Die Weltgesundheitsorganisation definiert die Drogenabhängigkeit als ein Zustand psychischer und gegebenenfalls physischer Abhängigkeit von einer oder mehrerer Substanzen, die eine zentral-nervöse Wirkung aufweisen und zeitweise oder fortgesetzt eingenommen werden.
Der menschliche Körper produziert selbst eine große Zahl solcher Substanzgruppen, die für unser Wohlbefinden, unsere physischen und psychischen Befindlichkeiten maßgeblich sind. Oft besitzen die körpereigenen (endogenen) Stoffe große Ähnlichkeiten mit jenen Stoffen, die wir von außen (exogen) zuführen. Allein in Deutschland gibt es etwa 1,5 bis zwei Millionen Suchtkranke Menschen.
Bei der Ursachenfindung muss zunächst die Frage nach der Motivation, überhaupt eine Substanz zu sich zu nehmen beziehungsweise eine diesbezügliche Handlung auszuführen, geklärt werden.
Warum werden überhaupt Drogen eingenommen?
Neben den illegalen Substanzen, gibt es natürlich auch legale Alltagsdrogen (wie Nikotin, Koffein, Alkohol, Chinin, Capsaicin oder Kakao) und das breite Spektrum mehr oder weniger psychoaktiver Medikamente, deren Missbrauch auch zu einer Abhängigkeit führen kann.
Viele Menschen probieren oder nehmen gelegentlich Drogen ein, um Bezugspersonen zu imitieren oder aus Frustration extrem abzulehnen. Sie versuchen dadurch vor allem den gesellschaftlichen Funktionsanforderungen im Wege zu stehen.
Auch haben sich die Zugänge für psychoaktive Substanzen für Jugendliche erleichtert. Die Motivationen, bestimmte Substanzen zu konsumieren, lassen sich unter drei Aspekten zusammenfassen:
Letztendlich ist noch nicht völlig geklärt, warum einige Menschen zu Suchtmitteln greifen. Ein wesentlicher Grund ist jedoch die, durch die Droge erhoffte Stimmungsänderung wie Euphorie und Glücksgefühle zu erreichen, die mit der Einnahme hervorgerufen wird.
Die Wirkung ist abhängig vom jeweiligen Stoff, der Dauer und Art der Einnahme, der Dosis und der aktuellen Stimmung und Gefühlslage des Betroffenen. Nicht alle Suchtmittel erzeugen gleichermaßen psychische und physische (körperliche) Abhängigkeit, das heißt aber nicht, dass sie weniger harmlos sind.
Grundsätzlich unterscheidet man zwischen der psychischen oder physischen Abhängigkeit.
Hier besteht ein unbezwingbares gieriges, seelisches Verlangen mit der Einnahme der Droge fortzufahren, egal was es koste. Im Allgemeinen bestehen psychische Entzugserscheinungen aus Unruhezuständen, Angst, dem Drang zur erneuter Drogeneinnahme, depressiven Verstimmungen und eventuell Selbstmordgedanken.
Für eine psychische Abhängigkeit sind bestimmte Voraussetzungen wie beispielsweise Schulprobleme, Einsamkeit oder der Drang einer bestimmten Gruppe anzugehören, ausschlaggebend. Psychische Abhängigkeit ist vor allem zu befürchten, wenn das soziale Umfeld wie Familie oder Freunde labil ist. Eine solche Gefahr ist in geordneten Verhältnissen wesentlich geringer.
Auftreten von körperlichen Entzugserscheinungen (Abstinenzsymptomen), die bei Absetzen des Suchtmittels auftreten. Hierzu gehören insbesondere Schmerzzustände, aber auch vegetative Symptome wie Zittern, Frieren, Schweißausbrüche, Durchfall, Übelkeit, Erbrechen, Schwindel und Abgeschlagenheit.
In der Regel wird die körperliche Abhängigkeit durch Drogen verursacht, welche im Körper bestimmte Rezeptoren belegen und die Ausschüttung von Glückshormonen anregen oder vortäuschen. Hier besteht die Gefahr, dass die empfangenden Rezeptoren mit der Zeit abstumpfen und ohne die Einnahme der verwendeten Droge kein ausgeglichener Zustand im Körper mehr herstellbar ist.
Bei Verdacht sollten Eltern möglichst schnell Kontakt zu einer Beratungsstelle aufnehmen. Die größte Hürde ist in der Regel, dass der Abhängige die Sucht vor sich und anderen leugnet. Solange diese Abwehr nicht überwunden wird, kann keine erfolgreiche Behandlung erfolgen. Die Eltern müssen klare Grenzen setzten und dem Jugendlichen verdeutlichen „Wir sind für Dich da, wenn Du Dich von Deiner Sucht befreien willst".
Dies erfordert zwar viel Kraft und Mut, ist aber die einzig richtige Lösung. Ein Süchtiger muss aus eigener Überzeugung in die Therapie gehen. Am Anfang besteht häufig noch eine unstabile Motivation, Rückfälle oder Therapieabbrüche. Oft gelingt die Festigung der Motivation erst im zweiten oder dritten Anlauf. Während der Behandlung wird der süchtige Mensch schrittweise darauf vorbereitet, wieder Verantwortung für sich selbst zu übernehmen.
In der Regel erfolgt die Entgiftung stationär unter ärztlicher Aufsicht. Dem Patienten werden alle Suchtmittel entzogen, so dass es in der Folge zu Entzugserscheinungen kommt, die teilweise mit starken körperlichen und seelischen Missempfindungen verbunden sind. Diese können durch Medikamente gelindert werden. Die Einnahme beschränkt sich in der Regel nur auf wenige Wochen.
Nach der Entgiftung erfolgt die Entwöhnung. Sie kann entweder ambulant mit Gruppen- oder Einzelbehandlung oder stationär in einer Fachklinik durchgeführt werden.
Ziele der Therapie sind:
Es gibt natürlich auch Drogensüchtige, die mehrere Jahre Heroin konsumiert haben und mehrfach und erfolglos an einer Entwöhnungsbehandlung teilgenommen haben. Diese können im Rahmen der Methadon-Substitutionstherapie ambulant behandelt werden. Neben der täglichen Methadon-Einnahme, werden die Patienten in begleitende Therapiemaßnahmen wie Psychotherapie eingebunden. Vorteil dieser Therapieform ist, dass Suchtkranke ihr soziales Umfeld beibehalten und ihrer Arbeit nachgehen können.
Grundsätzlich gilt, dass keine Droge sofort zu einer Abhängigkeit führt oder psychische Schäden verursacht. Das Risiko für eine Drogenabhängigkeit liegt bei der Substanz, der Menge und der Häufigkeit der Aufnahme. Leider kommt es aufgrund der falschen Anwendung oder eines bewussten Missbrauchs, zu einer Abhängigkeit. Im Grunde kann jede rauscherzeugende Substanz (auch Medikamente), bei falscher Anwendung, zu einer Abhängigkeit führen.
In der westlichen Welt wird eine Tradition des Vieltrinkens gepflegt, so dass sich in den Köpfen der Menschen Alkohol als alltägliche und selbstverständliche Droge festsetzt. Ein typisches Beispiel für eine feste Integration der Droge Alkohol in das Leben, ist der Spruch aus Bayern „Bier ist flüssiges Brot".
Leider wird in Europa der Drogenmissbrauch, vor allem aber der Alkoholmissbrauch, oft unterschätzt, da viele Menschen Alkohol- oder Drogensucht mit dem Bild obdachloser, gestrandeter Menschen auf der Straße in Zusammenhang bringen. Die Realität sieht jedoch ganz anders aus. Der Missbrauch ist nicht gleichzusetzen mit Vieltrinken und Dauerrausch, sondern bedarf des genauen Hinschauens auf die individuellen Motive.
Letzte Aktualisierung am 15.12.2020.