Eine Dauererektion des Penis, die in der Regel mit Schmerzen verbunden ist, wird als Priapismus bezeichnet. Beim Priapismus handelt es sich um einen urologischen Notfall, der rasch behandelt werden muss.
Typisch für den Priapismus ist, dass es sich nicht um eine Reaktion auf eine sexuelle Erregung handelt. Die Ursachen für eine solche Versteifung des Gliedes können oft nicht herausgefunden werden. Prinzipiell kann es sich um einen vermehrten Zufluss von Blut in den Penis oder um einen gestörten Abfluss von Blut handeln. Diesen Störungen können verschiedene Erkrankungen zugrunde liegen, z. B. Diabetes mellitus mellitus (Zuckerkrankheit), Blutkrankheiten wie Sichelzellanämie oder Leukämie, Nervenkrankheiten oder Tumore. Auch kann die Dauererektion durch bestimmte Medikamente, durch Drogen, Alkoholmissbrauch oder durch eine Schwellkörper-Autoinjektionstherapie (SKAT, Einspritzen von Wirkstoffen zur Erektion durch den Patienten selbst) ausgelöst werden.
Durch das Verbleiben des Blutes im Schwellkörper des Penis kommt es zu einer unwillkürlichen Erektion, die definitionsgemäß mindestens zwei Stunden bestehen bleibt. Häufig treten dabei Schmerzen auf. Durch die Dauerschwellung kann es zu bleibenden Schäden des Schwellkörpers kommen, so dass unter Umständen später keine Erektion mehr möglich ist.
Durch die Aussagen des Patienten und den Befund ist bereits eine Diagnose möglich. Zusätzlich wird eine Ultraschalluntersuchung sowie eine Untersuchung von Blut aus dem Penis durchgeführt.
Wichtig ist eine Unterscheidung des Priapismus nach der Ursache, da die Schwellung durch teils schwerwiegende Grunderkrankungen verursacht werden kann.
Eine Behandlung der krankhaften Erektion sollte baldmöglichst erfolgen (nach spätestens vier Stunden). Es können verschiedene Methoden eingesetzt werden, um den Penis zum Abschwellen zu bringen.
In einigen Fällen ist es bereits ausreichend, dass sich der Patient körperlich betätigt, beispielsweise durch Jogging. Ebenfalls muss viel Flüssigkeit aufgenommen werden. Manchmal kann auch ein Medikament in Tablettenform gegeben werden.
Bei Erfolglosigkeit der einfachen Behandlungsmaßnahmen muss ein Eingriff am Penis erfolgen.
Die operative Behandlung des Priapismus erfolgt in örtlicher Betäubung oder in Vollnarkose.
In den Schwellkörper wird eine Hohlnadel eingestochen, über die das überschüssige Blut abfließen kann oder ausgesaugt werden kann. Entnommenes Blut kann weitergehenden Untersuchungen zugeführt werden. Oftmals erfolgt über die Kanüle eine Spülung des Schwellkörpers. Auch werden oft Wirkstoffe in den Schwellkörper injiziert, die eine Wirkung auf die Blutgefäße besitzen.
Bleiben mehrere Versuche mit Einführen von Nadeln erfolglos, so müssen weitere Maßnahmen erfolgen, die einen Abfluss des Blutes gewährleisten. Hierzu können beispielsweise mit einer Nadel mehrere Verbindungswege zwischen Schwellkörper und der Eichel gestochen werden.
Ebenfalls möglich ist es, eine Verbindung zwischen den beiden hauptsächlichen Penisschwellkörpern und dem Harnröhrenschwellkörper zu schaffen. Auch können die Schwellkörper mit einer Vene im Oberschenkelbereich verbunden werden (Shunt-Operation).
Um Blutgerinnsel im Penis zu behandeln, können weitere Arzneimittel gespritzt werden.
Bei schon länger andauerndem Priapismus kann eine Ausräumung des Schwellkörpers durch eine Operation notwendig werden.
Falls nicht ein gestörter Abfluss, sondern ein verstärkter Zufluss von Blut in den Penis vorliegt, so müssen oft spezielle Maßnahmen getroffen werden. Zuflusswege von Arterien in den Schwellkörper werden unter Röntgendurchleuchtung mit vorheriger Gabe von Kontrastmittel verschlossen (Embolisation). Dies kann auf verschiedene Weise geschehen, z. B. durch Gelatine, spezielle Klebstoffe oder durch kleine Spiralen, die in das Gefäß eingeführt werden.
Häufig lässt sich nicht vorhersehen, welche Maßnahmen den Priapismus erfolgreich behandeln können. Daher kann es notwendig werden, auf eine andere Vorgehensweise umzuschwenken. Auch Komplikationen können es erfordern, eine Abänderung oder Erweiterung des Eingriffes vorzunehmen.
Strukturen und Organe in der Nähe können verletzt werden. Blutungen, Nachblutungen und Blutergüsse sowie Nervenschäden sind möglich. Es kann zu Infektionen, Wundheilungsstörungen und überschießender Narbenbildung kommen. Eine dauerhafte Verkrümmung des Penis kann entstehen. Die Behandlung kann zu einem erhöhten Blutdruck oder zu einem Kreislaufversagen führen. Allergische Reaktionen können nicht ausgeschlossen werden.
Hinweis: Dieser Abschnitt kann nur einen kurzen Abriss über die gängigsten Risiken, Nebenwirkungen und Komplikationen geben und erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Das Gespräch mit dem Arzt kann hierdurch nicht ersetzt werden.
Meist kann mit den geeigneten Maßnahmen der Penis gut zum Abschwellen gebracht werden. Wird der Priapismus rechtzeitig therapiert, so ist die Prognose günstig und Folgeschäden können verhindert werden. Es kann jedoch bereits nach Stunden oder auch jedoch zu einem Wiederauftreten der Dauererektion kommen (Rezidiv). Dies erfordert eine erneute schnelle Behandlung.
Vor einer möglichen Behandlung sollte der Patient nüchtern bleiben, da ein Eingriff oft in Vollnarkose erfolgt.
Da es zu einem erneuten Priapismus kommen kann, sollten vorbeugende Maßnahmen eingehalten werden. Dazu kann beispielsweise eine Ernährungsänderung oder das Absetzen von Arzneimitteln gehören.
In Absprache mit dem Arzt sollte für einige Zeit auf Geschlechtsverkehr verzichtet werden. Auch die Frage, wann wieder Viagra® oder andere Arzneimittel eingenommen werden dürfen, wird mit dem Arzt besprochen.
Bei Leukämie kann es des Weiteren manchmal sinnvoll sein, eine Blutwäsche durchzuführen.
Bei Besonderheiten, die auf Komplikationen hindeuten, oder bei Wiederauftreten der Dauerversteifung sollte baldmöglichst der Arzt kontaktiert werden.
Letzte Aktualisierung am 16.11.2023.