Das Disc-FX®-System ist ein Operationsgerät der amerikanischen Firma elliquence, das zur Durchführung minimalinvasiver Operationen bei geschlossenen Bandscheibenvorfällen verwendet wird.
Dieses System bietet eine neue Option in der Therapie von Bandscheibenvorfällen in der unteren Wirbelsäule. Die Operation erfolgt minimalinvasiv, das heißt über einen sehr kleinen Hautschnitt, und kombiniert die manuelle Entfernung des kranken Bandscheibengewebes mit der Schrumpfung der Bandscheibe durch Hitzeeinwirkung.
Das Disc-FX®-System wurde entwickelt für den Einsatz bei geschlossenen Bandscheibenvorfällen der lumbalen (unteren) Wirbelsäule. Die Operationsmethode kann bei Patienten eingesetzt werden, die durch einen Bandscheibenvorfall unter Schmerzen im Bereich des Rückens und der Beine leiden.
In der Regel wird jedoch vor Durchführung einer Operation versucht, die Symptome des Bandscheibenvorfalls konservativ, also ohne einen Eingriff zu behandeln. Dabei stehen die Behandlung der Schmerzen mit Medikamenten und die Entlastung der Wirbelsäule im Vordergrund. Die Patienten werden von einem Physiotherapeuten betreut und erhalten Wärmeanwendungen und leichte Massagen. Auch die Akupunktur und Chiropraktik zeigen bei vielen Patienten mit Bandscheibenvorfällen gute Behandlungserfolge.
Bessern sich die Beschwerden nach einem Bandscheibenvorfall durch die konservative Therapie jedoch nicht, kann nach einer ausführlichen Untersuchung und Beratung durch einen Facharzt eine Operation durchgeführt werden.
Die Bandscheiben (lat. Discus intervertebralis) verbinden die einzelnen Wirbelkörper der menschlichen Wirbelsäule miteinander. Sie dienen als "Stoßdämpfer" bei jedem Schritt und ermöglichen die gute Beweglichkeit der Wirbelsäule. Eine Bandscheibe ist von oben betrachtet etwa rund-oval und besteht aus einem weichen, geleeartigen Kern (Nucleus pulposus), der von einem festen Faserring (Anulus fibrosus) umgeben wird. Dieser Ring aus speziellem Kollagen (eine Bindegewebssubstanz) hält die Bandscheibe in ihrer Form. Über straffe Bänder sind die Bandscheiben und Wirbel miteinander verbunden.
Im Laufe des Lebens verändern sich bei jedem Menschen die Wirbel und die Bandscheiben durch die alltägliche Belastung der Wirbelsäule. Die Bandscheiben können nicht mehr so gut Wasser speichern und verlieren dadurch ihre Elastizität. Der Faserring wird porös und kann einreißen. Diese altersbedingten Veränderungen treten mehr oder weniger stark bei jedem Menschen auf und verursachen im Regelfall keine Probleme. Bei manchen Menschen kommt es allerdings dazu, dass sich die veränderte Bandscheibe nach hinten in den Rückenmarkskanal vorwölbt und dort die Nerven einengt, was zu starken Schmerzen, die bis in die Beine ziehen, führen kann.
Es handelt sich dann um einen Bandscheibenvorfall, im medizinischen Sprachgebrauch als Diskusprolaps bezeichnet. Von einem geschlossenen Bandscheibenvorfall wird gesprochen, wenn der Faserring noch intakt ist. Werden die Nerven bei ihrem Austritt aus dem Rückenmarkskanal stark eingeklemmt, kann dies auch Muskellähmungen der Beine und Gefühlsirritationen der Haut verursachen.
Das Disc-FX®-System dient der Verkleinerung der Bandscheibe, so dass diese sich nicht mehr in den Rückenmarkskanal vorwölbt und die Nerven nicht mehr eingeengt werden.
Das System besteht aus einer langen Sonde, die innen hohl ist und über welche einige Arbeitsgeräte eingeführt werden können. Diese Sonde wird über einen Griff an ihrem Ende gesteuert.
Bei einer Bandscheibenoperation mit Disc-FX® wird den Patienten ein beruhigendes Medikament verabreicht, das sie leicht schlafen lässt. Eine Vollnarkose mit Intubation und den damit verbundenen Risiken ist normalerweise nicht erforderlich. Der Patient liegt während des Eingriffs auf der Seite oder auf dem Bauch.
Der Rücken wird auf Höhe des Bandscheibenvorfalls desinfiziert und steril abgedeckt. Die Nerven in diesen Bereich werden örtlich betäubt (Lokalanästhesie). Die Haut über der kranken Bandscheibe wird seitlich der Wirbelsäulenmitte mit einem feinen Skalpell eingeschnitten, so dass die etwa zwei Millimeter dicke Sonde eingeführt werden kann. Sie wird schräg unter dem in diesem Segment austretenden Nerven bis zur Bandscheibe vorgeschoben.
Durch ein in der Sonde befindliches Endoskop, also eine spezielle Kamera, kann dieses Vorschieben kontrolliert werden, damit keine Nerven oder umliegenden Strukturen dabei beschädigt werden. Gleichzeitig wird die Position der Sonde über ein Röntgenbild überprüft. Das Röntgengerät befindet sich dafür am OP-Tisch und kann um den Patienten herum gedreht werden, so dass die Wirbelsäule und die Lage der Sonde aus allen Richtungen betrachtet werden kann.
Über die Kamera, deren Bild auf einen großen Bildschirm übertragen wird, kann der behandelnde Arzt den Zustand der erkrankten Bandscheibe beurteilen und sehen, wie weit sich diese in den Rückenmarkskanal vorwölbt. Anschließend wird mit einer sehr feinen Zange überschüssiges Bandscheibengewebe entfernt. Dabei können auch lose Anteile der Bandscheibe, die in den Rückenmarkskanal gerutscht sind, herausgeholt werden.
Das Besondere des Disc-FX®-Systems ist eine bipolare Elektrode, die extrem flexibel und gut steuerbar ist, so dass sie in alle Abschnitte der Bandscheibe eingeführt werden kann. Über diese Elektrode werden Radiowellen-Impulse eingebracht, die durch Hitzeentwicklung Bandscheibengewebe verdampfen und so die Bandscheibe insgesamt schrumpfen lassen (Radiofrequenztherapie). Die vorgewölbten Strukturen des Faserrings ziehen sich dadurch in ihre ursprüngliche Position zurück und schaffen wieder Platz für die Rückenmarksnerven. Mediziner bezeichnen diesen Vorgang des Schrumpfens durch Hitzeeinwirkung auch als Shrinking. Es dient der Verkleinerung und Korrektur sowohl des Faserrings als auch des Bandscheibenkerns. Durch diesen Radiowellen-Impuls, der nur auf das die Sonde umgebende Gewebe einwirkt, werden auch die sensiblen Nervenfasern in dieser Region verödet, so dass sie keine Schmerzsignale mehr weiterleiten können und der so genannte diskogene Schmerz ausgeschaltet wird.
Nach der Entfernung überschüssigen Bandscheibengewebes und der Verkleinerung durch Hitzeeinwirkung wird das Ergebnis über die endoskopische Kamera beurteilt. Eventuelle Nachkorrekturen können anschließend durchgeführt werden. Bei einer Operation mit dem Disc-FX®-System können auch mehrere vorgewölbte Bandscheiben in einer Sitzung behandelt werden.
Vor einer Operation muss der Patient ausführlich von einem spezialisierten Facharzt untersucht werden, der Anamnese, Diagnose und Befund erhebt. Entscheidend für die Wahl einer Behandlungsmethode sind die individuellen Voraussetzungen des Patienten wie Vorerkrankungen, Beschwerden und der Zustand der Bandscheiben.
Besonders wichtig vor einer Operation mit Disc-FX® ist die genaue bildliche Darstellung des Bandscheibenvorfalls. Dazu eignen sich die Computer- und Magnetresonanztomographie (CT bzw. MRT). Mithilfe dieser Bilder kann beurteilt werden, ob eine Operation mit Disc-FX® überhaupt durchgeführt werden kann.
Da eine Operation mit dem Disc-FX®-System ein minimalinvasiver Eingriff ist, ist die Komplikationsrate im Vergleich zu größeren Eingriffen an der Bandscheibe eher gering. Dennoch können wie bei jeder Operation allergische Reaktionen auf Medikamente, Lokalanästhetika oder Kontrastmittel auftreten. Auch Infektionen und Wundheilungsstörungen sind möglich.
Durch das Einführen der Disc-FX®-Geräte über die Nervenaustrittsstellen in den Rückenmarkskanal ist eine Verletzung der Nerven möglich. Besonders zu beachten ist, dass Patienten auch nach der Behandlung mit Disc-FX® Schmerzen haben können und es zu Rezidiven, also zu erneuten Bandscheibenvorfällen kommen kann.
Schon wenige Stunden nach einem minimalinvasiven Eingriff mit dem Disc-FX®-System können die Patienten aufstehen und sich bewegen. In den ersten Wochen nach der Operation sollten jedoch schwere Belastungen vermieden und kein Sport getrieben werden. Das Tragen einer leichten Orthese (Stützkorsett) kann sinnvoll sein.
Zusätzlich sollte ein physiotherapeutisches Training durchgeführt werden, um die Muskulatur zu stärken, die Beweglichkeit zu erhalten und erneuten Bandscheibenvorfällen vorzubeugen. Auch eine Rückenschule, in der richtiges Sitzen, Heben und Tragen erlernt wird sowie die Rückenmuskulatur speziell trainiert wird, ist in der Regel sinnvoll.
Schon seit vielen Jahren werden Bandscheibenvorfälle operativ behandelt, indem das verrutschte Gewebe mithilfe sehr kleiner Zangen entfernt wird. Auch die Hitzebehandlung zur Verödung und Verkleinerung der Bandscheiben ist schon häufig erprobt und zeigt gute Ergebnisse. Das Disc-FX®-System kombiniert nun diese beiden Behandlungsmethoden und biete alle Vorteile eines minimalinvasiven Eingriffs. Die Methode ist vielversprechend und zeigt in Kliniken, in denen das Disc-FX®-Verfahren eingesetzt wird, gute Behandlungsergebnisse.
Allerdings lässt sich wie bei jeder Operation nicht vorhersagen, wie gut oder schlecht das Ergebnis beim Einzelnen ausfallen wird. Das bestmögliche Ergebnis ist die vollständige Schmerz- und Beschwerdefreiheit, ein schlechtes ist die Verschlimmerung der Symptomatik. Welche Erfolgsaussichten beim individuellen Patienten bestehen, kann am besten ein Facharzt beurteilen.
Auch der langfristige Erfolg kann nicht garantiert werden, da es immer zu erneuten Bandscheibenvorfällen auch in anderen, unbehandelten Segmenten kommen kann.
aktualisiert am 11.12.2020