Viele Patienten, die mit der Diagnose Darmkrebs konfrontiert werden, fürchten besonders die Chemotherapie. Diese Behandlungsmethode, bei der Tumorzellen durch verabreichte Medikamente zerstört werden, wird mit zahlreichen schwerwiegenden Nebenwirkungen assoziiert. Doch eine Chemotherapie ist nicht in allen Fällen von Darmkrebs notwendig.
Mit der Gabe von speziellen Medikamenten (Zytostatika) wird in die Zellteilung eingegriffen. Teilungsaktive Zellen werden angegriffen. In der Folge verkleinern sich Tumoren und Metastasen (Tochtergeschwülste). Außerdem werden Krebszellen, die sich über die Lymphflüssigkeit oder das Blut im Körper bereits verteilt haben, abgetötet. Dies verhindert, dass sich weitere Metastasen bilden können.
Für die Behandlung stehen zahlreiche verschiedene Zytostatika zu Verfügung, die meist in einer individuellen Kombination gegeben werden. Üblicherweise erfolgt die Gabe in Form einer Infusion. Seltener werden Tabletten gegeben.
Die Medikamentengabe findet in größeren zeitlichen Abständen, sogenannten Zyklen statt. Je nach Diagnose umfasst eine Chemotherapie meist zwischen vier und sechs Zyklen. Nach der Verabreichung der Medikamente folgt jeweils eine Behandlungspause von mehreren Wochen oder Monaten. In dieser Zeit soll sich gesundes Gewebe regenerieren.
Die Gabe von Medikamenten in Zyklen ist auch deshalb wichtig, weil nicht immer alle Tumorzellen zum gleichen Zeitpunkt teilungsaktiv sind. So können zum Beispiel im zweiten Zyklus Tumorzellen erfasst werden, die sich im ersten Zyklus in einer Ruhephase befanden. Das bedeutet, dass sich eine Chemotherapie über einen Zeitraum von mehreren Monaten erstreckt. Zytostatika sind sehr wirkungsvoll im Kampf gegen Krebszellen, allerdings werden auch gesunde Zellen damit angegriffen. Dies zieht eine Reihe von Nebenwirkungen nach sich.
Üblicherweise erfolgt eine „Chemo“ als systemische Behandlung. Das heißt, das Medikament gelangt über die Blutbahn in die Zellen des gesamten Körpers. Dies ist notwendig, um sicherzustellen, dass alle Krebszellen, die sich noch im Körper befinden, abgetötet werden können. In einigen Fällen kann eine regionale Chemotherapie ausreichen, die dann nur ein Organ oder eine bestimmte Körperregion betrifft. Zum Beispiel lassen sich auf diese Weise Lebermetastasen behandeln. Der Vorteil der regionalen Chemotherapie liegt in den geringeren Nebenwirkungen, der Nachteil darin, dass Krebszellen, die sich außerhalb der behandelten Körperregion befinden, nicht abgetötet werden.
Der Vorteil der Früherkennung zeigt sich auch in Hinblick auf die Behandlung. Wird bei einer Darmspiegelung ein Darmkrebs im Stadium 0 entdeckt, sind nicht nur die Heilungsaussichten hervorragend, auch bleibt dem Patienten eine Folgebehandlung erspart. Im Stadium 0 ist der Tumor noch sehr klein und Krebszellen finden sich nur in den oberen Schichten der Darmschleimhaut. Tumoren werden in diesem frühen Stadium meist im Rahmen einer Darmspiegelung als Polyp erkannt und sofort entfernt. Außer dass der Patient seinen Darm regelmäßig mit einer Koloskopie (Spiegelung des Dickdarms) kontrollieren lässt, ist keine weitere Behandlung erforderlich.
Ähnlich verhält es sich bei Dickdarmkrebs (Kolonkarzinom) im Stadium I. Der noch kleine Tumor kann meist im Rahmen einer Darmspiegelung komplett entfernt werden. Da noch keine Metastasen in den Untersuchungen zu erkennen sind, ist auch in diesem Stadium keine Chemotherapie erforderlich. Beide Stadien können nur im Rahmen einer Vorsorgeuntersuchung erkannt werden, da ein Kolonkarzinom im Frühstadium keine Symptome verursacht.
Dickdarmkrebs im Stadium II ist ebenfalls noch lokal begrenzt. Es sind noch keine Metastasen nachweisbar und auch die Lymphknoten sind noch nicht befallen. Da sich der Tumor in diesem Stadium in der Darmwand schon ausgebreitet hat, ist eine endoskopische Behandlung nicht mehr möglich. Der Tumor muss großzügig operativ entfernt werden. Gelingt es, den Tumor vollständig zu entfernen, sind die Heilungschancen gut.
In den meisten Fällen ist in Stadium II keine Chemotherapie erforderlich. Liegen aber bestimmte Risikofaktoren vor, kann eine sogenannte adjuvante Chemotherapie zum Einsatz kommen. Das heißt, nach der operativen Entfernung des Tumors wird eine Chemotherapie verabreicht, um möglicherweise im Körper verbliebene Krebszellen oder Mikrometastasen abzutöten.
Bei Mastdarmkrebs in Stadium II erfolgt neben der Operation immer auch eine Bestrahlung sowie eine Chemotherapie.
Dickdarmkrebs in Stadium III zeichnet sich dadurch aus, dass nicht nur der Darm, sondern auch Lymphknoten befallen sind. Damit steigt die Gefahr, dass sich Metastasen an anderen Stellen im Körper bilden können. Mit einer Operation alleine lassen sich in diesem Stadium nicht mehr alle Tumorzellen beseitigen. Deshalb ist Darmkrebs im Stadium III immer mit einer Chemotherapie verbunden. Mit einer fachgerechten Behandlung in einer erfahrenen Klinik stehen die Heilungschancen nicht schlecht.
Im Stadium III haben sich die Krebszellen bereits im Körper ausgebreitet. Die Entfernung des Tumors ist daher nur der erste Schritt der Behandlung. Um zu verhindern, dass möglicherweise im Körper verbliebene Krebszellen metastasieren, wird nach der Operation eine Chemotherapie durchgeführt (adjuvant). Damit soll die Gefahr eines Rückfalls gesenkt werden.
Bei Mastdarmkrebs kommt nach der Operation eine kombinierte Strahlen- und Chemotherapie zum Einsatz.
Stadium IV bezeichnet Dickdarmkrebs im fortgeschrittenen Stadium. Das bedeutet, dass nicht nur die Lymphknoten befallen sind, sondern auch Metastasen in anderen Teilen des Körpers nachweisbar sind. Die Heilungschancen im vierten Stadium sind schlecht. Rund acht von hundert Erkrankten überleben die ersten fünf Jahre nach der Diagnose. In vielen Fällen ist eine Therapie in diesem Stadium der Krankheit daher nicht mehr auf Heilung ausgelegt, sondern auf die Erhaltung eines guten Allgemeinzustandes und auf Maßnahmen, die möglichst lange eine gute Lebensqualität gewährleisten.
In Stadium IV bekommt der Patient eine neoadjuvante Chemotherapie, sofern eine Operation sinnvoll erscheint. Diese Chemotherapie wird vor dem operativen Eingriff durchgeführt und dient dazu, den Primärtumor und eventuelle Metastasen für die anschließende Operation zu verkleinern. Außerdem soll damit eine weitere Ausbreitung der Krebszellen verhindert werden. Nach der Operation entscheidet der Befund über die weitere Behandlung. Konnten Tumor und Metastasen vollständig entfernt werden, bestehen noch Heilungschancen.
Ist der Krebs so weit fortgeschritten, dass Tumor und Metastasen nicht komplett entfernt werden können, erhält der Patient eine palliative Chemotherapie. Diese soll das Tumorwachstum aufhalten oder verlangsamen. Ergänzt wird sie durch sogenannte zielgerichtete Medikamente, die ebenfalls in das Wachstum der Tumorzellen eingreifen. Eine Heilung ist dann nicht mehr möglich.
Eine Chemotherapie fordert dem Patienten einiges an Kraft und Durchhaltevermögen ab. Die meisten Patienten finden es hilfreich, sich vorher genau über den Ablauf und die Wirkung zu informieren. Der Behandlung sollte ein ausführliches Arzt-Patienten-Gespräch vorausgehen, in dem auch auf die unerwünschten Nebenwirkungen eingegangen wird. Diese sind je nach den verwendeten Mitteln unterschiedlich. Zu den möglichen häufigen Nebenwirkungen gehören
Alternative Behandlungsmethoden wie Akupunktur oder Homöopathie können einige dieser Nebenwirkungen lindern. Entspannungstechniken, Yoga oder Qi Gong können helfen, die Zeit der Behandlung besser durchzustehen. Je nach den Nebenwirkungen können spezielle weitere Behandlungsmaßnahmen erforderlich sein, um diese zu reduzieren. Dazu gehören Hautpflege und Mundpflege ebenso wie Schmerzmittel oder Medikamente gegen Übelkeit.
Bei Wundheilungsstörungen nach der Operation, bei Infektionen oder einem schlechten Allgemeinzustand des Patienten wird die Chemotherapie so lange verschoben, bis sich der Zustand des Patienten stabilisiert hat. Solange der Nutzen einer Chemotherapie höher erscheint als der Schaden durch die Nebenwirkungen, wird eine Therapie durchgeführt. Ist der Zustand des Patienten sehr schlecht oder liegen weitere Vorerkrankungen vor, kann es ratsam sein, auf die Chemotherapie zu verzichten. Auch kann der Patient zu jedem Zeitpunkt selbst mitentscheiden, ob er sich einer Chemotherapie unterziehen möchte oder nicht.
aktualisiert am 31.05.2019