Darmpolypen sind größtenteils gutartige Schleimhautverdickungen durch Zellvermehrungen, die vielgestaltig sein können. Es gibt flach ausgebreitete, erhabene, auf einem Stiel sitzende oder verzweigte Polypen. Sie können vereinzelt, in Grüppchen, pelzartig nebeneinander stehend oder weit verstreut auftreten. Liegen viele Darmpolypen vor, so bezeichnet man das Krankheitsbild als Polyposis intestinalis. Die weitaus meisten Befunde sind weniger als einen Zentimeter groß, sie können aber gelegentlich auch eine beachtliche Größe erreichen.
Vererbung und Ernährung spielen als Faktoren eine Rolle bei der Polypenentstehung. Die eigentlichen Ursachen sind jedoch nicht genau bekannt.
Bei einer Polypenart, dem Adenom, besteht die Gefahr, dass daraus Darmkrebs entsteht. Je größer das Adenom, desto wahrscheinlicher ist die Entwicklung von Krebs: bei einer Größe von weniger als einem Zentimeter beträgt die Wahrscheinlichkeit ungefähr 1 Prozent, bei mehr als zwei Zentimetern Größe beträgt sie schon beinahe 50 Prozent. Das Risiko zur Darmkrebsentstehung kann auch vererbt werden (familiäre adenomatöse Polypose, Lynch-Syndrom). Hinweise auf das Vorliegen der Veranlagung können unter anderem in einer großen Anzahl, einem Auftreten bereits in jungen Jahren oder in der Häufung von bösartigen Tumorerkrankungen bei Verwandten bestehen. Ohne Therapie bildet sich bei der familiären Polypose meist schon bis zum Alter von 40 Jahren Krebs aus.
Normalerweise werden Polypen, die im Dickdarm oder Mastdarm vorliegen, vom Patienten nicht bemerkt. Manchmal werden Unregelmäßigkeiten beim Stuhlgang oder mäßige Blutauflagerungen auf dem Stuhl bemerkt. Unter Umständen können Schmerzen, Blutungen oder Darmverlegungen auftreten.
Mit bildgebenden Verfahren wie Ultraschall oder Computertomographie kann die Größe der Befunde bestimmt werden. Die wichtigste und eindeutigste Untersuchung, die Darmspiegelung (Koloskopie beziehungsweise Rektoskopie), dient sehr oft gleichzeitig der Therapie (Abtragung von Polypen).
Bei den Tumoren kann es sich auch um bösartige Befunde handeln (Kolonkarzinom, Rektumkarzinom). Daher wird jeder entfernte Polyp feingeweblich untersucht (Histologie).
Eine andere sinnvolle Therapieoption als die Entfernung der Polypen existiert nicht.
Insbesondere für die erbliche Polypose ist eine komplette Polypenentfernung angezeigt, um die Gefahr der Entstehung von Darmkrebs zu minimieren. Die darauf folgende feingewebliche Untersuchung (Histologie) dient der Unterscheidung zwischen gut- und bösartigen Wucherungen.
Es bestehen mehrere Möglichkeiten, die Darmpolypen zu entfernen. Die Wahl des Eingriffs richtet sich nach der Größe und der Position der Befunde.
Sind die Polypen relativ klein, so kann eine Darmspiegelung durchgeführt werden, um sie zu entfernen (Endoskopische Polypektomie). Mit einem Endoskop, einem länglichen optischen Gerät, geht der Arzt in die Analöffnung hinein bis hin zu der Stelle, an der der Polyp sitzt. Diese Aktion kann manchmal Schmerzen verursachen. Luft wird in den Darm geblasen, um ihn aufzuspannen und einen guten Einblick zu gewährleisten. Der Polyp wird nun herausgeschnitten oder -geschabt. Dies erfolgt meist mit einer Stromschlinge oder mit Lasertechnik. Selten kann es notwendig sein, die Schleimhaut von der Darmwand durch Injektion eines Arzneimittels vorzuwölben.
Um mehrere Befunde zu entfernen, muss das Endoskop oft mehrmals hineingeschoben werden. Auch kommt es vor, dass mehr als eine Behandlungssitzung stattfinden muss.
Wenn der Abstand der Polypen zum After höchstens zehn bis zwölf Zentimeter beträgt, können sie auch direkt durch die Afteröffnung hindurch abgetragen werden. Mit einem Spreizer wird die Analöffnung geweitet und der Polyp herausgeschnitten. Meist wird der entstehende Defekt im Darminneren vernäht. Eine spezielle Methode ist die transanale endoskopische Mikrochirurgie (TEM), bei der mittels eines besonderen Endoskops der Polyp mikrochirurgisch abgetragen wird.
Manchmal ist eine Eröffnung des Mastdarms von hinten (Rectotomia posterior) erforderlich. Dazu wird das Gewebe seitlich vom Kreuzbein und Steißbein bis hin zum Anus mitsamt Schließmuskel durchschnitten, so dass der Mastdarm freiliegt. Der betroffene Darmabschnitt wird entfernt und der Schnitt vernäht.
Wucherungen, die nicht über eine kurze Distanz durch den Anus erreicht werden können, werden oft über einen Zugang zum Bauchraum entfernt. Meist kann der Eingriff per Bauchspiegelung (Laparoskopie) vorgenommen werden. Am Bauchnabel wird dabei die Haut auf einer Länge von ein bis zwei Zentimetern eingeschnitten. Hier wird ein längliches optisches Gerät (Laparoskop) über ein Führungsrohr in die Bauchhöhle eingeschoben. Am Ende des Instruments befindet sich sowohl eine Lichtquelle als auch eine feine Videokamera. Damit der Einblick verbessert ist, wird der Bauchraum mit CO2-Gas aufgebläht. Das Kamerabild wird zeitgleich auf einem Monitor dargestellt. Über weitere Einschnitte können Operationsinstrumente eingeführt werden. Das befallene Darmstück wird so entfernt und die Ränder vernäht. Unter Umständen muss während des Eingriffs eine zusätzliche Darmspiegelung erfolgen.
Bei großen Befunden, die nicht auf Höhe des Mastdarms vorliegen, oder bei stärkerem Verdacht auf Bösartigkeit wird in der Regel ein längerer Bauchschnitt (Laparotomie) durchgeführt, um den Bauchraum zu eröffnen. Auch hier wird der durch Polypen betroffene Darmanteil entfernt und die Schnittränder vernäht.
Nach Entfernung über den Bauchraum wird oft eine Drainage eingelegt, um Wundflüssigkeit aufzunehmen. Der Schlauch kann nach wenigen Tagen wieder entfernt werden. Manchmal ist ein künstlicher Darmausgang (Anus praeter) notwendig, welcher meist nach wenigen Monaten wieder zurückverlegt werden kann.
Bei jedem entfernten Polyp wird eine feingewebliche Untersuchung (Histologie) vorgenommen. Es kann sich ein notwendiger, möglicherweise umfangreicher, Folgeeingriff ergeben. Um einen einzeitigen Eingriff durchführen zu können, wird manchmal durch die Histologie eine so genannte Schnellschnitt-Untersuchung des herausgenommenen Befundes vorgenommen. Die Ausdehnung der Operation ist nur möglich bei vorherwilliger Unterzeichnung der Einwilligungserklärung für diese Maßnahmen durch den Patienten.
Bei der Endoskopie kann manchmal nicht der komplette Polyp abgetragen werden. Daher muss eventuell eine andere der Maßnahmen durchgeführt werden. Die endoskopische Methode ist allerdings am wenigsten belastend, so dass sie meist auch probeweise angeraten wird.
Andere, erst während des Eingriffs festgestellte Befunde und Gegebenheiten, z.B. Verwachsungen oder anatomische Verhältnisse, sowie Komplikationen können dazu führen, dass die Vorgehensweise geändert werden muss, beispielsweise von der Operation durch Bauchspiegelung zum offenen Verfahren.
Polypenentfernungen sind häufig vorgenommene und unkomplizierte Operationen. Dennoch besteht das Risiko von unerwünschten Auswirkungen.
Unter Umständen kann der Darm oder andere Bauchorgane verletzt werden mit eventuell gravierenden Auswirkungen. Eine Operation über den After kann eine im Normalfall wieder verschwindende Schließmuskelschwäche bedingen. Bei einem Eingriff über die Bauchhöhle können Wundheilungsstörungen der inneren Organe oder der Bauchwand entstehen. Im Körperinneren kann es zu Verwachsungen kommen, die manchmal einen Darmverschluss bedingen. Außen sichtbare Bauchnarben können nicht nur ästhetisch, sondern auch funktionell Störungen verursachen. Hier können auch Narbenbrüche entstehen. Nervenschädigungen können ein Taubheitsgefühl auslösen, was meist nach einiger Zeit verschwindet. Infektionen können vorkommen. Blutungen und Nachblutungen sowie Schmerzen können auftreten. Auch Allergien sind nicht ausgeschlossen.
Hinweis: Dieser Abschnitt kann nur einen kurzen Abriss über die gängigsten Risiken, Nebenwirkungen und Komplikationen geben und erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Das Gespräch mit dem Arzt kann hierdurch nicht ersetzt werden.
Bei Entfernung des kompletten Polypen ist es nur extrem selten, dass an diesem Ort erneut eine Wucherung auftritt.
Bei bereits bösartig gewordenen Polypen ist gegebenenfalls eine Folgeoperation zur kompletten Entfernung nötig. Oft ist der bösartige Anteil des herausgenommenen Tumors aber auch so klein, dass darauf verzichtet werden kann.
Nachuntersuchungen werden empfohlen, um frühzeitig Polypen zu entdecken, auf denen sich ein bösartiger Tumor entwickeln könnte.
Vor der Operation muss der Darm gereinigt werden. Hierzu wird ein Einlauf vorgenommen, oder der Darm wird durch Trinken einer reichlichen Menge Spüllösung und Einnahme von abführenden Medikamenten 'von oben' gesäubert. Der Darm muss für den Eingriff sauber sein.
Möglicherweise müssen Arzneimittel, die die Blutgerinnung hemmen, z.B. Marcumar® oder Aspirin® weggelassen werden.
Falls der Eingriff ambulant erfolgt, so muss sich der Patient abholen lassen. Des Weiteren darf er kein Auto fahren und keine Maschine bedienen, und auch wichtige Entscheidungen sollten vertagt werden.
Regelmäßige Kontrolluntersuchungen sollten wahrgenommen werden, um neu auftretende Polypen frühzeitig zu erkennen.
aktualisiert am 06.02.2023