Der Blutzucker ist der wichtigste Blutwert, der zur Diagnose eines Diabetes mellitus ausschlaggebend ist. Wie der Name es schon beschreibt, wird dabei der Zuckergehalt (Gehalt an Glucose) im Blut bestimmt. Die Grundlage bildet der Nüchtern-Blutzuckerwert, bei dem die zu untersuchende Person mindestens acht Stunden vorher keine Kalorien aufgenommen hat. Ein Tagesprofil des Blutzuckers kann ebenfalls erstellt werden. Weiterhin gibt es den Glucose-Toleranz-Test (oGTT), bei dem überprüft wird, wie gut die Person aufgenommenen Zucker verwerten kann. Schließlich kann der HbA1c-Wert ermittelt werden, der sogenannte Langzeit-Blutzucker, der Auskunft über die Blutzuckerspiegel der vorangegangenen zwei bis drei Monate gibt.
Was bei der üblichen Blutzuckermessung bestimmt wird, ist die Glucose. Glucose wird auch Traubenzucker oder Dextrose genannt. Sie gehört zu den Einfachzuckern, das heißt, es ist ein einfach vorhandenes Zuckerteilchen, das keine Bindung mit anderen Zuckern eingegangen ist. Außerdem zählt die Glucose zu den Kohlenhydraten.
Glucose liefert rasch Energie an die Zellen. Darüber hinaus wird sie aus der Nahrung schnell aufgenommen, weil sie ohne vorherige Spaltung über die Darmwand in die Blutbahn befördert werden kann. Sie ist aber auch ein Spaltprodukt vieler zusammengesetzter, komplexerer Kohlenhydrate.
Die Glucose im Plasma (das ist der Anteil der Blutflüssigkeit außerhalb der Blutzellen) wird bei der Blutzuckermessung ermittelt. Bei gesunden Menschen schwankt der Blutzuckergehalt nur gering und wird durch das Zusammenspiel der Hormone in einem normalen Rahmen gehalten. Im Anschluss an eine Mahlzeit kommt es zum Anstieg des Blutzuckers. Liegt die Nahrungsaufnahme länger zurück, beispielsweise morgens vor dem Frühstück, ist der Blutzuckerwert niedrig.
Mit dem Blutzuckerwert ist meist die Nüchtern-Glucose im Blut gemeint. Um den Nüchtern-Blutzuckerwert zu messen, darf die zu untersuchende Person mindestens acht Stunden vorher keine Kalorien mehr aufgenommen haben. Das bedeutet, in der Zeit sind lediglich Wasser oder kalorienfreie Getränke (etwa Tee ohne Zucker) erlaubt. Wird dies nicht eingehalten, ist die Messung nicht aussagekräftig.
Der Nüchtern-Blutzuckerwert ist normal, wenn er im Bereich zwischen 65 und 100 mg/dl (Milligramm pro Deziliter) liegt. Im Bereich von 100 bis 125 mg/dl gilt der Wert als leicht erhöht, aber noch nicht einem Diabetes mellitus entsprechend (sogenannter Prädiabetes). Ein Nüchtern-Blutzuckerwert ab 126 mg/dl gilt, wenn er an mehreren Tagen gemessen wurde, als nahezu sicherer Hinweis auf einen Diabetes.
Die Blutzuckermessung kann auch nach dem Essen (oder nach dem Trinken von nährstoffhaltiger Flüssigkeit) aufschlussreich sein. Der Blutzucker nach Nahrungsaufnahme ist bei Gesunden im Regelfall nicht höher als 140 mg/dl. Werden Werte über 200 mg/dl gemessen, dann ist von einem Diabetes mellitus auszugehen.
Zur weitergehenden Diagnostik kann ein Blutzucker-Tagesprofil ermittelt werden. Nach der Nüchtern-Blutzuckerbestimmung um 8 Uhr morgens werden zwei weitere Blutzuckermessungen um 12 Uhr und um 16 Uhr durchgeführt. Das Tagesprofil kann noch auf weitere Messungen erweitert werden, beispielsweise sechs Mal über den Tagesablauf verteilt. Das Tagesprofil lässt bessere Aussagen zur Zuckerverwertung einer Person zu als eine Einzelmessung.
Normalwerte | Prädiabetes | Diabetes mellitus | |
---|---|---|---|
Ohne Nahrungsaufnahme | 65–100 mg/dl | 100–125 mg/dl | ab 126 mg/dl |
Nach Nahrungsaufnahme | 90–140 mg/dl | 140–200 mg/dl | ab 200 mg/dl |
Der orale Glucose-Toleranz-Test (oGTT) ist ein weiterführender Test, bei dem der Blutzucker bestimmt wird. Er besteht aus zwei Teilmessungen: Zuerst wird der Nüchtern-Blutzucker durch eine Blutprobe gemessen, zwei Stunden später der Blutzucker nach Aufnahme von Zucker. Die Person, die getestet wird, trinkt dazu direkt nach der Nüchtern-Blutzuckermessung eine Lösung mit 75 Gramm Glucose. Mit der zweiten Messung kann erhoben werden, wie gut der Körper die aufgenommene Glucose aus der Zuckerlösung verwerten kann. Ein dann ermittelter Wert ab 200 mg/dl spricht für einen Diabetes mellitus. Ein Wert zwischen 140 und 200 mg/dl deutet auf eine Diabetes-Vorstufe, den Prädiabetes, hin.
Der oGTT kommt zum Einsatz, wenn die Nüchtern-Blutzuckerwerte geringfügig erhöht und somit auffällig sind. Dieser Test gibt Auskunft darüber, ob ein Prädiabetes oder eine voll ausgeprägte Zuckerkrankheit vorliegt. Der oGTT wird ebenfalls eingesetzt, um einen Schwangerschaftsdiabetes (Gestationsdiabetes) feststellen zu können. Die Untersuchung verbietet sich allerdings unter verschiedenen Gegebenheiten, insbesondere bei einem bekannten Diabetes mellitus des Patienten. Hier kann ein bedrohlich hoher Blutzuckerspiegel durch den Test hervorgerufen werden.
Um den Blutzuckerwert nicht bloß für einen Zeitpunkt zu kennen, kann der HbA1c-Wert herangezogen werden. An diesem Blutwert lässt sich der Zuckergehalt des Blutes über die letzten zwei bis drei Monate ablesen. HbA1c ein mit Glucose verbundener Bereich des Hämoglobins (des roten Blutfarbstoffs). Wenn der Blutzucker hoch ist, verbindet sich das Hämoglobin vermehrt fest mit Glucose. Das bedeutet, der HbA1c-Wert wird höher, wenn mehr Glucose im Blut vorhanden ist.
Glucose und der Anteil des Hämoglobins lösen sich nicht ohne Weiteres voneinander, wenn sie sich einmal verbunden haben. Erst wenn das rote Blutkörperchen abgebaut wird oder zugrunde geht, ist auch das darin enthaltene HbA1c nicht mehr zu messen. Daher „speichert“ das HbA1c die Informationen über den Zuckergehalt des Blutes der letzten zwei bis drei Monate. HbA1c wird auch Langzeit-Blutzucker genannt.
HbA1c ist auf dem Ergebnisbogen der Blutuntersuchung als eine Prozentangabe aufgeführt. Der prozentuale Anteil des HbA1c zum Gesamt-Hämoglobin-Wert wird angegeben. Ist der Blutzucker über einige Zeit erhöht, dann kommt es zu einem HbA1c-Anteil von mehr als 6,5 Prozent. HbA1c taugt jedoch nicht als alleiniger Diagnose-Wert für Diabetes mellitus. Hauptsächlich ist der Wert zur Kontrolle wichtig, ob der Blutzuckerwert die meiste Zeit normal ist und eine bestehende Diabetes-Erkrankung gut behandelt wird.
Bestimmung der Blutzuckerwerte | Glucose nüchtern | HbA1c | oGTT (Glucose-Toleranz-Test) |
---|---|---|---|
Normalbereich | unter 100 mg/dl (unter 5,6 mmol/l) | unter 5,7 % (unter 39 mmol/mol) | unter 140 mg/dl (unter 7,8 mmol/l) |
leicht erhöht (Zuckerstoffwechsel gestört) | 100–125 mg/dl (5,6–6,9 mmol/l) | 5,7–6,4 % (39–46 mmol/mol) | 140–199 mg/dl (7,8–11 mmol/l) |
Diabetes mellitus (starker Verdacht) | ab 126 mg/dl (ab 7 mmol/l) | ab 6,5 % (über 47 mmol/mol) | ab 200 mg/dl (ab 11,1 mmol/l) |
Diabetiker bestimmen regelmäßig mit einem Blutzuckermessgerät ihren Wert. Aus dem aktuellen Wert kann beispielsweise die benötigte Dosis Insulin vor einer Mahlzeit errechnet werden. Um die Werte richtig vergleichen zu können, sind die Selbstmessungen täglich zum gleichen Zeitpunkt sinnvoll. Anders als bei der allgemeinen Blutentnahme beim Arzt wird der Blutzuckerwert an einem Tropfen gemessen, der aus den Kapillaren (feinen Gefäßen) gewonnen wird. Mit einem kleinen Stechinstrument wird ein Finger angepikst und der austretende Blutstropfen mit einem Teststreifen aufgefangen. Das Messgerät zeigt nach kurzer Zeit den Blutglucose-Wert an.
Inzwischen gibt es außerdem Sensoren, die aus dem Glucosegehalt des Unterhautfettgewebes den Blutzuckerwert ableiten.
Eine Unterzuckerung (Hypoglykämie) liegt vor, wenn der Blutzuckerwert 50 mg/dl oder weniger beträgt. Bei welchen Werten die Symptome einer Unterzuckerung wie Heißhunger, Zittern, Unruhe oder Schwindel auftreten, ist individuell verschieden. Viele Diabetiker bekommen schon bei Werten, die etwas höher liegen als bei der allgemeinen Definition, die Anzeichen einer Hypoglykämie. Der Körper der Patienten ist höhere Blutzuckerspiegel gewohnt. Andere Betroffene – auch Diabetiker – spüren die Unterzuckerung hingegen erst sehr spät.
Bei Hinweisen auf einen Diabetes mellitus ist eine rasche Messung des Blutzuckers (Glucose im Blut) beim Arzt wichtig. Zu den typischen Beschwerden gehören
In vielen Fällen von Diabetes, besonders vom Diabetes Typ 2, kommt es allerdings nicht zu Symptomen oder diese sind so schwach ausgeprägt, dass sie nicht auffallen. Deshalb wird eine Blutzucker-Kontrolle regelmäßig bei Personen empfohlen, die ein erhöhtes Risiko haben, Diabetes zu bekommen. Das sind einerseits Menschen, bei denen in der Familie Diabetes-Erkrankungen aufgetreten sind. Andererseits begünstigen Faktoren wie Übergewicht, hoher Blutdruck oder schlechte Blutfettwerte die Entwicklung eines Diabetes.
Um außerdem einen Schwangerschaftsdiabetes rechtzeitig feststellen zu können, wird bei werdenden Müttern der Blutzuckerspiegel kontrolliert.
Die Blutzuckerwerte werden oft in Milligramm pro Deziliter (mg/dl) angegeben. In einigen Laboren und Praxen und bei einigen Messgeräten wird der Blutzucker hingegen als Millimol pro Liter (mmol/l) festgehalten. Die Zahlenwerte zwischen diesen Einheiten werden dadurch sehr unterschiedlich. Hier müssen Anwender aufpassen, nicht mit den Einheiten durcheinanderzukommen und den Blutzuckerspiegel falsch zu beurteilen. Eine fast exakte Umrechnung ist anhand folgender Formeln möglich:
Im Alltag reicht es in aller Regel, sich zu merken, dass 1 mmol/l Blutzucker annähernd 18 mg/dl entsprechen.
Der Blutzuckerspiegel und somit der gemessene Wert schwankt, was von vielen Faktoren abhängig ist. Der Blutzucker kann nicht nur bei einem Diabetes mellitus erhöht sein, sondern beispielsweise auch durch:
Niedrige Blutzuckerwerte werden hingegen aufgrund folgender Ursachen gemessen:
Bei der Selbstmessung des Blutzuckers können Gegebenheiten wie fehlerhafte Handhabung des Geräts (teils durch unzureichende Schulung), verunreinigte oder nasse Hände oder Messung bei ungünstigen äußeren Bedingungen (Luftfeuchtigkeit, Temperatur, Luftdruck/Höhe) ein verfälschtes Ergebnis liefern.
Laborlexikon – Glukose im Serum: http://www.laborlexikon.de/Lexikon/Infoframe/g/Glukose_Serum.htm (online, letzter Abruf: 20.07.2020)
Netdoktor, Dr. med. Julia Schwarz – Diabetes-Test: https://www.netdoktor.de/krankheiten/diabetes-mellitus/diabetes-test/ (online, letzter Abruf: 20.07.2020)
pflege.de, Claudia Flöer – Diabetes Test / "Screening" - Werte & Diagnose: https://www.pflege.de/krankheiten/diabetes-mellitus/test-werte/ (online, letzter Abruf: 20.07.2020)
Netdoktor.at, Mag. Ulrike Keller; Tanja Unterberger – Blutzucker: https://www.netdoktor.at/laborwerte/blutzucker-8432 (online, letzter Abruf: 20.07.2020)
Diabetes Ratgeber – Laborwerte: Blutzucker (Glukose): https://www.diabetes-ratgeber.net/laborwerte/blutzucker (online, letzter Abruf: 20.07.2020)
Allgemeinarzt-online, Nina Jendrike – Blutzucker korrekt messen - Viele Faktoren können das Ergebnis verfälschen: https://www.allgemeinarzt-online.de/a/blutzucker-korrekt-messen-viele-faktoren-koennen-das-ergebnis-verfaelschen-1899373 (online, letzter Abruf: 20.07.2020)
diabetesDE Deutsche Diabetes Hilfe – Diagnose Diabetes mellitus: https://www.diabetesde.org/ueber_diabetes/was_ist_diabetes_/habe_ich_diabetes_/diagnose_diabetes_mellitus (online, letzter Abruf: 20.07.2020)
Diabetes Austria – Blutzucker-Umrechnungstabelle mg/dl / mmol/l: https://diabetes-austria.com/fileadmin/diabetes_austria/downloads/blutzucker_umrechnungstabellekorr_2.pdf (online, letzter Abruf: 20.07.2020)
aktualisiert am 20.07.2020