Ein Divertikel ist eine Ausbuchtung der Darmschleimhaut (oder auch eines anderen Hohlorgans), die meist einen halben bis mehrere Zentimeter groß wird.
Divertikel können angeboren sein oder bei einem gewissen Lebensalter entstehen. In der Regel liegen viele Befunde nebeneinander vor (Divertikulose). Die Entwicklung der Ausstülpungen wird durch einen Mangel an Ballaststoffen und durch erhöhtes Körpergewicht begünstigt.
Eine Divertikelentzündung (Divertikulitis) entsteht meist durch Darminhalt, der sich im Divertikel sammelt und verhärtet (Kotstein). Durch die mechanische Einwirkung kommt es zur Schleimhautentzündung. Bei ungünstigem Verlauf bildet sich oft ein Darmgeschwür auf dem Boden des Divertikels. Es kann zu schweren Blutungen kommen. Durch die Entzündung kann die Darmwand in diesem Bereich mit anderen Organen verkleben, z.B. mit anderen Darmbereichen, Harnblase oder Vagina.
Tritt die Entzündung des Divertikels im Sigmadarm auf (ein Darmausschnitt des Dickdarms), dann wird das als Sigmadivertikulitis bezeichnet.
Im Normalfall sind Divertikel symptomlos.
Bei einer Entzündung (Divertikulitis) kommt es zu Schmerzen, meist im Bauchbereich links unten, und Temperaturerhöhung.
Die Erhebung der Krankengeschichte gibt oft Hinweise auf die Erkrankung. Feststellen lässt sich eine Divertikulose oder Divertikulitis mit einer Röntgen-Kontrastmitteluntersuchung sowie einer Darmspiegelung. Zusätzlich wird eine Blutuntersuchung, vor allem auf Entzündungswerte, durchgeführt.
Eine Divertikulitis macht ähnliche Symptome wie viele andere Erkrankungen des Bauchraumes, das Beschwerdebild mit neu auftretenden Bauchschmerzen wird als Akutes Abdomen bezeichnet. Beispielsweise können dies die so genannte Blinddarmentzündung (Appendizitis), Nierenkrankheiten oder Eileiter- und Eierstockentzündung (Adnexitis) sein.
Die Divertikulitis lässt sich am Anfang und bei leichteren Ausprägungen auch ohne Operation behandeln. Hierzu werden Antibiotika und Nährstoffe gegeben, unter anderem durch Infusion, und die Ernährung vor allem durch einen höheren Anteil von Ballaststoffen angepasst.
In schwereren Fällen wird dringend empfohlen, eine operative Entfernung des erkrankten Darmabschnittes (Dickdarmresektion) vornehmen zu lassen. Auch bei symptomlosen Divertikeln kann, vor allem bei jüngeren Menschen, eine vorbeugende Entfernung nützlich sein.
Die Divertikel-Operation erfolgt in Vollnarkose.
Bei der Operation durch Bauchschnitt (Laparotomie) wird über einen Schnitt der Bauchdecke das betroffene Dickdarmsegment herausgenommen und die Schnittränder des gesunden Darms zusammengenäht.
Heutzutage kann die Operation auch per Bauchspiegelung (Laparoskopie) durchgeführt werden. Am Bauchnabel wird dazu die Haut auf einer Länge von ein bis zwei Zentimetern eingeschnitten. Hier wird ein längliches optisches Gerät (Laparoskop) über ein Führungsrohr in die Bauchhöhle eingeschoben. Am Ende des Instruments befindet sich sowohl eine Lichtquelle als auch eine feine Videokamera. Damit der Einblick verbessert ist, wird der Bauchraum mit CO2-Gas aufgebläht. Über weitere Einschnitte können eventuell notwendige andere Operationsinstrumente eingeführt werden. Das Kamerabild wird zeitgleich auf einem Monitor dargestellt, so dass die Eingriffe erfolgen können. Das von der Divertikulitis betroffene Darmsegment wird herausgeschnitten und die Enden des gesunden Darms miteinander vernäht.
Unter Umständen muss zunächst ein künstlicher Darmausgang (Anus praeter) angelegt werden, damit der Darm nicht zu stark belastet wird. Der künstliche Darmausgang kann meist nach einigen Monaten wieder zurückgelegt werden. Manchmal wird eine Drainage in die Bauchhöhle in die Nähe des Operationsgebietes gelegt, um Wundflüssigkeit abzutransportieren. Der Schlauch kann nach Tagen wieder gezogen werden.
Bei entstandenen Verbindungsgängen (Fisteln) müssen diese vollständig entfernt werden. Daher kann es notwendig sein, die Operation auf benachbarte Organe wie beispielsweise Harnblase oder Eileiter auszuweiten. Ist die Harnblase von einer Fistel betroffen, wird ein Urinkatheter gelegt.
Falls eine Bauchfellentzündung vorliegt, muss die Bauchhöhle gründlich ausgespült werden, meist unter Zusatz von keimtötenden oder antibiotischen Mitteln. Nach der Spülung werden meist Drainageschläuche für mehrere Tage eingelegt, die dem Abführen von Wundflüssigkeit dienen. Gegebenenfalls muss die Bauchhöhle nach einigen Tagen erneut geöffnet werden (programmierte Relaparotomie).
Während des Eingriffs festgestellte Befunde und Gegebenheiten, z.B. ausgedehnte Entzündungen, Verwachsungen oder anatomische Verhältnisse, sowie Komplikationen können dazu führen, dass die Vorgehensweise von der Operation durch Bauchspiegelung zum offenen Verfahren gewechselt werden muss.
Durch die Operation kann es zu Verletzungen von in der Nähe der Operation liegenden Organen mit unter Umständen gefährlichen Auswirkungen kommen. Wenn die genähten Wunden zwischen den Darmabschnitten sich zusammenziehen, kann es zu Transportstörungen des Darmes bis hin zu Darmverschlüssen kommen. Diese können auch durch Verwachsungen und andere Gegebenheiten entstehen. Bei Undichtigkeit der Darmwand oder bei Keimeinwirkung kann es zu einer unter Umständen lebensbedrohlichen Bauchfellentzündung kommen.
Es kann zu verschiedenen Stuhlentleerungsproblemen kommen. Des Weiteren können Blutungen, Nachblutungen, Wundheilungsstörungen und überschießende Narbenbildung entstehen. Hieraus resultieren eventuell funktionelle oder ästhetische Problematiken sowie selten auch Narbenbrüche. Nervenverletzungen können ein Taubheitsgefühl bedingen. Auch Allergien können ausgelöst werden.
Hinweis: Dieser Abschnitt kann nur einen kurzen Abriss über die gängigsten Risiken, Nebenwirkungen und Komplikationen geben und erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Das Gespräch mit dem Arzt kann hierdurch nicht ersetzt werden.
Die Chancen für eine Heilung sind meist gut. Die Symptomatik wird in der Regel deutlich gebessert oder verschwindet ganz. Es kann allerdings vorkommen, dass sich wieder Divertikel ausbilden, dies ist jedoch eher selten der Fall.
Gegebenenfalls müssen Medikamente, die die Blutgerinnung stören, beispielsweise Aspirin® oder Marcumar®, vor der Operation abgesetzt werden. Dies geschieht immer in Rücksprache mit dem Arzt.
Vor der Operation muss der Darm gereinigt werden, entweder durch einen Einlauf oder durch das mehrtägige Trinken einer Spülflüssigkeit und Einnahme von abführenden Medikamenten.
Die Kost muss nach der Darmoperation langsam wieder aufgebaut werden und sollte auch in den folgenden Wochen und Monaten schonend erfolgen. Die Darmaktivität beginnt normalerweise wieder von alleine.
Körperlich ist nur in den ersten Wochen eine besondere Schonung einzuhalten.
Bei Auffälligkeiten, die auf Komplikationen hindeuten könnten, sollte umgehend der Arzt beziehungsweise die Klinik informiert werden.
aktualisiert am 22.07.2022