Der Dickdarm ist einer der letzten Abschnitte des menschlichen Verdauungstraktes. Er reicht vom Ende des Dünndarms bis zum After. Der Dickdarm dient besonders dem Entzug von Wasser aus dem Kot und somit der Eindickung des Stuhls sowie der Speicherung des Stuhls. Bestimmte Krankheiten können eine Dickdarmoperation notwendig machen.
Eine chronische Verstopfung (Obstipation) führt dazu, dass der Kot nur noch langsam oder gar nicht durch den Dickdarm oder Mastdarm transportiert wird. Eine solche Verstopfung kann unter anderem durch Nervenstörungen, Stoffwechselprobleme oder auch durch Abführmittelmissbrauch entstehen.
Aus einer Verstopfung, besonders wenn sie durch Nervenstörungen entstanden ist, kann sich der Kot aufstauen, so dass die Anteile vor dem geschädigten Bereich sich stark aufweitet. Es besteht dann ein Riesendickdarm (Megakolon). Die häufigste angeborene Variante dieser Erkrankung, die durch das Fehlen bestimmter Nervenzellen bedingt ist, wird als Hirschsprung-Krankheit bezeichnet. Erst später entstandene Riesendickdarm-Befunde kommen ebenso vor.
Bei einer Darmverschlingung (Volvulus) ist die Durchblutung eines Darmabschnitts durch ungünstige Knickbildung unterbrochen oder vermindert. Durch die Mangelversorgung entsteht ein Darmverschluss, das Gewebe stirbt ab und es besteht große Gefahr, dass es zu einem Durchbruch kommt, bei dem sich Darminhalt in die Bauchhöhle ergießt und eine nicht selten tödlich endende Bauchfellentzündung (Peritonitis) entsteht.
Bei einer Verletzung des Dick-/ Mastdarms kann es ebenfalls zum Ausfluss von Stuhl in den Bauchraum kommen, wodurch sich eine Bauchfellentzündung entwickelt.
Ein sehr schweres Krankheitsbild besteht in einer Durchblutungsstörung des Dickdarms (ischämische Kolitis/Mesenterialinfarkt). Die Minderdurchblutung betrifft zuerst die Darmschleimhaut und daraufhin die tieferen Lagen der Darmwand. Es besteht die Gefahr, dass die Darmwand undicht wird (Perforation) und sich durch die Lücke Darminhalt und Bakterien in die Bauchhöhle ergießen. Dies führt zu einer eventuell lebensbedrohlichen Bauchfellentzündung.
Missbildungen von Blutgefäßen (Angiodysplasie) können Blutungen in den Darm verursachen. Nicht selten greift dabei zusätzlich die normale Blutgerinnung nur schlecht.
Befinden sich Fremdkörper im Darminhalt, so kommt es möglicherweise zu einem Darmverschluss oder eventuell zu einem Durchbruch mit nachfolgender Bauchfellentzündung.
Bei einer Verstopfung bleibt der Stuhlgang wiederholt für vier oder mehr Tage aus. Der Patient hat das Gefühl, dass der Darm nur unvollständig entleert ist. Der Stuhlgang ist nur unter Schwierigkeiten durchführbar.
Bei einem Megakolon kommt es zu Blähungen, Verstopfung, Erbrechen und Schmerzen.
Beim Mesenterialinfarkt bestehen zunächst äußerst starke Bauchschmerzen, diese können jedoch zeitweise verschwinden (Latenzstadium) und somit kann es vorkommen, dass die Erkrankung in diesem Zeitraum vernachlässigt wird.
Bei der Darmverschlingung und bei anderen Formen des Darmverschlusses kommt es zu Bauchschmerzen und später zu Erbrechen und Schock mit Flüssigkeits- und Elektrolytmangel.
Zur Feststellung der Verdachtsdiagnose beziehungsweise der Erkrankung gehören neben der Anamnese (Erfragung der Krankengeschichte) unter anderem die Abtastuntersuchung, eine Röntgenaufnahme des Bauches, eine Ultraschalluntersuchung sowie Blutuntersuchungen. Bei verschiedenen Krankheitsbildern kann auch eine Darmspiegelung (Koloskopie) oder weiterführende spezielle Diagnostik sinnvoll sein.
Die einzelnen Erkrankungen des Dickdarms müssen voneinander unterschieden werden. Auch andere Erkrankungen wie Magen-Darm-Grippe, Entzündungen von Organen oder mitunter auch Darmkrebs können Bauchsymptomatiken auslösen und müssen speziell behandelt werden.
Bei Verstopfung kann bereits eine Ernährungsumstellung erfolgreich sein. Die anderen besprochenen Krankheitsbilder bedürfen oft einer Operation.
Eine Darmoperation wird in Vollnarkose vorgenommen. Neben dem herkömmlichen Bauchschnitt (Laparotomie) wird inzwischen oftmals auch eine Bauchspiegelung (Laparoskopie) durchgeführt. Bei dieser wird über einen kurzen Einschnitt am Bauchnabel ein optisches Gerät (Laparoskop) mit einer kleinen Videokamera eingeschoben. Um das Bauchgewölbe aufzuspannen und die Sicht zu verbessern, wird CO2-Gas eingeblasen. Benötigte Instrumente werden über weitere Einschnitte in den Bauchraum eingeführt. Auf einem Monitor sieht der Operateur in Echtzeit das Operationsgebiet. Die Bauchspiegelung ist allerdings nicht in jedem Fall möglich.
Mehrere Vorgehensweisen können dann bei der jeweiligen Krankheit in Betracht kommen.
Je nach Krankheitsbild kann es sein, dass eine Eröffnung des Dickdarms vorgenommen werden muss. Die Darmwand wird im betroffenen Bereich eingeschnitten und nach erfolgter Behebung der Störung wieder vernäht.
Meist ist eine Teilentfernung des Dick- oder Mastdarms beziehungsweise eine Teilentfernung des Dünn- und Dickdarms notwendig. Der jeweilige Darmbereich wird herausgeschnitten und die Enden werden aneinandergenäht.
Manchmal ist eine Entfernung des Dickdarms unter Erhalt des Mastdarms angezeigt. Der Dickdarm wird entfernt und das Dünndarmende und der Mastdarm werden aneinandergenäht (ileorektale Anastomose).
Es kann auch eine Entfernung des Dickdarms einschließlich Mastdarm notwendig werden. Hierbei ist ein dauerhaft bestehender künstlicher Darmausgang (Anus praeter) erforderlich. Der Anus wird gegebenenfalls vernäht.
Bisweilen ist auch eine Entfernung des Dickdarms mit weitest gehender Entfernung des Mastdarms unter Erhalt des Schließmuskels möglich. Das Dünndarmende wird dann mit dem Mastdarmstumpf vernäht. Es kann aus dem Dünndarm ein Reservoir (J-Pouch) hergestellt werden, dieses hat dann ein Fassungsvermögen von 100 bis 150 Millilitern.
In der Regel ist nach der jeweiligen obigen Darmoperation ein künstlicher Darmausgang (Anus praeter) erforderlich, der nach etwa drei Monaten wieder zurückverlegt werden kann. Er dient vor allem der Schonung der neu angelegten Darmnaht.
Verschiedene Gegebenheiten oder Komplikationen können es notwendig machen, das Vorgehen zu ändern, beispielsweise bei Tumoren Nachbarorgane mitzuentfernen oder bei schwierigen Bedingungen eine Bauchspiegelung in eine offene Operation abzuändern.
Durch die Operation kann es zu Verletzungen von in der Nähe der Operation liegenden Organen mit unter Umständen gefährlichen Auswirkungen kommen. Wenn die genähten Wunden zwischen den Darmabschnitten sich zusammenziehen, kann es zu Transportstörungen des Darmes bis hin zu Darmverschlüssen kommen. Diese können auch durch Verwachsungen und andere Gegebenheiten entstehen. Bei Undichtigkeit der Darmwand oder bei Keimeinwirkung kann es zu einer unter Umständen lebensbedrohlichen Bauchfellentzündung kommen. Vor allem bei der Anlage einer Darmtasche vor dem After kann es zu verschiedenen Stuhlentleerungsproblemen kommen. Des Weiteren können Blutungen, Nachblutungen, Wundheilungsstörungen und überschießende Narbenbildung entstehen. Hieraus resultieren eventuell funktionelle oder ästhetische Problematiken sowie selten auch Narbenbrüche. Nervenverletzungen können ein Taubheitsgefühl bedingen. Auch Allergien können ausgelöst werden.
Hinweis: Dieser Abschnitt kann nur einen kurzen Abriss über die gängigsten Risiken, Nebenwirkungen und Komplikationen geben und erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Das Gespräch mit dem Arzt kann hierdurch nicht ersetzt werden.
Die Prognose ist abhängig von der zugrunde liegenden Erkrankung und somit sehr variabel. Während die Operation bei Verstopfung meist erfolgreich ist und das Krankheitsbild verschwindet, hat der Mesenterialinfarkt eine ernste Prognose mit einer hohen Sterblichkeitsrate.
Gegebenenfalls müssen blutgerinnungshemmende Arzneimittel vor der Operation in Absprache mit dem Arzt weggelassen werden. Dies kann beispielsweise Marcumar® oder Aspirin® betreffen.
Vor der Operation muss der Darm gereinigt werden, entweder durch einen Einlauf oder durch das mehrtägige Trinken einer Spülflüssigkeit und Einnahme von abführenden Medikamenten.
Die Kost muss nach der Darmoperation langsam wieder aufgebaut werden und sollte auch in den folgenden Wochen und Monaten schonend erfolgen. Die Darmaktivität beginnt normalerweise wieder von alleine.
Körperlich ist nur in den ersten Wochen eine besondere Schonung einzuhalten.
Bei Auffälligkeiten, die auf Komplikationen hindeuten könnten, sollte umgehend der Arzt beziehungsweise die Klinik informiert werden.
aktualisiert am 16.11.2023