Infarkt ist der medizinische Fachbegriff für das Absterben eines Gewebeanteils aufgrund einer längeren Unterbrechung der Blutzufuhr. Ein Darminfarkt entsteht, wenn die Blutzufuhr zum Darm durch eine Verengung oder einen Verschluss eines Blutgefäßes nicht mehr ausreichend ist. Folge ist eine Sauerstoffunterversorgung des Darms, die zum Absterben der betroffenen Darmabschnitte führen kann. Betroffene leiden unter plötzlich auftretenden starken Bauchschmerzen (akutes Abdomen). Im weiteren Verlauf kommt es zu Übelkeit, Erbrechen und Durchfall, teilweise mit Blutbeimengung.
Ein Darminfarkt ist ein Notfall, der umgehend behandelt werden muss. Ohne rechtzeitige Behandlung verläuft er meist tödlich.
Ein Darminfarkt tritt ein, wenn die Durchblutung in den großen Darmarterien, seltener in Darmvenen, gestört ist. Die mangelnde Durchblutung führt zu einer Sauerstoffunterversorgung des Darms. Folge sind zunächst Funktionsausfälle des Darms und Bauchschmerzen. Wenn die Durchblutung in einem Blutgefäß vollständig unterbrochen ist (Mesenterialinfarkt), kommt es unbehandelt zu einem Absterben des betroffenen Darmabschnittes. In den meisten Fällen betrifft der Darminfarkt Anteile des Dünndarms.
Die Anzeichen eines Darminfarkts sind oft unspezifisch. Daher steigt die Gefahr, dass er spät erkannt und behandelt wird. Erste Symptome sind leichte Bauchschmerzen, die schnell unerträglich werden. Die Schmerzen treten wellenartig auf, sind krampfartig (wie Koliken). Hinzu kommen Übelkeit, Erbrechen und Durchfall, teilweise mit Blutbeteiligung. Nach etwa sechs Stunden lassen die Schmerzen durch die fortschreitende Schädigung der Darmwand zunächst nach. Grund ist die Schädigung der Schmerzrezeptoren, die ansonsten die Schmerzreize aufnehmen. Das Aufhören der Schmerzen ist fatal (sogenannter fauler Friede), da der Darminfarkt auch in der Notaufnahme oft nicht als solcher wahrgenommen wird. Die Erkrankung schreitet jedoch fort. Im weiteren Verlauf kommt es zum Übertritt von Darmbakterien und Giftstoffen über die geschädigte Darmwand in die Bauchhöhle und die Blutgefäße. Lebensbedrohliche Folgen können eine Bauchfellentzündung (Peritonitis) und Blutvergiftung (Sepsis) sein. Die Schmerzen sind dann äußerst stark („vernichtend“), hinzu kommen Fieber und Kreislaufstörungen. In diesem Stadium nimmt die Erkrankung häufig einen tödlichen Verlauf.
Ein Darminfarkt ist ein lebensbedrohlicher Notfall. Nur wenn er rechtzeitig erkannt wird, kann er richtig behandelt werden. Der Darminfarkt ist bei Patienten mit akut auftretenden starken Bauchschmerzen eine wichtige mögliche Ursache. Verdachtshinweise können sich in der Krankengeschichte ergeben durch Vorerkrankungen wie Gefäßverengungen, Herzerkrankungen, Vorhofflimmern oder Darmentzündungen. Es folgt eine intensive körperliche Untersuchung. Der Bauch wird abgetastet, abgehorcht und abgeklopft. Bei unklarem Verdacht wird ein CT mit Kontrastmittel zur Darstellung der Engstelle (Angiographie) oder ein Röntgen oder ein Ultraschall (Duplex-Sonographie) durchgeführt. In Blutuntersuchungen können sich erhöhte Entzündungsparameter, erhöhte weiße Blutkörperchen und eine Übersäuerung zeigen. Die Blutwerte helfen, den Schweregrad der Erkrankung und mögliche Folgeschäden einzuschätzen.
Plötzlich einsetzende, krampfartige Schmerzen im Bauch (akutes Abdomen) können verschiedene Ursachen haben. Wichtige weitere mögliche Diagnosen sind:
Ein Darminfarkt ist ein lebensbedrohlicher Notfall, der umgehend behandelt werden muss. Ziel der Therapie ist es, die Durchblutung des Darms schnellstmöglich wiederherzustellen. Ist das nicht möglich, müssen lebensbedrohliche Folgen verhindert oder eingedämmt werden.
Katheter ermöglichen eine schonende Behandlung im Vergleich zur offenen Operation. Dies ist in Anbetracht der häufig bestehenden Vorerkrankungen von hohem Wert. Der Katheter wird über die Leistenarterie oder eine Arterie in der Achselhöhle eingeführt. Welches Katheterverfahren eingesetzt wird, richtet sich nach Art und Lage des Verschlusses. Mit Wirkstoffen, die über den Katheter eingebracht werden, kann ein Blutgerinnsel aufgelöst werden (Lyse). Mit Hilfe eines Ballonkatheters können Blutgerinnsel entfernt und verengte Gefäße geweitet werden (PTA, perkutane transluminale Angioplastie). Das Einführen eines Stents (Drahtröhrchen zur inneren Stützung) verhindert, dass sich die Gefäße wieder verengen.
Bei einem Venenverschluss als Ursache des Darminfarkts kommen Eingriffe in Frage, bei denen ein Katheter über die Halsvene eingeführt wird. Über die Pfortader (die Vene, die das Blut aus dem Darm in die Leber transportiert) kann die betroffene Vene erweitert werden.
Wenn der Darminfarkt schon mehrere Stunden anhält, ist die Entfernung des betroffenen Darmabschnitts in der Regel unumgänglich. Immer operiert wird, wenn schon eine Bauchfellentzündung vorliegt, Gewebe zerstört ist (Darmgangrän) oder Kathetereingriffe nicht erfolgreich waren. Die Operation findet unter Vollnarkose statt. Der Eingriff ist riskant, aber erforderlich, um die Chance zu überleben zu wahren. Alle nicht mehr durchbluteten Bereiche müssen herausgeschnitten werden. Die Enden der verbleibenden Darmteile werden miteinander vernäht. Häufig kann der Operateur jedoch nicht exakt beurteilen, welche Darmabschnitte geschädigt und welche intakt sind. Gegebenenfalls muss eine Folgeoperation nach 12 Stunden erfolgen, um eventuell verbliebene abgestorbene Bereiche erkennen und entfernen zu können.
Zusätzlich zu den Maßnahmen ist eine intensivmedizinische Behandlung notwendig. Dabei muss Flüssigkeit, die aus den Gefäßen austritt, über Infusionen ersetzt werden. Das Mittel Heparin wird verabreicht, um die Blutgerinnung zu hemmen. Antibiotika müssen gegeben werden, um der drohenden Bauchfellentzündung und Sepsis (Blutvergiftung) entgegenzuwirken. Die Intensivbehandlung wird so lange durchgeführt, bis die Entzündung zurückgegangen ist und die Organfunktionen sich normalisiert haben.
Bei der Vorbeugung eines Darminfarkts spielen die gleichen Faktoren eine Rolle, die auch das Risiko für schwere Gefäßkrankheiten wie Arteriosklerose, Herzinfarkt und Schlaganfall senken. Dies beinhaltet eine gesunde Lebensführung mit ausreichend Sport und körperlicher Bewegung, einer ausgewogenen Ernährung, wenig oder kein Alkohol und Nikotin sowie eine Gewichtsabnahme, falls ein Übergewicht besteht.
Nach erfolgreicher Behandlung kann eine lebenslange Einnahme von blutverdünnenden (gerinnungshemmenden) Medikamenten erforderlich sein. Sie dienen dazu, eine erneute Gerinnselbildung zu verhindern.
Grundsätzlich gilt: Je früher ein Darminfarkt entdeckt und behandelt wird, desto besser ist die Prognose. Entscheidend für eine erfolgreiche Behandlung ist die Dauer des Gefäßverschlusses. Wird die Behandlung in den ersten sechs Stunden nach Beginn der Beschwerden behandelt, liegt die Überlebenschance bei 70 Prozent. Wird zwischen sechs und zwölf Stunden nach Symptombeginn behandelt, überleben etwa 40 Prozent der Patienten. Dies reduziert sich auf 0 bis 20 Prozent, wenn erst nach 24 Stunden mit der Behandlung begonnen wird.
aktualisiert am 05.09.2023