Bei einer Gallenblasenentzündung (Cholezystitis) schwillt die Wand der Gallenblase an, oft verursacht durch Gallensteine oder Gallengrieß, was zu Schmerzen im rechten Oberbauch und Druckgefühl führt. Die Entzündung kann durch eine bakterielle Besiedelung verstärkt werden und in schweren Fällen zu schwerwiegenden Komplikationen wie Gallenblasendurchbruch oder Leberabszessen führen. Vor allem bei wiederkehrenden Beschwerden ist häufig eine operative Entfernung der Gallenblase notwendig, die heute meist minimal-invasiv durchgeführt wird. Studien haben gezeigt, dass die Patienten auf diese Weise am schnellsten gesund werden und die wenigsten Komplikationen auftreten.
Prof. Gutt: Allgemein gibt es viele verschiedene Erkrankungen der Gallenblase. Oft haben Patienten Gallensteine, haben aber keine Beschwerden und erkranken nicht. Es gibt aber auch Fälle, in denen die Gallensteine immer wieder zu Beschwerden führen. Und schließlich gibt es die akute Entzündung der Gallenblase. Was passiert also, wenn sich die Gallenblase entzündet? Typischerweise schwillt das Gewebe der Gallenblase an, was zu einem Druckgefühl und Schmerzen im rechten Oberbauch führt.
Prof. Gutt: Häufig sind eben die angesprochenen Gallensteine oder winzige Partikel, so genannter Gallengrieß, die Ursache. Diese Partikel oder Steine reizen die Gallenblasenwand und können den Abfluss der Gallenflüssigkeit stören. Kommt dann noch eine bakterielle Besiedelung hinzu, entsteht die typische Entzündung der Gallenblase. Risikofaktoren für Gallensteine sind unter anderem Übergewicht, das sich in vielen Fällen jedoch beeinflussen lässt. Frauen entwickeln häufiger Gallensteine im mittleren Alter, was hormonelle Gründe hat. Die hormonellen Veränderungen in dieser Lebensphase begünstigen die Entstehung von Gallensteinen. Zudem steigt das Risiko mit zunehmendem Alter – je älter man wird, desto häufiger können Gallensteine auftreten.
Häufig sind eben die angesprochenen Gallensteine oder winzige Partikel, so genannter Gallengrieß, die Ursache.
Prof. Gutt: Wie zuvor angesprochen, ist dies vor allem hormonell bedingt. Daneben spielt auch eine gewisse Veranlagung eine Rolle. Es gibt Familien, in denen Gallensteine gehäuft auftreten. Das bedeutet, dass es eine genetische Veranlagung für die Bildung von Gallensteinen gibt, die in der Familie weitergegeben wird. Diese Veranlagung ist bei Frauen häufiger als bei Männern.
Prof. Gutt: Der Verlauf beginnt häufig mit Unwohlsein und allgemeiner Abgeschlagenheit. Zu diesen unspezifischen Symptomen kommen bei den meisten Patienten anfangs leichte, später wiederkehrende und zunehmende Schmerzen im rechten Oberbauch hinzu. Fieber und Übelkeit können hinzukommen. Diese Symptome sind typisch für eine Gallenblasenentzündung.
Prof. Gutt: Beim Hausarzt oder in der Klinik wird zunächst eine Anamnese erhoben, d.h. der Patient wird gefragt, unter welchen Beschwerden er leidet. Bei der körperlichen Untersuchung fällt häufig ein Druckschmerz im rechten Oberbauch auf. In der Regel wird eine Ultraschalluntersuchung durchgeführt, um festzustellen, ob die Gallenblase entzündet ist. Typische Anzeichen sind ein flüssiger Randsaum und eine verdickte Gallenblasenwand. Zusätzlich werden Laboruntersuchungen durchgeführt, die oft erhöhte Entzündungswerte im Blut zeigen. Die Kombination dieser verschiedenen Befunde führt dann zur eindeutigen Diagnose einer akuten Gallenblasenentzündung.
Prof. Gutt: Grundsätzlich sollte eine konservative Behandlung nur bei leichten Entzündungen oder bei sehr hohem Operationsrisiko erfolgen. Sie besteht im Wesentlichen aus einer Infusions- und Antibiotikatherapie. Das genaue Vorgehen hängt aber auch davon ab, wie stark die Gallenblase entzündet ist. Bei einer sehr leichten Entzündung ist oft keine Behandlung notwendig, da die Beschwerden innerhalb weniger Tage von selbst verschwinden können. Treten die Entzündungen jedoch häufiger auf oder verschlimmern sie sich, ist eine Antibiotikatherapie und die Gabe von Infusionen oft die empfohlene Maßnahme.
Grundsätzlich sollte eine konservative Behandlung nur bei leichten Entzündungen oder bei sehr hohem Operationsrisiko erfolgen.
Prof. Gutt: Grundsätzlich ist bei wiederkehrenden Beschwerden und akuten Entzündungen der Gallenblase eine Operation angezeigt. Studien haben gezeigt, dass die Patienten auf diese Weise am schnellsten gesund werden und die wenigsten Komplikationen auftreten. Die Operation erfolgt in der Regel minimalinvasiv. Dabei wird die Gallenblase zusammen mit den Gallensteinen vollständig entfernt. Dieses Verfahren wird weltweit als Standard empfohlen.
Prof. Gutt: Das hat man vor vielen Jahren schon einmal versucht. Aber am Ende kommt das Problem wieder, weil das erkrankte Organ die Gallenblase ist. Die Steine sind vielleicht der Auslöser, aber dann bilden sich in dieser Gallenblase wieder Steine und das Problem tritt wieder auf. Deshalb entfernt man die entzündete Gallenblase und damit auch den Entzündungsherd. Diese Maßnahme führt zu einer relativ schnellen Heilung und ist für den Patienten mit einem sehr geringen Risiko verbunden.
Prof. Gutt: Bei einer leichten bis mittelschweren Entzündung kann der Patient nach wenigen Tagen das Krankenhaus verlassen. Die Antibiotikabehandlung wird in der Regel nur für einige Tage nach der Operation fortgesetzt. Meist kann der Patient nach zwei bis drei Tagen nach Hause entlassen werden. Ist die Entzündung jedoch sehr weit fortgeschritten oder treten entzündliche Komplikationen auf, kann der Krankenhausaufenthalt deutlich länger dauern.
Prof. Gutt: Glücklicherweise kommt dies nur sehr selten vor, da die Patienten in der Regel erhebliche Beschwerden haben und vorher operiert werden. Kommt es jedoch zu einem Durchbruch der Gallenblase, ist dies eine lebensbedrohliche Komplikation. Sie kann zu einer Bauchfellentzündung führen, bei der sich die gesamte Umgebung der Gallenblase im Bauchraum entzündet. Dies kann im schlimmsten Fall tödlich enden. In solchen Fällen ist eine adäquate Operation und Nachbehandlung sehr wichtig und absolut notwendig.
Kommt es jedoch zu einem Durchbruch der Gallenblase, ist dies eine lebensbedrohliche Komplikation.
Prof. Gutt: Etwas weniger gefährlich, aber dennoch sehr ernst zu nehmende entzündliche Komplikationen sind Abszesse in der Leber. Auch diese können unbehandelt gefährlich werden. In der Regel werden sie bei der Operation eröffnet und gespült. In einigen Fällen müssen jedoch Abszesse, die sich nach der Operation gebildet haben, unter CT-Kontrolle drainiert werden. Weitere Operationen sind in der Regel nicht erforderlich.
Prof. Gutt: Anfangs kann es zwar vorübergehend zu leichten Verdauungsstörungen kommen, da die Gallenflüssigkeit nicht mehr in der Gallenblase gespeichert wird, sondern kontinuierlich in den Darm fließt. In der Regel übernimmt der Gallengang nach einigen Wochen diese Funktion, da er sich etwas erweitert. Die meisten Menschen haben dann keine Beschwerden mehr.
Prof. Gutt: Wie bei vielen anderen Erkrankungen auch, ist eine gesunde Ernährung das A und O. Besonders wichtig ist es, Übergewicht zu vermeiden, da dies Risikofaktoren sind, die die Bildung von Gallensteinen begünstigen und wahrscheinlicher machen. Aber auch bei gesunder Ernährung und Normalgewicht kann es zur Bildung von Gallensteinen kommen. Dies ist häufig auf hormonelle Einflüsse und genetische Veranlagung zurückzuführen.
Besonders wichtig ist es, Übergewicht zu vermeiden, da dies Risikofaktoren sind...
Prof. Gutt: Wie bereits erwähnt, wird die Gallenblasenentfernung heute zu 98% minimalinvasiv durchgeführt. Es gibt nur wenige Gründe, die einen größeren Schnitt erfordern. In den letzten Jahren hat sich der Zeitpunkt der Operation bei akuter Gallenblasenentzündung geändert. Früher wurde zunächst mit Antibiotika behandelt und erst nach einigen Tagen oder Wochen operiert. In der weltweit größten Studie zu diesem Thema konnte jedoch gezeigt werden, dass die Patienten von einer schnellen Operation profitieren. Wenn die Gallenblase eines Patienten bei akuter Entzündung innerhalb von 24 Stunden nach der stationären Aufnahme im Krankenhaus entfernt wird, entstehen deutlich weniger Komplikationen.
Danke für das Interview!
Letzte Aktualisierung am 29.09.2024.