindet. Infektionen, Wundheilungsstörungen und Narbenbildung können sich ergeben. Es kann zu Einschränkungen in der Gelenkfunktion kommen. Allergien verschiedenen Schweregrades können nicht ausgeschlossen werden.
Hinweis: Dieser Abschnitt kann nur einen kurzen Abriss über die gängigsten Risiken, Nebenwirkungen und Komplikationen geben und erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Das Gespräch mit dem Arzt kann hierdurch nicht ersetzt werden.
Die Erfolgsaussichten sind abhängig von der Ausprägung der Dupuytren-Kontraktur, da in Stadium 4 bereits zu starke Gelenkschäden vorliegen. Die vorhergehenden Stadien können dagegen erfolgreich behandelt werden. Mit etwa 30 Prozent sind erneute Kontrakturbildungen (Rezidive) häufig.
Oftmals müssen gerinnungshemmende Arzneimittel wie Marcumar® oder Aspirin® in Absprache mit dem Arzt abgesetzt werden.
Falls der Eingriff unter ambulanten Bedingungen stattfindet, sollte sich der Patient danach abholen lassen. Fahrzeuge und andere Maschinen dürfen insbesondere am Operationstag nicht bedient werden, und auch bedeutsame Entscheidungen sollten vertagt werden.
Bereits eine kurze Zeit nach dem Eingriff sollten die Finger vorsichtig bewegt werden. Krankengymnastik kann den Heilungsverlauf unterstützen.
Bei Auffälligkeiten, bei denen es sich um Komplikationen handeln könnte, sollte der Arzt kontaktiert werden.
aktualisiert am 03.02.2023