Mit dem Begriff Daumenarthrose können Verschleißerkrankungen an drei unterschiedlichen Stellen gemeint sein. Zum einen kann es sich um eine Daumensattelgelenksarthrose (Rhizarthrose) handeln, die das Gelenk zwischen der Handwurzel (genauer: großes Vieleckbein) und der Mittelhand im Daumenstrahl betrifft. Zum anderen kann es sich um eine „gewöhnliche" Fingerarthrose (Heberden-Arthrose) handeln, die sich hier im Daumenendgelenk ausgeprägt hat. Sie entspricht der Arthrose im Endgelenk der anderen Finger. Seltener tritt eine Arthrose am Daumengrundgelenk in Erscheinung, also zwischen Mittelhand und dem ersten Daumenglied. Bei allen Formen der Daumenarthrose besteht eine starke Schädigung des Knorpels im Gelenk.
Bei einer Arthrose kommt es nach und nach immer mehr dazu, dass der Knorpel an der Gelenkfläche zugrunde geht. Es bestehen mehrere mögliche Ursachen für eine Arthrose am Daumen.
Das Daumensattelgelenk ist eines der wichtigsten Gelenke der Hand, denn es wird zur Gegenüberhaltung des Daumens zu den anderen Fingern benötigt. Das Gelenk liegt zwischen dem großen Vieleckbein der Handwurzel und dem ersteh Mittelhandknochen. Einer Daumensattelgelenksarthrose können unterschiedliche Ursachen zugrunde liegen, z.B. hormonelle Störungen, vererbte Faktoren oder in manchen Fällen auch vorhergehende Knochenbrüche oder weitere Verletzungsschäden.
Bei der Heberden-Arthrose, die sich am Endgelenk des Daumens finden kann, können ebenfalls Hormonstörungen oder erbliche Bedingungen sowie Verletzungen die Ursache sein. Bei Frauen und vor allem während der Wechseljahre kommt diese Art der Arthrose sehr oft vor, wobei die hormonellen Veränderungen eine große Rolle spielen.
Eine Arthrose am Daumengrundgelenk kann vor allem nach Verletzungen auftreten, manchmal liegen auch andere Ursachen vor.
Es besteht eine Empfindlichkeit bei Druck auf den Gelenkbereich. Die Beweglichkeit ist vermindert, und es bestehen dabei Schmerzen, die in der Stärke unterschiedlich sein können. Ebenfalls kommt es zu einer verschlechterten Greiffunktion, für die ein intakter Daumen notwendig ist. Dies ist besonders bei der Sattelgelenksarthrose (Rhizarthrose) der Fall, da der Daumen nicht mehr in die gegenüberliegende Position zu den anderen Fingern gebracht werden kann. Es ist beispielsweise sehr schwierig oder ganz unmöglich, einen Drehverschluss zu öffnen. Später kann eine Daumenfehlstellung bestehen. Eine Schwellung wird häufig auffällig. Bei der Arthrose am Daumenendgelenk können sich zusätzlich seitliche Knötchen zeigen.
Die verschiedenen Formen der Daumenarthrose können auch gleichzeitig vorkommen. Ebenfalls ist zusätzlich zur Daumenarthrose eine Arthrose in anderen Fingern, Zehen oder weiteren Gelenken des Körpers möglich.
Es werden eine Patientenbefragung (Anamnese) und eine Prüfung auf Beweglichkeit des Daumens sowie weitere körperliche Untersuchungen durchgeführt. Vor allem dient aber eine Röntgenaufnahme zur Diagnostik der Daumenarthrose oder Rhizarthrose. Des Weiteren können eine Blutuntersuchung oder andere Methoden zusätzlich sinnvoll sein.
Verschiedene andere Erkrankungen wie z.B. Gelenkentzündungen oder Gelenkrheuma können ebenfalls ähnliche Beschwerden im Daumengelenk verursachen.
Zunächst erfolgen einfache Maßnahmen wie beispielsweise eine Ruhigstellung, Wärmeeinwirkung oder mäßige Bewegungsübungen (Krankengymnastik). Zur besseren Ruhigstellung können Bandagen oder Schienen angelegt werden. Eine von Dr. Christine Meyer neu entwickelte dynamische Orthese (Rhizorthes) soll die Mobilität am Daumen erhalten. Im Gegensatz zur klassischen Orthese ist der Daumen weiterhin gut beweglich. Diese Rhizorthes zieht die Knochen des Daumensattelgelnks leicht auseinander. Dadurch wird die Reibung zwischen den Knochen und die Schmerzen reduziert. Der Betroffene bewegt den Daumen häufiger, damit wird die Bildung von neuem Knochen begünstigt. Die Behandlung kann sich über mehrere Monate erstrecken.
Auch Arzneimittel zur Schmerzausschaltung und zur Hemmung der Reizung können bei der Arthrose gegeben werden, beispielsweise die so genannten NSAR (nichtsteroidale Anti-Rheuma-Mittel) oder Cortison. Cortison kann in das Gelenk injiziert werden.
Wenn durch die vorherigen Therapieoptionen keine Besserung der Daumenarthrose erreicht wurde, so kann eine Operation sinnvoll sein. Das gilt vor allem dann, wenn die Schmerzen und andere Beschwerden über einen längeren Zeitraum bestehen. Ein solcher Eingriff kann in örtlicher Betäubung oder in Vollnarkose durchgeführt werden.
Es bestehen mehrere Möglichkeiten, die Daumengelenksarthrose zu operieren.
Eine gängige Methode, die bei einer Arthrose im Daumensattelgelenk angewendet wird, ist die Operation nach Epping. Das Trapezbein (großes Vieleckbein - Handwurzelknochen) kann entfernt oder teilweise entfernt werden. Dabei werden bestimmte Sehnen verlagert und um Knochen oder andere Sehnen gewickelt. Es ergibt sich eine gute Funktion bei weniger stabilen Verhältnissen. Wird das Trapezbein komplett entfernt, so können Spickdrähte die übrigen Knochen eine Zeit lang fixieren.
In Studien hat man festgestellt, dass die ausschließliche Entfernung des Trapezbeins gleich gute Ergebnisse liefert. Aus diesem Grund greift man hauptsächlich heutzutage auf diese Operation zurück.
An Stelle des betroffenen Gelenkes im Daumen kann eine Prothese eingefügt werden. Falls die Prothese am Daumensattelgelenk eingesetzt wird, geschieht dies meist unter Erhalt des großen Vieleckbeins. Es besteht dann eine gute Funktion bei relativ stabilen Verhältnissen, allerdings kann der künstliche Knochenersatz verrenken. Eine Prothese kann aber auch eingebaut werden, nachdem das große und Anteile des kleinen Vieleckbeins herausoperiert wurden. Damit besteht anscheinend ebenfalls eine gute Gelenkfunktion und Stabilität, jedoch gibt es dafür noch keine langfristigen Ergebnisse. Später kann es bei eingesetzten Prothesen vorkommen, dass diese ausgetauscht werden müssen.
Selten reicht es aus, bei einer Arthrose des Endgelenks nur die Gewebeknubbel (Heberden-Knoten) außerhalb des Gelenks sowie die umgebenden Substanzeinlagerungen zu beseitigen.
Gerade am Endgelenk kann eine Versteifung (Arthrodese) eine sinnvolle Methode sein. Da das Grundgelenk und das Sattelgelenk funktionstüchtig bleiben, ist die Greiffunktion nur leicht eingeschränkt, und die meisten Tätigkeiten können ohne Schwierigkeiten ausgeübt werden. Anders sieht es bei einer möglichen Versteifung im Grund- oder Sattelgelenk aus, die nur sehr selten durchgeführt wird, weil sie einen viel größeren Anteil an der Beweglichkeit haben als das Endgelenk. Die knorpeligen Gelenkflächen werden herausgeholt, die verbleibenden beiden Knochen werden aneinander befestigt. Dies geschieht mit Elementen wie Drähten oder Schrauben. Ein kleiner Knochenanteil aus dem eigenen Körper kann außerdem eingefügt werden, meist aus dem Beckenkamm.
Noch eine Möglichkeit, mit der zumindest die Schmerzen der Arthrose verringert werden können, besteht in der Ablösung von Nerven. Dies nennt sich Denervierung eines Fingergelenks. Diese Methode wird angewendet, wenn die Arthrose noch nicht so stark fortgeschritten ist.
Umgebende Strukturen können bei dem Eingriff verletzt werden. Es kann dabei zu Blutungen, Nachblutungen und Blutergüssen kommen. Bei Nervenschädigung kann es unter anderem zu Taubheitsgefühl kommen, was oftmals wieder verschwindet. Infektionen, Wundheilungsstörungen und Narbenbildung können sich ergeben.
Es kann zu Einschränkungen in der Gelenkfunktion kommen. Allergien verschiedenen Schweregrades können nicht ausgeschlossen werden. Durch den Bewegungsmangel beim Tragen des Verbandes kann es zur Schwächung von Muskeln oder Knochen kommen.
Hinweis: Dieser Abschnitt kann nur einen kurzen Abriss über die gängigsten Risiken, Nebenwirkungen und Komplikationen geben und erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Das Gespräch mit dem Arzt kann hierdurch nicht ersetzt werden.
Nichtoperative Maßnahmen (z. B. Ruhigstellung, Medikamente) können oft schon eine entscheidende Besserung bringen. Nicht immer ist dies auf Dauer jedoch ausreichend beziehungsweise zufriedenstellend. Mit einer Operation kann eine weitgehende Ausschaltung der Schmerzen mit mehr oder weniger starker Funktionalität und Stabilität erreicht werden. Je nach Operationsverfahren ergeben sich verschiedene Vor- und Nachteile. Wichtig ist es, vor dem Eingriff abzuwägen, welche Methode im gegebenen Fall die beste ist.
Oftmals müssen gerinnungshemmende Arzneimittel wie Marcumar® oder Aspirin® in Absprache mit dem Arzt abgesetzt werden.
Falls der Eingriff unter ambulanten Bedingungen stattfindet, sollte sich der Patient danach abholen lassen. Fahrzeuge und andere Maschinen dürfen insbesondere am Operationstag nicht bedient werden, und auch bedeutsame Entscheidungen sollten vertagt werden.
Der Daumen muss je nach Methode für mindestens zwei Wochen oder einen Monat ruhig gestellt werden. Auch nach dem Tragen des Verbandes muss darauf geachtet werden, dass der Daumen nicht zu extrem bewegt wird. Allerdings sollten die übrigen Finger soweit möglich trainiert werden. Krankengymnastik kann den Verlauf günstig beeinflussen.
Bei Besonderheiten, die an Komplikationen denken lassen, sollte kurzfristig der Arzt kontaktiert werden.
YouTube - Arthrose am Daumen: Alternativen zur OP | Visite | NDR: https://www.youtube.com/watch?v=1nkIfWee5CE (online, letzter Abruf: 19.11.2019)
RAS-Team - Rhizorthes nach Dr. med. Christine Meyer: https://ras-team.de/rhizarthroserhizorthesdaumensattelgelenk/ (online, letzter Abruf: 19.11.2019)
Lubinus Clinicum- Rhizarthrose - Daumensattelgelenk-Arthrose: https://www.lubinus-stiftung.de/rhizarthrose-daumensattelgelenk-arthrose.html (online, letzter Abruf: 19.11.2019)
aktualisiert am 17.03.2020