Als Ursache für das Sehen von Doppelbildern kommen zahlreiche Grunderkrankungen infrage. Während ein Teil dieser Erkrankungen mit konservativen Therapien behandelt werden kann, muss bei einem anderen Teil operiert werden. Erkrankungen des Sehapparats, die sich im Doppeltsehen äußern, können die Augenhöhle mit den Augenmuskeln und dem Augapfel betreffen. Auch die Nervenbahnen zwischen den Augen und dem Gehirn sowie verschiedene Regionen des Gehirns kommen als Auslöser für Doppelbilder infrage. Der Sehapparat ist sehr empfindlich gegenüber Störungen. Entzündungen, Verletzungen, Durchblutungsstörungen oder aber ein Tumor sind einige der Grunderkrankungen, die zu Doppelbildern führen können. Auch eine angeborene Anomalie, die vom Sehapparat nicht mehr hinreichend kompensiert werden kann, kommt in Betracht.
Eine Ursache für das Doppeltsehen sind sogenannte “Blow-Out-Frakturen“: Durch äußere Gewalteinwirkung werden die Wände der Augenhöhle und möglicherweise auch die Augenmuskulatur beschädigt. Teile der Augenmuskulatur können in den Bruchspalten eingeklemmt werden und halten dann das Auge nicht mehr in der richtigen Position. In diesen Fällen muss der Augenmuskel operativ befreit und in seine ursprüngliche Lage zurückversetzt werden. Ist zudem ein Augennerv beschädigt, kann dies zur Lähmung oder Erschlaffung der betroffenen Augenmuskel führen. Zur Regeneration eines beschädigten Augennervs ist ein operativer Eingriff allerdings nicht geeignet. Der Nerv muss sich spontan, also ohne äußeres Zutun, regenerieren. In diesem Fall hilft nur Geduld.
Eine Fehlstellung der Augen kann dazu führen, dass eines der ans Gehirn übermittelten Bilder quasi ausgeblendet wird. In der Folge kann die Sehkraft des betroffenen Auges abnehmen und sich eine dauerhafte Schwachsichtigkeit entwickeln. Die Korrektur der Schwachsichtigkeit ist an ein geringes Lebensalter geknüpft. Grundsätzlich gilt: Je früher die Schwachsichtigkeit, oder Amblyobie, erkannt und behandelt wird, desto größer ist die Chance auf Heilung. Aus diesem Grund wird eine Erstuntersuchung bereits im Säuglingsalter empfohlen. Die Therapie einer Schwachsichtigkeit infolge von Doppelbildern sollte frühzeitig im Kindesalter in Angriff genommen werden, danach hat sie nur noch geringe Erfolgsaussichten. Begonnen wird mit dem Abdecken des kräftigeren Auges, um die Sehkraft des schwächeren zu trainieren. Im Anschluss wird in vielen Fällen dann die Fehlstellung der Augen operativ korrigiert.
Beim Auftreten von Doppelbildern kommt auch eine Schädigung der Nervenbahnen zwischen Gehirn und Auge infrage. Insbesondere Lähmungen des dritten, vierten und sechsten Hirnnervs führen zu Schiefstellungen der Augen und Doppelbildern. Schädel-Hirn-Traumata können hierfür ebenso verantwortlich sein wie die Erhöhung des Schädelinnendrucks durch Blutungen oder Tumore. Gut- oder bösartige Gewebewucherungen können auch direkt auf einen Hirnnerv drücken und die Funktion der Augenmuskulatur beeinträchtigen. Eine Operation kann erforderlich sein, um die Veränderungen zu entfernen. Nach der Beseitigung der Ursachen besteht die Chance der spontanen Rückbildung des Doppeltsehens. Tritt diese nach einem angemessenen Zeitraum nicht ein, kann an den Augenmuskeln operativ eingegriffen werden.
Bei der operativen Behebung einer Fehlstellung der Augen spielen mitunter auch kosmetische Aspekte eine wichtige Rolle. Wenn eine Schielstellung der Augen auch von anderen Menschen wahrgenommen wird, kann es beim Patienten zu einem erheblichen psychischen Leidensdruck kommen. In diesen Fällen kann, auch wenn keine unbedingte körperliche Notwendigkeit besteht, eine operative Korrektur die Lebensqualität erheblich verbessern.
Mithilfe einer operativen Korrektur der Augenmuskulatur soll die Deckungsgleichheit der beiden Einzelbilder vom linken und vom rechten Auge wiederhergestellt werden. Hierzu werden Korrekturen an den äußeren Augenmuskeln vorgenommen. Sie können ein- oder beidseitig gekürzt werden. Auch die Verlagerung der Muskelansatzpunkte ist bis zu einem gewissen Grad möglich. Bei der operativen Korrektur der Augenstellung muss lediglich die Bindehaut eröffnet werden, ein Eingriff in das Innere des Auges oder gar dessen Entnahme ist nicht notwendig.
Der Sehapparat nimmt eine wichtige Funktion bei der Wahrnehmung unserer Umwelt war. Seine räumliche Nähe zu den anderen Sinnesorganen und dem Gehirn macht einen operativen Eingriff zu einem anspruchsvollen, interdisziplinären Unterfangen. Neben der Beseitigung der Fehlsichtigkeit muss unbedingt die Schädigung der angrenzenden Organe vermieden werden. Spezialisten, die an einer solchen Operation beteiligt sein können, sind Augenärzte ebenso wie Gesichtschirurgen, Neurochirurgen, HNO-Ärzte, Internisten und Radiologen.
aktualisiert am 29.05.2020