Von einem Darmverschluss spricht man dann, wenn die Darmpassage verhindert wird und der Stuhl nicht mehr transportiert wird. Dies geschieht zum Beispiel durch eine Blockade von innen oder durch eine Verengung von außen. Der Mediziner spricht von einem mechanischen Ileus. Wenn der Darm seine Tätigkeit eingestellt hat, weil eine Darmlähmung besteht, handelt es sich um einen paralytischen Ileus. Durch die Darm-Inaktivität bleibt der Speisebrei im Darm stehen.
Auf seinem Weg durch den Darm befinden sich im Speisebrei eine Vielzahl von Bakterien, die zum größten Teil nützlich sind und Aufgaben wie die Unterstützung der Verdauung übernehmen. Kann der Speisebrei beziehungsweise der Stuhl nicht weiter transportiert werden, beginnt er zu gären. Zusätzlich zum Aufstau des Darminhalts entstehen Blähungen, die aufgrund des Darmverschlusses nicht abgehen können. Dadurch wird der Darm bis an sein Maximum gedehnt oder überdehnt. Die empfindliche Darmwand nimmt Schaden. Die im Darm befindlichen Bakterien können in die Bauchhöhle übertreten und dort eine Bauchfellentzündung auslösen.
Die Aufgabe der Darmwand ist es, die verwertbaren Anteile des Speisebreis an den Blutkreislauf weiterzugeben, damit die Organe versorgt werden. Außerdem bietet die Darmwand dem Bauchraum Schutz vor den Darmbakterien. Die Darmflora mit diesen Bakterien bildet mit dem Menschen eine Symbiose (ein vorteilhaftes Zusammenleben) im Verdauungsvorgang. Die Bakterien sind, so lange sie sich im Darm befinden, harmlos.
Durch den Darmverschluss können Winde (Blähungen) nicht abgehen. Zudem fängt der Speise- oder Kotbrei zusätzlich an zu gären. Die Darmwand wird bis auf ihr Maximum gedehnt. Es ist möglich, dass die Darmwand der Belastung nicht mehr standhält. Risse und Perforationen können entstehen, durch die Stuhl oder Nahrungsbrei mitsamt Darmbakterien in den Bauchraum gelangen. Dann sind sie nicht mehr harmlos. Sie verursachen eine Bauchfellentzündung (Peritonitis), in deren Folge es zu einem tödlichen Multiorganversagen oder zu einer Sepsis (Blutvergiftung) kommen kann.
Weiterhin kann es bei einem Darmverschluss sein, dass durch den erhöhten Druck Darmteile von der Blutversorgung abgeschnürt werden und absterben. Auch hier können Bakterien die Darmwand durchwandern und eine Bauchfellentzündung verursachen.
Aus einem zunächst rein mechanischen Darmverschluss, bei dem die Darmaktivität (Peristaltik) sogar erhöht ist, entsteht im Verlauf eine verminderte Darmbewegung. Schließlich kann nach Stunden oder wenigen Tagen der Darmanteil gelähmt sein (Darmparalyse).
Durch den Ileus (Darmverschluss) kann die Darmwand nicht mehr richtig arbeiten. Dem aufgestauten Speisebrei wird neben den Nährstoffen auch nicht mehr gut Wasser oder Gallenflüssigkeit entzogen. Aus dem Blut gelangt weitere Flüssigkeit in den Darm, ohne dass sie richtig aufgenommen wird. Wenn dazu noch ein starkes Erbrechen auftritt, hat der Körper kaum noch Flüssigkeit zur Verfügung. Die Folge hiervon ist eine starke Dehydrierung. Der Betroffene verdurstet gewissermaßen von innen heraus. Durch den hohen Flüssigkeitsverlust mit dem folgenden Volumenmangel kann es zu einem Kreislaufschock kommen. Der Elektrolytverlust in den Stoffwechselvorgängen führt zu Herzrhythmusstörungen.
Der Ileus erhöht den Druck im Darm, was auch auf das Zwerchfell drücken kann. Die Atmung des betroffenen Patienten wird behindert, da sich die Lunge nicht mehr richtig ausdehnen kann. Aufgrund der mangelnden Versorgung mit Sauerstoff werden Körperfunktionen eingeschränkt und der Darm kann weiter geschädigt werden. Durch die Behinderung der Atmung ist eine Lungenentzündung möglich.
In der Regel kann der Patient nach einem überstandenen Darmverschluss wieder ein normales Leben führen. Anfangs ist es nötig, die Ernährung umzustellen. Hier bekommt der Betroffene Rat bei seinem behandelnden Arzt.
Verwachsungen im Bauchraum (Briden) können Folge eines Darmverschlusses sein, insbesondere wenn dieser operiert wurde oder eine Bauchfellentzündung bestand und können in einzelnen Fällen einen erneuten Ileus verursachen. Bei Verwachsungen muss häufig ein erneuter operativer Eingriff erfolgen, um sie zu lösen. Um erneuten Verwachsungen entgegenzuwirken, wird dieser Eingriff in den meisten Fällen minimalinvasiv durchgeführt.
Wie hier beschrieben, kann ein Ileus schwere Folgen nach sich ziehen und bis zum Tod des Betroffenen führen. Deswegen ist es enorm wichtig, sofort einen Arzt aufzusuchen, wenn sich die ersten Symptome einstellen. Diese können anfangs eher unspezifisch sein (Übelkeit, Erbrechen, kolikartige Bauchschmerzen). Stuhl- und/oder Windverhalt kommen später hinzu. In der Anfangsphase kann es durchaus sein, dass noch Stuhl abgeht. Je früher gehandelt wird, umso größer ist die Chance, die Folgen gering zu halten. Gerade bei starken Bauchschmerzen sollte unbedingt ein Arzt konsultiert werden.
aktualisiert am 18.04.2018