Die urodynamische Untersuchung dient dazu, Daten über die Blasenfunktion – Blasendruck und Speichervermögen – zu ermitteln. Durchgeführt wird sie, wenn beispielsweise Inkontinenz (ungewollter Harnabgang) vorliegt. Die verschiedenen Formen der Inkontinenz können durch die Untersuchung voneinander abgegrenzt werden.
Ursachen von ungewolltem Harnabgang können allgemein entweder beim Blasenmuskel oder beim Verschlussmechanismus der Blase über die Beckenbodenmuskulatur liegen. Diese Umstände begrenzen auch die Speicherfunktion der Blase. Weitere mögliche Ursachen für Inkontinenz sind zum Beispiel eine Absenkung von Blase, Teilen des Darms oder der Gebärmutter. Auch diese Veränderungen wirken sich zwangsläufig auf die Speicherkapazität der Blase aus, müssen aber anders therapiert werden als Erkrankungen des Urogenitaltraktes (Harn-Geschlechtstraktes) oder der Nieren.
Frauen leiden in den meisten Fällen entweder unter Belastungsinkontinenz, die bei jedem Druck in der Bauchhöhle auftritt – ausgelöst durch körperliche Aktivität, Husten, Niesen oder Lachen – oder unter einer Dranginkontinenz, bei der sich spontan ein nicht beherrschbarer Harndrang einstellt.
Vor der eigentlichen Untersuchung wird eine Urinprobe ausgewertet, um festzustellen, ob beispielsweise eine Blasenentzündung vorliegt. Diese würde das Untersuchungsergebnis beeinträchtigen und muss aus diesem Grund vorab therapiert werden.
Die urodynamische Untersuchung erfolgt ambulant. Zum Einsatz kommen dabei mehrere Katheter, also Sonden, die Flüssigkeiten oder Messvorrichtungen enthalten. Ein über die Harnröhre eingeführter Katheter ermöglicht es, die Blase computerkontrolliert mit Flüssigkeit, vorzugsweise mit angewärmter Kochsalzlösung, aufzufüllen. Ein normales Blasenvolumen beträgt zwischen 350 und 400 Milliliter. Ist dieses erreicht oder geben der Patient oder die Patientin an, heftigen Harndrang zu verspüren, wird die Blasensonde langsam wieder zurückgezogen. Auf diese Weise lässt sich zusätzlich die Länge der Harnröhre feststellen. Zusätzlich wird ein weiterer Messkatheter in den Enddarm eingeführt. Selbstverständlich wird das Einführen und Zurückziehen des Katheters über ein Röntgengerät kontrolliert.
Mit Hilfe der Messkatheter kann der Arzt alle Stadien der Füllung und Entleerung der Blase beobachten sowie ihr Fassungsvermögen ermitteln. Die Werte können unter verschiedenen Bedingungen gemessen werden wie unter Belastung, beim Husten, Niesen oder Pressen, im Ruhezustand. Ein Computer wertet die Ergebnisse aus und erstellt Druckkurven. Aus diesen lassen sich Form und Lage der Blase, eventuelle Veränderungen, Anomalitäten oder Hindernisse für den Urinabfluss erfassen.
aktualisiert am 27.01.2023