Bei einer Krebserkrankung besteht eine bösartige Neubildung von Gewebe (bösartiger Tumor, Malignom, maligne Neoplasie). Zellen in bösartigen Tumoren vermehren sich unkontrolliert, wachsen in umliegendes Gewebe ein und können Tochtergeschwülste (Metastasen) in anderen Körperbereichen bilden. Es kann zu schwerwiegenden, teils lebensbedrohlichen Folgeerscheinungen kommen. Bei bösartigen Tumoren ist häufig eine Chemotherapie (Behandlung mit bestimmten Medikamenten) sinnvoll.
Durch Schädigung des Erbguts kommt es zu einem ungehemmten Wachstum der Zellen der Krebsgeschwulst.
Schädigende Einwirkungen verschiedener Art können das Risiko für Krebs erhöhen. Dazu gehören Rauchen (unter anderem erhöhte Gefahr von Lungenkrebs) und Alkohol (Risikoerhöhung unter anderem von Speiseröhren-, Darm- oder Bauchspeicheldrüsenkrebs) ebenso wie verschiedene Faktoren einer ungesunden Ernährung (beispielsweise zu viel Fett). Dagegen können Ballaststoffe das Darmkrebsrisiko senken. Ebenfalls können so genannte Antioxidantien Erbgutveränderungen verhindern und somit einer Krebserkrankung vorbeugen. Förderlich für die Ausbildung von (bösartigen) Tumoren sind dagegen Infektionen mit verschiedenen Viren (beispielsweise HPV oder Hepatitis B) sowie bestimmte Gifte in der Umwelt. Ebenso können Strahlen für den Krebs verantwortlich sein, z. B. auch UV-Strahlen im Sonnenlicht bei Hautkrebs. Meist treten Tumore in höherem Lebensalter auf, manche Arten haben aber auch ihren Altersgipfel in Kindheit oder Jugend. Es besteht oft eine erbliche Komponente der Krebserkrankung, beispielsweise ist das Risiko für bestimmte Krebsarten erhöht, wenn Verwandte erkrankt sind. Auf dem Boden von gutartigen Tumoren kann sich manchmal eine bösartige Geschwulst bilden (z. B. Darmkrebs bei Darmpolypen).
Es ist jedoch auch ohne Vorliegen von Risikofaktoren nicht auszuschließen, dass sich ein bösartiger Tumor entwickelt.
Der größte Teil der Tumore entwickelt sich zunächst als knotenartige Gewebewucherung an einer Stelle. Es gibt allerdings auch Tumore, die sich rasch im Körper verteilen, beispielsweise Leukämie (unkontrollierte Vermehrung von Vorläuferzellen der Blutzellen) und Lymphome (betreffen Lymphzellen). Bösartige Tumore, die aus Oberflächen-Zellen (auch z. B. aus inneren Organen) hervorgehen, bezeichnet man als Karzinom. Solche, die aus Muskel-, Knochen-, Binde- oder Weichgewebe hervorgehen, bezeichnet man als Sarkom.
Prinzipiell kann sich Krebs aus allen Körperzellen an jeder Stelle entwickeln. An bestimmten Organen und Orten ist eine Krebsentwicklung jedoch weitaus häufiger als an anderen. Bösartige, solide Tumore wachsen in Strukturen in der Umgebung ein. Diese können dabei geschädigt oder zerstört werden. Es können sich Tochtergeschwülste (Metastasen) in andere Körperbereiche oder in nahe Lymphknoten absiedeln und auch dort schwerwiegende Probleme bereiten.
Es finden sich bei bösartigen Tumoren nicht selten Begleiterscheinungen. Oft kommt es zu einer Abnahme des Körpergewichts (Tumorkachexie) und (z. B. durch Blutungen) zu einer Blutarmut (Anämie). Bei hormonproduzierenden Tumoren kann das Hormongleichgewicht durcheinandergebracht werden, so dass sich verschiedene Syndrome entwickeln können. Dazu gehört beispielsweise beim Bronchialkarzinom (Lungenkrebs) das so genannte Cushing-Syndrom durch überschießende Bildung von ACTH, welches eine vermehrte Ausschüttung von Cortisol bewirkt.
Leukämie als Sonderform eines malignen (bösartigen) Tumors findet sich vergleichsweise häufig schon im Kindesalter. Leukämie, Lymphome und weitere Tumore der blutbildenden Zellen besitzen viele Unterarten, die teilweise Gemeinsamkeiten, aber auch verschiedene Symptome aufweisen. Beispielsweise ist oftmals eine Lymphknotenschwellung, Armut an roten Blutkörperchen (so genannte Blutarmut, Anämie) und körperliche Schwächung vorhanden.
Es erfolgen die Anamnese (Befragung des Patienten nach Symptomen und Vorerkrankungen) und die körperliche Grunduntersuchung. Oftmals sind bildgebende Verfahren bei Tumoren sinnvoll, z. B. Röntgen, Ultraschall oder Computertomographie. Ebenfalls wird eine Blutuntersuchung durchgeführt. Die genaue Art des Tumors kann oft erst durch eine Probeentnahme (Biopsie) mit feingeweblicher Untersuchung festgestellt werden. Weitere diagnostische Methoden werden abhängig von der Art der Geschwulst durchgeführt. Wichtig vor einer Chemotherapie ist die Feststellung der Ausdehnung, der Bösartigkeit, möglicher Tochtergeschwülste (Metastasen) sowie möglicher Begleiterkrankungen.
Je nach der Art und der Stelle des Tumors müssen diverse andere Krankheiten unterschieden werden. Dazu gehören unter anderem andere Arten von gutartigen oder bösartigen Tumoren, Infektionen oder Hormonstörungen anderer Ursache.
Eine Chemotherapie bezeichnet die Behandlung bösartiger Neubildungen mit Medikamenten. Der Vorteil zur operativen Therapie und zur Bestrahlung ist, dass nicht ein Bereich, sondern der ganze Körper erreicht wird. Die Krebszellen werden im Wachstum gehemmt oder verschwinden sogar teilweise oder ganz. Auch wird das Abwehrsystem dann wirkungsvoller.
Für die Chemotherapie wird ein individueller Plan erstellt. Dieser richtet sich nach einigen Faktoren, die auf den Patienten zutreffen. Falls durch eine Operation oder auch durch eine Strahlentherapie oder andere Maßnahmen der Tumor komplett entfernt werden konnte, dient die Chemotherapie dazu, den Gesundheitszustand dauerhaft zu bewahren und ein Wiederauftreten (Rezidiv) der bösartigen Neubildung zu verhindern (adjuvante Therapie). Bei noch vorhandenen Krebszellen wird möglichst versucht, die bösartige Erkrankung durch die Chemotherapie zum Abheilen zu bringen (kurative Therapie). Hierbei muss oft durch die hohe Dosis und die starke Wirksamkeit auch ein Risiko für gravierende Nebenwirkungen eingegangen werden. Falls aus ärztlicher Sicht keine Ausheilung mehr für möglich gehalten wird, so wird die Chemotherapie vorgenommen, um eine möglichst lange Lebenserhaltung mit möglichst wenig Beschwerden zu erreichen (palliative Therapie).
Zur Chemotherapie können einige unterschiedliche Arzneimittel verwendet werden. Einige können als Tablette oder Kapsel geschluckt werden, andere werden als Spritze oder Infusion gegeben. In vielen Fällen werden mehrere Medikamente in Kombination gegeben, manchmal genügt auch ein Einzelmedikament. Auch mit weiteren Behandlungsmethoden kann die Chemotherapie kombiniert werden.
Wirkstoffe, die für eine Chemotherapie in Frage kommen, sind unter anderem Botenstoffe, die der Verständigung von Zellen dienen, Hormone und Abkömmlinge sowie immunologisch wirksame Substanzen. Oft verwendet werden beispielsweise Alkylantien, Anthrazyklin-Abkömmlinge, Antimetaboliten, Platin-haltige Wirkstoffe, Taxane, Topoisomerasehemmer sowie Vinca-Alkaloide.
Vor dem Beginn der Chemotherapie wird ein Therapieschema festgelegt. Hier wird geregelt, welche Wirkstoffe in welcher Abfolge gegeben werden. Wird ein Therapieschema mehrmals hintereinander durchgeführt, so wird dies als Behandlungszyklus bezeichnet. Der Behandlungsplan beziehungsweise die Therapiezyklen können auch während des Zeitraums der Chemotherapie abgeändert werden, wenn zwischenzeitliche Untersuchungsergebnisse dafür sprechen. Regelmäßig werden Untersuchungen durchgeführt, ob die Chemotherapie anschlägt und ob sich eventuell zu starke Nebenwirkungen ergeben haben.
Bei vielen, aber nicht bei allen soliden Tumoren ist eine Operation zur Entfernung der Geschwulst angezeigt. Zu den Gründen, die oftmals gegen eine operative Herausnahme der Geschwulst sprechen, gehört das Vorhandensein von Tochtergeschwülsten (Metastasen).
Wirkstoffe zur Chemotherapie können nicht nur die Funktion der Krebszellen, sondern auch die der gesunden Körperzellen stören. Die Nebenwirkungen sind abhängig vom jeweiligen Medikament und von der verabreichten Dosis. Oftmals muss ein gewisses Risiko für heftige Nebenwirkungen eingegangen werden, damit das Medikament seine volle Wirkung entfalten kann. Diese können manchmal auch lebensbedrohlich sein.
Bei einer Chemotherapie tritt oftmals ein körperlicher Leistungsabfall auf. Durch Einschränkung der Neubildung von roten Blutkörperchen kann es zur so genannten Blutarmut (Anämie) kommen, bei sich Müdigkeitserscheinungen und Leistungseinschränkungen zeigen. Eine verringerte Bildung von weißen Blutzellen führt zu einer Schwächung des Abwehrsystems mit vermehrter Infektanfälligkeit. Werden weniger Thrombozyten (Blutplättchen) hergestellt, so kann es häufiger zu Blutungen und Blutergüssen auch nach nur kleinen Einwirkungen oder im schlimmsten Fall sogar ganz ohne äußere Anlässe kommen. Es kommt häufig zu einem Haarausfall, die Haare wachsen nach einigen Monaten jedoch wieder. Es kann zu Übelkeit, Erbrechen, Appetitlosigkeit und Schleimhautentzündungen kommen. Allergische Reaktionen jeden Schweregrades sind möglich. Auch auf Leber, Nieren, Herz, Haut und Nervensystem kann die Chemotherapie ungünstige Auswirkungen haben. Manchmal kann (insbesondere bei zusätzlicher Strahlentherapie) die Entwicklung von weiteren bösartigen Tumoren gefördert werden. Je nach den verwendeten Medikamenten ergeben sich weitere spezielle Nebenwirkungen. Unfruchtbarkeit ist möglich, das sexuelle Verlangen kann abnehmen. Da ein ungeborenes Kind durch die Chemotherapie-Medikamente geschädigt werden kann, sollte eine Schwangerschaft während und bis ein Jahr nach der Behandlungsphase verhindert werden.
Werden die Wirkstoffe injiziert, so können sich Schmerzen und Schwellungen sowie selten Entzündungen, Blutungen, Nervenschädigungen oder Gewebeuntergang (Nekrose) ausbilden.
Hinweis: Dieser Abschnitt kann nur einen kurzen Abriss über die gängigsten Risiken, Nebenwirkungen und Komplikationen geben und erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Das Gespräch mit dem Arzt kann hierdurch nicht ersetzt werden.
Die Prognose ist in hohem Maße abhängig von Art und Ausdehnung des Tumors sowie von der Wahl der richtigen Therapiemittel. In vielen Fällen verkleinert sich die Geschwulst durch die Chemotherapie oder verschwindet sogar ganz. Allerdings müssen häufig auch gewisse Risiken und Nebenwirkungen eingegangen werden, um den Krebsbefall verschwinden zu lassen. Es wird immer vor der Therapie abgewägt, ob ein größerer Nutzen oder Schaden zu erwarten ist. Eine Garantie, dass die Behandlung anschlägt, kann nicht gegeben werden.
Andere Medikamente, die der Patient einnimmt, müssen dem behandelnden Arzt mitgeteilt werden.
Schema und Dosis der Medikamenteneinnahme sollten gewissenhaft eingehalten werden. Auch Termine zur ärztlichen Kontrolle sollten wahrgenommen werden.
Falls das Risiko für Infektionen durch die Chemotherapie größer wird, sollte der Patient Menschenmengen meiden und sich nicht bei Menschen aufhalten, die an einer Infektionskrankheit leiden (auch z. B. ansonsten harmlose Erkältungen).
Auch während der Chemotherapie kann der Patient in Absprache mit dem Arzt oft normale Tätigkeiten verrichten und eventuell auch seinem Beruf nachgehen.
Bei depressiven Verstimmungen, die sich während der Krankheit ergeben können, können z. B. psycho-onkologische Beratungsstellen helfen, diese zu bekämpfen.
Bei Auftreten von Besonderheiten, die auf Komplikationen hindeuten könnten, z. B. Fieber, Entzündungen oder Blutungen, sollte baldmöglichst der Arzt kontaktiert werden. Einrichtungen, die vielerorts zur Verfügung stehen. Fragen Sie danach und nach Selbsthilfegruppen in Ihrer Nähe.
aktualisiert am 17.02.2023