Die zahlreichen negativen Effekte von Alkohol, die sich besonders bei stärkerem Konsum bemerkbar machen, sind hinlänglich bekannt. Diabetiker müssen weitere Auswirkungen von Bier, Wein, Schnaps und Co. auf ihren Körper beachten. Bei ihnen ist besondere Vorsicht im Umgang mit alkoholhaltigen Drinks geboten. Insbesondere eine Unterzuckerung (Hypoglykämie) kann Probleme bereiten.
Bei Frauen mit Diabetes gilt der Konsum von 10 Gramm Alkohol täglich als unbedenklich. Das sind etwa 125 Milliliter Wein oder 250 Milliliter Bier. Männliche Diabetiker sollten nicht mehr als 20 Gramm Alkohol pro Tag zu sich nehmen, also etwa 250 Milliliter Wein oder 500 Milliliter Bier.
Betroffene müssen also nicht komplett auf alkoholische Drinks verzichten. Bei den folgenden Voraussetzungen sollten Menschen mit Diabetes jedoch überhaupt keinen Alkohol zu sich nehmen:
Alkohol kann den Blutzuckerspiegel senken. Dabei besteht eine erhöhte Gefahr einer Unterzuckerung. Dies hängt mit der Funktion der Leber zusammen. Die Leber reguliert den Blutzuckerspiegel insofern, dass sie Glucose ins Blut abgeben kann. Die Glucose ist in der Leber in Form von Glykogen gespeichert.
Nach Alkoholkonsum hat die Leber jedoch vermehrt mit dem Abbau von Giftstoffen (zu denen Alkohol gehört) zu tun. Die Leber hat weniger Kapazitäten, Glucose in das Blut auszuschütten. Ein erniedrigter Blutzucker wird nicht richtig ausgeglichen, eine Hypoglykämie (Unterzuckerung) wird dadurch begünstigt. Das ist besonders beim Alkoholtrinken auf nüchternen Magen der Fall.
Je mehr Alkohol ein Diabetiker trinkt, umso ausgeprägter kann der Effekt auf den Blutzucker sein. Hinzu kommt: Je mehr Alkohol aufgenommen wird, umso länger dauert es, bis er abgebaut ist. Niedrige Blutzuckerwerte können über eine längere Zeit nicht vom Körper eigenmächtig ausgeglichen werden. Im Extremfall kann noch 30 Stunden nach dem Konsum von Alkohol eine Unterzuckerung vorliegen. Häufig tritt ein zu niedriger Blutzucker in der Nacht ein. Dann hat der Patient stundenlang keine Kalorien mehr aufgenommen und die Leber gibt nicht richtig Glucose an das Blut ab.
Insulin senkt den Blutzuckerspiegel. Daher wird Diabetes mellitus in vielen Fällen mit Insulin behandelt, welches sich die Betroffenen selbst spritzen oder über eine Pumpe zuführen. Diabetes-Medikamente wie Mittel aus den Gruppen der Sulfonylharnstoffe oder Glinide entfalten ihre Wirkung über eine vermehrte Insulinausschüttung aus der Bauchspeicheldrüse. Alkohol verstärkt die blutzuckersenkende Wirkung von Insulin und folglich von den betreffenden Diabetes-Medikamenten.
Körperliche Bewegung führt zu einem Verbrauch von Glucose. Der Blutzuckerspiegel fällt. Treffen körperliche Aktivitäten wie Tanzen, Sport oder anstrengende Arbeiten mit dem Trinken von Alkohol zusammen, kann es noch eher zu einer Unterzuckerung kommen. Die Kombination von Alkohol und Anstrengung sollte von Menschen mit Diabetes möglichst vermieden werden oder zumindest die Auswirkungen durch Kohlenhydratzufuhr abgemildert werden.
Für Außenstehende ist es schwer zu unterscheiden, ob jemand betrunken ist oder eine Unterzuckerung (Hypoglykämie) erleidet. Deshalb ist die Gefahr bei Feiern und Trinkanlässen hoch, wenn eine Unterzuckerung eintritt, diese für einen Alkoholrausch zu halten. Der folgenschwere Zustand wird oft nicht ernst genommen. Zu den Anzeichen einer Unterzuckerung (Hypoglykämie) können gehören:
Vielen Menschen ist nicht bewusst, dass Alkohol selbst einen hohen Kaloriengehalt hat. Ein Gramm Alkohol entspricht 7 kcal (Kilokalorien). Zum Vergleich liefern Kohlenhydrate 4 kcal, Eiweiß ebenfalls 4 kcal und Fett 9 kcal je Gramm. Alkohol setzt folglich an, wenn er in größeren Mengen getrunken wird. Außerdem erhöht er bestimmte Blutfettwerte (Triglyceride) und begünstigt Herz-Kreislauf-Erkrankungen.
Alkoholische Getränke gelten als „leere Kalorien“, da sie zwar viel Energie, aber fast keine anderen wichtigen Nährstoffe wie Vitamine oder Mineralien aufweisen. Gerade bei Typ-2-Diabetes ist ein Abbau von zu viel Körpergewicht oder das Halten eines gesunden Gewichts von großer Bedeutung, um das Ausmaß der Erkrankung zu begrenzen. Dies ist ein weiterer Grund, sich beim Alkohol zurückzuhalten.
Bei vielen alkoholischen Getränken kommen weitere Energieträger wie Zucker hinzu, was diese Drinks zu richtigen Kalorienbomben werden lässt. Daher kommt es nicht nur auf die Prozente an, sondern auch darauf, welche Getränke verzehrt werden. Besonders ungünstig sind Mischgetränke mit zuckerhaltigen Komponenten wie Limonaden, Energy-Drinks oder süßen Säften, liebliche Weine oder Vollbier. Solche Getränke können nicht nur die Gewichtszunahme fördern, sondern auch zu vorübergehend hohen Blutzuckerspiegeln führen. Um die Auswirkungen zu begrenzen, können sich beispielsweise trockene Weine oder Longdrinks mit der Light- oder Zuckerfrei-Variante der Limonade anbieten.
Hinzu kommt der Heißhunger, der sich nach dem Trinken entwickelt. Die Unterzuckerung ist ein Hauptgrund dafür, dass es zu einer Gier nach kalorienreichen Mahlzeiten kommt. Enthemmung durch den Alkoholgenuss lässt einen leichter dem Verlangen nach Pizza, Döner und Co. nachgeben. Das trägt dazu bei, warum Leute, die oft Alkohol trinken, schnell dick werden. Besonders beim Diabetes Typ 2 ist dies kontraproduktiv.
Bei einigen Menschen fallen Alkoholismus und eine Diabetes-Erkrankung zusammen. Ein ähnlicher Prozentsatz an Diabetikern ist alkoholkrank wie in der Gesamtbevölkerung. Neben den Einwirkungen des Alkohols auf den Blutzucker spielt bei Alkoholmissbrauch die verminderte Bereitschaft und das schlechtere Einhalten der Diabetes-Therapie eine Rolle.
Der Alkoholismus erhöht die Tendenz zu Komplikationen wie den diabetischen Fuß, Nervenschäden (Polyneuropathie) oder gefährliche Stoffwechselentgleisungen. Veränderungen, die oft mit Diabetes einhergehen wie hoher Blutdruck oder hohe Blutfettwerte, werden durch den regelmäßigen, starken Alkoholkonsum begünstigt.
Ein ehrlicher Umgang mit dem Trinkverhalten ist wichtig. Alkoholiker sollten dem Arzt ihren Konsum mitteilen, da er Auswirkungen auf die Behandlung hat und die Abhängigkeit ebenso behandelt werden sollte.
Folgende Hinweise können die Gefahren von Alkohol bei Diabetes reduzieren:
Die Ergebnisse einer großen Studie aus Dänemark sprechen dafür, dass ein leichter bis mäßiger Konsum von Alkohol einem Diabetes Typ 2 vorbeugen könnte. Am günstigsten wirken sich nach den Ergebnissen der Untersuchung bei Frauen 9 alkoholische Drinks pro Woche, bei Männern 14 Getränke pro Woche aus. Trinken, das auf drei bis vier Tage in der Woche verteilt ist, zeigt die besten Ergebnisse hinsichtlich der Diabetes-Vorbeugung. Von den untersuchten Personen mit derartigem Trinkverhalten erkrankten prozentual weniger an Typ-2-Diabetes im Vergleich zu Menschen, die alkoholabstinent leben. Übermäßiger Alkoholkonsum ist hingegen ein Risikofaktor für Diabetes mellitus.
Diabetes Education Online – Diabetes & Alcohol: https://dtc.ucsf.edu/living-with-diabetes/diet-and-nutrition/diabetes-alcohol/ (online, letzter Abruf: 31.07.2020)
diabetesDE – Alkohol: https://www.diabetesde.org/alkohol (online, letzter Abruf: 31.07.2020)
Healthline, Adrienne Santos-Longhurst – Diabetes, Alcohol, and Social Drinking: https://www.healthline.com/health/type-2-diabetes/facts-diabetes-alcohol (online, letzter Abruf: 31.07.2020)
Diabetes UK – Alcohol and Diabetes: https://www.diabetes.org.uk/guide-to-diabetes/enjoy-food/what-to-drink-with-diabetes/alcohol-and-diabetes (online, letzter Abruf: 31.07.2020)
Diabetes News – Alkoholabhängigkeit bei Diabetes: https://www.diabetes-news.de/wissen/psychologische-aspekte/alkohol-abhaengigkeit (online, letzter Abruf: 31.07.2020)
Springer Link, Charlotte Holst; Ulrik Becker; Marit E. Jørgensen; Morten Grønbæk; Janne S. Tolstrup – Alcohol drinking patterns and risk of diabetes: a cohort study of 70,551 men and women from the general Danish population: https://link.springer.com/article/10.1007/s00125-017-4359-3 (online, letzter Abruf: 31.07.2020)
aktualisiert am 31.07.2020