Eine Lungenentzündung (Pneumonie) kann bei Infektionen mit verschiedenen Arten von Chlamydien auftreten. Chlamydien sind besondere Bakterien, die innerhalb von Zellen leben. Von Bedeutung für eine Erkrankung der Lunge sind folgende drei Erreger, die zu den Chlamydien gehören:
Die Lungenentzündungen durch Chlamydien (Chlamydien-Pneumonien) werden zu den atypischen Pneumonien gezählt. Das sind Lungenentzündungen, die nicht durch Viren oder durch typische bakterielle Erreger wie Streptococcus pneumoniae (Pneumokokken) oder Haemophilus influenzae ausgelöst werden. Atypische Pneumonien machen sich weniger als typische Pneumonien durch Beschwerden in den Atemwegen und der Lunge bemerkbar. Dafür führen atypische Pneumonien öfter zu Allgemeinbeschwerden wie Kopfschmerzen oder Fieber.
Diese Chlamydien finden sich sehr häufig als Auslöser von Infektionen der Atemwege. Bei den meisten Betroffenen kommt es zu leichten Krankheitsverläufen oder zu keinen Symptomen. Die Erreger können jedoch manchmal Lungenentzündungen hervorrufen, besonders bei älteren Menschen. Vermutet wird, dass (abgesehen von Krankenhausinfektionen) 5 bis 15 Prozent der Lungenentzündungen durch Chlamydophila pneumoniae ausgelöst werden. Die Bakterien sind deshalb auch nach der Lungenentzündung benannt worden (Pneumonie ist der Fachausdruck für Lungenentzündung).
Chlamydophila pneumoniae wird durch Tröpfcheninfektion übertragen: Beim Husten und Niesen werden von Erkrankten Tröpfchen ausgeschleudert, die andere Personen einatmen können und sich daran anstecken können. Über den Speichel oder durch Schmierinfektion (wenn die Erreger nach dem Berühren von verunreinigten Oberflächen in Mund oder Nase gelangen) können Menschen sich ebenfalls anstecken. Nach ein bis vier Wochen kann es zur Entzündung im Rachen (Pharyngitis) und zu weiteren Atemwegserkrankungen wie Bronchitis, Nasennebenhöhlenentzündung oder Mittelohrentzündung kommen. Anzeichen für die Infektion mit diesen Chlamydien sind:
Wenn es zur Lungenentzündung kommt, treten meist leichtere Beschwerden auf als bei vielen anderen, typischen Erregern. Diese führen oft zu schweren Symptomen mit ausgeprägtem Krankheitsgefühl und starkem Fieber. Das ist bei der Lungenentzündung durch Chlamydophila pneumoniae nur selten der Fall. Wie gravierend oder mild die Erkrankung verläuft oder ob sie überhaupt Symptome auslöst, ist individuell unterschiedlich. Dies hängt unter anderem vom Allgemeinzustand und vom Alter des Betroffenen ab.
Die Erkrankung heilt von selbst ab. Die Bakterien können jahrelang in den Atemwegen überleben und die Betroffenen bleiben vermutlich eine lange Zeit infektiös. Dazu gibt es jedoch keine genauen wissenschaftlichen Untersuchungen.
In Ausnahmefällen kann es durch Chlamydophila pneumoniae zu schweren Komplikationen an anderen Organen wie Herzentzündungen (Endokarditis, Myokarditis) oder Gehirnentzündung (Enzephalitis) kommen. Die Infektion mit Chlamydophila pneumoniae spielt zudem eine Rolle bei einigen chronischen Erkrankungen wie Asthma bronchiale, chronischer Bronchitis und COPD (einer chronischen Lungenkrankheit).
Die Behandlung erfolgt mit Antibiotika (beispielsweise Doxycyclin, Erythromycin oder Azithromycin). Um die Abheilung zu fördern, sollten Betroffene genügend Flüssigkeit und Nährstoffe zu sich nehmen. Leichte körperliche Bewegung wirkt sich ebenfalls günstig aus, anstrengender Sport muss jedoch vermieden werden.
Eine Erkrankung, mit der sich Menschen meist an Vögeln anstecken, ist die Ornithose. Sie wird auch Psittakose genannt. Diese seltene Krankheit entsteht durch die Infektion mit Chlamydophila psittaci und hat Ähnlichkeit mit der Infektion durch Chlamydophila pneumoniae. Gefährdet sind zum Beispiel Vogelhalter oder Arbeiter in der Geflügelindustrie, die sich durch direkten Kontakt mit erkrankten Vögeln oder durch Einatmung über Staub, Sekrete, Ausscheidungen oder Federn infizieren. Nach einer Inkubationszeit von ein bis vier Wochen kann es zu Beschwerden kommen wie:
Meist treten die Beschwerden rasch ein und ähneln einer Grippe. Schwere Fälle der Ornithose (Psittakose) führen zu einer Lungenentzündung, die den anderen Chlamydien-Pneumonien ähnlich ist. Hier kann es ebenfalls zu verschieden schweren Verläufen kommen. Herzentzündungen und Gehirnentzündungen gehören zu den möglichen schwerwiegenden Komplikationen.
Die Ornithose lässt sich mit Antibiotika (ebenfalls üblicherweise Doxycyclin, Azithromycin oder Erythromycin) behandeln.
Babys können sich beim Geburtsvorgang mit Chlamydien anstecken, wenn die Mutter einen genitalen Befall mit den Erregern hat. Diese Chlamydien (Chlamydia trachomatis Typ D bis K) können zu Augeninfektionen beim Säugling, aber auch zu Lungenentzündungen führen. Das kann dann passieren, wenn das Kind Sekret bei der Geburt einatmet, das die Erreger enthält. Wenn der Geburtskanal der Mutter befallen ist, liegt die Gefahr der Lungenentzündung des Neugeborenen durch Chlamydien zwischen 5 und 30 Prozent.
Meist tritt die Lungenentzündung ein bis drei Monate nach der Geburt auf. Bei circa der Hälfte der Betroffenen gab es bereits vorher eine Bindehautentzündung durch Augeninfektion mit den Chlamydien. Babys mit Lungenentzündung durch Chlamydien wirken nicht massiv krank. Fieber tritt meist keins auf, ansonsten ist es leicht. Die Atemfrequenz ist erhöht und es kann zu Hustenanfällen kommen. Über die Hälfte der betroffenen Babys hat zugleich eine Mittelohrentzündung.
Die Behandlung der Neugeborenen-Pneumonie durch Chlamydien erfolgt mit den Antibiotika Erythromycin oder Azithromycin. Die Prognose der Lungenentzündung ist im Allgemeinen günstig. Probleme können manchmal in Form von Atemstillständen bei Frühgeborenen auftreten.
Zur Vorbeugung ist lediglich eine Screening-Untersuchung von Schwangeren und gegebenenfalls die Behandlung der Chlamydien-Infektion der Mutter möglich. Kinder, die dennoch unter der Geburt mit dem Erreger in Kontakt gekommen sind, werden auf Anzeichen einer chlamydienbedingten Lungenentzündung überwacht.
Deximed, Dr. med, Susanne Meinrenken – Lungenentzündung durch Chlamydien: https://deximed.de/home/b/lunge-atemwege/patienteninformationen/infektionen/lungenentzuendung-durch-chlamydien/ (online, letzter Abruf: 27.04.2020)
CDC Center for Disease Control and Prevention – Chlamydia pneumoniae Infection: https://www.cdc.gov/pneumonia/atypical/cpneumoniae/index.html (online, letzter Abruf: 27.04.2020)
Robert Koch Institut – Chlamydiosen (Teil 2): Erkrankungen durch Chlamydia psittaci, Chlamydia pneumoniae und Simkania negevensis, RKI-Ratgeber: https://www.rki.de/DE/Content/Infekt/EpidBull/Merkblaetter/Ratgeber_Chlamydiosen_Teil2.html (online, letzter Abruf: 27.04.2020)
The Lancet Respiratory Medicine, David L Hahn; Wilmore Webley – Chronic Chlamydia pneumoniae lung infection: a neglected explanation for macrolide effects in wheezing and asthma?: https://www.thelancet.com/journals/lanres/article/PIIS2213-2600(16)00064-3/fulltext (online, letzter Abruf: 27.04.2020)
AWMF online, Dr. Viviane Bremer; Prof. Dr. Norbert H. Brockmeyer; PD Dr. Wolfgang Frobenius; Dr. Wolfgang Fuchs; Dr. Gisela Gille; Prof. Dr. Gert Gross; Dr. Dagmar Heuer; Prof. Dr. Peter Höger; Dr. Christine Klapp; Prof. Dr. Volker Klauss; Prof. Dr. Walter
Krause; Prof. Dr. Jens Gert Kuipers; Andrea Mais; Dr. Christoph Mayr; Prof. Dr. Elisabeth Messmer; PD Dr. Thomas Meyer; Prof. Dr. Harald Moi; Prof. Dr. Andreas Müller; Heidrun Nitschke; Prof. Dr. Andreas Plettenberg; Dr. Anja Potthoff; Prof. Dr. Klaus Püschel; Dr. Heinrich Rasokat; PD Dr. Sebastian M. Schmidt; Prof. Dr. August Stich; Prof. Dr. Eberhard Straube; Dr. Jochen Swoboda; Prof. Dr. Wolfgang Weidner – Infektionen mit Chlamydia trachomatis: https://www.awmf.org/uploads/tx_szleitlinien/059-005l_S2k_Chlamydia-trachomatis_Infektionen_2016-12.pdf (online, letzter Abruf: 27.04.2020)
aktualisiert am 27.04.2020