Patienten mit Divertikeln ist eine besondere Ernährung zu empfehlen. Jedoch muss bezüglich der Ernährungsumstellung beachtet werden, ob es sich bei der Erkrankung des Patienten um eine Divertikulose oder um eine Divertikulitis handelt. Bei einer Divertikulose hat der Betroffene zwar krankhafte Ausstülpungen (Divertikel) im Darm, diese sind jedoch beschwerdefrei. Eine Divertikulitis ist eine Entzündung der Divertikel und geht mit Symptomen wie Schmerzen, Fieber und Krankheitsgefühl einher. Die Ernährung muss dementsprechend angepasst werden. Nahrungsmittel, die bei einer Divertikulose empfohlen werden, sind bei einer aktuen Divertikulitis teilweise strikt zu vermeiden. Auch nach einer Divertikel-OP greift wiederum eine besondere Ernährungsempfehlung.
Bei einer Divertikulose liegt das Augenmerk auf dem Verhindern von Entzündungen an den Divertikeln. Hierfür sind bestimmte Nahrungsmittel vorteilhaft, die die Darmaktivität fördern und den Darminnendruck vermindern. Ferner wird mit der Ernährungsumstellung bei einer Divertikulose angestrebt, dass sich die Divertikel nicht noch weiter ausbilden.
Im Rahmen einer Divertikulitis gilt es, den Darm zu entlasten. Aus diesem Grund wird in der akuten Phase einer schweren Entzündung der Divertikel oder nach einer OP ein kompletter Nahrungsverzicht empfohlen (Nahrungskarenz). Die Patienten werden in dieser Zeit über Infusionen mit den wichtigen Nährstoffen versorgt. Durch diesen Nahrungsverzicht wird der Darm entlastet, die Entzündungen klingen mithilfe von Antibiotika ab und OP-Wunden heilen aus.
Zwar sind die genauen Ursachen für die Divertikelbildung noch ungeklärt, Ärzte sehen eine falsche Ernährung jedoch als Mitauslöser an. In der westlichen Welt essen die Menschen viel zu wenig Ballaststoffe und faserreiche Lebensmittel. Rotes Fleisch wird hingegen in großem Umfang konsumiert. In asiatischen und afrikanischen Ländern essen die Menschen viel mehr Früchte und Obst. In diesen Ländern sind Divertikel bei Menschen über 50 Jahren weitaus seltener als in unseren Breitengraden. Aus diesem Grund sehen die Forscher die „falsche“ Ernährung in der westlichen Welt als Mitauslöser für Darmdivertikel an. Durch eine bewusste Ernährungsweise lässt sich zu einem gewissen Maß einer Entstehung der Ausstülpungen des Darms vorbeugen.
Wurden bei einem Patienten nicht-entzündliche Divertikel festgestellt, lautet die Diagnose Divertikulose. Die symptomfreien Divertikel müssen nicht medizinisch behandelt werden und sind keine Gefahr für den Patienten. Der Betroffene sollte trotzdem seine Ernährung umstellen, um eine Divertikulitis und hiermit verbundene Komplikationen zu verhindern. Hierfür wird eine ballaststoffreiche Ernährung empfohlen. Vorsicht gilt jedoch bei einer Divertikulitis: Ballaststoffe sollten hier vermieden werden und sind nur bei einer Divertikulose empfehlenswert.
Als Ballaststoffe werden generell nicht verwertbare Bestandteile pflanzlicher Kost bezeichnet, welche die Darmtätigkeit anregen und den Darminnendruck reduzieren. Darmträgheiten und Verstopfungen lassen sich durch Ballaststoffe verhindern. Da die Ballaststoffe Wasser aufnehmen und aufquellen, vergrößern sie die Darmfüllung. Zudem dienen verschiedene Inhaltsstoffe der Ballaststoffe den wichtigen Darmbakterien als Nahrung. Eine gesunde Darmflora wird gefördert, der Stuhl wird weicher und das Stuhlgewicht erhöht sich. Hierdurch wird der Stuhlabgang wesentlich erleichtert und der Darm besser gereinigt. Alle diese Aspekte sind bei einer Divertikulose wichtige Faktoren, um Entzündungen an Divertikeln zu vermeiden.
Durch die oben genannten Positivaspekte der Ballaststoffe bilden sich erschwert Kotansammlungen in den Divertikeln. Die Bildung von Kotsteinen und hieraus resultierenden Entzündungen der Divertikel wird auf natürlichem Weg erschwert.
Ballaststoffe finden sich in allen pflanzlichen Nahrungsmitteln und in Getreideprodukten. Jedoch unterscheidet sich die Zusammensetzung der Ballaststoffe von Nahrungsmittel zu Nahrungsmittel. Die Konzentration der Ballaststoffe in Lebensmitteln hängt von der jeweiligen Sorte, vom Reifezustand und von den Anbaubedingungen ab. Einem erwachsenen Menschen wird die tägliche Aufnahme von 30 bis 40 Gramm Ballaststoffen empfohlen. Hierbei sollte die eine Hälfte der Ballaststoffmenge aus Getreideprodukten (Vollkorn, Vollkornschrot) und die zweite Hälfte der Menge aus Obst und Gemüse stammen. Für eine ballaststoffreiche Ernährung finden sich zahlreiche leckere Rezepte. Nachfolgend findet sich ein Beispiel für einen ballaststoffreichen Ernährungsplan:
Bestimmte Nahrungsmittel fördern die Ausbildung der Divertikel und lösen eventuell indirekt eine Divertikulitis aus. Aus diesem Grund ist es Patienten mit Divertikeln generell zu empfehlen, diese Lebensmittel zu meiden. Folgende Lebensmittel sind bei einer Divertikulose nicht oder nur in kleinen Mengen zu empfehlen:
Bei einer ballaststoffreichen Ernährung ist es weiterhin wichtig, viel zu trinken. Die Ballaststoffe quellen nur auf, wenn dem Körper genug Wasser zugeführt wird. Aus diesem Grund werden mindestens zwei Liter Wasser als Trinkmenge pro Tag empfohlen. Es ist wichtig, bei den Mahlzeiten gut zu kauen und achtsam zu essen.
Entzündungshemmende Omega-3-Fettsäuren helfen, eine Entzündung der Divertikel zu vermeiden. Diese Fettsäuren finden sich in hoher Konzentration in Leinöl und Seefisch. Zweimal pro Woche sollten Gerichte mit diesen Lebensmitteln eingeplant werden. Ferner fördern Probiotika mit dem Lactobacillus casei eine gesunde Darmflora und eine gute Darmfunktion. Derselbe Umstand bezieht sich auch auf milchsauer-vergorene Lebensmittel wie auf Joghurt, Buttermilch, Kefir, Sauermilch und auf Sauerkraut.
Zu guter Letzt wird Patienten mit einer Divertikulose viel Bewegung empfohlen. 30 Minuten täglich sind hierbei das Minimum.
Bei einer Divertikulitis gestaltet sich die Ernährung anders als bei einer Divertikulose. In einem akuten Stadium der Divertikulitis oder nach einer Divertikel-OP ist es wichtig, dass der Patient für einige Tage nichts isst, um den Darm zu entlasten. Nachdem die Entzündungen an den Divertikeln durch die Antibiotika oder durch die OP beseitigt sind, fängt der Patient mit der Zeit langsam mit einer Schonkost an. Diese Schonkost belastet den Darm nicht und er kann langsam wieder seine Tätigkeit aufnehmen. Der Kostaufbau erfolgt in der ersten Phase nach der Entzündung oder OP mithilfe von milden Suppen, Zwieback, Tee und Babybrei.
Scharfe, reizende, fettreiche und blähende Nahrungsmittel gilt es direkt nach einer Divertikulitis und nach einer OP zu vermeiden. Es ist wichtig, den Darm nach einer Divertikulitis langsam und schrittweise zu seiner normalen Funktion zurückzuführen. Erst wenn sich die normale Darmfunktion eingependelt hat, darf schrittweise auf die ballaststoffreiche Ernährung umgestellt werden. Durch die dauerhafte Ernährungsumstellung lassen sich im besten Fall weitere Schübe der Divertikulitis unterbinden.
Gastroenterologie Rüsselsheim – Ernährungsempfehlung bei Divertikel Erkrankung
(Divertikulose / Divertikulitis):https://gastroenterologie-ruesselsheim.de/files/uploads/pdfs/Ern%C3%A4hrungsempfehlung%20Divertikulose.pdf (online, letzter Abruf: 02.05.2023)
aktualisiert am 26.07.2017