Die Dermatomyositis (aus dem Griechischen „derma“ für Haut, „myos“ für Muskel und „-itis“ als Wortendung für Entzündung) ist eine seltene Erkrankung der Muskulatur und Haut. Ursache der Dermatomyositis ist eine Fehlsteuerung des Immunsystems, die dazu führt, dass körpereigene Zellen und Gewebe durch die Immunabwehr angegriffen werden (Autoimmunerkrankung). Betroffen davon sind besonders Muskeln und Blutgefäße. Typische Symptome der Dermatomyositis sind Muskelschwäche, Muskelschmerzen und ein rotvioletter Hautausschlag (daher wird sie auch als Lilakrankheit bezeichnet). Bei schweren Verlaufsformen können außerdem innere Organe betroffen sein.
Zur Behandlung werden verschiedene Medikamente eingesetzt, die zu einer Unterdrückung der überschießenden Immunreaktion führen. In der Regel ist eine lebenslange Therapie nötig.
Die Ursache der Dermatomyositis ist eine Fehlsteuerung des Immunsystems (Autoimmunerkrankung). Normalerweise kann das Immunsystem körpereigene und körperfremde Zellen unterscheiden. Bei einer Autoimmunerkrankung ist dieser Mechanismus gestört und körpereigene Zellen werden durch das Immunsystem angegriffen. Bei der Dermatomyositis sind davon besonders die Muskulatur und Blutgefäße betroffen. Bisher ist nicht eindeutig gesichert, warum es zu dieser Autoimmunerkrankung kommt. Mögliche Auslöser sind verschiedene Umweltfaktoren, aber es gibt auch eine erbliche Komponente.
Nach dem Alter der Patienten werden unterschieden:
Außerdem tritt die Dermatomyositis im Zusammenhang mit Krebserkrankungen auf. Sie wird jedoch nicht unmittelbar durch die Krebserkrankung selbst ausgelöst, sondern tritt begleitend auf. Diese Form wird als paraneoplastische Dermatomyositis bezeichnet. Dabei kann sich die Erkrankung parallel zum Krebs, vorausgehend oder erst im fortgeschrittenen Stadium der Tumorerkrankung entwickeln. Häufige Krebsarten, bei denen es zu einer paraneoplastischen Dermatomyositis kommt, sind bei Frauen Brustkrebs, Gebärmutterhalskrebs und Eierstockkrebs, bei Männern Hodenkrebs, Prostatakrebs oder Tumoren der Verdauungsorgane.
Die Dermatomyositis verläuft bei Kindern meist akut, bei Erwachsenen in der Regel langsam fortschreitend über etwa drei bis sechs Monate.
Es kommt zunächst zu allgemeinen Beschwerden wie Fieber, Schwäche, Gelenkschmerzen oder Gewichtsverlust. Im weiteren Verlauf treten Muskelschmerzen und zunehmende Muskelschwäche auf. Betroffenen fällt es zunehmend schwerer, die Arme zu heben, sie haben Schwierigkeiten beim Treppensteigen oder Aufstehen. Wenn die Nackenmuskulatur betroffen ist, kann der Kopf nicht mehr gehoben werden. Bei Befall der Muskulatur von Rachen, Speiseröhre und Atemwegen können Schluck- und Atembeschwerden auftreten. Kommt es zu einem vermehrten Abbau der Muskulatur, können Betroffene auf einen Rollstuhl angewiesen sein.
Typische Hautveränderungen der Dermatoyositits sind ein lila Hautausschlag um die Augen, die Nasenfalte und das Kinn. An anderen Körperstellen kann der Hautausschlag leicht erhaben (über das Hautniveau erhöht) sein. Häufig betroffen sind Stirn, Nacken, Brust, Rücken, Unterarme, Unterschenkel, Ellbogen und Knie. Um die Fingernägel bildet sich ein geröteter, verdickter Saum.
Neben Haut und Muskulatur kann es auch zu einer Mitbeteiligung von verschiedenen Organen und damit zu einer schwerwiegenden Verlaufsform der Dermatomyositis kommen. Betroffen sein können:
Bei Patienten mit den typischen Hautveränderungen, Muskelschwäche und Muskelschmerzen kann der Arzt meist schon anhand des Patientengesprächs und der klinischen Untersuchung die Diagnose Dermatomyositis stellen. Bei nicht eindeutigen Befunden können folgende Untersuchungen weiterführen:
Mehrere Erkrankungen können ähnliche Beschwerden wie eine Dermatomyositis hervorrufen.
Zu den Erkrankungen, die abgegrenzt werden müssen, gehört Lupus erythematodes. Dabei handelt es sich um eine seltene Autoimmunerkrankung, die als kutane Form (kutaner Lupus erythematodes) auf die Haut beschränkt bleibt oder als generalisierte Erkrankung (systemischer Lupus erythematodes) auch innere Organe betreffen kann. Typische Symptome des kutanen Lupus erythematodes sind leicht erhöhte, rote, schuppende Hautveränderungen, die besonders an Stellen auftreten, die häufig dem Sonnenlicht ausgesetzt sind. Im Gesicht sind die Hautveränderungen oft schmetterlingsförmig, daher wird der kutane Lupus erythematodes auch Schmetterlingskrankheit genannt. Beim systemischen Lupus erythematodes kommt es neben den rötlichen Hautveränderungen zu einer Entzündung von Gelenken, Muskeln und inneren Organen wie Herz, Niere, Zwerchfell. Wie bei der Dermatomyosits kommt es zunächst zu allgemeinen Symptomen mit Schwäche, Fieber und Gewichtsverlust. Im weiteren Verlauf sind die Beschwerden abhängig vom betroffenen Organsystem:
Die Unterscheidung der beiden Erkrankungen Lupus erythematodes und Dermatomyositis ist nicht immer einfach. Sie erfordert eine gründliche Untersuchung durch einen Spezialisten (Rheumatologen).
Die Polymyositis ist ebenfalls eine Autoimmunerkrankung mit unbekannter Ursache. Sie betrifft im Gegensatz zur Dermatomyositis nur die Muskulatur. Betroffen sind überwiegend Frauen. Typische Symptome sind Fieber, Abgeschlagenheit, Muskelschmerzen, Muskelschwäche, Gelenkschmerzen, Atemprobleme und Schluckbeschwerden.
Die Behandlung der Dermatomyositis erfolgt mit jahrelanger, teilweise lebenslanger Einnahme von Medikamenten. Mittel der Wahl sind Glucocorticoide (Cortison-Medikamente). Sie führen zu einer Unterdrückung der überschießenden Immunreaktion (Immunsuppression). Zunächst werden sie in einer hohen Dosis eingenommen und diese wird dann schrittweise erniedrigt, um das Risiko von Nebenwirkungen zu reduzieren. Bei unzureichender Wirkung können weitere Immunsuppressiva mit Wirkstoffen wie Methotrexat, Azathioprin oder Cyclophosphamid ergänzt werden. Unterstützend werden physiotherapeutische Maßnahmen zur Stärkung der Muskulatur verordnet.
Handelt es sich um eine paraneoplastische Dermatomyositis (Dermatomyositis im Rahmen einer Krebserkrankung), wird der primäre Tumor durch verschiedene Maßnahmen wie Chemotherapie, Bestrahlung oder Operation bekämpft. Häufig ist eine Kombination aus den genannten Therapieformen notwendig. Wenn der Primärtumor erfolgreich bekämpft werden kann, klingen die Beschwerden der Dermatomyositis in der Regel ab.
Da die genauen Ursachen der Dermatomyositis bisher nicht bekannt sind, gibt es keine Ansätze, um eine Krankheitsentstehung zu verhindern.
Folgende Maßnahmen helfen Betroffenen, den Verlauf der Krankheitsphasen zu verkürzen oder Symptome zu reduzieren:
Die Erkrankung bleibt ein Leben lang bestehen, Symptome können immer wieder erneut auftreten. Durch die Einnahme von immunsuppressiven Medikamenten können die Muskelschmerzen teilweise oder vollständig unterdrückt werden. Eine bereits vorhandene Muskelschwäche kann jedoch bestehen bleiben. In schwerwiegenden Fällen kann das Fortschreiten der Erkrankung durch entsprechende Maßnahmen teilweise aufgehalten werden. Manchmal spricht die Therapie jedoch gar nicht an.
Die Hautveränderungen klingen in der Regel vollständig ab. Allerdings treten sehr häufig an den betroffenen Stellen Vernarbungen oder bräunliche Pigmentierungen auf.
Grundsätzlich haben ältere Patienten, Männer, Betroffene mit Vorerkrankungen oder einem Befall von Herz und Lunge eine weniger gute Prognose mit reduzierter Lebenserwartung und eher schwerem Krankheitsverlauf.
Eine tumorbedingte (paraneoplastische) Dermatomyositis verschwindet normalerweise wieder, wenn die Krebserkrankung erfolgreich beseitigt werden kann.
apotheken.de, Dr. rer. nat. Katharina Munk; Dr. med. Arne Schäffler –Polymyositis und Dermatomyositis: https://www.apotheken.de/krankheiten/4542-polymyositis-und-dermatomyositis (online, letzter Abruf: 17.12.2021)
Deximed, Marie-Christine Fritzsche – Dermatomyositis: https://deximed.de/home/klinische-themen/rheumatologie/patienteninformationen/verschiedene-krankheiten/dermatomyositis (online, letzter Abruf: 17.12.2021)
MSD Manual, Alana M. Nevares – Autoimmun-Myositis: https://www.msdmanuals.com/de-de/profi/erkrankungen-des-rheumatischen-formenkreises-und-des-bewegungsapparats/rheumatische-autoimmunerkrankungen/autoimmun-myositis (online, letzter Abruf: 17.12.2021)
Neurologienetz – Dermatomyositis (ICD-10 M33.x): https://www.neurologienetz.de/fachliches/erkrankungen/neuro-muskulaere-erkrankungen-2/vorlage-erkrankung (online, letzter Abruf: 17.12.2021)
aktualisiert am 17.12.2021