Prof. Erley: Eine Dialyse oder auch eine „Blutwäsche“ ist ein Nierenersatzverfahren. Bei der Dialyse wird das Blut außerhalb des Körpers durch einen Filter geleitet. In diesem Filter werden bestimmte Stoffe aus dem Blut entfernt. Dazu ist in der Regel ein Zugang zum Blut notwendig, damit das Blut durch den Filter geleitet werden kann.
Der Filter befindet sich in einer Maschine, deren Hauptaufgabe es ist, das Blut in Bewegung zu halten, damit es ständig zirkuliert und immer wieder den Filter erreicht. Die aus dem Blut entfernten Stoffe gelangen auf der anderen Seite des Filters in eine Flüssigkeit, bei der es sich in der Regel um stark gereinigtes Wasser handelt. Diese beiden Flüssigkeiten, das Blut auf der einen Seite und das gereinigte Wasser auf der anderen Seite, werden am Filter vorbeigeführt, jedoch in entgegengesetzter Richtung. Auf diese Weise gelangen Stoffe in Abhängigkeit von ihrer Größe durch Poren im Filter aus dem Blut in das Wasser und werden dann einfach in das normale Abwassersystem abgeleitet. Die Dialyse dient also im Wesentlichen dazu, das Blut von bestimmten Schadstoffen zu reinigen.
Bei der Dialyse wird das Blut außerhalb des Körpers durch einen Filter geleitet.
Prof. Erley: Es gibt die „Blutwäsche“ als Hämodialyse und die Bauchfelldialyse (Peritonealdialyse), hier wird das Bauchfell als Filter verwendet. Dabei wird sauberes Wasser in den Bauchraum des Patienten geleitet. Auch hier gehen die Schadstoffe aus dem Blut in diese Flüssigkeit über. Anschließend wird die Flüssigkeit wieder abgelassen. Diese Bauchfelldialyse ist eine alternative Form der Dialyse. Die meisten Patienten denken bei Dialyse jedoch an die Blutreinigung mittels Dialysemaschine.
Dazu braucht man einen speziellen Zugang zum Blut, da es über eine normale Vene nicht möglich ist, große Mengen Blut über einen längeren Zeitraum zu entnehmen. Bei Patienten, die eine Blutwäsche erhalten, können durch sogenannte Shunts die Möglichkeiten zur Entnahme größerer Blutmengen erfüllt werden. Shunts (Verbindung zwischen Arterien und Venen) werden durch spezielle chirurgische Eingriffe geschaffen, bei denen im Wesentlichen als Resultat die dann mit arteriellem Blut versorgten Venen stark erweitert werden.
Dadurch können wir die großen, dicken Nadeln, die für die Dialyse benötigt werden, in den Blutkreislauf des Patienten einführen. Sonst hätten wir keine Möglichkeit, an genügend Blut zu kommen. So entsteht ein geschlossener Kreislauf, der immer wieder über den Filter geführt wird. Alternativ kann die Dialyse auch mittels Katheter erfolgen, die in die großen Venen des Patienten eingeführt werden. Dies ist jedoch meist nur in Notfällen notwendig und wird bei chronisch erkrankten Patienten in der Regel nicht angewendet.
Prof. Erley: Eine Dialyse ist notwendig, wenn Giftstoffe nicht mehr effektiv aus dem Körper entfernt werden können. Die Nieren sind der wichtigste Ort, an dem die meisten Giftstoffe aus dem Körper entfernt werden. Das bedeutet, dass die meisten Patienten eine Dialyse benötigen, wenn ihre Nieren nicht mehr ausreichend arbeiten. Es gibt jedoch sehr seltene Situationen, in denen wir aus anderen Gründen Stoffe aus dem Körper entfernen müssen, zum Beispiel bei Vergiftungen. In solchen Fällen können wir das auch mit Hilfe einer Maschine tun, auch wenn die Nieren noch funktionieren. Diese Fälle sind aber sehr selten.
In der Regel kommt es zur Dialyse, wenn die Nieren nicht mehr funktionieren. Wie erkennt man jedoch, dass die Nieren nicht mehr funktionieren? Hier stoßen wir auf ein großes Problem in der Nephrologie (Nierenheilkunde). Die meisten Patienten merken es erst sehr spät, weil es in der Regel nicht wehtut und auch sonst keine speziellen Beschwerden auftauchen. Wenn dies der Fall wäre, würden viele Patienten viel früher zum Nierenspezialisten kommen. Die Patienten bemerken vor allem, dass sie müde und schlapp sind. Einige entwickeln geschwollene Beine oder Wasseransammlungen im Körper. Viele haben auch einen erhöhten Blutdruck.
Das Problem besteht darin, dass es keine spezifischen Symptome oder eindeutigen Anzeichen gibt, wenn die Nieren langsam versagen. Deshalb ist es schwierig festzustellen, ob jemand an einer Nierenerkrankung leidet und wann sie beginnt. Das macht es auch sehr schwierig zu sagen, wann jemand eine Dialyse oder Blutwäsche benötigt. Viele Menschen, vor allem junge, können lange Zeit ohne Beschwerden leben, obwohl ihr Körper stark mit Giftstoffen belastet ist. Sie merken oft gar nicht, dass etwas nicht stimmt und halten sich für gesund. Wie schlecht es ihnen wirklich ging, merken sie oft erst, wenn sie schon einige Wochen oder Monate eine Dialysebehandlung erfolgt und sie die Besserung verspüren.
In der Regel kommt es zur Dialyse, wenn die Nieren nicht mehr funktionieren.
Prof. Erley: Das hängt davon ab, ob Ihre Nieren nur noch teilweise oder gar nicht mehr funktionieren. Im schlimmsten Fall haben Sie gar keine Nieren mehr. Manche Menschen haben Tumore in den Nieren, sodass beide Nieren entfernt werden müssen, oder ihre Nieren sind so klein, dass sie keinen Urin mehr produzieren. In diesen Fällen bleibt alles, was man isst oder trinkt, im Körper, nicht nur die Giftstoffe sondern auch die Flüssigkeit. Das bedeutet, dass jeder Schluck Wasser, den man trinkt und alles, was man isst und verstoffwechselt, im Körper verbleibt. Menschen ohne Nierenfunktion nehmen daher schnell an Gewicht zu, wenn sie trinken, da wir durch Schwitzen und über die Atmung meist nicht mehr als 500ml Flüssigkeit verlieren. Für Menschen ohne Nierenfunktion ist also schon die Zufuhr von mehr als einem halber Liter viel, denn sie haben keine Möglichkeit, überschüssige Flüssigkeit loszuwerden.
Patienten, die sich einer Dialyse unterziehen und deren Nieren nicht mehr funktionieren, bemerken somit zwischen den Dialysebehandlungen, dass sie Wasser im Körper einlagern. Dies kann zu einer Gewichtszunahme, zu Atemnot oder zu geschwollenen Beinen führen. Während der Dialyse merken sie, wie sich ihr Zustand verbessert. Sie kommen zum Beispiel mit 65 kg zur Dialyse und wiegen nach der Behandlung nur noch 60 kg. Das klingt positiv, ist aber nur Wasser, das sich im Körper an unangenehmen Stellen wie der Lunge oder den Beinen ansammelt.
Manche Patienten leiden auch unter Übelkeit oder Juckreiz, weil sich Giftstoffe in der Haut ablagern und den Magen belasten. Die Dialysebehandlung hilft, diese Symptome zu lindern. Die Dialyse kann anfangs sehr wirksam sein. Im Laufe der Zeit, wenn die Giftstoffe nicht mehr so hoch sind und andere Probleme auftreten, kann sie als belastend empfunden werden.
Manche Patienten fühlen sich nach der Dialyse müde, weil der Körper auf den Kontakt mit dem Filter und dem Fremdmaterial reagiert. Manche haben auch Kopfschmerzen oder andere Beschwerden wie Krämpfe in den Beinen. Besonders für ältere Menschen ist die Dialyse zum Teil sehr anstrengend. Manche Patienten bevorzugen daher die Dialyse am Abend oder sogar in der Nacht, um sie besser in ihren Alltag integrieren zu können. Insgesamt ist die Dialyse für die meisten Patienten aber eine Möglichkeit, die ihnen hilft, sich besser zu fühlen.
Prof. Erley: Generell ist die Notwendigkeit einer Dialyse nicht von einer konkreten Erkrankung abhängig. Eine Dialyse wird in der Regel erst dann durchgeführt, wenn beide Nieren stark beeinträchtigt sind oder vollständig versagen. Daher spielt die Art der Erkrankung, die letztlich zur Dialyse führt, für das Dialyse-Intervall keine entscheidende Rolle mehr. Hier ist vielmehr entscheidend, wie der Patient sich fühlt und ob noch Urin produziert wird.
Wenn die Nieren langsam versagen ist es wichtig, dass ein erfahrener Arzt zusammen mit dem Patienten die Entscheidung zum Beginn der Dialyse – abhängig von den Symptomen – stellt. Vorher sollte vor allen über die einzelnen Formen der Dialyse (Blutwäsche versus Bauchfelldialyse) aufgeklärt werden und wenn möglich ein Shunt angelegt werden. Meist ist dann dreimal pro Woche über 4 Stunden eine Dialyse notwendig. Es gibt ganz selten Patienten mit akuter Nierenfunktionsverschlechterung, die nur für kurze Zeit dialysiert werden müssen. Die meisten Patienten mit einer chronischen Nierenerkrankung befinden sich jedoch bereits in einem fortgeschrittenen Stadium, wenn sie in die Behandlung kommen und haben bereits umfangreiche nierenerhaltende Maßnahmen ausgeschöpft.
In diesen Fällen ist die lebenslange Dialyse unumgänglich. Dialysepatienten müssen in der Regel dreimal pro Woche für mindestens vier Stunden dialysiert werden, wobei längere Sitzungen oft von Vorteil sind. Es gibt sogar Studien, die nahelegen, dass viermal pro Woche eine Dialyse zu machen besser wäre, aber die Belastung für die Patienten ist dann auch höher. Heute sind dreimal pro Woche für vier bis fünf Stunden die Regel.
Die Bauchfelldialyse hingegen muss täglich durchgeführt werden. Bei dieser Methode erfolgt die Entgiftung des Körpers über das Bauchfell, dreimal pro Woche reicht hier nicht aus. Der Zeitaufwand pro Woche für die Bauchfelldialyse ist aber in etwa vergleichbar mit der herkömmlichen Blutwäsche (Hämodialyse).
Meist ist dann dreimal pro Woche über 4 Stunden eine Dialyse notwendig.
Prof. Erley: Die größten Probleme sind erfahrungsgemäß die hohe Abhängigkeit und der hohe Zeitaufwand. Die Dialysebehandlung selbst kann ziemlich langweilig sein, wenn man um die vier Stunden an einer Maschine angeschlossen ist und nichts tun kann. Die Patienten liegen ja lange. Viele schauen Fernsehen, lesen und essen und können natürlich auch ins Internet gehen, aber trotzdem können sie nicht herumlaufen und werden mit den Jahren daher auch weniger fit. Man hat versucht, Sport während der Dialyse zu ermöglichen, indem man Fahrräder ans Bett gestellt hat. Dies ist übrigens sehr vorteilhaft, weil die Dialyse dann besser vertragen wird. Man kann nicht einfach sagen, dass man es diese Woche einmal ausfallen lässt. Das funktioniert meistens nicht. Man muss sehr diszipliniert sein.
Es gibt gelegentlich Patienten, die bis zu 30 oder 40 Jahre eine Dialyse machen. Die meisten bekommen aber aktuell nach ca. 8 bis 9 Jahren eine neue Niere (Nierentransplantation), sodass sie nicht mehr dialysieren müssen. Es gibt aber auch Patienten, die aus verschiedenen Gründen länger auf die Dialyse angewiesen sind. Bei ihnen treten mit der Zeit spezielle gesundheitliche Probleme auf.
Wir wissen, dass Dialysepatienten mit der Zeit sehr brüchige Knochen entwickeln, weil bestimmte Substanzen, die normalerweise die Knochen stärken, während der Dialyse ausgespült werden. Die Patienten haben oft einen niedrigen Hämoglobinwert und sind anämisch. Das kann zwar durch blutbildende Stoffe (Erythropoetine) seit einigen Jahren gebessert werden, aber dennoch ist der Hämoglobinwert niedrigerer als bei gesunden Menschen. Zusätzlich kommt es zu einer Muskelabnahme, da die Dialyse dem Körper Eiweiß entzieht. Um ihre körperliche Kraft zu erhalten, müssen Dialysepatienten eigentlich intensiv Sport treiben, können dies aber leider oft aufgrund der Begleiterkrankungen nicht.
Zusätzlich beobachten wir bei vielen Patienten eine chronische Entzündung, die mit der Zeit zu einer Veränderung der Organe, insbesondere der Blutgefäße führt. Die meisten Dialysepatienten leiden an einer übermäßigen Arteriosklerose, das heißt, dass ihre Blutgefäße verkalken schneller als bei anderen Menschen. Dadurch steigt das Risiko für Herzinfarkte und Schlaganfälle durch Durchblutungsstörungen in den Beinen, insbesondere wenn als Ursache der Nierenschwäche ein Diabetes vorliegt.
Prof. Erley: Während der Dialyse können verschiedene Probleme auftreten. Dazu gehören insbesondere Blutdruckabfälle und Wadenkrämpfe. Glücklicherweise ist dies jedoch selten, da die meisten Dialyseärzte sehr gut in der Lage sind, solchen Komplikationen vorzubeugen oder sie zu behandeln. Mit einem raschen Blutdruckabfall einhergehend kann auch eine Schwindelsymptomatik auftreten und auch Sehstörungen.
Die Krämpfe kommen meist daher, dass dem Körper überschüssige Flüssigkeit entzogen wird. Die Einstichstelle der Nadel am Shunt kann insbesondere am Anfang etwas unangenehm sein, vor allem, wenn der Zugang noch nicht optimal entwickelt ist. Während der eigentlichen Dialysebehandlung haben die meisten Patienten jedoch keine Schmerzen. Das Pflegepersonal und die Ärzte, die während der Dialysebehandlung anwesend sind, sind darauf spezialisiert, auf solche Probleme zu achten und gegebenenfalls Maßnahmen zu ergreifen, um sie zu minimieren oder zu beheben.
Prof. Erley: Viele Patienten fühlen sich nach der Dialyse ziemlich erschöpft und müde. Die Ursachen hierfür sind vielfältig. Es gibt aber auch Patienten, die das als sehr angenehm empfinden, vor allem diejenigen, denen viel Wasser entzogen wurde. Sie fühlen sich oft nach der Dialyse erleichtert und können besser atmen. Die erhöhte Müdigkeit hängt natürlich auch mit dem niedrigen Hämoglobinspiegel zusammen, den alle Dialysepatienten aufgrund der Anämie (Blutarmut) haben. Seitdem Substanzen wie Erythropoetin speziell für Dialysepatienten entwickelt wurden, um den Hämoglobinspiegel auf einem guten Niveau zu halten, hat sich die Müdigkeit deutlich verbessert.
Ein weiterer Faktor ist der Juckreiz. Das hängt oft damit zusammen, dass Giftstoffe nicht ausreichend aus dem Körper entfernt werden, weil die Dialyse nur wenige Stunden pro Woche stattfindet. Auch hier gibt es neuere Medikamente. Viele Dialysepatienten haben trotz der Behandlung und einen erhöhten Blutdruck. Sie leiden daher häufig unter Kopfschmerzen und müssen täglich eine große Menge an Tabletten einnehmen. Darüber hinaus sind auch an der Dialyse Ernährungseinschränkungen zu beachten. Dies kann zu Magenbeschwerden führen und das Wohlbefinden beeinträchtigen.
Insgesamt ist es wichtig zu verstehen, dass die Dialysebehandlung nicht nur Probleme während des eigentlichen Verfahren hervorrufen, sondern auch viele andere Aspekte im Lebens der Patienten verändern und oft zu erheblichen Einschränkungen führen.
Prof. Erley: Das hängt von verschiedenen Faktoren ab, insbesondere vom Stadium der Nierenerkrankung. Nehmen wir an, dass jemand sich bereits lange Zeit an der Dialyse befindet, was bedeutet, dass die Nieren komplett versagt haben. In diesem Fall kann auch kein Urin mehr produziert werden. Das führt dazu, dass die Patienten ihre Flüssigkeitsaufnahme einschränken müssen. Dabei ist es hilfreich, kein Salz zu sich zu nehmen, da Salz den Durst steigert. Das bedeutet, dass Dialysepatienten versuchen sollten, streng salzarm zu essen, auch wenn dies den Geschmack vieler Lebensmittel beeinträchtigen kann. Es ist eine Herausforderung, sich an eine salzarme Ernährung zu gewöhnen, da auch viele Lebensmittel, die auf den ersten Blick nicht salzig erscheinen, oft Salz enthalten (Brot zum Beispiel).
Darüber hinaus müssen viele Dialysepatienten besonders auf eine möglichst geringe Aufnahme von Kalium haltigen Speisen achten. Das ist besonders im Frühjahr wichtig, wenn frisches Obst und Gemüse Saison haben. Obst, vor allem Bananen und auch Spargel, enthalten viel Kalium und sollten von Dialysepatienten mit Vorsicht genossen werden. Zu hohe Kaliumwerten sind gefährlich für das Herz.
Es gibt Tabellen und Kochanleitungen, die Dialysepatienten helfen können, ihre Ernährung im Griff zu behalten. Die Deutsche Gesellschaft für Nephrologie und andere Organisationen bieten entsprechende Informationen an. Auch große Dialyseanbieter wie das Kuratorium für Heimdialyse und DaVita haben spezielle Informationen und Empfehlungen für Dialysepatienten.
Prof. Erley: Dies hängt stark davon ab, ob noch etwas Urin ausgeschieden werden kann. Wenn noch etwas Urin ausgeschieden wird und die Kaliumwerte nicht zu hoch sind, kann man bis zu einigen Wochen ohne Dialyse auskommen. Meist kommt es aber nach ca. einer Woche ohne Dialyse zu Unwohlsein, schwerem Juckreiz und auch Schmerzen. Wenn die Urinausscheidung ganz aufgehört hat und sich schnell Wasser im Körper ansammelt, wird es schwieriger, länger als wenige Tage ohne Dialyse auszukommen.
Was würde nun also passieren, wenn man die Dialyse absetzt? Das ist in der Tat eine Frage, die oft von Patienten gestellt wird und die mit dem Arzt besprochen werden muss. Jeder Mensch darf selbst entscheiden, ob er eine Dialyse möchte oder nicht. In den meisten Fällen treten unangenehme Veränderungen wie Atemnot, Juckreiz, Verschlechterung des Herz-Kreislauf-Systems und unspezifische Schmerzen auf. Diese Symptome können verringert werden, daher müssen auch Patienten, die sich gegen eine Dialyse entscheiden, intensiv betreut werden.
Es gibt Palliativmediziner, die auf solche Fälle spezialisiert sind. Längere Zeit ohne Dialyse führt dazu, dass der Patient schließlich in ein Koma fällt. Es ist wichtig zu verstehen, dass das Absetzen der Dialyse nicht bedeutet, dass man am nächsten Tag friedlich einschläft. Leider erleben die meisten Patienten die sich zu einem Dialyseabbruch oder Dialyseverzicht entscheiden unangenehme Symptome, die aber gelindert werden können.
Prof. Erley: Die Dialyse kommt ja erst zum Einsatz, wenn beide Nieren versagen. Man ist dann für den Rest seines Lebens auf ein Nierenersatzverfahren (Dialyse oder Transplantation) angewiesen. Auch wenn Sie eine Nierentransplantation erhalten, muss man weiterhin Medikamente einnehmen und es besteht die Möglichkeit, erneut dialysepflichtig werden. Deshalb ist es von größter Bedeutung, alles zu tun, damit Menschen gar nicht erst dialysepflichtig werden.
Oft wird eine Nierenschwäche aufgrund der fehlenden spezifischen Symptome erst zu spät erkannt. Generell sollte jeder Mensch, der an Bluthochdruck leidet, regelmäßig seinen Urin untersuchen lassen. Das Gleiche gilt für Diabetiker. Es gibt große Kampagnen, die auch bei den Hausärzten auf dieses Thema aufmerksam machen. Ist hier etwas auffällig, sollte ein Besuch beim Nierenspezialisten erfolgen. Es gibt nämlich in den letzten Jahren viele Möglichkeiten, um die Nierenfunktion zu erhalten. Dies gelingt aber vor allem, wenn solche Probleme frühzeitig erkannt werden.
Oft wird eine Nierenschwäche aufgrund der fehlenden spezifischen Symptome erst zu spät erkannt
Prof. Erley: Das Prinzip der Dialyse hat sich nicht wesentlich geändert. Die Filter sind allerdings wesentlich verbessert worden. Vor vielen Jahren haben wir Materialien für die Filter verwendet, die sehr unverträglich waren. Die Folge war, dass sich die Patienten oft bereits kurz nach Beginn der Dialyse erbrechen mussten. Das war quasi eine Art Reaktion auf den Kontakt des Blutes mit dem Filter. Die Maschinen sind heute auch viel benutzerfreundlicher. Sie überwachen die Prozedur und garantieren, dass das Blut gleichmäßig fließt und keine Luft im System ist.
Auch der Dialysezugang funktioniert zuverlässiger. Es gibt auch Bestrebungen, die Maschinen kleiner zu machen. Neue Modelle, die in den nächsten Jahren häufiger zum Einsatz kommen, sind so klein, dass Patienten nicht mehr in ein Dialysezentrum gehen müssen und man sie sogar zu Hause benutzen kann. Es gibt auch Experimente mit kleinen Maschinen, die in den Bauchraum eingesetzt werden und kontinuierlich wie ein Gürtel getragen werden. Die Anwendung der Mikronanotechnologie in diesem Bereich birgt jedoch noch einige Herausforderungen.
Eine dramatische Entwicklung hat in den letzten Jahren im Bereich der Medikamente stattgefunden. Berühmte Medikamente wie Erythropoietin (EPO) wurden entwickelt, um die Anzahl der roten Blutkörperchen zu normalisieren. Weitere Medikamente wurden entwickelt, z.B. um den Juckreiz und den Knochenschwund bei Dialysepatienten zu bessern. Des Weiteren haben sich die Transplantationsmethoden erheblich verbessert, sodass die Lebensdauer der Organtransplantationen gestiegen ist.
Prof. Erley: In Amerika und auch in Europa wird vor allem die sogenannte Xenotransplantationen intensiv erforscht. Dabei werden meist Schweine genetisch so verändert, dass ihre Nieren vom menschlichen Körper nicht abgestoßen werden. Auch auf dem Gebiet der Therapie von Nierenerkrankungen gibt es große Fortschritte, die mit dem Einsatz moderner Antikörper zusammenhängen. Dadurch werden immunologisch bedingte Nierenerkrankungen hoffentlich besser geheilt. In den letzten Jahren sind viele neue Medikamente auf den Markt gekommen, die das Leben von Patienten mit Niereninsuffizienz, Bluthochdruck und Diabetes deutlich verlängern. Auch für jüngere Menschen mit rheumatologischen Nierenerkrankungen gibt es neue Therapieansätze. Diese können nun erfolgreich behandelt werden und die Patienten können oft ein längeres Leben ohne Dialyse führen.
Wer Anzeichen von Nierenproblemen wie Bluthochdruck, Wassereinlagerungen oder Blut im Urin bemerkt, sollte sich unbedingt ärztlich untersuchen lassen.
Die heutigen medizinischen Möglichkeiten sind erstaunlich und es ist wichtig, dass Patienten rechtzeitig professionelle Hilfe bekommen. Oft gibt es mehr Behandlungsmöglichkeiten als man denkt und es ist besser, frühzeitig zu handeln, als später auf die Dialyse als letzten Ausweg angewiesen zu sein.
Danke für das Interview!
Letzte Aktualisierung am 15.02.2024.