Carisolv ist ein Gel, das zur sogenannten chemomechanischen Herauslösung von Karies zum Einsatz kommt. Das Verfahren ist relativ neu und wird routinemäßig in Deutschland erst seit 1997 durchgeführt.
Das Carisolv-Gel wird kurz vor dem therapeutischen Einsatz unter anderem aus dem Desinfektionsmittel Natriumhypochlorit und aus bestimmten Aminosäuren zusammengemischt.
Es löst systematisch die von Karies befallenen Stellen aus dem Zahn heraus, intakte Zahnsubstanz wird von Carisolv nicht angegriffen. Auch ansonsten ist Carisolv schonend, dennoch sollte das Gel möglichst nicht die Schleimhaut berühren. Nach einer kurzen Einwirkungszeit von 30 Sekunden kann der Zahnarzt beginnen, die mit Carisolv eingeweichten Kariesareale mit besonders für die Methode entwickelten Schabeinstrumenten herauszukratzen.
Mit dem Bohrer muss dabei nur gearbeitet werden, um eventuell unter der Oberfläche liegende Karies mit zu kleinen Verbindungen nach außen erreichen zu können, um alte Füllungen auszubohren, oder um nicht durch Carisolv herauslösbare Kariesanteile zu entfernen. In einigen Fällen kann zu diesen Zwecken auch ein Laser benutzt werden. Das Aufbringen von Carisolv muss gegebenenfalls mehrfach wiederholt werden, um tiefer liegende Karies weiter aufzulösen. Durch seine Erfahrung testet der Zahnarzt immer wieder, ob noch größere kariöse Anteile vorhanden sind, ganz kleine noch im Zahn sitzende Stellen können gelegentlich nicht mehr herausbekommen werden, sind allerdings bei geringer Ausdehnung auch nicht störend oder weiterhin schädigend.
Meist wird nach der Behandlung kleinerer Defekte mit Carisolv eine Kompositfüllung gesetzt, also mit einem flüssigen Material, welches sich in die Aushöhlung einfügt und dort aushärtet. Nach der Behandlung wird die Oberfläche von Zahn und Füllung noch poliert. Carisolv hat den großen Vorteil gegenüber anderen Verfahren, dass es für den Patienten sehr angenehm ist und oft kein als unangenehm empfundenes Bohren notwendig ist. Daher wird es oftmals bei Kindern oder ängstlichen Personen eingesetzt. Eine Betäubungsspritze ist bei der Kariesbehandlung mit Carisolv nur selten nötig.
Zudem schont Carisolv die gesunden Zahnanteile, der Substanzverlust ist wesentlich geringer als z.B. beim Bohren. Ein Nachteil von Carisolv ist, dass die Behandlungssitzung im Allgemeinen länger dauert als bei herkömmlichen Verfahren. Das Gel kann auch nicht bei allen Kariesfällen eingesetzt werden. Chronische Karies lässt sich oftmals wesentlich schwieriger mit Carisolv herauslösen als noch nicht lange bestehende. Bei tiefer Karies sollte das Carisolv-Gel nicht über eine zu lange Zeit einwirken, damit die Pulpa (Zahnmark) bei eventuellem Kontakt nicht in Mitleidenschaft gezogen wird.
Letzte Aktualisierung am 01.10.2018.