Darmkrebs lässt sich nicht alleine mit einer Blutuntersuchung beziehungsweise im Blutbild diagnostizieren. Im Blut lassen sich jedoch einige Werte bestimmen, bei denen bestimmte Veränderungen Anzeichen für Dickdarmkrebs (Kolonkarzinom) sein können. Die Blutwerte können außerdem der Kontrolle des Heilungsverlaufs während und nach einer Therapie von Darmkrebs dienen.
Die Zahl der roten Blutzellen (Erythrozyten) und die Konzentration von Hämoglobin im Blut zeigen, ob eine Blutarmut (Anämie) vorliegt. Normalerweise befinden sich in einem Mikroliter Blut bei einem Mann rund 5 Millionen Erythrozyten, bei einer Frau rund 4,5 Millionen. Der Hämoglobinwert beim Mann beträgt 14 bis 18 Gramm pro Deziliter Blut, bei einer Frau 12 bis 16 Gramm. Ist dieser Wert zu niedrig, besteht eine Anämie. Für den Patienten macht sich eine Blutarmut in wenig spezifischen Beschwerden wie allgemeiner Schwäche, Müdigkeit und Leistungsabfall bemerkbar. Eine Anämie zählt zu den charakteristischen Anzeichen von Dickdarmkrebs. Allerdings kann eine Blutarmut auf verschiedene andere Störungen wie eine Nierenerkrankung, eine Infektion oder Eisenmangel hindeuten. Für sich genommen ist eine Blutarmut also noch kein Zeichen für ein Kolonkarzinom.
Die Zahl der weißen Blutzellen (Leukozyten) hängt eng mit der Aktivität des Immunsystems zusammen. Ist die Zahl der Leukozyten im Blutbild erhöht (Leukozytose), ist dies ein Hinweis darauf, dass der Körper mit Abwehrreaktionen beschäftigt ist. Dabei kann es sich um eine vergleichsweise harmlose bakterielle Infektion ebenso handeln wie um Zellwucherungen, die mit einer Krebserkrankung einhergehen.
Leukozyten werden im Knochenmark gebildet und gelangen von dort in den Blutkreislauf. Ist die Zahl der Leukozyten deutlich zu niedrig (Leukopenie), kann dies im Rahmen einer Darmkrebserkrankung auf Metastasen (gestreute Tumoranteile) im Knochenmark hindeuten.
Die Normalwerte eines Erwachsenen liegen zwischen 4000 und 9000 Leukozyten pro Mikroliter Blut.
Im Rahmen einer Chemotherapie kommt es sehr häufig zum rasanten Abfall der Leukozyten. Deshalb wird auch während einer Krebsbehandlung das Blut des Patienten in engen Abständen labortechnisch untersucht. Sinkt die Zahl der Leukozyten unter 1000, kann es lebensgefährlich werden, weil der Patient dann nicht mehr über einen ausreichenden Immunschutz verfügt. Er muss umgehend in einem Isolierzimmer untergebracht werden, bis die Anzahl der Leukozyten wieder gestiegen ist.
Mithilfe eines sogenannten Differenzialblutbildes lassen sich noch exaktere Aussagen treffen. So kann man die verschiedenen Unterarten der weißen Blutzellen (Granulozyten, Monozyten und Lymphozyten) und ihre Anzahl im Blut bestimmen. Bei Krebs sind vor allem Granulozyten und Lymphozyten in erhöhtem Maß nachweisbar.
Ist die Zahl der Blutplättchen (Thrombozyten) zu niedrig, kann dies ein Hinweis auf einen Tumor sein, der das Knochenmark betrifft. Im Zusammenhang mit Darmkrebs könnte das heißen, dass sich Metastasen im Knochenmark gebildet haben könnten. Auch während einer Darmkrebsbehandlung kann es durch die Chemotherapie zur einer Verringerung der Blutplättchenzahl kommen. Die Normalwerte eines Erwachsenen betragen zwischen 140.000 und 440.000 Thrombozyten pro Mikroliter Blut.
Die Blutkörperchensenkungsgeschwindigkeit (BSG) zeigt, wie schnell die Blutzellen in einem Messröhrchen absinken. Normal bei Erwachsenen ist eine BSG zwischen 3 und 10 Millimeter nach der ersten und 6 bis 20 Millimeter nach der zweiten Stunde. Sinken die Blutkörperchen schneller ab, ist also der Wert erhöht, kann dies ein Hinweis auf akute oder chronische Entzündungen im Körper sein. Allerdings kann auch ein Tumorgeschehen wie ein Darmkrebs hinter einem erhöhten BSG-Wert stecken.
Die Blutgerinnungswerte zeigen, wie schnell das Blut in der Lage ist, einen Blutpropf zu bilden und so eine Blutung zu verschließen. Ist die Blutgerinnung verlangsamt, kann dies auf eine Funktionsstörung der Leber hinweisen, die durch unterschiedliche Erkrankungen, zum Beispiel auch durch Lebermetastasen hervorgerufen werden kann.
In der Leber werden unter anderem lebenswichtige Enzyme produziert. Die Leberenzyme GOT, GPT, Gamma-GT sowie die Enzyme LDH und AP geben Aufschluss über den Zustand der Leber. Der Gamma-GT-Wert reagiert sehr empfindlich und schon geringe Mengen Alkohol oder fettes Essen können ihn zum Ansteigen bringen. Der Normalwert liegt bei Männern bei 60 Einheiten pro Liter Blut, bei Frauen bei 40 Einheiten.
Entscheidender in Hinblick auf eine mögliche Darmkrebserkankung ist der GOT-Wert (auch: AST-Wert). Ist er erhöht, kann dies unter anderem ein Hinweis auf einen Tumor in der Leber oder in den Gallengängen sein, der sich als Tochtergeschwulst eines Kolonkarzinoms gebildet hat. Der Normalwert liegt bei Männern bei maximal 50 Einheiten pro Liter, bei Frauen bei 35.
Ein erhöhter GPT-Wert (auch: ALT-Wert) weist generell auf eine Schädigung der Leber hin. Die Ursachen hierfür können zahlreich sein, zum Beispiel auch in einem Tumor oder Metastasen bestehen. Bei Männern sollte der GPT-Wert maximal 50 Einheiten pro Liter, bei Frauen 44 betragen.
Ist der LDH-Wert (Laktatdehydrogenase-Wert) erhöht, bedeutet dies, dass irgendwo im Körper Zellen zerstört werden. Da LDH in allen Zellen vorkommt, ist dieser Wert unspezifisch und kann ein Hinweis auf unterschiedliche Krankheiten sein.
Ein erhöhter AP-Wert (alkalische Phosphatase) kann Auskunft geben über eine mögliche Erkrankung der Leber oder der Galle. Er kann bei einem Tumor in der Leber, in der Galle oder im Knochenmark ansteigen, aber auch aus vielen anderen Gründen erhöht sein. Normalerweise liegen die Werte bei Männern zwischen 40 und 130 Einheiten/Liter Blut, bei Frauen zwischen 35 und 105.
Bei der Analyse der Nierenwerte sind Kreatinin und Harnstoff wichtig. Erhöhte Werte deuten auf einen Urinstau in den Nieren hin. Ursache dafür kann unter anderem ein großer Darmtumor sein, der den Harnfluss beeinträchtigt.
Eine wesentliche Rolle bei der Bestimmung von Krebs spielen die sogenannten Tumormarker. Dabei handelt es sich um spezielle Einweißverbindungen, die in erhöhter Konzentration im Blut eines krebskranken Patienten nachweisbar sind und bei gesunden Menschen nicht vorkommen. Im Fall von Darmkrebs ist der Wert für CEA (karzinoembryonales Antigen) erhöht. Durch Entfernung des Tumors sinkt der CEA-Wert wieder. Auch im Rahmen der Nachsorge werden die Tumormarker bestimmt. Hat sich der Wert seit der letzten Blutabnahme erhöht, deutet dies auf eine erneute Tumoraktivität im Körper hin. Normal liegt der CEA-Wert unter 2,5 Mikrogramm pro Liter, kann aber bei Rauchern bis fünf Mikrogramm pro Liter betragen.
Allerdings bietet die alleinige Bestimmung der Tumormarker keine zweifelsfreie Sicherheit, denn nicht bei jedem Darmkrebspatienten sind sie nachweisbar. Umgekehrt können die Tumormarker auch bei einer gutartigen Geschwulst sowie bei Rauchern ansteigen.
Blutbild und Blutwerte alleine erlauben noch keine Diagnose für Darmkrebs. Wie oben erläutert können einzelne Werte aus sehr unterschiedlichen Gründen von der Norm abweichen. Erst das Zusammenspiel der verschiedenen Werte erlaubt einen Verdacht auf ein Tumorgeschehen im Körper. Verdächtige Blutwerte ziehen weitere Untersuchungen nach sich. Weisen verschiedene Werte auf Darmkrebs hin, muss die weitere Diagnostik in Form einer Darmspiegelung (Koloskopie) erfolgen.
aktualisiert am 27.05.2019