Von einem Darmkrebs ist für gewöhnlich dann die Rede, wenn der Dickdarm oder der Enddarm von einer Krebserkrankung betroffen ist (Kolonkarzinom beziehungsweise Rektumkarzinom). Krebs im Dünndarm kommt nur sehr selten vor. Der Dickdarmkrebs (kolorektales Karzinom) ist einer der häufigsten Tumoren des Menschen. In Deutschland ist das Kolonkarzinom die zweithäufigste Krebserkrankung bei Frauen und die dritthäufigstte Krebserkrankung bei Männern. Jedes Jahr erkranken etwa 55.000 Menschen an Darmkrebs.
Darmtumore gehen meisten von einer bestimmten Zellart aus. In den meisten Fällen sind es die Drüsenzellen der Schleimhaut. Sie heißen auch Adenokarzinome.
Darmtumore brauchen lange, bis sie sich bemerkbar machen. Sie entwickeln sich aus gutartigen Vorstufen, die die Mediziner als Polypen, bzw. Adenome bezeichnen. Weil Darmtumoren lange Zeit unbemerkt bleiben, ist eine Früherkrennung (Darmkrebsvorsorge) sehr wichtig.
Zu einem großen Teil der Fälle entwickelt sich das Kolonkarzinom (Dickdarmkrebs) aus einem gutartigen Tumor im Darm (Darmpolyp, Adenom). Je größer das Adenom ist, desto wahrscheinlicher ist die Entwicklung von Krebs: Bei einer Größe von weniger als einem Zentimeter beträgt die Wahrscheinlichkeit ungefähr 1 Prozent, bei mehr als zwei Zentimetern Größe beträgt das Risiko zu entarten beinahe 50 Prozent. Häufig wird aber keine definitive Ursache für die Darmkrebsentstehung gefunden. Faktoren, die das Risiko für einen Darmkrebsbefall erhöhen, sind unter anderem Übergewicht und ungünstige Ernährungsgewohnheiten (zu wenig Ballaststoffe und zu viel tierisches Fett), Rauchen und Alkohol sowie chronisch-entzündliche Darmerkrankungen (Colitis ulcerosa, Morbus Crohn). Des Weiteren können genetische Faktoren eine Rolle spielen.
Oftmals werden Dickdarmtumore erst spät bemerkt. Es kann zu Verstopfung, Durchfall oder Blähungen kommen, die nicht selten auch im Wechsel auftreten. Bauchschmerzen sind möglich. Es können sich Blutauflagerungen am Stuhl befinden. In einem späteren Stadium kann sich durch den Tumor ein Darmverschluss (Ileus) ergeben, der schnell lebensbedrohlich werden kann. Die Krebsgeschwulst kann in umliegende Organe und Strukturen einwachsen und diese schädigen. Es kann zu einem Darmdurchbruch (Perforation) kommen, bei dem sich eine lebensbedrohliche Bauchfellentzündung (Peritonitis) entwickeln kann. Auch Blutungen können mitunter lebensgefährlich sein.
Wie bei allen bösartigen Tumoren können sich auch beim Dickdarmkrebs Tochtergeschwülste (Metastasen) in andere Körperbereiche absiedeln und auch dort schwerwiegende Probleme bereiten.
Neben der Anamnese (Befragung des Patienten) wird eine körperliche Untersuchung durchgeführt. Unter anderem wird der Bauch abgetastet und eine Fingeruntersuchung des Afters vorgenommen. Es wird ein Test auf Blut im Stuhl durchgeführt (Haemoccult-Test). Ebenso ist eine Blutentnahme mit anschließender Untersuchung sinnvoll. Bei einer Darmspiegelung kann der Tumor oft gesehen werden. Mit bildgebenden Verfahren wie beispielsweise Röntgen (eventuell mit Kontrastmittel) oder Computertomographie (CT) lässt sich die Ausdehnung des Tumors darstellen. Eine sichere Diagnose lässt sich nur durch eine Probeentnahme (Biopsie), zum Beispiel bei der Spiegelung, mit nachfolgender feingeweblicher Untersuchung (Histologie) stellen.
Wenn alle Ergebnisse der Untersuchung vorliegen, dann werden die Daten zusammengefasst und die Erkrankung in Stadien eingeordnet. Vom Krankheitsstadium ist es abhängig, wie die Heilungsaussichten sind und welche Behandlung durchgeführt wird.
Stadium 0 ist die früheste Form von Darmkrebs. Es sind nur die obersten Schichten der Darmschleimhaut betroffen (Tis). Es ist sehr selten, dass der Tumor in dieser frühen Phase entdeckt wird. Wird der Darmkrebs in so einer frühen Phase entdeckt, dann sind die Heilungschancen günstig. Der Tumor kann meistens endoskopisch (über eine Darmspiegelung) entfernt werden und es muss nicht operiert werden. Es sind weder Lymphknoten (N0) noch Organe von Metastasen betroffen (M0).
Im Stadium I können Darmschleimhaut (T1) und Darmmuskulatur (T2) betroffen sein. Lymphknoten (N0) und Organe (M0) sind nicht befallen. Die Heilungschancen sind gut und die meisten Patienten können in diesem Stadium geheilt werden. Nach 5 Jahren leben 90 von 100 Patienten (Durchschnittswert). Wenn der Tumor fachgerecht und vollständig entfernt wird, dann besteht nur ein sehr geringes Risiko, dass er streut. In diesem Stadium verursacht der Darmkrebs keine auffallenden Probleme und wird oft nur im Rahmen einer Darmkrebsfrüherkennung festgestellt.
Auch im Stadium II sind die Heilungschancen verhältnismäßig gut. 70 bis 85 von 100 Patienten leben nach 5 Jahren noch und gelten als geheilt. Der Tumor ist in alle Schichten der Darmwand eingewachsen (T3) oder findet sich zusätzlich in benachbarten Organen (T4). Lymphknoten (N0) und andere Organe (M0) sind nicht mit Metastasen befallen. Beim Dickdarmkrebs wird im Stadium II in der Regel nur operiert. Wird die Operation fachgerecht durchgeführt und kann der Tumor vollständig entfernt werden, bestehen gute Aussichten auf eine Heilung.
Im dritten Stadium hat sich die Erkrankung bereits auf die Lymphknoten (N1-2) in der Umgebung ausgebreitet. Somit ist es schwieriger, durch eine Operation alle Tumorzellen zu entfernen. Wenn solche Lymphknotenmetastasen vorhanden sind, besteht eine erhöhte Wahrscheinlichkeit, dass sich Metastasen in anderen Organen bilden. Trotzdem kann ein großer Teil der Patienten geheilt werden. Die 5-Jahres-Überlebensrate liegt bei 50 bis 80 Prozent. Zusätzlich zur Operation wird in diesem Stadium eine Chemotherapie empfohlen und durchgeführt.
Von Stadium IV wird immer dann gesprochen, wenn der Tumor gestreut hat und Metastasen in anderen Organen zu finden sind (M1). Im Stadium IV ist der Darmkrebs sehr fortgeschritten. Die 5-Jahres-Überlebensrate liegt bei 8% und ist damit sehr niedrig. Aber auch in diesem Stadium werden immer neue Fortschritte erzielt. Zum Beispiel können Lebermetastasen inzwischen besser behandelt werden als früher.
Die Angaben zur Prognose und 5-Jahres-Überlebensrate sind reine Durchschnittswerte und dienen nur der Orientierung. Auch gibt es andere Faktoren, die auf Heilungschancen eine Wirkung haben. Patienten sollten hier das Gespräch mit erfahrenen Ärzten suchen.
Einige andere Darmerkrankungen müssen beim Vorliegen verdächtiger Beschwerden vom Kolonkarzinom (Dickdarmkrebs) abgegrenzt werden. Dazu gehören unter anderem Darmpolypen (gutartige Tumoren), die chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen Colitis ulcerosa und Morbus Crohn sowie das sogenannte Reizdarmsyndrom.
Welche Behandlung möglich ist, hängt im Wesentlichen von vier Faktoren ab:
Folgende Behandlungen stehen zur Verfügung:
Krebsvorstufen, also Darmpolypen, können in den meisten Fällen im Rahmen einer Darmspiegelung entfernt werden. Aus diesem Grund ist es wichtig, Darmspiegelungen ernst zu nehmen und die empfohlenen Vorsorgeuntersuchungen durchführen zu lassen. Darmpolypen werden bei der Darmspiegelung entdeckt und können schon während der Untersuchung abgetragen werden. Nur wenn sie ungünstig liegen, ist das manchmal nicht möglich.
Wenn der Tumor früh entdeckt wird und sich noch nicht ausgebreitet hat, sind die Heilungschancen sehr gut. Lage und Größe des Tumors bestimmen, wie umfangreich der Eingriff sein wird.
Liegt der Tumor im Dickdarm, dann wird er zusammen mit den benachbarten Lymphknoten entfernt. Im Anschluss wird eine Chemotherapie durchgeführt, um das Rückfallrisiko zu reduzieren.
Befindet sich der Tumor im Enddarm, wird man alles veruschen, um den Schließmuskel zu erhalten. Leider ist das nicht immer möglich. In diesem Fall muss ein vorübergehender oder dauerhafter künstlicher Darmausgang geschaffen werden (Stoma).
Manchmal kann man im Vorfeld eine Chemo- und Strahlentherapie durchführen. Das Ziel ist es, dass der Tumor durch Chemo und Bestrahlung sich verkleinert und man dadurch den Schließmuskel erhalten kann.
Entscheidet man sich zuerst für die Operation, dann folgt im Anschluss eine Chemo- und Strahlentherapie, um auch in diesem Fall das Rückfallrisiko zu verringern.
Bei fortgeschrittenem Darmkrebs stehen den Patienten verschiedene Möglichkeiten der Behandlung zur Verfügung.
Liegen Metastasen in Leber, Lunge oder Bauchfell vor, können diese ggf. durch eine Operation gezielt entfernt werden.
Dies wird je nach Lokalisation, Größe und Anzahl der Metastasen entschieden. Besteht die Gefahr eines Darmverschlusses, versuchen die Chirurgen, die Darmpassage wiederherzustellen. Auch dafür ist eine Operation notwendig.
Kann nicht operiert werden, wird eine Chemotherapie durchgeführt, die je nach individueller Situation durch so genannte "targeted drugs" (zielgerichtete Medikamente) ergänzt wird. Diese Medikamente greifen in biologische Prozesse ein, die für das Wachstum und die Vermehrung der Tumorzellen verantwortlich sind. In bestimmten Fällen kann auch eine Immuntherapie mit Checkpoint-Inhibitoren eingesetzt werden, um das Tumorwachstum möglichst lange zu bremsen.
Neben der Krebstherapie umfasst die Behandlung auch Maßnahmen zur Linderung von Beschwerden, die durch die Erkrankung oder die Therapien verursacht werden. Dabei geht es darum, die Lebensqualität zu verbesser. Dazu gehört unter anderem eine Schmerztherapie. Bei einigen Patienten führt die fortgeschrittene Erkrankung zu Flüssigkeitsansammlungen im Bauchraum, dem so genannten Aszites. In diesen Fällen zielt die Behandlung darauf ab, den Druck der Flüssigkeit zu verringern und so die Beschwerden zu lindern.
Ohne Operation (konservativ) lässt sich ein Dickdarmkrebs nicht heilen. Bisweilen kann eine Chemotherapie als zusätzliche (adjuvante) Behandlungsmethode beim Dickdarmkrebs sinnvoll sein. Beim Kolonkarzinom (Dickdarmkrebs) wird in aller Regel keine Bestrahlungdurchgeführt, im Gegensatz zum Rektumkarzinom (Mastdarmkrebs).
Nur bei einer kompletten Entfernung der Krebsgeschwulst ist eine Heilung möglich. Daher sollte mit einer Operation nicht zu lange gewartet werden, falls keine Gründe gegen einen Eingriff sprechen.
Die operative Entfernung des Kolonkarzinoms (Kolonresektion) erfolgt in Vollnarkose.
Neben der herkömmlichen Tumoroperation mittels Bauchschnitt (Laparotomie) kann bei einigen Patienten eine Bauchspiegelung (Laparoskopie) durchgeführt werden, um den Tumor herauszuholen. Dabei wird über einen kleinen Einschnitt am Bauchnabel ein optisches Gerät (Laparoskop) mit einer kleinen Videokamera eingeschoben. Um das Bauchgewölbe aufzuspannen und die Sicht zu verbessern, wird CO2-Gas eingeblasen. Benötigte Instrumente werden über weitere Einschnitte in den Bauchraum eingeführt. Auf einem Monitor sieht der Operateur in Echtzeit das Operationsgebiet und kann die notwendigen Maßnahmen durchführen.
Der befallene Darmabschnitt wird herausgetrennt und entfernt. Dabei muss ein gewisser Sicherheitsabstand eingehalten werden, sodass möglichst keine Tumoranteile mehr im Körper verbleiben. Ebenso werden, wenn es sich um einen bösartigen Befund handelt, die Lymphknoten entfernt, in die die Lymphflüssigkeit aus dem Tumorgebiet abgeleitet wird. Die Darmenden werden miteinander vernäht. Bisweilen ist nach der Darmoperation die Anlage eines künstlichen Darmausgangs (Anus praeter) erforderlich, der in den meisten Fällen nach ungefähr drei Monaten wieder zurückverlegt werden kann.
Verschiedene Gegebenheiten oder Komplikationen können es notwendig machen, das Vorgehen zu ändern, beispielsweise Nachbarorgane mit zu entfernen, in die der Tumor bereits eingewachsen ist, oder bei schwierigen Bedingungen eine Bauchspiegelung in eine offene Operation abzuändern.
Durch die Operation kann es zu Verletzungen von in der Nähe der Operation liegenden Organen mit unter Umständen gefährlichen Auswirkungen kommen. Wenn die genähten Wunden zwischen den Darmabschnitten sich zusammenziehen, kann es zu Transportstörungen des Darmes bis hin zu Darmverschlüssen kommen. Diese können auch durch Verwachsungen und andere Gegebenheiten entstehen. Bei Undichtigkeit der Darmwand (Darmperforation) oder bei Keimeinwirkung kann es zu einer lebensbedrohlichen Bauchfellentzündung kommen. Des Weiteren können Blutungen, Nachblutungen, Wundheilungsstörungen und überschießende Narbenbildung (Keloid) entstehen. Hieraus resultieren eventuell funktionelle oder ästhetische Problematiken sowie selten auch Narbenbrüche (Hernien). Nervenverletzungen können ein Taubheitsgefühl bedingen. Auch Allergien können ausgelöst werden. Später können Unregelmäßigkeiten beim Stuhlgang auftreten.
Gegebenenfalls müssen blutgerinnungshemmende Arzneimittel vor der Operation in Absprache mit dem Arzt weggelassen werden. Dies kann beispielsweise Marcumar® oder Aspirin® betreffen.
Vor der Operation muss der Darm gereinigt werden, entweder durch einen Einlauf (Darmspülung) oder durch das mehrtägige Trinken einer Spülflüssigkeit und Einnahme von abführenden Medikamenten. Dies kann bei Frauen einen Einfluss auf die Wirkung der Anti-Baby-Pille haben.
Die Kost muss nach der Darmoperation langsam wieder aufgebaut werden (Kostaufbau nach Operation). Die Ernährung sollte auch in den folgenden Wochen und Monaten schonend erfolgen. Die Darmaktivität beginnt normalerweise wieder von alleine.
Körperlich ist nur in den ersten Wochen eine besondere Schonung einzuhalten.
Bei Auffälligkeiten, die auf Komplikationen hindeuten könnten, sollte umgehend der Arzt beziehungsweise die Klinik informiert werden.
Die Prognose ist im Vergleich zu anderen Krebserkrankung günstig. Laut den Krebsregisterdaten liegt die relative 5-Jahres-Überlebensrate zwischen 64-66%. Auch die 10-Jahres-Überlebensrate liegt noch bei 57% bis 62%. Die Prognose hängt aber im Wesentlichen davon ab, in welchem Stadium der Krebs diagnostiziert wurde und wie gut er behandelt werden konnte.
Wer sich über Darmkrebs informieren möchte, sollte auf verlässliche Quellen zugreifen. Hier eine Liste wichtiger Anlaufstellen zu diesem Thema:
Quelle | Beschreibung und Link |
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Deutsche Krebsgesellschaft (DKG) | Die DKG bietet umfassende Informationen zu Darmkrebs, einschließlich Ursachen, Diagnose und Therapiemöglichkeiten. Weitere Informationen über Darmkrebs |
Deutsche Krebshilfe | Die Deutsche Krebshilfe stellt detaillierte Broschüren und Informationen zu Darmkrebs bereit. Weitere Informationen |
Onkopedia | Onkopedia bietet evidenzbasierte Leitlinien und Patienteninformationen zu Darmkrebs. Leitlinien zu Kolonkarzinom |
Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) | Die BZgA informiert über Vorsorge und Früherkennung von Darmkrebs. Weitere Informationen |
Krebsinformationsdienst (KID) des DKFZ | Der Krebsinformationsdienst bietet umfassende Beratung und Informationen über Darmkrebs. Weitere Informationen |
National Cancer Institute (NCI) | Das NCI bietet umfangreiche Informationen zu allen Aspekten von Darmkrebs, von der Prävention bis zur Behandlung. Weitere Informationen |
American Cancer Society (ACS) | Die ACS bietet detaillierte Informationen und Unterstützung für Patienten mit Darmkrebs. Weitere Informationen |
aktualisiert am 31.07.2024