Ob sich das Sehen eines Doppelbildes auf ein Auge beschränkt oder beim beidäugigen Sehen vorkommt, kann durch einen einfachen Test festgestellt werden: Doppelbilder, die in nur einem Auge erzeugt werden, verschwinden, wenn das geschädigte Auge abgedeckt wird. Wird hingegen das gesunde Auge abgedeckt, bleiben diese monokularen, also auf ein Auge beschränkten Doppelbilder bestehen. Als eine mögliche Ursache kommt die ungleichmäßige Beschaffenheit der Hornhaut infrage.
Circa 75 Prozent der Lichtbrechung im Auge wird von der Hornhaut bewältigt. Sie bündelt die einfallenden Lichtstrahlen und leitet sie weiter in die Augenlinse, in der die restlichen 25 Prozent der Umlenkung des Lichts stattfinden. Eine ungleichmäßige Beschaffenheit der Hornhaut oder aber auch der Augenlinse wirkt sich optisch so aus, als ob mehrere unterschiedliche Linsen vorhanden wären. Die Lichtstrahlen werden nicht mehr auf einen zentralen Punkt der Netzhaut ausgerichtet, sondern, im Falle des Doppeltsehens, auf zwei unterschiedliche. Das Auftreten von monokularen Doppelbildern ist die Folge. Eine derart unregelmäßige Hornhaut kann aufgrund von Erkrankungen wie beispielsweise einem Keratokonus (einer erblichen Deformation der Hornhaut) bestehen.
Auch der Graue Star, eine weit verbreitete Eintrübung der Augenlinse (Katarakt), kann für das Auftreten einseitiger Doppelbilder verantwortlich sein. Bei der Erkrankung an grauem Star trübt sich die Linse partiell ein und verursacht unterschiedliche Sehstörungen, die sich in Schleiersehen, in einem Kontrastverlust, in reduziertem Farbsehen oder aber auch in Doppelbildern äußern können. Vor allem der Kernstar, der vornehmlich den zentralen Bereich der Augenlinse betrifft, ruft neben Kurzsichtigkeit häufig auch ein einseitiges Doppeltsehen hervor. Des Weiteren kann eine Augenlinse, die teilweise aus ihrer Position gerutscht ist (Subluxation, z. B. nach Verletzung oder bei Erbkrankheiten), zu monokularen Doppelbildern führen.
Die Iris oder Regenbogenhaut übt im Auge die gleiche Funktion aus wie die Blende in einem Fotoapparat: Durch Öffnen oder Zusammenziehen steuert sie die Menge des einfallenden Lichts. Tritt in der Iris ein Loch auf, das beispielsweise durch Verletzung und randliches Ablösen entstehen kann, hat das Auge praktisch mit zwei Pupillen beziehungsweise mit zwei unterschiedlichen Lichtquellen zu kämpfen, die unweigerlich zu einem Doppelbild führen. Vergleichbar ist dieser Effekt mit einer Leinwandprojektion, bei der zwei Beamer ein nicht ganz deckungsgleiches Doppelbild projizieren.
aktualisiert am 18.01.2016