Verschiedene Chlamydien können Erkrankungen des Menschen hervorrufen. Darunter ist in Deutschland die häufigste die sexuell übertragbare Infektion durch Chlamydia trachomatis vom Typ D bis K. Diese Bakterien können sowohl beim Mann als auch bei der Frau zu einer genitalen Entzündung und Entzündung der Harnröhre führen, aber auch Enddarm, Rachen oder Augen befallen. Die Infektion bleibt häufig ohne Symptome, weshalb sie oft nicht erkannt wird. Ansonsten sind Beschwerden wie Ausfluss oder Brennen typisch, die sich ein bis drei Wochen nach der Ansteckung (Inkubationszeit) entwickeln.
Eine weitere Erkrankung ist das Lymphogranuloma venereum. Es wird durch andere Chlamydien (Chlamydia trachomatis vom Typ L1 bis L3) ausgelöst, die ebenfalls sexuell übertragbar sind. Die Erkrankung führt unter anderem zu einer schweren Entzündung von Lymphknoten.
Bei der Frau kommt es durch eine Chlamydien-Infektion im Genitalbereich zu einer Entzündung der Harnröhre oder des Muttermundes. Die Infektion kann folgende Beschwerden auslösen:
Oft lässt sich der Befall nicht erkennen, weil er bei bis zu 80 Prozent der betroffenen Frauen keine Symptome hervorruft. Die Beschwerden durch Chlamydien können auch gering ausgeprägt sein und deshalb möglicherweise nicht als Hinweis auf die Infektion aufgefasst werden.
Beim Mann ist aufgrund einer Chlamydien-Infektion vorrangig die Harnröhre betroffen. Der Betroffene klagt über folgende Symptome:
Männer mit einem Befall der Harnröhre haben ebenfalls oft keine Beschwerden, dies trifft auf ungefähr die Hälfte der Fälle zu.
Aus einer Chlamydien-Infektion am Muttermund kann eine aufsteigende Entzündung entstehen. Der medizinische Ausdruck dafür ist Pelvic Inflammatory Disease (PID). Diese kann sich akut durch folgende Beschwerden bemerkbar machen:
Durch diesen Erkrankungsverlauf kann es zur Verklebung und Verlegung des Eileiters kommen. Das kann eine Unfruchtbarkeit der Frau bewirken oder zu einer Eileiterschwangerschaft oder Bauchhöhlenschwangerschaft führen. Ungewollte Kinderlosigkeit ist bei vielen betroffenen Frauen ein Anzeichen dafür, dass eine Infektion mit Chlamydien dafür verantwortlich ist.
Beim Mann kann eine aufsteigende Infektion zur Entzündung von Organen wie Prostata, Nebenhoden und Samenleiter führen. Die Symptome sind ein schmerzender und geschwollener Nebenhoden oder auch Hoden sowie Fieber. Ein Mann kann durch die ausgebreitete Infektion ebenfalls unfruchtbar werden, auch wenn die Unfruchtbarkeit beim Mann deutlich seltener als bei der Frau eintritt.
Eine Infektion beim Sexualverkehr über den After oder die Ausbreitung der Chlamydien von einer anderen Stelle des Körpers (bei Frauen oft aus der Scheide) kann zu einer Entzündung des Enddarms führen. In einem großen Teil der Fälle bleibt sie ohne Symptome. Wenn sich das Krankheitsgeschehen bemerkbar macht, dann können sich folgende Auffälligkeiten zeigen:
Über Oralverkehr können die Erreger in den Rachen geraten. Diese Infektion bleibt meist symptomlos, sie kann aber zu Beschwerden führen wie:
Wegen dieser häufig auch durch andere Krankheitserreger ausgelösten Symptome im Rachen wird die Chlamydien-Infektion oft nicht als solche entdeckt.
An den Augen kann sich bei Neugeborenen (Infektion über den Geburtskanal der infizierten Frau) oder bei Erwachsenen (direkter Kontakt oder eigene Übertragung über die Finger) eine Bindehautentzündung entwickeln. Durch erregerhaltiges Wasser ist die Infektion ebenfalls denkbar (sogenannte Schwimmbad-Konjunktivitis). Die Infektion, die sich 8 bis 14 Tage nach dem Kontakt entwickelt, führt zu angeschwollener, geröteter Bindehaut des Auges mit Absonderung von Sekret. Dieses besteht bei Neugeborenen oft aus Eiter, bei Erwachsenen ist es eher flüssig bis schleimig. Auf der Bindehaut sind typischerweise geschwollene Verdickungen (Papillen, Follikel) zu sehen.
Praktisch nur in tropischen Gegenden mit schlechten hygienischen Voraussetzungen ist das Trachom verbreitet. Das ist eine Augeninfektion durch bestimmte Chlamydien (Chlamydia trachomatis Typ A bis C), die oft schon beim Kind auftritt und im Laufe der Jahre zu fortschreitenden Schäden am Auge führt. Deshalb gehört das Trachom zu den häufigsten Gründen, weshalb Menschen erblinden.
Die Gelenke reagieren mitunter bei Patienten auf eine Chlamydien-Infektion an anderer Stelle, beispielsweise der Harnröhre. Bei der entstehenden reaktiven Arthritis können verschiedene Gelenke schmerzhaft und geschwollen sein. Häufig sind beispielsweise Knie oder Sprunggelenk betroffen. Neben weiteren Gelenken können auch die Zehen, Sehnenscheiden oder Augen betroffen sein. Die reaktive Arthritis kann der häufigen rheumatoiden Arthritis (Gelenkrheuma) ähnlich sein. Die reaktive Arthritis beginnt üblicherweise ein bis drei Wochen, nachdem die Infektion an anderer Stelle abgeklungen ist.
Als Lymphogranuloma venereum wird ein Krankheitsbild bezeichnet, das abweichend zur üblichen Form verläuft, weil andere Typen von Chlamydien verantwortlich sind. Es ist jedoch gleichermaßen eine sexuell übertragbare Erkrankung. Anfangs ist das Lymphogranuloma venereum durch die Entwicklung eines Bläschens oder kleinen Erhebung am Bereich des Infektionseintritts gekennzeichnet. Innerhalb kurzer Zeit wird die Stelle zu einem flachen Geschwür, das keine Schmerzen verursacht. Das Geschwür wird von Betroffenen oft nicht wahrgenommen und bildet sich innerhalb von zwei Wochen wieder zurück.
An den Lymphknoten in der Umgebung kommt es jedoch zur Schwellung. Die geschwollenen Lymphknoten führen zu Schmerzen. Die betroffenen Lymphknoten können sich auch zu größeren Bereichen mit Entzündungen (Abszessen) entwickeln, über denen es zu entzündlichen Hauterscheinungen kommen kann. Bereits nach Tagen können sich die Schwellungen nach außen eröffnen (Fisteln). Die offenen Stellen können über Wochen bestehen bleiben. Unbehandelt kommt es zum Befall von immer mehr Lymphknoten. Schließlich vernarbt das Gewebe. Die narbigen Bereiche können wiederum zu einem Aufstau von Lymphgefäßen führen, woraus sich als Spätfolge eine Schwellung (Lymphödem) entwickelt, die sich insbesondere am Genitalbereich findet.
Der Darm ist ein Bereich, von dem ebenfalls ein Lymphogranuloma venereum ausgehen kann. Hier kann es zur Enddarmentzündung mit Geschwürbildung kommen, zu deren Anzeichen ein Ausfluss aus dem After oder Stuhldrang mit Schmerzen gehören kann.
Healthline, Jill Seladi-Schulman – Everything You Need to Know About Chlamydia Infection: https://www.healthline.com/health/std/chlamydia (online, letzter Abruf: 24.04.2020)
Deutsche Aidshilfe – Chlamydien: https://www.aidshilfe.de/chlamydien (online, letzter Abruf: 24.04.2020)
AWMF online, Dr. Viviane Bremer; Prof. Dr. Norbert H. Brockmeyer; PD Dr. Wolfgang Frobenius; Dr. Wolfgang Fuchs; Dr. Gisela Gille; Prof. Dr. Gert Gross; Dr. Dagmar Heuer; Prof. Dr. Peter Höger; Dr. Christine Klapp; Prof. Dr. Volker Klauss; Prof. Dr. Walter
Krause; Prof. Dr. Jens Gert Kuipers; Andrea Mais; Dr. Christoph Mayr; Prof. Dr. Elisabeth Messmer; PD Dr. Thomas Meyer; Prof. Dr. Harald Moi; Prof. Dr. Andreas Müller; Heidrun Nitschke; Prof. Dr. Andreas Plettenberg; Dr. Anja Potthoff; Prof. Dr. Klaus Püschel; Dr. Heinrich Rasokat; PD Dr. Sebastian M. Schmidt; Prof. Dr. August Stich; Prof. Dr. Eberhard Straube; Dr. Jochen Swoboda; Prof. Dr. Wolfgang Weidner – Infektionen mit Chlamydia trachomatis: https://www.awmf.org/uploads/tx_szleitlinien/059-005l_S2k_Chlamydia-trachomatis_Infektionen_2016-12.pdf (online, letzter Abruf: 24.04.2020)
NHS – Symptoms Chlamydia: https://www.nhs.uk/conditions/chlamydia/symptoms/ (online, letzter Abruf: 24.04.2020)
aktualisiert am 24.04.2020