Die Dermatoskopie ist ein Verfahren, mit der die Haut unter Vergrößerung genau betrachtet werden kann. Sie kommt hauptsächlich in der Hautkrebsfrüherkennung zum Einsatz. Tumore wie das maligne Melanom (schwarzer Hautkrebs) können damit besser von gutartigen Hautveränderungen abgegrenzt werden als mit bloßem Auge. Die Dermatoskopie (auch: Epilumineszenzmikroskopie) entspricht einer Auflichtmikroskopie der Haut. Das Gerät, das dabei verwendet wird, heißt Dermatoskop.
Die Auflichtmikroskopie hat eine Reihe unterschiedlicher Einsatzgebiete an der Haut. Am häufigsten wird die Dermatoskopie zur Diagnose und Früherkennung von Hauttumoren verwendet. Mit dem Dermatoskop lässt sich besonders gut bei pigmentierten Veränderungen beurteilen, ob es sich um ein gutartiges Muttermal handelt oder der Verdacht auf Hautkrebs (malignes Melanom) besteht. Das Dermatoskop kommt bedarfsweise zum Einsatz, wenn bei der normalen Untersuchung der Haut ein Fleck auffällt, der genauer auf Hautkrebs hin untersucht werden soll.
Das maligne Melanom (schwarzer Hautkrebs) gehört zu den häufigeren Tumoren. Der Anteil an allen Krebstodesfällen in Deutschland beträgt mehr als ein Prozent. Je früher der Hautkrebs entdeckt wird, umso höher sind die Chancen, den Tumor rechtzeitig zu entfernen, bevor er streut (Metastasen bildet). Dadurch wird die Sterberate gesenkt. Darüber hinaus dient die Unterscheidung von gutartigen und bösartigen Befunden dazu, unnötige Eingriffe bei unbedenklichen Hautveränderungen zu vermeiden.
Außerdem kann die Dermatoskopie bei weiteren Erkrankungen der Haut durchgeführt werden, die ohne Vergrößerung nicht gut beurteilt werden können. Dazu gehören:
Die Dermatoskopie erfolgt mit einem Mikroskop, durch das die Haut unter zehnfacher Vergrößerung betrachtet werden kann. Zusätzlich kann ein spezielles Öl (Immersionsöl) aufgebracht werden, um auch in tiefere Hautschichten hineinschauen zu können. Die äußerste Hautschicht (Epidermis) reflektiert normalerweise das meiste eintreffende Licht, sodass nur die obersten Bereiche für die Betrachtung zugänglich sind. Das Öl bewirkt eine erhöhte Lichtbrechung und daher eine geringere Lichtreflexion an der Haut. Somit werden unter Verwendung des Öls auch tiefere Gewebeschichten unter dem Dermatoskop gut sichtbar. Veränderungen können bis zu den oberen Bereichen der Dermis (der sogenannten Lederhaut) hinein abgebildet werden. Die Dermatoskopie kann auch mit polarisiertem Licht durchgeführt werden. Dies ermöglicht einen noch einmal verbesserten Blick, weil die störenden Lichtreflexionen aufgehoben werden.
Der Hautarzt schaut bei der Dermatoskopie nach Anzeichen, die auf einen bösartigen Tumor hindeuten. Das übliche Schema zur Abschätzung bei pigmentierten Veränderungen, ob Hautkrebs vorliegen könnte, ist die ABCDE-Regel. Diese beschreibt folgende verdächtige Merkmale:
Weitere Veränderungen wie Blutgefäßnetze, unstrukturierte Bereiche oder Punkte können ebenfalls auf Erkrankungen hinweisen. Mit der Dermatoskopie können solche Veränderungen oft erst richtig gesehen oder beurteilt werden.
Die Auswertung kann mit einem Punkteschema geschehen. Anhand der Anzahl der Punkte kann der Arzt einschätzen, wie wahrscheinlich eine Hautkrebserkrankung ist.
Unter der Dermatoskopie können Hautveränderungen wesentlich genauer angeschaut werden als ohne ein entsprechendes Instrument. Somit kann der Hautarzt die Veränderungen deutlich besser beurteilen und auf einen Krebsverdacht hin prüfen. Das wurde auch durch eine Studie untermauert (The impact of dermoscopy on melanoma detection in the practice of dermatologists in Europe), in der über 7000 Hautärzte in 32 europäischen Ländern zur Dermatoskopie befragt wurden. Fast 90 Prozent der Hautärzte verwenden ein Dermatoskop bei der Diagnose von Hautkrebs. Von diesen berichten 86 Prozent, mit dem Gerät mehr Melanome zu entdecken. Außerdem geben 70 Prozent an, durch die Nutzung des Dermatoskops weniger unnötige Biopsien (Probeentnahmen) an gutartigen Veränderungen durchzuführen. Inzwischen gehört die Dermatoskopie auch zur normalen Hautkrebsfrüherkennung, die bei Menschen ab 35 Jahren alle zwei Jahre durchgeführt werden kann. In diesem Rahmen wird sie seit April 2020 von den gesetzlichen Krankenversicherungen übernommen.
Die Technik der Dermatoskopie wird ständig weiterenwickelt. Verschiedene Dermatoskope arbeiten mit speziellen technischen Ausstattungen, unter anderem mit unterschiedlichen Formen von Licht. Vor allem gewinnt die digitale Dermatoskopie zunehmend an Bedeutung. Diese computergestützte Auflichtmikroskopie ermöglicht unter anderem die Speicherung und den Vergleich von (Video-)Aufnahmen und die Darstellung auf einem großen Monitor. Mit einem Bildanalyseprogramm kann direkt durch den Computer berechnet werden, wie verdächtig das erfasste Hautmal ist.
aktualisiert am 06.06.2023