Diabetes mellitus Typ 1 ist eine Form der Zuckerkrankheit. Der Diabetes mellitus Typ 1 ist durch eine Zerstörung der Zellen bedingt, die das Hormon Insulin produzieren. Insulin ist dafür zuständig, den Blutzuckerspiegel zu senken. Es sorgt dafür, den über die Nahrung aufgenommenen Zucker (Glucose) in die Zellen zu befördern, damit er dort zur Energiegewinnung verfügbar ist.
Die Ursache für die Schädigung der Zellen, die Insulin herstellen, sind Autoimmunprozesse. Das bedeutet, das Immunsystem greift Strukturen des eigenen Körpers an. Der Mangel an Insulin führt zu einem hohen Blutzuckerspiegel. Das zieht schwere Folgen nach sich. Diabetes mellitus Typ 1 ist chronisch und die Betroffenen müssen ihr Leben lang Insulin in Form von Spritzen zuführen.
Der Diabetes vom Typ 1 tritt in den meisten Fällen bereits bei Kindern oder Jugendlichen in Erscheinung. Die Ausprägung der Erkrankung im 11. bis 13. Lebensjahr ist typisch. Deshalb ist oft auch die Bezeichnung Jugenddiabetes oder jugendlicher Diabetes zu hören. Es gibt allerdings eine Variante (LADA), die erst im Erwachsenenalter eintritt. In Deutschland sind circa 300.000 Personen von einem Typ-1-Diabetes betroffen. Dies sind allerdings deutlich unter 10 Prozent der Diabetiker – der größte Teil leidet am Typ 2 der Zuckerkrankheit. Anders als beim Typ 2 sind die Betroffenen mit Diabetes Typ 1 in den meisten Fällen schlank. Sie haben häufig Durst und müssen viel Wasser lassen.
Bei einem Diabetes mellitus vom Typ 1 prägt sich das Krankheitsbild innerhalb kurzer Zeit (einigen Tagen bis einigen Wochen) aus. Charakteristische Symptome sind:
Betroffene können in den Zustand der Ketoazidose hineingeraten. Das ist eine übermäßige Anreicherung des Blutes mit bestimmten Stoffwechselprodukten mit Übersäuerung. Bei der Ketoazidose kommt es zu folgenden Beschwerden:
Eine schwerwiegende Komplikation ist eine Störung des Bewusstseinszustandes, die im äußersten Fall zu einem Koma führt (ketoazidotisches Koma, was eine Form des diabetischen Komas ist).
Unbehandelt besteht weiterhin ein hoher Blutzuckerspiegel, denn Betroffene brauchen Insulin, um den Zucker in die Zellen aufzunehmen. Der hohe Blutzucker führt auf Dauer zu Schäden an verschiedenen Organen. Wesentliche Auswirkungen hat der Blutzucker auf die Gefäße (Makroangiopathie, Mikroangiopathie) und die Nerven (diabetische Neuropathie).
Zu den längerfristigen Folgen eines nicht gut eingestellten Diabetes mellitus gehören:
Die Gefahr einer Durchblutungsstörung steigt durch den hohen Blutzucker. Eine Arteriosklerose kann sich entwickeln, die zu einer Minderdurchblutung wichtiger Organe führen kann. Zu den schwerwiegenden Folgen gehören insbesondere der Herzinfarkt und der Schlaganfall.
Der Diabetes Typ 1 gehört zu den Autoimmunerkrankungen. Das Immunsystem richtet sich gegen Zellen, die Insulin herstellen, die Beta-Zellen (β-Zellen). Diese Zellen befinden sich in den sogenannten Langerhans-Inseln, inselartigen Bereichen in der Bauchspeicheldrüse. Die Beta-Zellen werden durch dieses Erkrankungsgeschehen geschädigt und können dem Körper kein Insulin mehr zur Verfügung stellen. Die Bezeichnung dafür lautet absoluter Insulinmangel. Der Diabetes prägt sich aus, wenn etwa 80 bis 90 Prozent der Beta-Zellen geschädigt sind.
Insulin sorgt dafür, dass die Zellen im Körper Zucker (Glucose) aufnehmen können. Bei einem zu geringen Insulinspiegel gelangt in die Zellen zu wenig Zucker, den sie zur Energiegewinnung nutzen. In der Leber und in den Muskeln kann der Zucker nicht mehr in Form von Glykogen von den Zellen gespeichert werden. Weiterhin steigt der Blutzuckerspiegel an. Das Zuviel an Glucose wird durch die Nieren aus dem Körper befördert, weshalb Betroffene häufig Wasser lassen müssen und viel Durst haben.
Zugleich wird in der Leber Glucose gebildet und ins Blut abgegeben. Der Zucker kann jedoch nicht von den Zellen des Körpers aufgenommen werden und der Blutzuckerwert steigt weiter.
Die Fettdepots des Körpers geben zudem vermehrt Fettsäuren ab. Die Störung des Stoffwechsels der Kohlenhydrate wirkt sich auch auf den Abbau der Fettsäuren aus, die nicht wie bei gesunden Menschen abgebaut werden, sondern in sogenannte Ketonkörper umgewandelt werden. Insgesamt übersäuert das Blut dadurch. Dieser Zustand wird als Ketoazidose bezeichnet.
Was der Grund für den Angriff des Immunsystems auf die Beta-Zellen ist, ist nicht genau bekannt. Zum einen spielen die Gene eine Rolle, zum anderen liegt es auch an Einflüssen aus der Umwelt. In den meisten Fällen sind mehrere Gene verändert, die zusammen zur Entwicklung des Diabetes Typ 1 beitragen. Die Wahrscheinlichkeit, an die Nachkommen weitergegeben zu werden, ist bei Diabetes Typ 1 aber geringer als bei Diabetes Typ 2.
Äußere Faktoren, die die Entwicklung eines Diabetes Typ 1 begünstigen können, sind unter anderem:
Meist führt erst das Zusammenspiel mehrerer Umweltfaktoren und genetischer Besonderheiten dazu, dass die Zuckerkrankheit vom Typ 1 entsteht.
Wenn es bei einem Menschen erst weit im Erwachsenenalter zu einem Diabetes mellitus Typ 1 kommt, dann wird dies LADA (Latent Autoimmune Diabetes in Adults) genannt. LADA kann etwa ab dem 35. Lebensjahr in Erscheinung treten, wobei noch weitaus später im Leben die Erkrankung beginnen kann. Diese Diabetes-Form kann auch als eine Art Zwischenstufe von Typ 1 und Typ 2 angesehen werden. Wie beim Typ-1-Diabetes sind Antikörper (Autoantikörper) gegen die Inselzellen die Übeltäter. Jedoch ist bei LADA nur eine Art dieser Antikörper vorhanden (GADA), während beim gewöhnlichen Typ-1-Diabetes mehrere Arten der Antikörper zu finden sind.
Bei Anzeichen von Diabetes mellitus Typ 1 ist ein baldiger Termin beim Arzt zur Abklärung angebracht. Symptome wie rasche, sonst nicht zu erklärende Gewichtsabnahme, stark vermehrtes Harnlassen und ausgeprägter Durst lenken den Verdacht auf die Erkrankung. Das gilt besonders, wenn sie im jugendlichen Alter auftreten, wobei sich auch bei etwas älteren Erwachsenen erstmals ein Diabetes Typ 1 zeigen kann (LADA). Erster Ansprechpartner ist der Hausarzt oder der Kinderarzt. Über tieferes Fachwissen verfügt der Arzt für Innere Medizin mit dem Spezialgebiet Diabetologie oder Endokrinologie (Hormonwissenschaft).
Anzeichen einer Ketoazidose als Komplikation sind als Notfall zu werten und sollten umgehend vom Arzt abgeklärt und behandelt werden.
Wichtige Erkenntnisse gewinnt der Arzt beim Gespräch mit dem Patienten (Anamnese). An den Symptomen, die der Patient schildert, lässt sich meist ein Verdacht aufstellen. Darüber hinaus sind Fragen nach bereits bestehenden Erkrankungen sowie nach Diabetes-Erkrankungen in der Familie wichtig. Weiterhin erfolgt eine körperliche Grunduntersuchung.
Einen weiteren Hinweis gibt die Urinprobe, in der sich beim Diabetes vermehrt Zucker (Glucose) findet. Eine Blutprobe auf Zucker wird morgens nüchtern (mindestens acht Stunden nach der letzten Nahrungsaufnahme) entnommen. Eine genaue Auswertung des Diabetes-Ausmaßes wird durch einen Zuckerbelastungstest ermöglicht. Bei dieser Untersuchung (oraler Glucose-Toleranz-Test) nimmt der Patient nach der Messung des Nüchternblutzuckers eine Zuckerlösung zu sich. Die Blutzuckermessung zwei Stunden später zeigt auf, wie sehr der Zuckerstoffwechsel gestört ist.
Die wesentliche Grundlage der Behandlung bildet das regelmäßige Spritzen von Insulin. Die Ursache des Typ-1-Diabetes kann nicht behandelt werden. Daher muss das fehlende Insulin über die Injektionen immer wieder ersetzt werden, um den Blutzucker auf einem normalen Level zu halten und ihn für die Zellen verfügbar zu machen.
Die Menge an Insulin, die injiziert werden muss, hängt hauptsächlich von diesen Faktoren ab:
Typ-1-Diabetiker müssen ihre Ernährung und die Dosis der Insulinspritzen aufeinander anpassen. Damit können zu starke Schwankungen des Blutzuckerwerts verhindert werden. Als Berechnungsgrundlage dient die sogenannte Broteinheit (BE). Eine modernere Variante der Broteinheit ist die sogenannte Kohlenhydrateinheit (KE, KHE). Bei der Behandlung mit Insulin besteht durch eine mögliche Überdosierung die Gefahr, in einen Zustand der Unterzuckerung zu geraten.
Es gibt verschiedene Insulin-Präparate, die eine unterschiedliche Wirkungsdauer haben und dementsprechend gezielt eingesetzt werden können. Das übliche Verfahren, sich Insulin zu spritzen, ist die Injektion in das Fettgewebe unter der Haut mit einem sogenannten Pen. Das ist ein Instrument, das wie ein Schreibstift aussieht. Zur Verfügung stehen aber auch weitere Optionen wie die Insulinpumpe.
Die Behandlung lässt sich über verschiedene Strategien an die Bedürfnisse des Patienten anpassen. Folgende Methoden sind üblich:
Bei der späten Form des Typ-1-Diabetes, LADA, genügt zunächst meist eine Behandlung über eine Anpassung der Ernährung und über Diabetesmittel in Tablettenform (oralen Antidiabetika). Im späteren Verlauf kann eine Behandlung mit Insulin-Injektionen erforderlich werden.
Um die richtige Handhabung des Diabetes zu erlernen, erhalten die Betroffenen oder auch die Angehörigen oder Betreuungspersonen eine Diabetes-Schulung. Sie bekommen nicht nur die Behandlung durch Insulin-Injektionen und die dazugehörigen Berechnungen beigebracht, sondern auch Aspekte der Lebensführung wie Ernährung und Sport sowie ein Grundverständnis über die Krankheit.
Healthline, Rose Kivi; Elizabeth Boskey – What Is Type 1 Diabetes: https://www.healthline.com/health/type-1-diabetes-causes-symtoms-treatments (online, letzter Abruf: 18.06.2020)
diabetesDE (Deutsche Diabtes-Hilfe e.V.) – Was ist Diabetes Typ 1?: https://www.diabetesde.org/ueber_diabetes/was_ist_diabetes_/was_ist_diabetes_typ_1 (online, letzter Abruf: 18.06.2020)
Internisten im Netz, Prof. Eberhard Standl – Was ist Typ-1-Diabetes?: https://www.internisten-im-netz.de/krankheiten/typ-1-diabetes/was-ist-typ-1-diabetes.html (online, letzter Abruf: 18.06.2020)
Netdoktor, Dr. med. Julia Scharz; Martina Feichter – Diabetes Typ 1: https://www.netdoktor.de/krankheiten/diabetes-mellitus/diabetes-typ-1/ (online, letzter Abruf: 18.06.2020)
aktualisiert am 18.06.2020