Darmkrebs ist die Krebserkrankung mit der zweithöchsten Anzahl an Todesfällen. In vielen Fällen müssen sich Patienten und Angehörige mit der Tatsache auseinandersetzen, dass die Prognosen schlecht sind. Bei fortgeschrittenem Darmkrebs sind besondere Vorgehensweisen gefragt. Die Therapie von Darmkrebs im Endstadium zielt meist auf die Linderung der Symptome ab (palliative Therapie).
Darmkrebs ist tückisch, denn er verursacht erst in einem späten Stadium Beschwerden. Geht der Patient zum Arzt, wenn er Symptome verspürt, ist die Krankheit häufig so weit fortgeschritten, dass sie nicht mehr heilbar ist. Mediziner sprechen dann vom Stadium IV.
Stadium IV bedeutet, dass der Krebs bereits gestreut hat und sich in anderen Organen Metastasen gebildet haben. Diese Diagnose ist für den Patienten und seine Angehörigen erschütternd, bedeutet jedoch nicht, dass man nichts mehr tun kann. Hat die Krankheit das Stadium IV erreicht, geht es darum, dem Patienten sein Leben mit dem Krebs so angenehm wie möglich zu machen. Eine wichtige Aufgabe ist es, eine gute Lebensqualität aufrechtzuerhalten. In der sogenannten Palliativmedizin stehen dafür verschiedene Möglichkeiten zur Verfügung. Welche Maßnahmen in Frage kommen, hängt vom Allgemeinzustand des Patienten, seiner individuellen Diagnose und nicht zuletzt von seinen persönlichen Wünschen ab.
In seltenen Fällen ist es auch beim fortgeschrittenen Dickdarmkrebs möglich, den Tumor zu beseitigen. Operiert wird, wenn es aussichtsreich erscheint, dass nicht nur der Dickdarmtumor, sondern auch die Metastasen erfolgreich entfernt werden können. Metastasen in der Lunge und der Leber können in manchen Fällen komplett entfernt werden und kehren dann für längere Zeit nicht mehr zurück.
Operiert werden muss, wenn ein Darmverschluss (Ileus) droht oder entstanden ist, weil der Tumor den Darm blockiert. Der betroffene Darmanteil wird mitsamt Tumor entfernt und in den meisten Fällen wird ein künstlicher Darmausgang notwendig. Manchmal wird stattdessen ein Stent eingesetzt, eine innere Stütze, die die Darmpassage offen halten kann.
Bei einer Bauchwassersucht (Aszites) kann ein operativer Eingriff Erleichterung verschaffen. Eine Aszites ist eine häufige Begleiterscheinung bei Darmkrebs der Stufe IV. Verursacht durch Metastasen der Leber oder des Bauchfells sammelt sich permanent Flüssigkeit im Bauchraum, die oft schmerzhaft auf die dortigen Organe drückt. Eine operative Entfernung der Metastasen kann in manchen Fällen eine Aszites verhindern. Sammelt sich trotzdem erneut Flüssigkeit im Bauch, wird dieser regelmäßig punktiert (eine Nadel eingeführt) und die Flüssigkeit abgesaugt.
Häufig ist eine operative Entfernung des Tumors nicht sinnvoll, weil sich die Metastasen nicht mit entfernen lassen. In diesem Fall kann eine Chemotherapie helfen, die Tumoren und die Metastasen zu verkleinern und weitere verstreute Tumorzellen zu vernichten. Gelingt dies, kann anschließend noch eine operative Entfernung stattfinden. Aber auch ohne Operation kann eine Chemotherapie die Lebensdauer verlängern und dabei eine gute Lebensqualität länger aufrechterhalten. Allerdings wird die Chemotherapie nicht immer gut vertragen.
Neben der herkömmlichen Chemotherapie stehen seit einiger Zeit Medikamente zur Verfügung, die gezielt in die bestimmte Strukturen der Tumorzellen eingreifen und damit weiteres Wachstum bremsen können. Diese sogenannten „Targeted Therapies“ sind speziell für Patienten mit Krebs im Endstadium gedacht. Sie bringen keine Heilung, können aber das Überleben verlängern. Die medikamentöse Behandlung erfolgt meist in Kombination mit einer Chemotherapie.
Bei Dickdarmkrebs im Endstadium spielt die Strahlentherapie meist eine untergeordnete Rolle. Es geht dann häufig um die Bestrahlung der metastasierten Bereiche. So kann eine Bestrahlung in manchen Fällen bei Knochenmetastasen, Metastasen im Gehirn oder Lebermetastasen, die sich nicht operieren lassen, sinnvoll sein.
Ein metastasierender Darmkrebs erfordert die Einbeziehung mehrerer Fachbereiche und sollte in einer Klinik behandelt werden, die viel Erfahrung auf diesem Gebiet hat. Universitätskliniken und zertifizierte Darmkrebszentren sind auf dem aktuellen Forschungsstand und gewährleisten eine Behandlung, die dem Patienten individuell angepasst ist. Manchmal besteht auch die Möglichkeit, an medizinischen Studien teilzunehmen und so eine Behandlung auszuprobieren, die noch in der Phase der intensiveren Forschung steckt.
Idealerweise erläutern die Ärzte dem Patienten ihre Therapiestrategie in aller Ausführlichkeit. Zusammen mit dem Patienten sollten die bevorstehenden Behandlungsschritte genau besprochen und der Nutzen der Behandlung mit den zu erwartenden Nebenwirkungen abgewogen werden. Es ist die Entscheidung des Patienten, ob er sich einer Behandlung unterziehen möchte oder nicht. Diese Entscheidung kann aber nur nach einer umfassenden Aufklärung getroffen werden.
Häufig fühlen sich Patienten und Angehörige trotz guter ärztlicher Betreuung zunächst mit der Situation überfordert und es tauchen immer wieder neue Fragen auf. Sollten sich diese im Arzt-Patienten-Gespräch nicht oder nicht ausführlich genug klären lassen, kann möglicherweise der Krebsinformationsdienst des Deutschen Krebsforschungszentrums weiterhelfen. Dieser ist täglich unter der kostenfreien Telefonnummer 0800-4203040 erreichbar.
Bei nicht heilbarem Darmkrebs kann es an einem Zeitpunkt sinnvoll sein, chirurgische oder radiologische Maßnahmen sowie die Chemotherapie einzustellen, da sie dem Patienten möglicherweise mehr belasten als helfen. Die weiteren therapeutischen Maßnahmen sind palliativmedizinisch. Das heißt, sie dienen der Symptomlinderung und sind darauf ausgerichtet, dem Patienten seine verbleibende Lebenszeit so angenehm wie möglich zu machen. Dazu gehört eine geeignete Schmerztherapie.
Viele Krebspatienten im Endstadium haben Angst vor starken Schmerzen. Tatsächlich sind Schmerzen eine häufige Begleiterscheinung bei fortschreitender Erkrankung. Schmerzen können vom Tumor selbst ausgehen, wenn er zum Beispiel auf Nerven drückt. Sie können aber auch Begleiterscheinung der Behandlungen sein. Für jeden Grad von Schmerz gibt es für Krebspatienten eine Schmerztherapie, sodass der Patient sich auch im letzten Stadium seiner Krankheit nicht vor Schmerzen fürchten muss. Schmerzen auszuhalten ist nicht der richtige Weg, auch da der Körper über ein Schmerzgedächtnis verfügt, das eine spätere Therapie schwieriger macht.
Sowohl durch die Erkrankung selbst als auch durch die Behandlung kann es immer wieder zu Verdauungsproblemen kommen. Durchfälle und Übelkeit schränken die Lebensqualität ein und führen langfristig zu Gewichtsverlust, der den Patienten weiter schwächt. Möglicherweise kann eine künstliche Ernährung zu Hause sinnvoll sein, um den Darm zu entlasten und den Patienten bei Kräften zu halten.
Patienten, die wissen, dass sie nicht mehr lange zu leben haben, bewegen viele Fragen. Gefühle wie Angst und Trauer, Wut und Hilflosigkeit können aufkommen. Gleichzeitig will der Patient seine Angehörigen nicht noch mehr mit seinen eigenen Sorgen belasten. Umgekehrt quälen sich die Angehörigen mit der Angst vor dem Versterben eines geliebten Menschen, schwanken zwischen Hoffnung und Depression. Sowohl für Patienten als auch für Angehörige können beratende Gespräche mit Außenstehenden sehr hilfreich sein. Sie können sich im Krankenhaus an die pyschoonkologischen Berater oder auch telefonisch an Krebsberatungsstellen wenden. Medikamente können kurzfristig helfen, die belastende Situation besser durchzustehen. Zudem kann eine psychotherapeutische Begleitung sinnvoll sein.
Jenseits der psychischen Belastung drängen sich für Patienten und Angehörige in der letzten Krankheitsphase ganz praktische Fragen auf:
Bei diesen Fragen helfen der psychosoziale Dienst des Krankenhauses sowie der Krebsinformationsdienst weiter.
Krebsinformationsdienst des Deutschen Krebsforschungszentrums:
https://www.krebsinformationsdienst.de/
Patientenleitlinie bei forgeschrittenem Darmkrebs:
https://www.leopoldina-krankenhaus.com/fileadmin/Pflegedaten/Zentren/Patientenleitlinie_Darmkrebs_fortgeschritten.pdf
aktualisiert am 10.05.2019