Eine Krebserkrankung fordert einem Patienten psychisch und physisch eine Menge Kraft ab. Die Erleichterung ist groß, wenn die Behandlung abgeschlossen ist. Die Nachsorge bei Dickdarmkrebs darf trotzdem nicht vernachlässigt werden. Eine wichtige Aufgabe der Nachsorge ist es, eine erneute Bildung von Tumoren frühzeitig erkennen zu können.
Eine Krebstherapie dauert viele Monate. In dieser Zeit wird der Körper mit hochdosierten Medikamenten überschwemmt. Zahlreiche Krankenhausaufenthalte sind notwendig. Der Patient muss Operationen überstehen und steht auch psychisch unter enormem Stress. Es ist ein Leben im Ausnahmezustand.
Deshalb ist es enorm wichtig, dass Körper und Geist sich erst einmal erholen dürfen, wenn die Behandlung abgeschlossen ist. Patienten sollten sich Schritt für Schritt an den Alltag gewöhnen. Am Anfang ist es sinnvoll, sich körperlich nicht zu überfordern und Hilfe anzunehmen. Die Eingliederung an den Arbeitsplatz sollte langsam erfolgen und die Arbeitszeit sich stundenweise steigern. Die psychischen Folgen sollten nicht unterschätzt werden: Gegebenenfalls kann eine therapeutische Begleitung bei der Aufarbeitung der anstrengenden Zeit helfen.
Als besonders belastend empfinden viele ehemalige Krebspatienten die Nachsorgetermine. Die Angst, dass bei einer Untersuchung ein Tumorrückfall (Rezidiv) oder ein neuer Tumor an anderer Stelle entdeckt wird, ist groß.
Ein Lokalrezidiv kann dann entstehen, wenn der Tumor nicht umfassend genug entfernt wurde und Krebszellen im Darm verblieben sind. Dadurch, dass heutzutage die Chirurgie Tumoren großzügig entfernt und häufig Teilstücke des Darms mit herausgenommen werden, sind Lokalrezidive selten.
Eine andere Aufgabe der Nachsorge ist es, nach Metastasen (gestreuten Tumorherden) Ausschau zu halten. Zwar wird bei jeder Krebsbehandlung auch nach Metastasen gesucht, dennoch kann es sein, dass sich aus versprengten Krebszellen erst nach der Entfernung des Primärtumors Metastasen entwickeln. Aus diesem Grund erhalten Patienten nach der Operation meist eine sogenannte adjuvante Chemotherapie, die sicherstellen soll, dass im Körper verbliebene Krebszellen absterben.
Wer einmal Darmkrebs hatte, trägt ein erhöhtes Risiko, erneut Tumoren an anderer Stelle im Darm zu entwickeln. Auch dazu dient die Nachsorge: eine neue Darmkrebserkrankung auszuschließen.
Selbst wenn die Nachsorgetermine psychisch belastend sind, können sie lebensrettend sein. Je früher ein Rückfall oder ein Zweittumor erkannt werden, desto besser sind die Heilungschancen. Regelmäßige Darmspiegelungen und Blutuntersuchungen dienen der Sicherheit des Patienten.
Im Rahmen der Nachsorge erfolgt eine Blutuntersuchung. Dabei wird der Wert für CEA, einen sogenannten Tumormarker, ermittelt. CEA, eine Eiweiß-Zucker-Verbindung, wird von Tumorzellen gebildet. Vergleichswert ist der CEA-Wert im Blut, der direkt nach Entfernung des Tumors gemessen wurde. Sofern alle Tumorzellen entfernt wurden, sollte der Wert zu diesem Zeitpunkt niedrig sein. Ist der Wert bei einer Nachuntersuchung erhöht, ist dies ein Hinweis darauf, dass ein neuer Tumor oder Metastasen entstanden sein können. Allerdings kann der CEA-Wert auch bei nicht-bösartigen Krankheiten erhöht sein. Rauchen verfälscht ebenfalls das Ergebnis. Zudem bilden nicht alle Tumore CEA, sodass der Blutwert nur ein Richtwert für den Krankheitsverlauf im Körper sein kann.
Galt der Dickdarmkrebs bei der Behandlung als heilbar, kommt es bei mehr als der Hälfte aller Patienten zu keinem Rückfall. Doch nicht nur die Angst vor einem Rückfall belastet die Patienten. Oftmals sind es handfeste körperliche Probleme, die nach der Therapie auftreten können. So sind Verdauungsstörungen aller Art eine häufige Konsequenz der Behandlung. Auch Stuhlinkontinenz (ungewollter Abgang von Stuhl) kann Betroffenen zu schaffen machen. Diese Probleme können in den Nachsorgegesprächen angesprochen werden, sodass eine geeignete Anschlussbehandlung gefunden werden kann.
Wie oft Nachsorgeuntersuchungen stattfinden müssen, hängt von dem individuellen Krankheitsverlauf ab. Ein fortgeschrittener Krankheitsverlauf mit aggressiven Tumorzellen erfordert eine engmaschigere Kontrolle als ein Krebs, der im Frühstadium behandelt wurde. Wurde das Kolonkarzinom bereits in Stadium I diagnostiziert und entfernt, ist meist keine besondere Nachsorge notwendig.
Nach einer erfolgreichen Behandlung von Krebs in Stadium II und III besteht die Nachsorge aus regelmäßigen Darmspiegelungen sowie Ultraschalluntersuchungen. Die intensivste Nachsorge ist in den ersten zwei Jahren nach Beendigung der Therapie erforderlich. Acht von zehn Rückfällen ereignen sich in den ersten 24 Monaten.
Wurde nach fünf Jahren kein Rezidiv festgestellt, gilt der Krebs als geheilt. Weitere Darmspiegelungen dienen dazu, neue Tumoren frühzeitig zu entdecken. Häufig werden diese Untersuchungen im Abstand von fünf Jahren durchgeführt, individuell können kürzere Zeitabstände notwendig sein.
Möglicherweise kann der Darmkrebstumor nicht vollständig entfernt werden oder hat bereits metastasiert. Es handelt sich dann um Krebs im Stadium IV, der nur selten heilbar ist. Die Nachsorge besteht dann in einer palliativen Behandlung (Behandlung, die keine Heilung erzielt, sondern die Lebensqualität bessert). Mit einer kontinuierlichen medizinischen Begleitung lassen sich die Beschwerden der Krankheit sehr lange in Schach halten. Mit einer individuell auf ihn abgestimmten Therapie hat der Patient möglicherweise noch viele gute Monate vor sich. Durch engmaschige medizinische Kontrolluntersuchungen lassen sich Veränderungen und Verschlechterungen schnell erkennen. Die Therapie kann dann entsprechend angepasst werden.
aktualisiert am 21.05.2019