Durch einen Blasenkatheter kann Urin ausgeleitet werden. Dies kann bei Blasenentleerungsstörungen, unwillkürlichem Harnabgang (Inkontinenz) sowie bei weiteren Problemen sinnvoll sein. Der Katheter kann über die Harnröhre (transurethral) oder durch die Bauchwand (suprapubisch) gelegt werden.
Bei einigen Erkrankungen und weiteren Umständen kann es angezeigt sein, einen Harnkatheter (Dauerkatheter, Verweilkatheter) zu legen. Wichtig ist der Katheter bei einer Blasenentleerungsstörung. Auch bei unfreiwilligem Harnabgang (Harninkontinenz) kann ein Katheter gelegt werden. Weitere Gründe, warum ein Urinkatheter gelegt wird, sind unter anderem Blutungen in Blase, Prostata oder der Harnröhre oder bestimmte operative Eingriffe oder auch Krankenhausaufenthalte, wenn vorübergehend eine kontrollierte Harnableitung erfolgen soll. Bisweilen kann eine Katheterisierung auch bei schweren Entzündungen von Nierenbecken und Harnleiter angezeigt sein.
Blasenentleerungsstörungen entstehen oft durch Nervenschäden bei verschiedenen Erkrankungen wie Multiple Sklerose oder Diabetes mellitus (Zuckerkrankheit), sowie nach Verletzungen, Operationen oder Geburten. Ebenfalls sind Blasenentleerungsstörungen beim Mann häufig durch eine Vergrößerung der Prostata (Vorsteherdrüse) bedingt. Meist steckt eine gutartige Prostatawucherung (benigne Prostatahyperplasie) hinter der Schwellung des Organs und somit der Verengung der Harnröhre an dieser Stelle.
Bei einer Blasenentleerungsstörung besteht eine Erschwernis beim Wasserlassen. Es sammelt sich gestauter Restharn in der Blase an. Bei starkem Harnverhalt kann es zu Infektionen der oberen Harnwege entstehen. Nierenschäden können auftreten.
Bei einer Inkontinenz werden verschiedene Arten unterschieden. Bei einer Belastungs- oder Stressinkontinenz kommt es zum ungewollten Harnabgang bei Belastungen. Von der Belastungsinkontinenz sind hauptsächlich Frauen betroffen. Bei einer Dranginkontinenz kommt es zu vermehrtem Harndrang, so dass der Patient häufig Wasser lassen muss. Blasenentleerungsstörungen und Inkontinenz können auch kombiniert auftreten (z. B. als so genannte Überlaufinkontinenz).
Weitere Erkrankungen können andere Symptomatiken besitzen, manchmal bestehen keine speziellen Beschwerden (z. B. beim vorsorglichen Legen eines Katheters nach einer Operation).
Vor einer Einlage eines Blasenkatheters muss keine besonders ausführliche Untersuchung erfolgen. Der Patient wird befragt (Anamnese) und körperlich untersucht. Bei Männern erfolgt neben der Untersuchung der Genitalregion auch ein Ertasten der Prostata über den Mastdarm. Eine Ultraschalluntersuchung sowie eine Untersuchung einer Urinprobe ist oft sinnvoll. Manchmal kann eine Blasendruckmessung oder auch eine Blasenspiegelung (Zystoskopie) erfolgen.
Die einzelnen Arten der Inkontinenz, Blasenentleerungsprobleme und weiteren Erkrankungen müssen voneinander unterschieden werden. Wichtig ist der Ausschluss eines bösartigen Tumors.
Blasenkatheter bestehen aus Kunststoff. Es gibt Katheter in mehreren Formen und mit unterschiedlichem Durchmesser, die nach den jeweiligen Gegebenheiten gewählt werden.
In vielen Fällen genügt die Einlage eines Katheters über die Harnröhre (transurethrale Katheterisierung). Dazu wird ein Gleitgel verwendet, das ebenfalls ein schmerzhemmendes Mittel enthält. Der Katheter wird nach kurzem Einwirken des Gleitmittels vorsichtig über die Harnröhre bis in die Harnblase eingeschoben. Dort entfaltet sich ein Ballon, der mit Flüssigkeit gefüllt wird und den Katheterschlauch in der Blase festhält.
Wenn der Katheter nicht über die Harnröhre eingeführt werden kann oder wenn eine langfristige Kathetereinlage geplant ist, erfolgt ein kleiner Eingriff, um den Katheter durch die Bauchdecke zu legen (suprapubische Katheterisierung). Dazu wird unter örtlicher Betäubung ein kleiner Einschnitt am Bauch oberhalb der Schambeinfuge vorgenommen oder eine Hohlnadel eingestochen, bis Harn mit einer Spritze angesaugt werden kann. Der Katheter kann nun eingeschoben werden und mit einem aufblasbarem Ballon oder einer Bauchdeckennaht befestigt werden. Die Stelle wird dann mit einem sterilen Verband versorgt.
Der (transurethrale oder suprapubische) Katheter kann dann an einen Urinbeutel angeschlossen werden oder mit einer Klemme verschlossen werden. Der Urin muss immer wieder abgelassen werden.
Nur sehr selten sind Erweiterungen oder Abänderungen der Operation notwendig, z. B. beim Auftreten von Komplikationen.
Infektionen von Harnröhre und Harnblase lassen sich nach einer Kathetereinlage über die Harnröhre oft nicht verhindern, was meist keine schwerwiegenden Folgen hat. Manchmal entsteht eine Nebenhodenentzündung, die zum Absterben von Hoden- oder Nebenhodengewebe und somit zur verminderten Zeugungsfähigkeit führen kann. Es kann zu Verletzungen der Harnwege, z. B. der Harnröhre, kommen. Blutungen und Nachblutungen können auftreten. Es kann nicht ausgeschlossen werden, dass Narben entstehen, z. B. in der Harnröhre, die zu Folgeproblemen führen können. Es kann zur Abflussbehinderung auch des Katheters kommen, z. B. durch Ablagerungen. Bei Anlage eines suprapubischen Katheters durch die Bauchdecke sind Verletzungen des Darmes sowie Bauchfellentzündungen nicht ausgeschlossen. Allergische Reaktionen jeden Schweregrades sind möglich.
Hinweis: Dieser Abschnitt kann nur einen kurzen Abriss über die gängigsten Risiken, Nebenwirkungen und Komplikationen geben und erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Das Gespräch mit dem Arzt kann hierdurch nicht ersetzt werden.
Durch einen Blasenkatheter ist eine Ableitung von Harn meist problemlos möglich. Ein suprapubischer Katheter erfordert einen höheren Aufwand zur Einlage im Vergleich zum transurethralen Katheter, jedoch treten wesentlich seltener Entzündungen auf, so dass der Katheter durch die Bauchdecke für eine längerfristige Anlage besser geeignet ist. Nach zwei bis sechs Wochen oder beim Auftreten von Problemen muss der Katheter in der Regel gewechselt werden.
Vor dem Legen des Katheters sind meist keine Besonderheiten zu beachten. Bevor ein Katheter über die Harnröhre eingeführt wird, sollte im Genitalbereich eine ausreichende Hygiene eingehalten werden.
Falls die Behandlung unter ambulanten Bedingungen und mit Schmerzmitteleinwirkung erfolgt, so muss der Patient beachten, dass er für 24 Stunden kein Auto, keine anderen Verkehrsmittel und keine Maschinen selbst bedienen darf. Daher sollte er sich abholen lassen. Bedeutsame Entscheidungen sollten ebenfalls vertagt werden.
Der Patient sollte viel Flüssigkeit zu sich nehmen, damit die Keime ausgeschieden werden können, die für Harnwegsinfektionen verantwortlich sind. Eine gute Genitalhygiene sollte eingehalten werden. Der Auffangbeutel für den Harn sollte möglichst immer tiefer hängen als die Harnblase.
Ein Wechsel des Katheters ist in bestimmten zeitlichen Abständen (meist mehrere Wochen) erforderlich, kann aber unter Umständen auch früher notwendig werden.
Falls sich Probleme ergeben, z. B. Blutungen oder eine Verstopfung des Kathetersystems, sollte baldmöglichst der Arzt kontaktiert werden.
Weiterführende Informationen zur Hygiene von Katherdrainagen (AWMF-Leitlinie): https://www.awmf.org/uploads/tx_szleitlinien/029-007l_S1_Harndrainage_2015-02_01.pdf
aktualisiert am 14.12.2023