Die diabetische Ketoazidose ist eine schwerwiegende Folge eines Diabetes mellitus Typ 1, selten auch eines Typ-2-Diabetes. Die Ursache der Ketoazidose ist ein andauernder Mangel an Insulin. Sogenannte Ketonkörper häufen sich als Stoffwechselprodukte im Blut an und übersäuern es. Zugleich ist der Blutzuckerwert stark erhöht (Hyperglykämie). Die Ketoazidose ist ein gefährlicher Zustand, der sich bis hin zu einem diabetischen Koma entwickeln kann.
Die Ketoazidose macht sich bemerkbar durch Erscheinungen wie:
Eine diabetische Ketoazidose ist häufig das erste Krankheitszeichen, das durch einen neu auftretenden Diabetes mellitus Typ 1 ausgelöst wird.
In schweren Fällen, die nicht rechtzeitig behandelt werden, kann es zu einem diabetischen Koma kommen. Der Zustand kann lebensbedrohlich sein.
Ursache ist meist ein Typ-1-Diabetes, in wenigen Fällen ein Typ-2-Diabetes. Bei einem Diabetes Typ 1 (selten beim Typ 2) ist ein Mangel an Insulin gegeben. Ein länger bestehender Insulinmangel hat Folgen für den Stoffwechsel. Glucose (der wichtigste, Energie liefernde Einfachzucker im menschlichen Körper) kann von den Körperzellen nicht mehr aufgenommen werden. Der Blutzuckerspiegel steigt stark an, die Glucose steht zur Energiegewinnung in den Zellen aber nicht mehr zur Verfügung. Stattdessen werden Fettsäuren verwendet, um Energie bereitzustellen. Die Fettsäuren werden zu den sogenannten Ketonkörpern abgebaut. Ketonkörper, zu denen auch Aceton gehört, haben saure Eigenschaften. Damit kommt es nach und nach zur Übersäuerung des Blutes (Azidose).
Eine diabetische Ketoazidose kann zum Beispiel in den folgenden Fällen auftreten:
Stress und Belastungssituationen, Rauchen, hoher Drogen- oder Alkoholkonsum, vorheriger Schlaganfall oder Herzinfarkt steigern das Risiko, in eine diabetische Ketoazidose zu geraten. Außerdem tritt die diabetische Ketoazidose bei jüngeren Menschen (unter 19 Jahren) gehäuft auf.
Wichtige Anhaltspunkte für die Ketoazidose sind bereits die Symptome. Neben der körperlichen Untersuchung mit Blutdruckbestimmung erfolgt eine Blutentnahme und die Gewinnung einer Urinprobe. Der Urin wird auf Ketonkörper untersucht. Sie sind bei der Ketoazidose stark erhöht. Das Blut wird im Labor unter anderem auf den Blutzuckerwert, auf Ketonkörper und auf Elektrolyte (besonders Kalium, Natrium) untersucht. Anhand einer Blutprobe aus einer Arterie wird eine Blutgasanalyse durchgeführt. Diese lässt Abweichungen des Gashaushalts und des Säure-Basen-Haushalts erkennen. Die Diagnose steht fest, wenn der Blutzuckerwert hoch ist, Ketonkörper im Blut vorhanden sind und der pH-Wert niedrig, das Blut also sauer ist.
Ketonkörper im Urin können auch von Diabetikern selbst zu Hause durch einen Teststreifen festgestellt werden. Dieser Ketontest sollte von allen Typ-1-Diabetikern durchgeführt werden, wenn die Glucose im Blut einen Wert von 250 mg/dl oder mehr aufweist. Gleiches gilt, wenn Beschwerden auftreten, die auf eine Ketoazidose hindeuten. Bei Ketonkörpern im Urin sollten Betroffene kurzfristig ihren Arzt kontaktieren.
Die diabetische Ketoazidose ist ein Notfall, der intensivmedizinische Maßnahmen erfordert. Der Patient erhält Insulin und eine Infusion mit reichlich Flüssigkeit. Kalium muss zusätzlich gegeben werden, da das Insulin eine Aufnahme in die Zellen bewirkt und der Kaliumspiegel im Blut sinkt. Ärzte müssen darauf achten, dass der Blutzuckerspiegel nicht zu rasch absinkt. Es kann sogar passieren, dass zusätzliche Glucose in das Blut zugeführt werden muss. Mit Natriumbicarbonat lässt sich der Übersäuerung des Blutes entgegensteuern.
Wenn die diabetische Ketoazidose bei Menschen auftritt, die vorher keine bekannte Zuckerkrankheit hatten, müssen weitere Maßnahmen erfolgen. Stellt der Arzt einen Diabetes mellitus Typ 1 zum ersten Mal fest, dann erfolgt die weitere Behandlung durch einen Diabetologen. Dieser arbeitet mit dem Patienten einen Behandlungsplan aus, der auch eine Schulung erhält. Der Patient bekommt von nun an regelmäßig Insulin. Eines der wesentlichen Behandlungsziele ist es, die diabetische Ketoazidose zu verhindern.
Damit eine diabetische Ketoazidose nicht eintritt, muss die Zuckerkrankheit richtig behandelt und der Blutzucker gut eingestellt sein. Diabetes-Medikamente sollten nach Plan eingenommen werden, der Blutzuckerwert regelmäßig und häufig gemessen werden. Entsprechend muss die erforderliche Insulindosis festgelegt und gespritzt werden und die Ernährung angepasst werden. Außerdem ist es nützlich, genügend Flüssigkeit aufzunehmen, am besten in Form von Wasser.
Für den Fall, dass dennoch erste Erscheinungen einer Ketoazidose auftreten, sollte die notfallmäßige Vorgehensweise festgelegt sein. Wenn die Behandlung des Diabetes nicht optimal zu sein scheint, ist es sinnvoll, mit dem Arzt über eine Anpassung des Therapieplans oder weitere Hilfestellungen zu reden.
Die Ketoazidose ist eine bedrohliche Komplikation, die ohne Behandlung im schlimmsten Fall tödlich verlaufen kann. Die Ketoazidose kann zum Beispiel ein Herzversagen oder ein Nierenversagen auslösen. Mit Behandlung ergibt sich meist eine deutliche Besserung innerhalb eines Tages. Als Komplikation der Therapie kann sich eine Wasseransammlung im Gehirn (Hirnödem) bilden, wenn der Blutzucker zu schnell gesenkt wird.
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DocCheck Flexikon, Felix Schierholz; Dr. Frank Antwerpes; Jeldrik von Ahsen – Diabetische Ketoazidose: https://flexikon.doccheck.com/de/Diabetische_Ketoazidose (online, letzter Abruf: 31.08.2020)
aktualisiert am 31.08.2020