Die Bezeichnung Continuous Glucose Monitoring (abgekürzt CGM) steht für Geräte, die den Zuckergehalt unter der Haut regelmäßig messen. Die Messungen des Zuckers (Glucose) erfolgen in kurzen Abständen rund um die Uhr. Solche CGM-Systeme werden von verschiedenen Herstellerfirmen in mehreren Varianten angeboten. Die kontinuierliche Messung der Glucose-Werte bietet für Diabetiker eine Reihe von Vorteilen. Der Zuckerwert kann nicht nur zu einem Einzelzeitpunkt, sondern im gesamten Tagesverlauf erfasst werden.
Ursprünglich waren CGM-Geräte dazu gedacht, Daten über die Zuckerwerte zu sammeln, die der Arzt auswerten kann. Inzwischen können auch Patienten oder Therapeuten und Betreuer die Glucose-Daten nutzen.
Die manchmal verwendete Bezeichnung „kontinuierliche Blutzuckermessung“ ist fälschlich. Durch die Geräte wird nicht der Blutzucker, sondern der Glucose-Gehalt in der Gewebsflüssigkeit unter der Haut bestimmt. Dies lässt Rückschlüsse auf den Blutzuckerspiegel zu. Die Daten sind dabei etwas zeitverzögert. Der Zuckergehalt im Gewebewasser hinkt dem Blutzuckerwert 10 bis 20 Minuten hinterher.
Ein CGM-Messgerät ist klein und lässt sich vor allem am Bauch oder an der Außen- oder Rückseite des Armes anbringen. Der Sensor des Systems wird unter der Haut platziert. Dieser bestimmt die Glucose-Werte in der Gewebeflüssigkeit, die im Unterhautfettgewebe vorhanden ist. Üblicherweise werden die Zuckermessungen alle fünf Minuten für 24 Stunden am Tag automatisch durchgeführt. Die Messungen können je nach Gerät und Programmierung auch im Abstand von einer, zehn oder fünfzehn Minuten vorgenommen werden.
Ein Sender auf der Haut, der mit dem Sensor verbunden ist, schickt die Daten an ein Empfangsgerät. Dort können sie jeweils aktuell auf dem Display abgelesen werden. Werden die Werte in Echtzeit angezeigt, spricht man auch von Real-Time-CGM oder rtCGM. Das Empfangsgerät kann auch ein Smartphone oder eine Smartwatch sein. Ebenfalls ist es möglich, die Werte an eine Insulinpumpe zu senden, die auf die Schwankungen entsprechend reagieren kann.
Für die Glucose-Bestimmung können bestimmte Grenzwerte festgelegt werden. Gerät der Wert unter oder über den festgelegten erwünschten Bereich, dann wird der Nutzer alarmiert. Das ermöglicht es, der drohenden Über- oder Unterzuckerung umgehend durch entsprechende Maßnahmen entgegenzuwirken.
Die Sensoren, die unter die Haut eingeführt werden, müssen regelmäßig ersetzt werden. Oft reicht der Wechsel der Sensoren im Abstand von 10 bis 14 Tagen, manchmal müssen sie auch schon nach 3 Tagen ausgetauscht werden. Einige aktuelle Geräte ermöglichen es sogar, dass ein spezieller Sensor über Monate im Gewebe verbleiben kann.
Das Continuous Glucose Monitoring kann die herkömmlichen Blutzuckermessungen nicht ersetzen. Diese müssen weiterhin mehrmals täglich durchgeführt werden. Anhand der herkömmlichen Blutzuckermessungen muss das CGM-System auch immer wieder neu eingestellt (kalibriert) werden. Ohnehin sollten Patienten unterwegs zumindest ein konventionelles Messsystem dabei haben, das verwendet werden kann, falls das CGM nicht funktionieren sollte.
Der wesentliche Vorteil von CGM ist die durchgehend an Tag und Nacht stattfindende Bestimmung des Zuckerwertes in engen zeitlichen Abständen. Damit können Blutzuckerspitzen oder besonders niedrige Werte auffallen, die in den normalen Blutzuckerselbstmessungen nicht erfasst werden. Der Verlauf des Blutzuckers über Stunden, Tage oder Wochen kann anhand der Aufzeichnungen genau ausgewertet werden. Die Therapie des Diabetes lässt sich optimal überprüfen, planen und steuern. Die Blutzuckereinstellung ist genauer möglich als bei normaler Blutzuckerkontrolle. Der sogenannte Langzeit-Blutzucker (HbA1c) kann mit Hilfe von CGM oft besser gesenkt werden, als wenn nur die üblichen Blutzuckermessungen durchgeführt werden. Folgeschäden und Komplikationen des Diabetes können verhindert werden.
Außerdem müssen Patienten ihren Blutzucker seltener eigenständig messen und sich nicht mehr so häufig selbst stechen, um Blut zur Messung zu gewinnen. Daher wird auch weniger Material benötigt.
Zusätzlich können die zu den Zeitpunkten ausgeübten körperlichen Aktivitäten, Nahrungsaufnahme, Medikamenteneinnahmen oder Schlafenszeiten vermerkt werden. Die Zuckerwerte können so mit dem Tagesablauf abgeglichen werden. Patienten lernen die Reaktionen des Körpers genau kennen und können den Blutzucker selbst besser regulieren.
Für Patienten, Eltern oder Betreuer kann das CGM eine deutliche (auch mentale) Erleichterung bedeuten. Der Blutzucker wird automatisch kontrolliert. Ein Beispiel ist das Kind mit Diabetes, bei dem nächtliche zu niedrige Blutzuckerspiegel durch das Gerät gemessen wird und die Eltern umgehend gewarnt werden können. Gleichermaßen müssen Sportler weniger Bedenken wegen ihres Blutzuckers haben, während sie aktiv sind.
CGM-Geräte werden vor allem von Patienten mit Diabetes mellitus Typ 1 genutzt. Unter Typ-2-Diabetikern ist CGM noch nicht verbreitet. Bei ihnen könnte es in Zukunft an Bedeutung gewinnen.
Folgende Gegebenheiten können Gründe sein, ein Continuous Glucose Monitoring zu nutzen:
Das CGM-System kommt für eine langandauernde Anwendung ebenso in Frage wie für eine kurzzeitige Nutzung für einige Tage oder Wochen. Eine kurze Nutzungsdauer kann sinnvoll sein, um die Blutzuckereinstellung einmal zu optimieren.
Nicht nur erwachsene Diabetiker, sondern auch Kinder können ein CGM-System anwenden. Außerdem kann es nicht nur für Patienten selbst, sondern auch für Betreuungspersonen, Eltern oder Partner von Nutzen sein.
Ein CGM-System kommt allerdings nicht für alle Menschen mit Typ-1-Diabetes in Frage. Die Bedienung und der Umgang mit dem System erfordert eine eingehende Schulung. Krankenversicherungen übernehmen zudem nicht grundsätzlich die Kosten für CGM-Systeme. Neben dem Rezept vom Arzt ist ein Antrag notwendig, der im Einzelfall geprüft und bewilligt werden muss.
Flash Glucose Monitoring (FGM) oder iscCGM (intermittent scanning CGM) ist ein ähnliches System zur Zuckerbestimmung. Der Anwender führt selbst ein Scangerät (entweder eines vom Hersteller des Systems oder ein Smartphone) zum Sensor, um die Daten abzulesen. Angezeigt wird der derzeitige Wert der Gewebezuckermessung und der Verlauf der vorangegangenen acht Stunden. Beim FGM wird die Zeitverzögerung der Glucose-Werte herausgerechnet, damit sie möglichst gut dem aktuellen Blutwert entsprechen. Außerdem ist der aktuelle Trend der Zuckerkurve anhand eines Pfeils ersichtlich.
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aktualisiert am 10.08.2020