Bei der Cholera handelt es sich um eine hoch ansteckende, akute Infektion des Magen-Darm-Traktes, die durch das Bakterium Vibrio cholerae hervorgerufen wird und mit schwerem Durchfall und Erbrechen einhergehen kann. Der Flüssigkeitsverlust kann so stark sein, dass die Erkrankung unbehandelt innerhalb von wenigen Stunden zum Tod führen kann. Die WHO schätzt, dass jährlich 2,9 Mio. Menschen an Cholera erkranken und 95.000 Menschen daran sterben. Das Erkrankungsrisiko für Reisende ist sehr gering.
Cholera ist in 47 Ländern endemisch, vor allem in Ländern, in denen die Versorgung mit sauberem Wasser nicht überall gewährleistet ist. Viele dieser Länder liegen auf dem afrikanischen Kontinent. Aber auch in Teile Asiens und Süd- und Mittelamerika und im Nahen Osten kann Cholera auftreten. Kleinere Ausbrüche können weltweit auftreten, sind aber sehr selten.
Am häufigsten wird Cholera durch mit Fäkalien kontaminiertes Trinkwasser. Verunreinigtes Trinkwasser kann große Ausbrüche verursachen.
Cholera-Infizierte scheiden den Erreger mit dem Stuhl aus. Die Ausscheidungsdauer beträgt bei asymptomatischen Personen etwa 1 Tag. Bei symptomatischen Personen kann die Ausscheidungsdauer 1 bis 2 Wochen betragen. Auch eine längere Ausscheidungsdauer ist möglich.
Folgende Faktoren begünstigen eine Infektion mit Cholera, weshalb die Krankheit häufig bei Menschen auftritt, die in armen Verhältnissen leben:
Die Inkubationszeit (Zeit zwischen Infektion und Auftreten der ersten Symptome) beträgt durchschnittlich 24 Stunden. Sie kann aber auch zwischen 4 und 96 Stunden betragen.
Cholera verläuft oft symptomlos (95%). Bei etwa 5% der Infizierten kommt es Ausbruch der Erkrankung. In diesen Fällen kann sie leicht, aber auch sehr schwer verlaufen. Menschen ohne Symptome können auch ansteckend sein.
Zu den typischen Symptomen, die ein bis drei Tage nach der Infektion auftreten, gehören wässriger Durchfall und Erbrechen, in der Regel ohne Fieber. Die Erkrankung beginnt schlagartig. Klinisch werden die Durchfälle als reiswasserartig mit fischigem Geruch beschrieben.
Bei einem leichten Verlauf führen die wässrigen Durchfälle nicht zu einem bedeutsamen Flüssigkeitsverlust.
Die meisten Erkrankten erholen sich innerhalb von drei bis sechs Tagen. Nach 2 Wochen sind die meisten Menschen frei von Cholera-Bakterien. Einige bleiben Träger des Erregers, ohne Symptome zu zeigen.
Schwere Verläufe sind durch starken, wässrigen Durchfall (Reisedurchfall) und heftiges Erbrechen gekennzeichnet. Der enterale Flüssigkeitsverlust (Verlust der Flüssigkeit durch den Darm) kann bis zu 20 Liter/Tag betragen. Ursache für den massiven Flüssigkeitsverlust ist die Wirkung des Cholera-Toxins.
Neben dem enormen Wasserverlust kommt es insbesondere durch den hohen Elektrolytverlust zu klinischen Problemen wie Herzrhythmusstörungen. Weitere Komplikationen sind Oligurie (Urinmenge < 500 ml) oder Anurie (Urinmenge < 100 ml) bis hin zum Nierenversagen.
Dies kann zu schweren Austrocknungserscheinungen (Dehydratation) führen, wie z.B:
Unbehandelt kann Cholera zu Kreislaufschock, Nierenversagen und in 50% der Fälle zum Tod führen. Bei ausreichender Behandlung kann die Sterblichkeit auf unter 1% gesenkt werden.
Der klinische Verlauf reicht meistens aus, um die Diagnose zu stellen.
Für die Sicherung der Diagnose stehen verschiedene Labormethoden zur Verfügung. Am häufigsten wird eine mikroskopische und kulturelle Untersuchung durchgeführt. Cholera-Erreger können im Stuhl oder Erbrochenen nachgewiesen werden.
Die Behandlung der Cholera konzentriert sich im Wesentlichen auf zwei Punkte:
Dies ist der wichtigste Schritt. Dabei werden Flüssigkeiten getrunken, die wichtige Salze (Elektrolyte) und Zucker (Glukose) enthalten. Diese speziellen Lösungen helfen dem Körper, die krankheitsbedingten Wasser- und Salzverluste auszugleichen. Erwachsene benötigen am ersten Behandlungstag bis zu sechs Liter Trinklösung.
Wenn schwer Ekrankte nicht mehr in der Lage sind, zu trinken, muss die Flüssigkeit über Infusionen verabreicht werden.
Zur Behandlung werden vor allem Antibiotika aus der Gruppe der Tetracycline (z.B. Doxycylin) eingesetzt. Mit diesen Medikamenten werden die Cholera-Bakterien bekämpft. Ein großer Vorteil im Falle einer Epidemie ist, dass durch die Einnahme von Antibiotika die Zeit verkürzt wird, in der eine infizierte Person die Bakterien ausscheidet. Dadurch wird die Verbreitung der Cholera-Bakterien verringert. Dies trägt dazu bei, die Ausbreitung der Krankheit einzudämmen.
In Gebieten, in denen die Cholera bereits aufgetreten ist, sind folgende Vorsichtsmaßnahmen sinnvoll, um sich nicht anzustecken:
Zwei Impfstoffe sind in Deutschland zugelassen:
Beide Impfstoffe sollen das Immunsystem auf eine mögliche Infektion mit Cholera vorbereiten, ohne die Krankheit selbst auszulösen.
Eine Impfung wird für Reisende in der Regel nicht empfohlen. Die Impfung wird nur bei hoher Gefährdung empfohlen, z.B. wenn man in ein Endemiegebiet reist und es nicht sicher ist, ob man Zugang zu sauberem Trinkwasser hat.
Robert Koch-Institut. (2023). Epidemiologisches Bulletin 46 | 2023. Abgerufen von https://www.rki.de/DE/Content/Infekt/EpidBull/Archiv/2023/Ausgaben/46_23.pdf?__blob=publicationFile (online, letzter Abruf: 11.12.23)
aktualisiert am 11.12.2023