Auch wenn sich nicht alle Darmpolypen zwangsläufig in Krebstumore umwandeln, setzt die konventionelle Therapie immer auf ihre vollständige Entfernung. Meist können die Polypen bei einer Darmspiegelung (Endoskopie) mit Schlinge oder Zange ohne Vollnarkose und ohne riskante Operation entfernt werden.
Anders sieht es aus, wenn die Darmpolypen über drei Zentimeter groß sind. Auch führen genetische Defekte bei einigen Patienten dazu, dass schon in jungen Jahren sehr viele Darmpolypen entstehen. In beiden Situationen ist eine Operation unumgänglich.
Alternative Ansätze zur chirurgischen Beseitigung von Darmpolypen existieren. Sie befinden sich teilweise noch im Versuchsstadium und bieten vor allem vorbeugende Wirkung.
Curcumin, der Wirkstoff aus der Gelbwurz (Kurkuma), ist nicht nur als exotisches Gewürz bekannt. Seine vielseitigen Eigenschaften als Heilmittel wurden wissenschaftlich dokumentiert.
So hat sich Curcumin als ein starkes Antioxidans erwiesen, das freie Radikale zu binden vermag. Freie Radikale sind, vereinfacht ausgedrückt, ungebundene Bruchstücke von Molekülen. Sie sind Abfallprodukte von Stoffwechselvorgängen und stören ihrerseits die Zellerneuerung und andere biochemische Vorgänge. Zellalterung oder die Bildung schadhafter Zellen, auch Tumorzellen, ist auf die Einwirkung Freier Radikaler zurückzuführen.
An vielen allergischen und Entzündungsreaktionen im Organismus ist ein erhöhter Histaminspiegel beteiligt. Curcumin verhindert ein Überhandnehmen von Histamin. Möglicherweise lassen sich damit auch chronisch-entzündliche Darmerkrankungen und ihre Folgen eindämmen. Dies könnte beispielsweise bei Morbus Crohn oder Colitis ulcerosa helfen, die ihrerseits bekanntlich das Darmkrebs-Risiko steigern. Nachweislich lassen sich auch Verdauungsstörungen mit Hilfe von Curcumin beheben.
Einige Studien kamen zu dem Ergebnis, dass Curcumin hemmend auf das Wachstum von Tumorzellen einwirkt. Im Tierversuch ließ sich dies an Brust- und Prostata-Tumoren dokumentieren. In den USA führte man eine Studie an Patienten durch, die an familiärer adenomatöser Polyposis (FAP) litten. Diese Erkrankung ist erblich und mündet fast immer in Darmkrebs, der sich aus unkontrolliertem Darmpolypen-Wachstum entwickelt. Die Einnahme von Curcumin dämmte dieses Polypen-Wachstum um bis zu 60 Prozent ein, und auch die bereits vorhandenen Darmpolypen schrumpften deutlich. Verabreichte man den Wirkstoff für kurze Zeit in hoher Konzentration, blockierte dies bestimmte Zellschutz-Proteine. Die betroffenen Krebszellen starben ab.
Die Einnahme von etwa 1500 Milligramm Curcumin und Quercetin (einem vergleichbaren Wirkstoff aus der Zwiebel) in Tablettenform hilft inzwischen Patienten mit der erblichen FAP-Erkrankung.
Der Wirkstoff Acetylsalicylsäure (ASS) ist als probates Schmerzmittel in jeder Hausapotheke zu finden. Eingesetzt wird „Aspirin“ allgemein gegen Entzündungen, Fieber und Schmerzen. Eine Dauer-Einnahme erhöht allerdings die Neigung zu Blutungen und greift bei empfindlichen Personen die Magenschleimhaut an. Nicht alle Patienten sprechen gleich gut auf die kurzfristige Anwendung von ASS an.
Aktuell ist das alte „Hausmittel“ als Krebs-Prävention im Gespräch. Wer beispielsweise unter der erblich bedingen Erkrankung der familiären adenomatösen Polyposis (FAP) oder dem Lynch-Syndrom leidet, kann einer Ausbreitung der Darmpolypen und deren Entartung zu Krebstumoren vorbeugen. Der Wirkstoff von ASS blockiert nämlich zwei Prostaglandine, Substanzen, die unter anderem zum Überleben von Krebszellen beitragen.
Auch bei Patienten über 60 liegen meist Darmpolypen vor, ein Darmkrebs-Risiko ist damit gegeben. In diesen Fällen könnte die vorsorgliche Einnahme von ASS das Wachstum entarteter Polypen-Zellen regulieren helfen.
Bei Patienten mit vielen Darmpolypen oder der Neigung, Darmtumore zu entwickeln, war ein niedriger Vitamin-D-Spiegel zu beobachten. In einer Doppelblindstudie aus dem Jahr 2012 gelang es, die langfristige Wirkung von Vitamin D3 und Kalzium zu beweisen: Darmpolypen schrumpften oder hörten auf, zu wachsen. Im Versuch wurden Vitamin D und Kalzium jeweils in Tablettenform über sechs Monate hinweg verabreicht. Das Risiko, erneut Darmpolypen zu entwickeln, verringerte sich bei den Probanden um 40 Prozent.
Sehr erfahrene Homöopathen behandeln Darmpolypen abhängig von den jeweiligen Leitsymptomen. Sie können vorbeugend oder unterstützend eingreifen, beispielsweise wenn bereits Darmpolypen entfernt wurden. Die Schwierigkeit einer solchen Behandlung liegt darin, die Befindlichkeit des Patienten genau zu analysieren. Darmpolypen sind ein Teil davon, lassen sich jedoch nur mit bildgebenden Diagnosemethoden (oder einer Darmspiegelung) sicher feststellen.
Der Homöopath behandelt stets die gesamte Konstitution des Patienten und bezieht daher auch die psychische Verfassung mit ein. Tumore und Wucherungen aller Art sieht er als Reaktion auf starken psychischen Druck und Verdrängtes oder "Herunterschlucken" von zu vielen Misslichkeiten. Situationsbedingt kommen aus der Homöopathie beispielsweise die Mittel Thuja occidentalis, Calcium carbonicum Hahnemanni, Calcium phosphoricum, Nitricum acidum, Lycopodium oder Nuphar luteum zum Einsatz.
aktualisiert am 16.11.2023