Viele Patienten mit Diabetes mellitus benötigen Medikamente zur Behandlung. Beim Diabetes Typ 1 muss Insulin angewendet werden, um den Blutzuckerspiegel zu regulieren. Die Betroffenen können dieses Hormon nicht genügend selbst im Körper bilden und müssen es sich von außen zuführen. Beim Diabetes Typ 2 ist nicht immer eine Gabe von Medikamenten erforderlich, in einigen Fällen reicht eine Anpassung der Lebensführung aus. Ansonsten gibt es für Typ-2-Diabetes verschiedene Mittel zum Einnehmen (orale Antidiabetika). In schweren, fortgeschrittenen Fällen ist es beim Typ 2 ebenfalls notwendig, Insulin anzuwenden. Die Therapie bei den weiteren Diabetes-Typen gestaltet sich unterschiedlich, auch hier können Insulin oder andere Medikamente erforderlich sein.
Um bei Menschen mit Diabetes Typ 2 den Blutzucker zu senken, können sogenannte orale Antidiabetika zum Einsatz kommen. Betroffene nehmen sie in Form von Tabletten ein. Zur Behandlung von Diabetes Typ 1 haben orale Antidiabetika kaum eine Bedeutung, Mittel wie Metformin werden allerdings manchmal auch bei dieser Diabetesform eingesetzt.
Eine Reihe verschiedener Wirkstoffgruppen und Wirkungsweisen steht zur Verfügung. Die Einstellung des Blutzuckers kann damit auf den Patienten optimiert werden, auch indem Medikamente miteinander kombiniert werden. Sowohl mehrere orale Antidiabetika als auch orale Antidiabetika und Insulin können in Kombination eingesetzt werden.
Metformin ist das einzige Mittel der Biguanide, das in Deutschland angewendet wird. Von allen Diabetes-Medikamenten zur Einnahme kommt Metformin am häufigsten zum Einsatz. Es hemmt die Aufnahme von Zucker (Glucose) über die Darmwand. Gleichermaßen vermindert es die Bereitstellung von Glucose aus der Leber und erhöht die Aufnahme des Zuckers in die Muskelzellen. Durch diese Wirkungen kommt es zu einer Reduzierung des Blutzuckerspiegels. Ferner führt Metformin zu einer Senkung der Blutfettwerte. Besonders vorteilhaft ist die Einnahme bei Menschen, die zugleich an Übergewicht leiden. Eine Besonderheit an der Therapie mit Metformin ist, dass das Mittel nach den Mahlzeiten einzunehmen ist.
Zu den Nebenwirkungen von Metformin gehören Verdauungsprobleme wie Durchfall, Übelkeit und Erbrechen oder Bauchschmerzen. Der Geschmackssinn kann durch das Mittel verändert werden. In sehr seltenen Fällen kann Metformin das Blut und Gewebe durch Milchsäure übersäuern (Laktat-Azidose).
Metformin kann nicht angewendet werden bei Funktionsstörungen von Niere, Leber oder Herz, bei Asthma und COPD (einer chronischen Bronchien-/Lungenkrankheit), bei schwerwiegenden Infektionen, einschränkender Diät oder Laktatazidose (Übersäuerung).
Zu den Sulfonylharnstoffen gehören die Mittel Glibenclamid und Glimepirid. Diese Medikamente steigern die Ausschüttung von Insulin aus den Inselzellen der Bauchspeicheldrüse. Folge ist eine rasche Senkung des Blutzuckerspiegels. Sulfonylharnstoffe eignen sich zur Behandlung von Diabetikern mit Normalgewicht. Häufig werden sie dann verschrieben, wenn eine Behandlung mit Metformin nicht möglich ist.
Als Nebenwirkung können die Sulfonylharnstoffe eine Unterzuckerung (Hypoglykämie) mit sich bringen. Deshalb ist es für Patienten wichtig, regelmäßig Kohlenhydrate zu verzehren. Viele Patienten nehmen durch diese Mittel auch an Körpergewicht zu.
Die Anwendung der Sulfonylharnstoffe ist nicht sinnvoll, wenn die Bauchspeicheldrüse nicht mehr in der Lage ist, ausreichend Insulin zu produzieren. Menschen mit schwerem Übergewicht oder mit schwerwiegenden Erkrankungen von Leber oder Nieren dürfen diese Mittel nicht einnehmen.
Diabetes-Medikamente, die zu den SGLT2-Inhibitoren gehören, umfassen Dapagliflozin, Empagliflozin und Canagliflozin. Sie führen zu einer vermehrten Ausscheidung von Zucker über die Nieren. Der Blutzuckergehalt nach der Nahrungsaufnahme wird reduziert. Durch eine gleichzeitig verstärkte Ausscheidung von Natrium über den Urin senken die SGLT2-Inhibitoren auch den Blutdruck. Das führt zu einer Verringerung der Belastung von Herz und Nieren.
Zu den Nebenwirkungen dieser Medikamente gehören Infektionen an den Genitalien.
Sie sind nicht einsetzbar, wenn eine starke Schädigung von Nieren oder Leber vorliegt oder wenn bereits starke Entwässerungsmedikamente (Diuretika) eingenommen werden. Bei sehr alten Patienten kommen sie ebenso nicht in Frage.
Zu den Alpha-Glucosidase-Hemmern gehören Acarbose, Miglitol und Guarkernmehl. Alpha-Glucosidase-Hemmer bremsen die Aufnahme von Glucose über die Darmwand. Der Blutzucker erhöht sich nicht so stark, wenn solche Mittel zur Nahrungsaufnahme eingenommen werden. Sie sind besonders zur Behandlung eines noch nicht lange bestehenden Diabetes mellitus geeignet.
Nebenwirkungen umfassen Beschwerden im Verdauungstrakt wie Blähungen, Bauchschmerzen, Durchfall oder Übelkeit.
Bei Diabetes in der Schwangerschaft dürfen die Alpha-Glucosidase-Hemmer nicht angewendet werden.
Glitazone wie Pioglitazon führen dazu, dass die Körperzellen besser auf Insulin ansprechen (verminderte Insulinresistenz). Die Zellen nehmen mehr Glucose auf. Außerdem führt das Mittel Pioglitazon zu einer verminderten Bildung von Glucose durch die Leber. Aufgrund der möglichen schweren Nebenwirkungen werden die Glitazone erst dann eingesetzt, wenn andere Diabetesmittel wie Sulfonylharnstoffe und Metformin keine Besserung der Blutzuckerwerte bringen.
Neben der Tendenz zu Wassereinlagerungen (Ödemen) und der Verstärkung einer Herzschwäche (Herzinsuffizienz) erhöhen die Glitazone das Risiko für bösartige Tumore. Pioglitazon begünstigt beispielsweise die Entwicklung eines Harnblasenkarzinoms.
Als Medikamente gegen Diabetes mellitus eingesetzte Glinide sind Nateglinid und Repaglinid. Sie fördern die Bildung von Insulin nach der Nahrungsaufnahme, während der Blutzuckerspiegel hoch ist. Glinide werden nur eingesetzt, wenn bei einer stark herabgesetzten Nierenfunktion keine anderen Medikamente in Frage kommen.
Glinide können vermehrt zu Unterzuckerungen führen und eine Zunahme an Körpergewicht bewirken.
Ein DPP4-Inhibitor (DPP4-Hemmer) ist das Medikament Sitagliptin. Dieses Medikament gibt es als Kombinationsmittel mit Metformin. DPP4-Inhibitoren zügeln über Darmhormone (Inkretine) den Appetit und erhöhen die Bildung von Insulin. Damit senken sie den Blutzucker im Anschluss an Mahlzeiten.
Als sehr seltene Nebenwirkung ist eine akute Entzündung der Bauchspeicheldrüse möglich. Daher dürfen es Patienten, die ein verstärktes Risiko der Bauchspeicheldrüsenentzündung haben, nicht anwenden.
Zu dieser Wirkstoffgruppe gehören die Mittel Albiglutid, Dulaglutid, Exenatid, Liraglutid und Lixisenatid. Die Inkretin-Analoga ahmen die Wirkung von Inkretinen nach. Inkretine sind Hormone aus dem Darm, die an der Regulierung des Zuckerhaushalts beteiligt sind. Inkretin-Analoga vermindern den Appetit und steuern die Insulinausschüttung aus der Bauchspeicheldrüse. Weiterhin verringern sie die Konzentration von Glucagon, das ein Gegenspieler des Insulins ist und den Blutzuckerspiegel erhöht.
Die Inkretin-Analoga weisen Nebenwirkungen wie Übelkeit und eine Blockierung der Aufnahme anderer Medikamente auf. Sie dürfen nicht von Menschen mit einer Entzündung der Bauchspeicheldrüse genommen werden. Nierenfunktionsstörungen gehören ebenfalls zu den Gegenanzeigen.
Insulin ist als körpereigenes Hormon dafür zuständig, die Aufnahme von Zucker (Glucose) in die Körperzellen zu veranlassen. Damit senkt Insulin den Gehalt von Zucker im Blut. Reicht das vom Patienten selbst gebildete Insulin nicht aus, kann es von außen als Medikament zugeführt werden.
Ein Typ-1-Diabetes wird immer mit Insulin behandelt. Bei Typ-2-Diabetes kommt Insulin zur Anwendung, wenn andere Medikamente keine ausreichende Wirkung entfalten.
Ein großer Teil der Diabetiker, die Insulin brauchen, führt es sich selbst durch Injektion in das Fettgewebe unter der Haut ein. Dazu wird meist ein Insulin-Pen (ein stiftförmiges Gerät) verwendet. Die Gabe ist auch über herkömmliche Spritzen möglich. Eine andere Möglichkeit bieten Insulinpumpen. Sie werden in den meisten Fällen unter die Haut implantiert. Die benötigte Dosis an Insulin lässt sich mit Hilfe der Pumpe einfach verabreichen, ohne immer wieder neu stechen zu müssen.
Hauptsächlich unterscheiden sich die verschiedenen Arten von Insulin durch ihre Wirkungsdauer.
Normalinsulin entspricht dem Insulin, das im menschlichen Körper vorhanden ist (Humaninsulin). Es wird auch Altinsulin genannt und wirkt für circa fünf Stunden. Die Wirkung beginnt etwa eine halbe Stunde nach der Gabe der Spritze. Das Normalinsulin kann als einziges Insulin nicht nur unter die Haut, sondern auch in die Vene oder den Muskel injiziert werden. Es eignet sich damit auch zur notfallmäßigen Behandlung.
Als Insulin-Analoga werden Mittel bezeichnet, die durch Gentechnik vom menschlichen Insulin abgewandelt sind. Die Insulin-Analoga sind mit ungefähr drei Stunden kürzer wirksam als das normale Insulin.
Bei den Verzögerungsinsulinen enthalten die Präparate Zusatzstoffe, die die Wirkung verlangsamen. Die Dauer dehnt sich auf zehn bis zwölf Stunden aus.
Intermediär-Insuline haben eine Wirkdauer zwischen dem normalen und dem Verzögerungsinsulin.
Diese Insulin-Analoga wirken mit etwa 24 bis 36 Stunden noch länger als die Verzögerungsinsuline.
Mischinsuline sind Präparate, die aus einem kurz wirksamen und einem lang wirksamen Anteil zusammengemischt sind. Das bedeutet, sie haben einen raschen Wirkungseintritt, der Effekt hält allerdings auch lange an.
Üblicherweise besteht die Behandlung aus einer länger wirksamen Insulinform, das als Basis für die Blutzuckereinstellung angewendet wird, und einem kürzer wirkenden Insulin, das im Bedarfsfall vor der Nahrungsaufnahme ergänzt wird (Bolus). Dieses Vorgehen wird als Basis-Bolus-Prinzip bezeichnet und wird bei der intensivierten konventionellen Insulintherapie (ICT) angewendet. Die wiederholte Messung des Blutzuckerspiegels ist unerlässlich, um die Dosierung des Insulins zu berechnen. In die Rechnung mit einbezogen werden müssen Mahlzeiten (inklusive deren Kohlenhydratgehalt) und körperliche Aktivitäten. Manchmal reicht es auch aus, nur vor der Nahrungsaufnahme Insulin zu spritzen, wenn der Nüchtern-Blutzuckerwert normal ist (SIT, supplementäre Insulin-Therapie). Eine konventionelle Therapie (CT) beinhaltet die zwei- bis dreimalige Gabe von Insulin zu genau geplanten Uhrzeiten. Weil sie wenig Spielraum im Tagesablauf lässt, wird die konventionelle Therapie heutzutage selten vorgenommen.
Wie bei anderen Medikamenten kann es bei Insulin zu Nebenwirkungen kommen. Wird zu viel Insulin in den Körper gegeben, dann kommt es zu einer Unterzuckerung (Hypoglykämie). Oft zu beobachten ist auch eine Gewichtszunahme, die insbesondere bei der ICT (intensivierten konventionellen Insulintherapie) vorkommt. Manchmal sind vorübergehende Wassereinlagerungen im Gewebe (Ödeme) oder zeitweise Sehstörungen möglich. Örtliche Probleme kann es an den Stellen geben, an denen die Spritze eingeführt wird, hier sind Fettgewebsvermehrungen möglich.
Orlistat ist ein Medikament, das zum Gewichtsabbau eingenommen werden kann. Die Aufspaltung von Fett in der Nahrung wird reduziert, weshalb es weniger über den Darm aufgenommen wird. Wird mit Orlistat eine Gewichtsabnahme erzielt, kommt es in der Folge zu weiteren positiven Effekten. Dazu gehört neben einer Blutdrucksenkung auch eine verbesserte Glucosetoleranz, das heißt, nach der Nahrungsaufnahme steigt der Blutzucker weniger stark an.
Orlistat wirkt allerdings nicht bei allen übergewichtigen Patienten. Zeigt es nach zwölf Wochen keinen Effekt, dann gilt es als wirkungslos und wird wieder abgesetzt.
diabetesDE – Diabetes-Medikamente: https://www.diabetesde.org/diabetes-medikamente (online, letzter Abruf: 06.08.2020)
apotheken.de, Kristine Raether-Buscham; Dr. med. Arne Schäffler – Blutzuckersenkende Medikamente (Orale Antidiabetika und Insuline): https://www.apotheken.de/krankheiten/krankheiten-und-therapie/stoffwechsel/12538-blutzuckersenkende-medikamente-orale-antidiabetika-und-insuline (online, letzter Abruf: 06.08.2020)
Internisten im Netz, Prof. Eberhard Standl – Typ-2-Diabetes: Medikamente: https://www.internisten-im-netz.de/krankheiten/typ-2-diabetes/medikamente-gegen-typ-2-diabetes.html (online, letzter Abruf: 06.08.2020)
aktualisiert am 06.08.2020