Wenn Blasenkatheter notwendig werden, befürchten Betroffene, von Pflege und Hilfe abhängig zu sein. Bei jüngeren, aktiven Patienten werden Dauerkatheter nur noch selten verordnet. Dafür werden die Betroffenen bereits in der behandelnden Klinik sorgfältig in die Selbstkatheterisierung eingeführt. Mit der eigenen Verwendung von geeigneten Kathetern kann der nicht abfließende Harn aus der Blase abgeleitet werden.
Die Vorzüge der Selbstkatheterisierung sind offensichtlich: Hilfe ist mit Übung und nach einer Eingewöhnungszeit nur noch in Ausnahmesituationen notwendig. Das entsprechende Material sollte immer bereitstehen, ob zu Hause, am Arbeitsplatz oder im Gepäck für unterwegs. Die Katheterisierung sollte etwa vier- bis sechsmal täglich durchgeführt werden.
Bereitstehen sollten saubere, möglichst keimfreie Unterlagen sowie desinfizierende oder lokal schmerzstillende (anästhesierende) Gleitgels. Desinfektionsmittel für die Hände und die Reinigungstupfer und Desinfektionsspray für die Haut dürfen nicht fehlen. Weitere Hilfsmittel sind:
Zum Auffangen des Urins dienen Beutel oder Nierenschalen, falls nicht gleich ein Ableiten in eine Toilette möglich ist.
Der teilweise entpackte Katheter kann ohne Hand-Kontakt auf der sterilen Unterlage deponiert werden. Anschließend wird mit den vorbereiteten Tupfern und dem Desinfektionsmittel der gesamte betroffene Intimbereich gesäubert. Auch der Spiegel sollte nach der Handdesinfektion nicht mehr berührt werden.
Das Gleitgel wird mit einer sterilen Einwegspritze ohne weitere Berührung des Intimbereichs am Harnröhreneingang aufgebracht. Die Penisklemme sorgt bei Männern dafür, dass das Gleitgel im vorderen Bereich der Harnröhre verbleibt und nicht austritt.
Desinfektionsmittel und Gleitgel haben eine Einwirkzeit von fünf bis zehn Minuten, die die Patienten aus gutem Grund abwarten sollten.
Männer nehmen den Katheter im noch verpackten Bereich auf und führen ihn in die Harnröhre ein – diese ist durch die Einwirkung des Gleitgels geweitet. Daumen und Zeigefinger halten den Katheter im Harnröhreneingang fest, die andere Hand streift die Verpackung ab und schiebt den Katheter langsam weiter in die Harnröhre ein. Ist der Katheter in der Blase angekommen, läuft der Urin ab. Der Katheter sollte noch einen Zentimeter weitergeschoben werden. Beutel, Nierenschale oder Toilette befinden sich in Reichweite.
Keinesfalls darf der Katheter bei Widerstand gewaltsam weitergeschoben werden. Verletzungen der Harnröhre oder des Schließmuskels vor der Blase drohen.
Frauen öffnen mit den Fingern die Schamlippen und führen den noch teilweise verpackten Katheter mit der Spitze ein, bis Urin abfließt, und ebenfalls noch einen Zentimeter weiter.
Auch das Ziehen des Katheters muss langsam und vorsichtig erfolgen.
Die Ausführung der Prozedur der Selbstkatheterisierung sollte rasch Routine werden. Hygiene und Sterilität sind wichtig, um eine Keimbesiedelung von Harntrakt und Blase zu verhindern.
aktualisiert am 06.12.2018